Predigt zu 1. Kor 12, 1-11

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Predigt zu 1. Kor 12, 1-11

Predigt für den Pfingstmontag, 24. 5. 2021; | 1. Kor. 12, 1-11 | verfasst Winfried Klotz |

1.Korinther 12, 1-11 (Text: Gute Nachricht Bibel) Der Apostel Paulus schreibt an die christliche Gemeinde in Korinth:

Brüder und Schwestern! Ich komme nun zu den Fähigkeiten, die der Geist Gottes schenkt, und sage euch, was ihr darüber wissen müsst.

2 Ihr erinnert euch: Als ihr noch Ungläubige wart, seid ihr vor den stummen Götzen in Ekstase geraten.   Gal 4,8

3 Darum muss ich euch vor allem eines sagen: Wenn Gottes Geist von einem Menschen Besitz ergriffen hat, kann dieser nicht sagen: »Jesus sei verflucht!« Umgekehrt kann niemand sagen: »Jesus ist der Herr!«, wenn nicht der Heilige Geist in ihm wirkt.    1Joh 4,2-3; Röm 10,9; Phil 2,11

4 Es gibt verschiedene Gaben, doch ein und derselbe Geist teilt sie zu.    (12,4-11) 12,27–14,40; Röm 12,6-8; Eph 4,4

5 Es gibt verschiedene Dienste, doch ein und derselbe Herr macht dazu fähig.

6 Es gibt verschiedene Wunderkräfte, doch ein und derselbe Gott schenkt sie – er, der alles in allen wirkt.

7 Doch an jedem und jeder in der Gemeinde zeigt der Heilige Geist seine Wirkung in der Weise und mit dem Ziel, dass alle etwas davon haben.   14,26S

8 Die einen befähigt der Geist dazu, Gottes weisheitsvolle Pläne zu enthüllen; andere lässt er erkennen, was in einer schwierigen Lage getan werden soll.

9 Derselbe Geist gibt den einen besondere Glaubenskraft und den anderen die Kraft, zu heilen.

10 Der Geist ermächtigt die einen, Wunder zu tun; andere macht er fähig, Weisungen Gottes zu verkünden. Wieder andere können unterscheiden, was aus dem Geist Gottes kommt und was nicht. Die einen befähigt der Geist, in unbekannten Sprachen zu reden; anderen gibt er die Fähigkeit, das Gesagte zu deuten.   Apg 2,4S

11 Aber das alles bewirkt ein und derselbe Geist. So wie er es will, teilt er jedem und jeder in der Gemeinde die eigene Fähigkeit zu.   7,7; Röm 12,3; Eph 4,7; 1Petr 4,10

Liebe Schwestern und Brüder,

Gaben des Geistes, Fähigkeiten, die der Geist schenkt, der Apostel Paulus schreibt über die Auswirkungen des Geistes Gottes im Leben der Gemeinde. Die Gemeinde Jesu ist nicht allein auf Worte oder das Wort gegründet, auf eine Nachricht, eine Information, sondern der Geist Gottes bestätigt das Wort; er macht, dass das Evangelium vom Kopf ins Herz geht und dem Leben eine neue Richtung gibt; er verwirklicht, was das Wort ankündigt: Glaube, Hoffnung, Liebe, drei grundlegende Gaben des Geistes, deren Größte die Liebe ist. Im 2. Kapitel unseres Briefes schreibt der Apostel: „Mein Wort und meine Botschaft wirkten nicht durch Tiefsinn und Überredungskunst, sondern weil Gottes Geist sich darin mächtig erwies. Euer Glaube sollte sich nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf die Kraft Gottes.“ (V. 4-5) Es geht beim Glauben, dieser Bindung des Vertrauens an Gott durch Jesus Christus also nicht um zuerst um ein besseres Verständnis des eigenen Lebens, um einen Sinn im Leben, sondern um die Einbindung in eine Wirklichkeit; genau das schafft der Geist Gottes.

Der Apostel antwortet in unserem Abschnitt auf Fragen zu den Wirkungen des Geistes Gottes. Um eine Klärung herbeizuführen, holt er weit aus. Wie war das damals als ihr den lebendigen Gott noch nicht kanntet? Wie war euer Umgang mit dem, was ihr an Gottes statt verehrt habt? Auch wenn diese Götzen stumm waren, so wart ihr doch von ihnen fasziniert, ja manche von euch sind bei der Verehrung dieser „Nicht-Götter“ in Ekstase geraten. Da ging es hoch her, so wie es manchmal heute in euren Gottesdiensten auch hoch her geht. Was aber ist der Unterschied zwischen damals und heute? Ungewöhnliche Manifestationen gab es damals, gibt es heute. Was damals und heute unterscheidet ist das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn. Die an den stummen Götzen hängen verfluchen Jesus, ihr aber preist ihn als den Herrn, ob ihr in Ekstase redet oder mit klarem Verstand.

„Herr ist Jesus“, (V. 3b) ausführlicher: Jesus Christus ist der Herr! Das ist das Grundbekenntnis der christlichen Gemeinde. Das verbindet Christen miteinander und trennt zugleich von anderen Lehren und Kulten. Herr ist Jesus, das meint: Er ist die Brücke zu Gott, durch ihn bin ich mit Gott versöhnt und damit ein Kind Gottes; das meint auch: mein Tun und Lassen geschieht in seiner Nachfolge. Es soll mich nichts sonst beherrschen, weder Geld und Gut noch Not und Elend; weder Ansehen und Ehre bei den Menschen noch Verachtung und Unterdrückung. Ja auch meine Schwächen, mein Scheitern, meine Irrwege und Verfehlungen haben nicht das letzte Wort über mich; mein Herr ist Jesus! IHM ist alles anheimgestellt, von ihm erbitte und empfange ich Trost und Zurechtweisung; er sagt JA zu mir, auch wenn im Moment ein dickes Nein meinen Lebensweg blockiert.

Herr ist Jesus! Von diesem Zentrum her empfangen die Gaben des Geistes, die Dienste und Wunderkräfte ihre Ausrichtung, Beglaubigung, Kraft. Ausrichtung: sie sind gegeben zum Nutzen aller; Beglaubigung: sie sind wahr, wenn ER sich darin verwirklichen kann; Kraft, gewiss arbeiten wir mit unseren Kräften, aber indem wir arbeiten, wird Gottes Kraft spürbar. Das geht so weit, das Paulus im 2. Korintherbrief (12, 9f) schreiben kann: „Aber der Herr hat zu mir gesagt: »Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.« Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja, ich bin stolz darauf, weil dann Christus seine Kraft an mir erweisen kann.“

Und noch etwas Wichtiges: Es sind nicht verschiedene Geister, die in der Gemeinde Jesu Christi wirken! Hinter allen Gaben, Diensten und Kräften steht der dreieinige Gott. Er neigt sich in Jesus zu uns herab und sendet seinen Geist, damit unser Vertrauen zu ihm mit Leben und Kraft erfüllt ist. So können wir für IHN brennen, nicht in fanatischer Überheblichkeit, aber in liebevoller Klarheit, ihm und den Nächsten zugewandt.

Dieses Brennen erweist sich als Wirkung seines Geistes, wenn es zum Nutzen aller ist. Hindernd, ja zerstörerisch dagegen ist es, wenn es überformt ist vom Drang, sich selbst zu beweisen, von Rivalität und der Suche nach Anerkennung. Dann ist dieses Brennen des Geistes abgelenkt von seiner Mitte, der in Jesus Christus geschenkten Liebe Gottes. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist“, schreibt Paulus im Römerbrief. (5, 5) Gottes Geist hat zwei Hauptanliegen: er macht uns Christus groß, und er befähigt uns zur Liebe zu Gott und den Menschen. Der letzte Vers unseres 12 Kapitels: „Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt“ (V. 31b), und das folgende „Hohelied der Liebe“ weisen darauf hin.

So sehr wir uns danach sehnen, dass die christliche Gemeinde ein Ort der Gemeinschaft, der Nähe, der Zugewandtheit ist, so sehr zu erwarten ist, dass Christen fähig sind, aufeinander zu zugehen, Brücken über unterschiedliche Meinungen und Wege zu schlagen, ehrlich zu reden und auf Intrigen zu verzichten, so sehr ist christliche Gemeinde doch eine irdische Veranstaltung mit Menschen, die Fehler machen, ja auch wirklich aneinander schuldig werden. Das wäre nicht so schlimm, wenn das Brennen des Geistes Jesu uns dazu triebe, ehrlich und liebevoll reinen Tisch zu machen. Ich weiß: ER treibt uns ganz gewiss dazu, aber wir sind Meister im Verdrängen seines Redens; wir glauben gewiss daran, dass Gott uns liebt, aber wir gehorchen seiner Liebe nicht! Da zeigt sich: wir gebrauchen unsere Gaben erst zu unserem eigenen Nutzen, dann auch zum Nutzen aller, eingeschlossen den, den wir unseren Herr nennen. So bekommt unser Dienst dunkle Flecken, es fehlt die Durchschlagskraft und Nachhaltigkeit. Die Gemeinde wird nicht gesammelt, sondern zerstreut sich, denn es fehlt der wärmende Ofen der Liebe. Dieser Ofen brennt nämlich nicht, weil jemand nette und kluge Worte spricht oder ein guter Kumpel ist, sondern weil jemand sich selbst als Brennmaterial gibt. Ein letzter Satz dazu: Wer sich nicht um Jesu willen in den Hintern treten lassen kann, nicht zurücktritt und trotzdem den Kopf oben trägt, lebt noch in der Werkgerechtigkeit und hat den Kern des Evangeliums – „Jesus Christus – Gottes Liebe für mich!“ nicht ergriffen.

Die vielen Gaben des einen Geistes Jesu: Paulus zählt in unserem Abschnitt in Kenntnis dessen, was in der Gemeinde in Korinth wichtig war, verschiedene Gaben auf; ob die Reihenfolge eher zufällig ist oder eine Wertung enthält, kann ich kaum beurteilen. Vom Beginn des 14. Kapitel her steht die geschwisterliche Liebe im Zentrum, während prophetische Rede als Zweites erstrebenswert ist. Das ekstatische Lob Gottes in anderen Sprachen ist nach Paulus weniger gemeindetauglich, wenn es nicht ausgelegt wird.

Ich zähle einmal auf, was Paulus als Gaben des Geistes nennt: von Weisheit reden, Erkenntnis mitteilen, Glaubenskraft, Krankheiten heilen, Wunderkräfte, prophetische Rede, Unterscheidung der Geister, verschiedene Arten der Zungenrede und die Gabe sie zu deuten. All das wirkt der eine Geist. Das betont Paulus mehrmals, es ist ihm wichtig. Der eine Geist pflanzt ein in den einen Leib.

Viele Gaben- ein Geist. Was Paulus hier und im Römerbrief, Kap. 12 aufzählt, sind keine Selbstverständlichkeiten. Weder, dass er überhaupt von den Gaben des Geistes redet, noch was er an natürlich oder auch übernatürlich scheinenden Begabungen nennt. Gemeinde war durch die Zusage Jesu „charismatische Gemeinde“! Wir sind heute daran gewöhnt, dass Kirche und Gemeinde als geordnete Institutionen bestehen, finanziert durch die Kirchensteuer, und einen Stamm von Haupt- und nebenamtlichen MitarbeiterInnen beschäftigt. Und wir erwarten von denen, die mitarbeiten, dass sie die erforderlichen Begabungen und Kenntnisse haben. Menschen, die nicht in einem Arbeitsverhältnis zur Kirche stehen, werden oft in zweierlei Hinsicht gebraucht: für Hilfstätigkeiten wie z. B. das Austragen des Gemeindebriefs, den Besuchsdienst, den Kirchenchor und als Beteiligte in von der kirchlichen Demokratie geforderten Gremien. Dass jemand regelmäßig auf die Kanzel steigt, erfordert ein Studium oder eine Ausbildung als Prädikant und eine kirchliche Prüfung und Zulassung. Es ist alles „verordnet“ und geregelt. Nachdem in der Reformation das Ehrenamt im Sinne des Priestertums aller Gläubigen entdeckt wurde, ist es heute gut geregelt, aber nur sehr begrenzt für den Dienst der Gemeinde insgesamt erforderlich. Das war zu Paulus‘ Zeit anders; bezahlte Hauptamtliche gab es nicht. Die am Ende des Kapitels als wichtige Funktionen in und für die Gemeinde genannten Apostel („Missionare“) Propheten, Lehrer, Wundertäter, Heilende und in fremden Sprachen Gott Lobende (V. 29f) werden alle nicht dafür bezahlt, höchsten freiwillig unterstützt. Ihre Prüfung haben sie vor der Gemeinde abgelegt, indem sie ihren Dienst ausübten. Getrieben hat sie das innere Brennen des Geistes, der ihre Fähigkeiten in Dienst nahm und erweiterte.

Ich weiß, die Wiederkehr alter „besserer“ Zeiten fordern bringt nichts, aber dass wir die Zusage Jesu ernst nehmen, „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“, und deshalb den, der den Geist gesandt hat, um die für uns vorgesehene Portion bitten. Und in der Spur Jesu lebend entdecken und gebrauchen, was er uns durch seinen Geist gegeben hat. Warten wir nicht ab, bis wir gebraucht werden! Oder dem kirchlichen Regelwerk entsprechen. In Demut vor Gott und seiner Gemeinde wirken wir. Welche Begabungen durch den Hl. Geist werden heute vor allem gebraucht?

Ich frage meine Frau. Ihre Antwort: Wir brauchen heute vor allem Gemeinschaft, einander verstehen, Einigkeit. Das scheint kein Problem zu sein. Bei einem Bier zusammensitzen und miteinander reden, feiern, ist das schwierig? Achten wir mal darauf, wer mit wem zusammensitzt und redet. Es sind die, die sich sowieso mögen und verstehen. Die Clique trifft sich und feiert; andere, schwierige Menschen, Leute, die quer liegen zur Mehrheitsmeinung bleiben vor der Tür. Und erst recht werden die ausgeschlossen, die durch Unfreundlichkeit und Gegnerschaft in wichtigen Fragen aufgefallen sind. Auch Ehre und Ansehen hängen unter Christen hoch; wer hat was zu bestimmen und wer hat was falsch gemacht? sind gerne gestellte Fragen. Ich will gar nicht von Verfehlungen reden, von Schuld, die Menschen in der Gemeinde voneinander trennt. In Einigkeit miteinander leben und Christus dienen, dazu braucht es das Brennen der Liebe Gottes, das die Situation klärende prophetische Wort, die Erfahrung, durch den Glauben bin ich bei Gott angenommen, Weisheit, die psychische Befindlichkeiten durchschaut …. und die Demut, mit all diesen Gaben zu dienen und nicht zu herrschen.

Viele Gaben braucht es, damit Gemeinde Jesu leben und für andere da sein kann. Gott gibt sie denen, die darum bitten. Amen

 

Gebet- Fürbitten:

Dreieiniger Gott, vor Dir beugen wir unsere Knie und Herzen; unbegreiflich bist du uns, all unsere Vorstellungen übersteigst du. Aber in Jesus Christus und der Geschichte deines Volkes Israel, an der wir durch ihn Anteil haben, können wir dich erkennen. Durch Jesus vernehmen wir dein Reden und verstehen dein Handeln, durch ihn hast du uns die Brücke gebaut zu dir. Durch ihn hast du auch deinen Heiligen Geist gesandt, du schenkst uns lebendigen Anteil an dir.

So bitten wir dich, dreieiniger Gott, um den Anteil an dir, den wir brauchen, um als deine Gemeinde in dieser Zeit und Welt bestehen zu können. Wir bitten darum, dass deine Liebe uns erfüllt, dass wir, erfüllt mit Glaube und Hoffnung, beten können wie es dir gefällt. Wir bitten um Worte und Taten, die für die Botschaft des Evangeliums Zeugnis ablegen. Wir bitten um einen klaren Blick, damit wir beurteilen können, was zur Versöhnung zwischen den Menschen hilft, sei es in der Gemeinde, Gesellschaft oder den Völkern.

Insbesondere bitten wir dich …. (hier sollten die aktuellen Krisen und Nöte genannt werden).

Wir danken dir, dass du uns hörst und nach deinem Willen erhörst. In der Stille bringen wir unsere persönlichen Anliegen vor dich: ….

Stilles Gebet

Vater unser

 

Liedvorschläge: Pfingstlieder aus dem EG, z. B. 134, Komm, o komm, du Geist des Lebens; EG 251, Herz und Herz vereint zusammen; Lebenslieder 159, Nehmt einander an (Arno Backhaus); Lebenslieder 253, Herr, füll mich neu, Jesus-Bruderschaft; EG+ 135, Wie ein Fest nach langer Trauer (LL 132); Unser Liederbuch 243, Kommt und empfangt den Geist des Sohnes, John Wimber; Lebenslieder plus 49, Herr, das Licht deiner Liebe leuchtet auf, Graham Kendrick.

Winfried Klotz, Pfr. i. R., Bad König im Odenwald

Jahrgang 1952, verheiratet, 3 erwachsene Kinder; Hobbyschafhalter; Mitglied im Pfarrgebetsbund.

winfried.klotz@web.de

 

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