Predigt zu Lukas 16, 1-9

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Predigt zu Lukas 16, 1-9

Predigt zu Lukas 16, 1-9 (Text: Züricher Bibel) | verfasst von Winfried Klotz |

16,1 Und zu den Jüngern sprach er: Es war einmal ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter. Der wurde bei ihm verklagt, er verschleudere sein Vermögen. 15,13
2 Da rief er ihn zu sich und sagte: Was höre ich da über dich? Leg die Schlussabrechnung vor, denn du kannst nicht länger Verwalter sein!
3 Der Verwalter aber sagte sich: Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung wegnimmt? Zu graben bin ich nicht stark genug, und zu betteln schäme ich mich.
4 Ich weiss, was ich tun werde, damit sie mich, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin, in ihre Häuser aufnehmen.
5 Und er rief die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich und sagte zum ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6 Der sprach: Hundert Fass Öl. Er aber sagte zu ihm: Da, nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib schnell fünfzig!
7 Darauf sagte er zum zweiten: Und du, wie viel bist du schuldig? Der sagte: Hundert Sack Weizen. Er sagte zu ihm: Da, nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.
8 Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Ja, die Söhne dieser Welt sind im Verkehr mit ihresgleichen klüger als die Söhne des Lichts!
9 Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit man euch, wenn er ausgeht, aufnimmt in die ewigen Wohnungen. 12,33!

Liebe Gemeinde,
ein fatales Beispiel für moralisches Versagen, so könnte man diese Geschichte überschreiben, hätte dann aber die eigentliche Aussageabsicht verfehlt: Jesus erzählt vom Großgrundbesitzer und seinem Verwalter nicht um Betrug zu loben oder zu rechtfertigen, sondern um ein Beispiel dafür zu geben, was es heißt, in schwieriger Lage entschieden das Notwendige zu tun. Jesus lobt nicht den Betrug, sondern die Klugheit des Verwalters.
Der Verwalter ist ein Sohn dieser Welt, man könnte auch sagen, ein Sohn der Finsternis dieser Welt, und er handelt im Horizont seiner Möglichkeiten. Darin ist er kein Beispiel für uns! Aber er ist ein Vorbild dadurch, dass er sich in der Bedrohung seiner Existenz nicht in Jammern und Realitätsflucht verliert, sondern entschieden handelt. Ja, er handelt unmoralisch, unethisch, indem er seine Zukunft sichert. Aber er dreht sich nicht im Kreis, er gibt sich nicht dem Erschrecken und der Angst vor der Zukunft hin. Das ist entscheidend!

Ein Großgrundbesitzer und sein Gutsverwalter: der Verwalter wird der Untreue beschuldigt und, wie sich aus dem Gleichnis ergibt, offensichtlich zu Recht. Er muss Rechenschaft ablegen, der Ausgang ist klar: er wird seine Arbeit verlieren! Was dann? Handarbeit oder betteln mag er nicht. Der Verwalter hat bisher schon das Vermögen des Besitzers verschleudert, auf dieser Linie fährt er weiter: Um seine Zukunft zu sichern, erlässt er Schuldnern einen Teil der Schulden. Damit will er sich Freunde schaffen, die ihm in Zukunft beistehen. Ob ihm das gelingt, erzählt die Geschichte nicht, es kommt ihr nur auf das entschiedene Handeln des Verwalters an. Ganz ähnlich wie im Gleichnis vom Schatz im Acker oder der kostbaren Perle. (Mt 13, 44-46))

Der Verwalter will durch sein kluges, entschiedenes Handeln seine Zukunft sichern. Bleibt die Frage: Worum geht es für uns? Was will Jesus uns sagen?

Jesus hat die Menschen seiner Zeit zur Umkehr gerufen, denn jetzt ist Gnadenzeit. Gott greift ein, um zu retten und zu helfen, aus Schuld und Irrwegen herauszuführen; das alles durch Jesu Worte und Taten, durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen. Die andere Seite aber ist: Gott wird Gericht halten über alle Bosheit. Weil Jesus der Auferstandene ist, gilt das auch für uns heute. Die Botschaft des Gleichnisses ist also für uns: Handele entschieden und klug, indem du dich an Jesus Christus hältst, auf seine Zukunft vertraust und ihm in seiner Spur folgst.

Wir gehen auf das Ende des Kirchenjahres zu, als biblische Themen begegnen uns Vergänglichkeit und Endgericht. So heißt es in der für diesen Sonntag vorgesehenen alttestamentlichen Lesung aus Hiob 14: „Der Mensch, geboren von der Frau, kurzlebig und voller Unruhe. Er geht auf wie eine Blume und verwelkt, er flieht wie ein Schatten und hat keinen Bestand.“ (V. 1-2) Und die Lesung aus dem Römerbrief, Kap. 14 sagt: „Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden: dass er Herr sei über Tote und Lebende. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Und du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes treten müssen.“ (V. 9-10) Genau das sagt auch der Wochenspruch der heute beginnenden Woche: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ (2. Korinther 5, 10a)

Wir sind vergänglich und müssen uns verantworten – im Letzten vor Gott. Das ist für viele Menschen heute kein Thema. Unsere Sorge und Verantwortung gilt unserer irdischen Zukunft! Von Klimaerwärmung über die Corona-Pandemie -die eigene Gesundheit- bis zur wirtschaftlichen Entwicklung. Es sage keine/r, das seien keine guten Gründe sich zu sorgen! Wer zurzeit in der Gastronomie arbeitet, muss sich Sorgen machen, gleich ob als angestellter Koch/Köchin oder als Besitzer oder Betreiberin eines Restaurants; werde ich meinen Arbeitsplatz behalten und wie bezahle ich mit dem Kurzarbeitergeld meine Miete und vielleicht auch den Kredit fürs Auto? Muss ich demnächst Insolvenz anmelden? Da gibt es schlaflose Nächste. Gut, wer eine Familie im Hintergrund hat, die mitträgt. Gut, wer Vertrauen zu Gott hat und beten kann.

Ich nenne nur einen kleinen Teil dessen, was an irdischen Sorgen uns bewegen kann. Sie sind ernst zu nehmen, aber eben nicht nur im Horizont unseres irdischen Lebens und dieser Welt, sondern auch unserer Vergänglichkeit und Verantwortung vor Gott.

Vergänglichkeit: wir halten die Zeit nicht an und unser Leben nicht fest; „Lass uns erkennen, wie kurz unser Leben ist, damit wir zur Einsicht kommen!“ sagt Psalm 90. (V. 12)

Rechenschaft ablegen vor Gott: Mein Denken und Tun ist nicht gleichgültig vor Gott; wie lebe ich so, dass ich bestehen kann im Gericht? Das ist doch kein mittelalterliches Denken, Unwissenheit und Elend entsprungen, sondern Zeugnis der heiligen Schrift. Gott ist nicht nur Schöpfer und Erhalter, Welt und Menschen in Jesus Christus liebevoll zugewandt trotz Gottlosigkeit (Joh. 3, 16), er hat uns nicht nur Weisung gegeben (Losung des 15. 11 aus Micha 6, 8), sondern er nimmt uns darin ernst, was wir tun und lassen.

Wie handeln wir entschieden und klug, orientiert an Jesus Christus?

Unser Gleichnis erzählt von einem Verwalter und seinem Umgang mit dem Besitz seines Herren, der von Lukas angefügte Vers 9 macht aus der irdischen Raffinesse des Verwalters eine Anwendung für NachfolgerInnen Jesu: „Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit man euch, wenn er ausgeht, aufnimmt in die ewigen Wohnungen.“

Wie gehe ich um mit Geld und Gut auf Basis der mir in Jesus geschenkten Befreiung angesichts meiner Vergänglichkeit und der Forderung nach Rechenschaft? Hört bei uns Christen auch die Freundschaft auf, wenn es ums Geld geht? Zerstreiten wir uns auch über dem Erbe? Sind wir auch Leute, die Gott nicht in ihr Portemonnaie schauen lassen, weil ihn das nichts angeht? Müssen auch wir ständig was kaufen, damit wir Lebenserfüllung haben? Wie mächtig ist der Götze Geld bei uns?

Wir wissen aus der Bibel: Habgier ist Götzendienst (Epheser 5, 5) und wir wissen auch: Die Götzen sind entmachtet in Christus; wir können, wir dürfen ihnen keinen Raum gewähren! Aber wir können Geld und Gut einsetzen für Gottes Zwecke: durch Spenden, durch Kleinkredite, die in Afrika oder Asien es Menschen ermöglichen, ein Handwerk oder Geschäft zu beginnen. Wir können als politische Menschen uns dafür einsetzen, dass angemessene Löhne gezahlt werden und angemessene Preise verlangt werden, dass der Geist des Kapitalismus gebändigt wird in unserer Gesellschaft. Großzügigkeit und Verzicht lernen wir in der Spur Jesu. Und das bedeutet doch keineswegs, dass wir uns selbst nichts gönnen dürften! Großzügigkeit und Verzicht sind auch die Maßgaben, die in die Zukunft führen angesichts von Not und Armut, wie auch der Klimakrise. Politiker, die nur von technischen Lösungen reden und nicht auch von notwendigem Verzicht sind nicht ehrlich!

Schließlich: Wir haben Bürgerrecht im Himmel und leben doch auf der Erde; wir feiern Gottesdienst als irdische Gemeinde verbunden mit der Gemeinde der Heiligen und Engel im Himmel. Deshalb dürfen Geld und Gut die Zukunftsplanungen der Kirchen und Gemeinden nicht vorrangig bestimmen. Nicht Strukturanpassungen an den erwarteten Schwund an Gemeindegliedern und finanziellen Mitteln sind Schwerpunkt der Diskussion, sondern die Frage: Wie gelingt uns ein mutiges Bekenntnis des Evangeliums?! Ohne dass wir nach gesellschaftlicher Zustimmung oder Anerkennung schielen; ohne ständiges Prüfen, ob es sich rechnet. Aber auch mit dem Mut, Arbeitsbereiche aufzugeben, die für das Zeugnis von Jesus Christus und des neuen Lebens durch ihn nichts bringen. Wir können geistliches Leben nicht machen, aber wir können es fördern oder hindern. Wir fördern es betend und in Treue zum Zeugnis der Hl. Schrift. Wir hindern es, wenn wir uns abhängig machen von Finanzen und Besitz. Wir fördern es, indem wir entschieden und klug tun, was Jesus entspricht: helfen und heilen, für Gottes Liebe und Wahrheit einstehen. Wir hindern es durch Anpassung an die Maßstäbe und Vorstellungen in dieser Welt; Paulus mahnt: „Ich bitte euch nun, liebe Brüder und Schwestern, bei der Barmherzigkeit Gottes: Bringt euren Leib dar als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer – dies sei euer vernünftiger Gottesdienst! Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt, sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ Amen.

Liedvorschläge: EG 147 Wachet auf, ruft uns die Stimme; EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn; EG 351 Ist Gott für mich so trete; Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne; EG+ 124 Jesus in my house; EG+ 115 Und wer dich liebt.

Winfried Klotz, Jg. 1952, Pfr. i. R. winfried.klotz@web.de
verheiratet, drei erwachsene Kinder, geistl. geprägt von Otto Michel und Hans Joachim Iwand

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