Sich verzaubern lassen

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Sich verzaubern lassen

 


Göttinger Predigten im Internet
hg.
von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch


Predigtreihe „Facetten gelebter
Frömmigkeit“

„Sich
verzaubern lassen“, Jan Rohls


Sich verzaubern lassen

Jesaja 9, 1. 5-6

Liebe Gemeinde,

Am 13. April des Jahres 1742 wurde Georg Friedrich
Händels „Messias“ in einem Dubliner Theater uraufgeführt.
Händel war von dem Lord Lieutenant Irlands, das seit Cromwells Tagen der
englischen Krone unterworfen war, nach Dublin eingeladen worden. Er blieb dort
ein knappes Jahr. Eine Zeitlang wohnte er bei dem Dekan der anglikanischen
St.Patricks-Church, dem berühmten Schriftsteller Jonathan Swift, dem Autor
von „Gullivers Reisen“. Kurz vor seiner Abreise sah er den
gefeiertsten Schauspieler seiner Zeit, David Garrick, in der Rolle des Hamlet
in Shakespeares Drama. Und eine Kollegin von Garrick war es auch, die als
Altistin in der Uraufführung des „Messias“ das Dubliner Publikum
verzauberte: Mrs. Cibber, die, wie es heißt, ihre schwache Stimme durch
die Intensität ihres Spiels mehr als wett machte. Die Premiere des
„Messias“ fand statt zum Besten der Insassen einiger Gefängnisse
sowie zur Unterstützung von Mercer’s Hospital in Stephen’s
Street und des Wohlfahrtskrankenhauses am Inn’s Quay. Im Jahr nach der
Dubliner Uraufführung brachte Händel den „Messias“ in
London heraus. Auch hier wieder für einen wohltätigen Zweck. Und es
kam zu regulären Wohltätigkeitsaufführungen zugunsten des
Londoner Findlingshospitals. Als Lord Kinnoul die edle Unterhaltung durch das
Werk pries, antwortete ihm Händel: „Ich würde bedauern, wenn ich
meine Zuhörer nur unterhalten hätte, ich wünschte sie zu
besseren Menschen zu machen“. Der Zauber der Musik sollte sie moralisch
verwandeln. Bei einer der Aufführungen – man weiß nicht, ob er
dachte, das Oratorium sei bereits ans Ende gelangt – erhob sich der anwesende
englische König beim „Halleluja“, eine Sitte, die sich bis heute
im englischen Sprachraum erhalten hat. Ja, vielleicht ist das
„Halleluja“ das musikalische Zauberband, das die englische Kultur bis
heute zusammenhält, die inoffizielle Hymne der englischsprachigen Welt. In
der Passionszeit des Jahres 1759 wohnte Händel zum letzten Mal einer
„Messias“-Aufführung in Covent Garden bei. Kurz darauf erkrankte
er schwer. Händel, der Lutheraner aus der pietistischen Hochburg Halle,
den die englischen Könige aus Hannover nach London geholt hatten, hatte
keinen sehnlicheren Wunsch, als am Karfreitag zu sterben. Er wollte sterben in
der Hoffnung, mit seinem guten Gott und seinem gnädigen Herrn und Heiland
am Tage seiner Auferstehung vereint zu werden. Fast wäre ihm sein Wunsch
erfüllt worden. Er starb am Karsamstag um acht Uhr in der Frühe. Sein
Barbier James Smith, der bis zum Schluß bei ihm war, berichtet: „Er
starb wie er lebte, als ein guter Christ, mit klarem Bewußtsein seiner
Pflicht gegen Gott und die Menschen und in wahrer Nächstenliebe“.
Beigesetzt wurde er in Westminster Abbey. Über seinem Grab errichtete man
ein Denkmal. Es zeigt Händel mit dem linken Arm auf eine Orgel
gestützt, während er in der rechten Hand ein Notenblatt hält.
Auf ihm steht der Anfang des Larghetto aus dem dritten Teil des
„Messias“: „Ich weiß, daß mein Erlöser
lebt“.

Wer ließe sich nicht verzaubern von dem
hohen Pathos der Händelschen Musik! Der „Messias“ ist weit mehr
als ein Musikstück aus dem Klassikrepertoire. Er ist ein Monument der
abendländischen Kultur, ein Mythos. Wo man von einem Beitrag des
Protestantismus zur Kultur spricht, da darf der „Messias“ nicht
fehlen. Er wurde zum Symbol für die bloße Tätigkeit des
Chorsingens überhaupt und des Gemeinschaftsgeistes, der dadurch
gefördert wurde. 1869 fand in Boston eine Aufführung des
„Halleluja“ mit 10 000 Sängern und 500 Instrumenten statt. Und
im viktorianischen England diente der „Messias“ dazu, die breiten
Massen über die Mitgliedschaft im Chor für die christliche Kultur zu
gewinnen und sie religiös-moralisch zu erbauen. Die Zauberkraft der Musik
sollte noch einmal das leisten, was die trockene Predigt nicht länger
vermochte. Wenn wir uns heute hier von Händels Musik verzaubern lassen,
dann allerdings nicht mehr von einer Mammutbesetzung, wie sie für das
bürgerliche Zeitalter typisch war, sondern von einem Ensemble jenes
Umfangs und mit jenen Instrumenten, die der barocken Entstehungszeit des
„Messias“ entsprechen. Händel begann mit der Niederschrift des
„Messias“ am 22. August 1741 und vollendete das Werk am 12. September
desselben Jahres. Das Libretto stammte von Charles Jennens. Das Werk wurde,
wohlgemerkt, im Theater aufgeführt, nicht in der Kirche. Ja, die Kirche
hatte wenig im Sinn damit, Menschen durch ein Oratorium über den Messias
zu verzaubern. Das Libretto bestand aus Texten des Alten und Neuen Testaments.
War das nicht eine Entweihung der Heiligen Schrift, eine schreckliche
Profanisierung der Bibel, daß man diese Texte dubiosen Musikern,
Kastraten und Komödianten anvertraute? Hieß das nicht Perlen vor die
Säue werfen, wenn man sie vor einem Kreis von Personen zum besten gab, die
zwar ständig ins Theater rannten, um die neuesten Opern im italienischen
Stil zu sehen, deren Kirchenbesuch aber eher lax zu nennen war? Verwechselte
man da nicht die Bühne mit der Kanzel, den Sänger mit dem
Geistlichen, den Opern- mit dem Kirchenchor? Stellte man den Messias nicht auf
eine Stufe mit den fiktiven Gestalten der Mythologie und Dichtung, wenn man ihn
zum Helden eines Oratoriums machte? Zwar versuchte Händel diesem letzten
Einwand dadurch zu entgehen, daß er den Titel „Messias“ auf den
Plakaten strich und sich mit der Bezeichnung „Ein geistliches
Oratorium“ begnügte. Aber es war tatsächlich seine Absicht, den
Hörern außerhalb des kirchlichen Gottesdienstes den Messias nahe zu
bringen. Jeder Einzelne sollte sich in seiner Sehnsucht nach Erlösung
angesprochen fühlen, wenn der Tenor das Oratorium mit den Worten
eröffnete „Tröste dich, tröste dich o Zion“. Jeder
Einzelne sollte verwandelt werden durch den in Noten gesetzten biblischen Text.
Hier sollte nicht der Kirchenbesucher, sondern die gesamte Menschheit von der
Kunde des Messias erreicht und verzaubert werden.

Sich verzaubern lassen. Derzeit lassen sich Kinder
und Erwachsene in Scharen von Harry Potter verzaubern. Auch da blieb eine
kirchliche Reaktion nicht aus. Eine evangelische Kirchengemeinde auf der
Schwäbischen Alb verbannte „Harry Potter“ aus ihrer
Bücherei, um die fromme Schar der Gläubigen vor dem schädlichen
Einfluß heidnischer Zauberei zu bewahren. Mit Zauberei im höheren
Sinn hat es aber auch Händels „Messias“ zu tun. Denn
natürlich ist es ein Wunder, von dem er handelt, ein dreifaches Wunder:
das Wunder von Weihnachten, von Karfreitag und von Ostern. Geburt, Tod und
Auferstehung des Messias. Uns geht es heute um das Wunder von Weihnachten, von
dem wir uns Jahr für Jahr aufs neue verzaubern lassen. Von diesem Wunder
handelt der erste Teil des Messias. Der Librettist Jennens hat hier Texte aus
dem Alten und Neuen Testament gegenübergestellt, Texte aus den Propheten
Jesaja, Deuterojesaja, Haggai, Maleachi, Sacharja auf der einen und aus den
Evangelien Matthäus und Lukas auf der anderen Seite. Eine Jahrhunderte
alte Tradition christlicher Auslegung des Alten Testaments hatte die
prophetischen Texte als messianische Weissagungen gedeutet, als Voraussagen des
kommenden Messias, der die Welt erlösen wird. An diese Tradition
knüpfte Händels Librettist an, und das ganz bewußt. Denn die
Zeit, zu der der „Messias“ entstand, war eine Zeit, in der gerade in
England Weissagungen und Wunder keinen leichten Stand mehr hatten. Es war die
Zeit des Deismus, der ganz im Sinne der Aufklärung das Christentum von
allen wunderhaften Elementen befreien wollte. „Christianity not
mysterious“, so lautete ein Werk des berühmten Deisten John Toland,
das er 1696 auf den Markt brachte, zu deutsch: „Das Christentum ohne
Geheimnis“. Das Christentum wurde entzaubert. Es büßte seinen
wunderhaften, mysteriösen Charakter ein. Für Toland enthielt es
nichts, was an sich unbegreiflich und der Vernunft unzugänglich wäre.
Das Christentum ist durch und durch vernünftig. Tolands Buch war nur der
Anfang einer wahren Flut deistischer Traktate, die an den Pfeilern der
überlieferten Rechtgläubigkeit rüttelten und sie
schließlich zum Einsturz brachten. Das galt auch für die
messianischen Weissagungen des Alten Testaments. Es war Anthony Collins, ein
Freund des berühmten Philosophen John Locke, der ihnen den Garaus machte.
Keineswegs nämlich beziehen sich die alttestamentlichen Propheten mit
ihren Erwartungen auf den Messias Jesus von Nazareth. Vielmehr ist es umgekehrt
so, daß die neutestamentlichen Autoren die prophetischen Texte so
gedeutet haben, als bezögen sie sich allesamt auf Christus. Damit fiel
eine altehrwürdige Stütze des Wahrheitsbeweises für das
Christentums dahin. Man konnte jetzt nicht länger sagen: das Christentum
ist wahr, weil die prophetischen Weissagungen des Alten Testaments
sämtlich in der Person des Messias Jesus in Erfüllung gegangen sind.
Das Christentum war entzaubert. Die Aufklärung hatte mit Wundern und
Weissagungen aufgeräumt.

Die Entzauberung der messianischen Weissagungen
war endgültig. Heute ist es Gemeinplatz, daß jene prophetischen
Texte, die Händels Librettist als Weissagungen auf den Messias Jesus
deutete, keine derartigen Weissagungen sind. Was immer die Propheten
erwarteten, an Jesus von Nazareth dachten sie nicht. Doch wovon, wenn nicht von
der Geburt in Bethlehem, spricht der prophetische Text, den der Chor soeben
gesungen hat? Es handelt sich um eine Stelle aus Jesaja, Jes.9,5: „Denn
uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf
seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater,
Friede-Fürst“. Dem Chor voraus geht eine Arie, der als Text Jes.9,1
zugrundeliegt: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes
Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es
hell“. Mit dem Volk, das im Finstern wandelt, meint Jesaja keineswegs die
Menschheit überhaupt, und mit dem großen Licht meint er nicht den
Erlöser der Menschheit. Nein, er hat eine ganz konkrete geschichtliche
Situation vor Augen, die unter der assyrischen Fremdherrschaft leidenden
Bewohner des Nordreichs, denen er Rettung verheißt. Diese Rettung
verbindet er aber mit der Geburt eines Kindes. Gedacht ist an einen Thronfolger
aus dem Hause Davids in der Hauptstadt des Südreichs, in Jerusalem. Von
diesem neugeborenen Kind wird – so Jesajas Verheißung – Rettung für
den unterdrückten Norden ausgehen. Wie bei den Pharaonen in Ägypten
wird dem Thronfolger bereits bei seiner Geburt die Königswürde
verliehen. Als Zeichen dafür wird ihm der Königsmantel umgelegt. Denn
die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und ebenso werden ihm Thronnamen
zugesprochen. So wie etwa der Pharao beim Fest der Thronbesteigung
„Kräftiger Stier, geschickt an Plänen“ oder
„Groß an Wundern in Karnak“ genannt wird, so wird der
Sproß aus dem Hause Davids als „Wunder-Rat“, also als voll an
gutem Rat und großen Taten bezeichnet. Ja, nicht nur das. Als Statthalter
Gottes hat er teil an der Stärke Gottes und wird dementsprechend als
„Gott-Held“ tituliert. Als Landesvater denkt man sich ihn mit ewigem
Leben ausgestattet, so daß er „Ewig-Vater“ genannt wird. Und
schließlich sammelt sich alle Hoffnung auf einen Frieden im Sinne der
Befreiung von fremder Besatzung in dem Titel „Friede-Fürst“.
Jesajas Verheißung bezieht sich also ganz konkret auf die Geburt eines
Kronprinzen aus der Dynastie Davids. Dieser neugeborene Kronprinz wird als
Befreier des Nordens aus der assyrischen Annexion gefeiert und wie ein
ägyptischen Pharao bei der Thronbesteigung besungen. Jesaja war offenbar
von diesem neugeborenen Kind so verzaubert, daß er in ihm den Retter
Israels sah.

Versteht man den Jesajatext in diesem Sinne, so
handelt es sich bei ihm nicht länger um eine messianische Weissagung,
sondern um die Verheißung, daß der Norden von dem neugeborenen
Thronfolger aus dem Hause Davids von der assyrischen Besatzung befreit werde.
Die berühmte messianische Weissagung steht entzaubert da. Doch das hat,
selbst als jene Verheißung sich nicht erfüllte und der Norden nicht
befreit wurde, spätere Generationen nicht daran gehindert, die
Verheißung aus ihrem konkreten geschichtlichen Kontext zu lösen und
neu zu deuten. So kam es schließlich dazu, daß man auch die Gestalt
Jesu im Lichte jener großartigen prophetischen Verheißungen sah.
Das Volk, das im Finstern wandelt, wurde zur verlorenen Menschheit, das Licht
zu Jesus Christus, dem Messias, der sie erlöst. Der Zauber, der sich
für Jesaja mit dem neugeborenen Thronfolger in Jerusalem verband, ging
für die Christen von Jesus aus. War es nicht sein Leben und Sterben, das
seine Anhänger so verzauberte, daß sie in Jesus den Messias sahen?
Liegt es nicht daran, daß auch wir noch unwillkürlich die
Jesajastelle auf die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem beziehen? In
Händels Oratorium wird diese Stelle aus dem Propheten Jesaja denn auch
verbunden mit der Verkündigung des Engels an die Hirten in der
Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums. Beide Stellen werden auf dasselbe
Ereignis bezogen, die Geburt des Messias in der Krippe. Was der Prophet
verheißt, geht Weihnachten in Erfüllung. Im England Händels
bedeutete das Festhalten an dieser alten Deutung auch eine Kritik an den
Deisten und ihrer Destruktion der messianischen Weissagungen. Doch wir
können das jetzt auf sich beruhen lassen und uns dem Zauber hingeben, den
diese Stelle aus dem Propheten Jesaja in ihrer alten christlichen Deutung
erlangt hat. Alle Hoffnung, Sehnsucht und Erwartung, die mit der guten
Regierung verbunden waren, die Idee des Friedens, der Weisheit, der Güte
und der Stärke, sah die christliche Gemeinde in der Gestalt des
menschgewordenen Gottes, des Messias im Stall von Bethlehem verwirklicht. Ist
das nicht Ausdruck der Verzauberung, die die frühen Christen durch die
Person Jesu erfuhren? Und lassen nicht auch wir uns, so distanziert wir
bestimmten Dogmen des christlichen Glaubens auch sonst gegenüber stehen
mögen, zumindest an Weihnachten immer wieder verzaubern von dem Messias.
Ein Zauber, der ja noch gesteigert wird durch die musikalische Form, in die
Händel diese Stelle kleidet.

In der englischsprachigen Welt bürgerte sich
die Sitte ein, Händels „Messias“ in der Vorweihnachtszeit
aufzuführen. „Tröste dich, tröste dich o Zion“ beginnt
der Tenor im ersten Teil, der vom Wunder der Weihnacht handelt. Und nach der
Verkündigung des Engels an die Hirten auf dem Felde singt der Sopran:
„Wohlauf, frohlocke, o Tochter von Zion“. Das erinnert natürlich
an eine andere berühmte Komposition Händels, an das als Adventslied
bekannte „Tochter Zion, freue dich“, das dem geistlichen Oratorium
„Judas Maccabäus“ entstammt. Und das wiederum führt mich
abschließend zu einem literarischen Werk, das jenen Zauber, der von
Weihnachten ausstrahlt, mit diesem Lied verbindet. Weihnachten im Hause
Buddenbrook in der lutherischen Freien und Hansestadt Lübeck, das klingt
so: „‘Tochter Zion, freue dich!’ sangen die Chorknaben. Diese
hellen Stimmen, die sich, getragen von den tieferen Organen, rein, jubelnd und
lobpreisend aufschwangen, zogen aller Herzen mit sich empor, ließen das
Lächeln der alten Jungfern milder werden und machten, daß die alten
Leute in sich hineinsahen und ihr Leben überdachten, während die,
welche mitten im Leben standen, ein Weilchen ihrer Sorgen vergaßen.
‘Jauchze laut, Jerusalem!’ schlossen die Chorknaben, und die Stimmen,
die fugenartig nebeneinander hergegangen waren, fanden sich in der letzten
Silbe friedlich und freudig zusammen. Der klare Akkord verhallte, und tiefe
Stille legte sich über Säulenhalle und Landschaftszimmer. Die
Konsulin aber schritt langsam zum Tische. Sie zog die große Bibel heran.
Dann schob sie die Brille auf die Nase, öffnete die beiden ledernen
Spangen, mit denen das kolossale Buch geschlossen war, und begann das
Weihnachtskapitel zu lesen. Sie las die altvertrauten Worte langsam und mit
einfacher, zu Herzen gehender Betonung, mit einer Stimme, die sich klar, bewegt
und heiter von der andächtigen Stille abhob. ‘Und den Menschen ein
Wohlgefallen!’ sagte sie. Kaum aber schwieg sie, so erklang in der
Säulenhalle dreistimmig das ‘Stille Nacht, heilige Nacht’“.
Da ist er, der Zauber von Weihnachten, der Zauber, der vom Messias ausgeht.
Nicht nur zu Händels Zeiten, nicht nur um 1900, sondern auch heute noch,
hundert Jahre später. Lassen wir uns also verzaubern. „Denn uns ist
ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner
Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater,
Friede-Fürst“. Amen.

Prof. Dr. Jan Rohls


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