Überraschende Begegnungen

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Überraschende Begegnungen

Predigt inklusive Abendandacht zu Gen 18,1-16a | verfasst von Janine Wolf |

Begrüßung

 

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist segne diese Andacht. Amen.

 

Lied: Lobet den Herren (EG 317)

 

Eingangsritual:

Jede*r erhält ein Sandsäckchen und eine Muschel. Gemeinsam wird darüber nachgedacht, was an dem Tag schwer war und dazu das Sandsäckchen in der Hand gehalten. Jede*r kann im Stillen für sich daran denken, darf die Gedanken aber auch laut aussprechen. Ebenso wird darüber nachgedacht, was an dem Tag schön war und dazu die Muschel in der Hand gehalten. Auch hier können die Gedanken im Stillen behalten oder ausgesprochen werden. Gebündelt wird der Rückblick mit einem Gebet, bei dem dann jeweils das Sandsäckchen und die Muschel neben sich abgelegt werden:

 

Gott,

manchmal fühlt sich der Tag schwer an. Und manchmal ist dann auch unser Herz schwer.

Wir denken an das, was heute nicht geklappt hat oder was uns bedrückt und legen dafür unser Sandsäckchen.

Gott,

manchmal fühlt sich der Tag ganz leicht an. Und manchmal ist dann auch unser Herz ganz leicht.

Wir denken an das, was heute gut geklappt hat und was uns Freude macht und legen dafür unsere Muschel.

Bei dir ist alles aufgehoben. Alles Schwere und alles Leichte.

Dafür danken wir. Amen.

Lied: Von guten Mächten treu und still umgeben (EG 652)

Biblische Erzählung/Predigt

Inspiriert von einer Übersetzung Jochem Westhofs (Jochem Westhof/Anna Karina Birkenstock, Die 3-Minuten-Kinderbibel, Neukirchen-Vluyn 2006)

 

Material: Tücher braun, grün, blau, orange, gelb, weiß, bordeaux + Tisch

Die Geschichte spielt in der Wüste.

(braunes Tuch für die Wüste legen)

Abraham zieht mit seiner Frau und dem Volk Israel durch die Wüste auf dem Weg in ein Land, das Gott ihnen versprochen hat.

(Blaues Tuch für Abraham, orangenes Tuch für Sarah aufstellen)

Sie kommen an eine große Wasserstelle. Es ist eine grüne Oase im trockenen Land.

(grünes Tuch für die Oase legen)

Sogar Bäume wachsen dort und viel Gras für die Schafe. Was für ein schöner Platz. „Hier machen wir für ein paar Tage Rast!“, sagt Abraham.

Am nächsten Tag, um die Mittagszeit, kommen drei Männer zur Oase.

(weißes, gelbes und bordeauxrotes Tuch aufstellen)

Abraham ist ganz aufgeregt. Wann trifft man schon fremde Menschen in der Wüste? Das ist eine Seltenheit!

Tief verbeugt sich Abraham vor den drei Männern: „Seid willkommen ihr drei. Seid meine Gäste. Esst und trinkt mit uns!“

Abraham weiß, was sich gehört: Gäste in der Wüste werden ehrenvoll behandelt. Sie essen köstliche Speisen und trinken frische Milch.

Dann beginnt einer der Männer zu reden: „Abraham, Gott hat dir gesagt ‚Du sollst ein Segen werden für alle Menschen. Du wirst viele Nachkommen haben und ein großes Volk werden.‘ Ich sage dir: So wird es geschehen. In einem Jahr wirst du einen Sohn haben.“

Da kichert jemand. Es ist Sarah, Abrahams Frau. Sie hat alles in ihrem Zelt mitgehört. Sie kann nicht glauben, dass sie noch ein Kind bekommen wird. Sie ist doch zu alt, 60 oder 70 Jahre.

Die drei Männer runzeln die Stirn: „Warum lacht Sarah? Glaubt sie, so etwas kann nicht geschehen? Ich sage dir Abraham: Der Gott, den du gehört hast, kann noch ganz andere Dinge tun.“

Sie stehen auf. Auch Abraham erhebt sich. Noch einmal verbeugt er sich. Die drei Männer gehen wieder weiter. Langsam verschwinden ihre Gestalten am Horizont.

(Nach und nach die drei Tücher wegnehmen)

Abraham schaut ihnen lange nach.

Sarah wird schwanger. Ein Jahr nach der Begegnung mit den drei Männern ist ein Kind geboren. Ein Junge ist es. Sie nennen ihn Isaak. Wer hätte das gedacht? Was für eine Freude! Und was für eine besondere Begegnung!

(Kurze Pause als Zeichen für das Ende der biblischen Erzählung)

Diese Geschichte ist eine Geschichte voller Überraschungen. Abraham trifft mitten in der riesigen Wüste drei Fremde. Wie reagieren wir, wenn wir auf Fremde treffen? Wenn ein Fremder bei einem an der Tür klingelt? (Pause für Impulse aus der Gruppe) Viele Menschen sind sehr misstrauisch und fragen sich: Was will der von mir? Will er mir etwas Böses?

Abraham reagiert anders: Er lädt die drei Fremden zu sich in sein Zelt ein. Sie bekommen gutes Essen.

Abraham weiß nicht, wer die Männer sind. Er weiß auch nicht, woher sie kommen. Aber die drei Männer wissen etwas über Abraham.

Noch so eine Überraschung in der Geschichte.

Einer von ihnen weiß sogar, dass Gott mit Abraham gesprochen hatte. Damals sagte Gott zu Abraham, dass er viele Kinder und Enkel haben wird. Jetzt sagt der Fremde, Abraham wird in einem Jahr seinen ersten Sohn haben. Sarah und Abraham haben sich schon lange Kinder gewünscht. Aber jetzt sind beide schon sehr alt. Genau genommen: Sie sind zu alt für ein Kind.

Wieder eine Überraschung! Sarah kann das nicht glauben. Sie lacht und denkt: „Wie soll das denn gehen? Wir sind doch viel zu alt!“ Aber Abraham lacht nicht. Er denkt lange darüber nach. Vielleicht ist es ja doch möglich?

Tatsächlich gibt es noch eine Überraschung: Sarah wird schwanger. Ein Jahr nach dem Besuch der drei Fremden bekommen sie ihren ersten Sohn.

Wie ist das, wenn wir hier in der Gruppe zusammen sind? Einige sind sich noch fremd. Vielleicht schaffen wir es auch, so offen zu sein wie Abraham. Wir können hinhören, was andere uns zu erzählen haben, auch wenn wir sie noch nicht kennen. Das kann große Überraschungen bereithalten. Wir lernen Fremde besser kennen, bis sie uns gar nicht mehr fremd sind. Vielleicht lernen wir dabei auch etwas über uns selbst. Lassen wir uns überraschen.

Lied: Da berühren sich Himmel und Erde

Abendgebet

Gott, wieder geht ein Tag [im Sommerlager] zu Ende.

Wieder haben wir viel erlebt, gesehen und getan.

Wieder haben wir viel Zeit gemeinsam verbracht.

Wir danken dir für diesen Tag und bitten dich um eine gute Nacht unter deinem Schutz.

Gemeinsam beten wir das Vaterunser:

 

Segen (mit Gesten)

Gottes Segen begleite uns durch diese Nacht.

Gott sei vor uns, (Hände vor sich ausstrecken)

um uns den rechten Weg zu zeigen.

Gott sei hinter uns, (Nachbar*innen links und rechts Hand auf den Rücken legen)

um uns den Rücken zu stärken.

Gott sei um uns herum, (Arme um sich selbst legen)

um uns in die Arme zu schließen und uns zu schützen.

Gott sei in uns, (Hände aufs Herz legen)

um uns zu trösten, wenn wir traurig sind.

Gott sei über uns, (Hände über den Kopf der Nachbar*innen links und rechts)

um uns zu segnen.

Amen.

Janine Wolf

janine.wolf@uni-due.de

Janine Wolf, geb. 1989, wiss. Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen für inklusive Religionspädagogik der Vielfalt. Von 2015 bis 2018 jährlich als theologische Leitung auf einem Zeltlager mit ca. 30 Menschen mit Behinderungen und ca. 60 ehrenamtlichen Betreuer*innen zwischen 18 und 30 Jahren tätig. Die vorliegende Predigt ist Teil der Abendandachtsreihe „Alle an einem Tisch“ und hat am zweiten Abend des Zeltlagers 2018 stattgefunden. Sie lebt von einem dialogischen, interaktiven Charakter. Teilnehmer*innen können ihre Gedanken laut äußern, die dann – immer wieder mit etwas Improvisation – in das Predigtgeschehen mit einbezogen werden und ihm oft weitere, überraschende und sehr bereichernde Dimensionen aus den jeweiligen Lebenswelten hinzufügen.

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