Vom Lockdown zur Exit-…

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Vom Lockdown zur Exit-…

Vom Lockdown zur Exit-Strategie – Zwischen Exodus und Jahreswechsel | Altjahresabend, 31.12.2020 | Predigt zu Exodus 13,20–22, verfasst von Malte Cramer und Niels Kindl |

Vom Lockdown zur Exit-Strategie – Zwischen Exodus und Jahreswechsel [1]

1a        Lockdown in Ägypten (Ex 12,1–28)

Ramses, in Ägypten, 15. April 1440 v. Chr.[2] Das ganze Volk Israel befindet sich im Lockdown. Auch Levi. Levi, seine Frau und ihre beiden Kinder leben seit ihrer Geburt unter der Knechtschaft der Ägypter. Sie sind Sklaven. Doch ihr Leben hat sich in den vergangenen Wochen radikal verändert. Denn da ist dieser Mose aufgetreten und hat gesagt, dass Gott die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens befreien wird. Heute Nacht soll es soweit sein. Levi und seine Familie haben sich in ihren vier Wänden eingeschlossen. Sie haben Angst, sind angespannt und voller Ungewissheit:

„Meine Familie und ich sitzen im Inneren unserer Lehmhütte. Die Haustür ist fest verriegelt. Mose und Aaron haben uns angewiesen, unsere Häuser in dieser Nacht bloß nicht zu verlassen. Denn draußen geht der Tod umher. Gott will in dieser Nacht die Erstgeburt der Ägypter schlagen und den Pharao zwingen, uns Israeliten endlich die Freiheit zu schenken.

Wir haben uns um die kleine Feuerstelle in der Mitte der Hütte zusammengekauert. Die flackernden Flammen des Feuers schenken uns Licht und Wärme. Die Stille der dunklen Nacht wird nur durch das Knistern der brennenden Zweige unterbrochen. Keiner von uns kann oder will schlafen. Unaufhörlich gehen uns Gedanken durch den Kopf:

Wie wird es mit uns weitergehen? Was wird morgen sein? Wird die Sklaverei und Knechtschaft in Ägypten ein Ende haben? Kann Gott uns wirklich befreien? Wir alle haben Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit, Sicherheit und Frieden.“

1b        Lockdown in Holsterhausen

Wanne-Eickel, 15. April 2020. Ganz Deutschland befindet sich im Lockdown. Auch Peter. Peter ist 43 Jahre alt. Ein stolzer Familienvater, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Rottbruchstraße in Holsterhausen wohnt.

Lockdown – ein Wort, das Peter und vielen anderen Millionen bis dahin völlig unbekannt war. Er ist verunsichert. Sein Leben hat sich in kurzer Zeit so radikal verändert, dass seine Gefühlswelt kaum noch nachkommt. Er vermisst sein altes, gewohntes Leben:

„Seit 5 Wochen sitze ich nun schon zu Hause. Draußen geht das Virus umher. Wir sollen unsere Häuser und Wohnungen nicht verlassen, unsere Außenkontakte auf ein Minimum reduzieren. Ich kann nicht zur Arbeit gehen und befinde mich im Homeoffice. Oben Hemd, unten Jogginghose.

Glück im Unglück. Andere Freunde sind in Kurzarbeit. Für manche wird es existenziell. Und denjenigen, die in den Krankenhäusern arbeiten, wird jetzt alles abverlangt. Erfahrungen mit einer Pandemie hab‘ ich keine. Wer hat die auch schon?

In meiner Familie und meinem Freundeskreis offenbar viele: Jeden Tag höre ich neue Ratschläge, was jetzt auf jeden Fall zu tun ist. Hobby-Virologen, Aushilfs-Statistiker und Freizeit-Epidemiologen, die meinen, einen Nobelpreis verdient zu haben. Studiert hat keiner von ihnen.

Kitas und Schulen sind geschlossen, obwohl keine Ferien sind. Wir müssen unsere beiden Kinder zu Hause betreuen. Kita, Homeschooling und Job. Alles gleichzeitig an einem Ort. In den eigenen vier Wänden. Das kann ziemlich anstrengend werden, wenn meine Kleine plötzlich schreit: ‚Mir ist langweilig!‘.

‚Mir ist langweilig!‘. Das verstehe ich nur zu gut. Mir ist auch oft langweilig. Theater, Kinos und die meisten Geschäfte sind dicht. Meine Eckkneipe auch. Vereine dürfen sich nicht treffen und ich kann mit meiner Fußballtruppe nicht mehr kicken. Manchmal fühle ich mich wie eingesperrt. Seit Tagen habe ich keine andere Person mehr gesehen als meine Frau und meine beiden Kinder.

Tagelang auf engem Raum. Da gibt’s öfter mal Streit. Dann heißt es: Katastrophenstimmung – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur bei uns zu Hause, sondern auch im Supermarkt herrscht Katastrophenstimmung: Toilettenpapier wird zum begehrtesten Gut und im Laden gilt Maskenpflicht.

Unsere Gottesdienste finden nur noch digital bei Zoom statt. Besser als nichts. Aber Zwischenmenschlichkeit lässt sich nicht einfach so digitalisieren. Live vor Ort dabei sein, Freunde treffen, gemeinsam mit anderen singen. Menschliche Nähe erleben. Und, was für mich das Schwerste ist: Mir fehlen die persönlichen Begegnungen, die sonst selbstverständlich sind.“

Die letzten Wochen im Frühjahr haben bei Peter einiges durcheinandergebracht: „Wann kann ich meine Freunde endlich wiedersehen und in den Arm nehmen? Wie gefährlich ist das Virus eigentlich? Was ist mit den ganzen großen Festen und Feiern, die dieses Jahr anstehen? Werde ich meinen Job behalten können? Wie geht es weiter? Das soziale Leben ist eingeschränkt. Angst vor der Zukunft. Diese Unsicherheit ist das Schlimmste. Und: Wo ist eigentlich Gott?“

2a        Der Auszug oder: Die vermeintliche Freiheit (Ex 12,29–42)

Zurück in Ägypten.[3] Es war noch mitten in der Nacht, als Levi aus dem Schlaf gerissen wurde. Ein Klopfen an der Tür. Das Signal zum Aufbruch. Der Pharao lässt die Israeliten tatsächlich ziehen. Gott hat nicht lockergelassen. Er hat buchstäblich Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens zu befreien. Und nun hat der Pharao endlich eingelenkt. Alle Israeliten – auch Levi und seine Familie – dürfen gehen:

„Hals über Kopf mussten wir mitten in der Nacht aufbrechen. Jetzt befinden wir uns auf dem Weg. Mit dem ganzen Volk Israel ziehen wir hinaus aus Ägypten. Es ist ein Wunder. Wir hatten kaum gewagt zu hoffen, dass dies wirklich geschehen wird. Gott hat uns tatsächlich befreit! Im ganzen Volk herrscht eine große Freude. Die Euphorie ist spürbar. Und Erleichterung ist vielen ins Gesicht geschrieben.

Von der Stadt Ramses aus sind wir nun unterwegs zum Ort Sukkot. Tausende Menschen sind mit uns unterwegs: Männer, Frauen und Kinder, dazu viele Rinder und Schafe (Ex 12,37f.). Gemeinsam sind wir unterwegs, unterwegs in eine neue Zukunft, unterwegs in das gelobte Land, unterwegs in die lang ersehnte Freiheit.“

2b        Der Auszug oder: Lockerungen machen Hoffnung!

Es ist Anfang August. Sommer in Holsterhausen. Eigentlich wäre jetzt Cranger Kirmes. Peter arbeitet inzwischen wieder im Büro.

„Was bin ich froh, endlich wieder einen einigermaßen geregelten Tagesablauf zu haben. Es kommt einem Wunder gleich: Die Infektionszahlen sind in den letzten Wochen und Monaten stark zurückgegangen. Lockerungen sind in Sicht: Ein Tag im Wananas, ein Wochenendausflug ans Meer nach Scheveningen, vielleicht ja sogar die große Geburtstagsfeier oder gar Hochzeit.

Ein Stück Normalität kehrt ein. Was waren das für letzte Wochen. Meine Frau und ich, wir haben das Autokino wieder für uns entdeckt. Der Kreativität sind in diesen Tagen keine Grenzen gesetzt. Der Eventplatz Nummer 1: Konzerte, Theater, Discos und Gottesdienste mit Blick durch die Windschutzscheibe und Ton über das Autoradio.[4]

Kreativ sein. Das gilt auch und gerade für persönliche Beziehungen. Ich lebe in Beziehungen und brauche meine sozialen Kontakte. Ich merke, wie schwierig das aktuell ist. Da wird so manche Beziehung auf die Probe gestellt. Hier bin ich, ja wir alle, gefordert, die Verbindungen zu unseren Liebsten nicht abreißen zu lassen und kreative Möglichkeiten des In-Beziehung-Bleibens zu finden. Ob das gute alte Telefonat, eine E-Mail, kurze WhatsApp, eine Sprachnachricht für die Schreibfaulen wie mich oder ein Brief. Persönliche Worte stärken, ermutigen und lassen einander – trotz Entfernung – ganz nah sein.

Manchmal habe ich das Gefühl, auch Gott ist ganz nah bei mir. Er führt mich sicher durch diese unsichere Zeit und lässt mich nicht allein sein. In solchen Momenten, glaube ich, dass es sie gibt. Die Zeichen der Hoffnung. Sie schenken mir gerade jetzt die nötige Geduld und Gelassenheit, die Einschränkungen und Schwierigkeiten dieser Wochen zu ertragen und anzunehmen.“

3a        An der Schwelle zur Wüste[5] (Ex 13,17–22)

Nachdem der Pharao die Israeliten hatte ziehen lassen, führte Gott sein Volk nicht auf direktem Wege Richtung Kanaan, sondern er ließ das Volk Israel einen Umweg machen, den Weg durch die Wüste zum Schilfmeer (Ex 13,17f.). Ebenso wie viele andere, beginnt auch Levi schnell zu begreifen, dass dies nicht der letzte Umweg auf dem Weg in die Freiheit sein wird:

„Heute haben wir unser Lager in Etam am Rande der Wüste aufgeschlagen (Ex 13,20). Vor uns liegen hunderte, ja tausende Kilometer trockene, sandige und felsige Wüstenlandschaft. Die anfängliche Euphorie im Volk ist inzwischen dem harten Realismus gewichen, dass unser Weg in die Freiheit gerade erst begonnen hat. Wir sind frei und dennoch nicht befreit von neuen Herausforderungen. Viel Unerwartetes kommt noch auf uns zu. Zwischen uns und dem gelobten Land liegt noch ein weiter Weg. Wüstenjahre stehen uns bevor. Gott führt uns auf Umwegen zum Ziel. Es ist paradox: Wir befinden uns an der Schwelle zur Freiheit und zugleich befinden wir uns an der Schwelle zur Wüste.

Doch: Ganz gleich welche Gefahren und Bedrohungen auch vor uns liegen mögen. Wir vertrauen auf Gott, auf seine Führung, auf seine Geh-genwart.[6] Wir vertrauen auf sein Mit-Gehen. Wir vertrauen darauf, dass er die richtige Exit-Strategie für unsere Situation bereithält.

Und Gott geht nicht nur mit uns mit. Gott selbst geht uns voraus:[7] Am Tag in einer Wolkensäule, um uns den rechten Weg zu führen und bei Nacht in einer Feuersäule, um uns als Licht zu leuchten. Niemals weichen die Wolken- und die Feuersäule von unserer Seite (Ex 13,21f.). Sie sind die sichtbaren Zeichen seiner Treue. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.[8]

3b        An der Schwelle zum neuen Jahr

31.12.2020. Peter steht an der Schwelle zum neuen Jahr. Im Lockdown ins Jahr 2021. Zwar gibt es Hoffnung. Hoffnung auf Corona-Impfungen. Hoffnung auf Lockerungen. Hoffnung auf ‚Normalität‘. Auf größere Treffen mit Familie und Freunde, auf ausgelassene Feiern und Feste.

Aber vieles in Peters Leben ist und bleibt ungewiss: „Die letzten Wochen waren wie ein Rückschlag für mich und meine Familie. Im Herbst kam der Schock. Corona breitete sich immer stärker aus. Der berüchtigte Inzidenzwert ist in Herne über 200 gestiegen.

Leben ist und bleibt bedrohlich, angreifbar und zerbrechlich. Auch mein eigenes. Das ist in den letzten Jahren bei mir irgendwie in Vergessenheit geraten. Gefahren sind oft weit weg, im Fernsehen oder in der Zeitung, und berühren mich persönlich meist nur sehr selten. Das ist jetzt anders. Ich merke, wie machtlos ich bin, wie schnell und leicht meine persönlichen Pläne durchkreuzt werden können und wie hilflos man sich fühlen kann.

Die Krise kommt gefühlt immer näher. ‚Wie lange denn noch?‘, frage ich mich an so manchem Abend, bevor ich schlafen gehe. Bis vor einigen Monaten kannte ich diese quengelnde Frage eigentlich nur von meinen Kindern auf dem Rücksitz im Auto. Jetzt, in diesen Zeiten, höre ich sie nahezu täglich um mich herum. Wie lange denn noch?

Das Ganze dauert vermutlich viel länger als gedacht. Und niemand kann sich auf ein ‚Dann ist endlich alles vorbei‘-Datum festlegen.[9] Mich zieht das manchmal ganz schön runter und raubt mir Lebensmut. Ich stoße an die Grenzen meiner Kräfte. Fühle mich eingeschlossen und erschöpft. Mein persönlicher Lockdown.

Wie schaffe ich es, damit umzugehen? Was trägt mich dann durch diese Zeit? Wie halte ich durch? Wie komme ich durch diese Tage, wenn ich allein mit meiner Familie in meiner Wohnung sitze und mich von der Welt isoliert und abgeschnitten fühle?

Mir helfen zum Beispiel vertraute Orte und Personen. Etwas von ‚früher‘, von ‚vorher‘. Aus der Zeit, in der noch alles ‚in Ordnung‘ war. Die Stimmen von guten Freunden und alten Wegbegleitern am Telefon, bei Skype oder Zoom. Oder auch Gottesdienste bei Twitch – ein Stück gewohnter Sonntag.

Bei einem Spaziergang durch Holsterhausen bleibe ich gerade jetzt gerne vor der Stephanus-Kirche stehen. Nicht nur, um die beeindruckende Turmbeleuchtung zu bestaunen. Die Kirche ist für mich ein echter Hoffnungsort. Ohne Worte spüre ich beim Vorbeigehen: Ich hab‘ schon eine Menge überlebt. Mich trägt der Blick zurück. Die Erinnerung an viele berührende Momente in der Kirche. An besondere Begegnungen, an Glaubens-Erfahrungen und an überstandene Krisen.

Ein Ort der ganz besonderen Art ist für mich auch das Gebet. Das tut gut. Ich kann all das vor Gott ausbreiten, was mich in meinem Innersten bewegt, was mir auf der Seele brennt, was mich beunruhigt und nicht schlafen lässt: Meine Sorgen, meine Fragen, meine Ängste.

All das was ich nicht verstehen und begreifen kann. In der Fürbitte vertraue ich Gott Menschen an, um die ich mich besonders sorge. Und ich bitte Gott um seinen Schutz und seinen Beistand für mich und für andere. Im Gebet mit-einander und für-einander fühle ich mich verbunden. Verbunden mit Gott und mit meinen Mitchristen in der ganzen Welt. Ich bin dankbar, in einer Gesellschaft zu leben, die auch in einer so schwierigen Situation darum ringt, gerade Schwache und besonders Verwundbare zu schützen.[10]

Der Weg – gerade in diesem Jahr – war nicht leicht. Es ist ein Weg der Geduld. Ein Weg, bei dem viel Unerwartetes auf uns zukommt und manchmal nicht alles wie geplant verläuft. Gott führt uns auf Umwegen zum Ziel. Und: Gott geht nicht nur mit. Er geht voraus!“

Gottes Wege sind die Wege, die er selbst gegangen ist und die wir nun mit ihm gehen sollen. Keinen Weg läßt uns Gott gehen, den er nicht selbst gegangen wäre und auf dem er uns nicht voranginge. Es ist der von Gott gebahnte und geschützte Weg, auf den er ruft. So ist es wirklich sein Weg.[11]

Diese Gewissheit trägt nicht nur Peter, sondern kann auch uns durch das vor uns liegende Jahr 2021 tragen und Hoffnung schenken. Was auch immer die Zukunft für uns bereithält und was uns erwartet. Auch, wenn gerade niemand um unser herum ist, wir isoliert unter Quarantäne stehen oder gerade keine Möglichkeit haben, mit anderen persönlich in Kontakt zu kommen. Auch wenn wir nicht wissen, wie der ganze Weg verlaufen wird.

Jetzt, genau in diesem Moment, ist Gott bei dir – und bei jedem von uns. Er wird uns durch diese unsicheren Zeiten begleiten. Gott gibt Sicherheit. Er steht uns bei. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.[12]

Es gibt Wüsten im Leben, die endlos scheinen. Es gibt Verhältnisse in der Welt, die den Glauben an die Gegenwart Gottes manchmal extrem schwierig machen. Auch oder gerade in solchen Momenten gilt Gottes Zusage: Er ist bei uns und führt uns. Am Tag und in der Nacht. In Ägypten und Holsterhausen. Vor über 3.000 Jahren und auch heute beim Übergang ins Jahr 2021.

Wir dürfen uns ermutigen, anstoßen und in Bewegung setzen lassen: Aufbrechen in ein neues Jahr. Altes hinter sich lassen. Die Hoffnung und die Zukunft liegen vor uns. Vertraut den neuen Wegen![13]

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Malte Cramer                                                              Niels Kindl

Herne                                                                           Wanne-Eickel

malte.cramer5@rub.de                                              niels.kindl@googlemail.com

Malte Cramer, geb. 1992, ist Doktorand am Lehrstuhl für Exegese und Theologie des Neuen Testaments und Geschichte des Urchristentums der Ruhr-Universität Bochum sowie Lehrbeauftragter der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Niels Kindl, geb. 1984, ist seit 2012 Prädikant in der Kirchengemeinde Wanne-Eickel und hat eine große Leidenschaft für Ökumene. Als Prädikant liebt er es, Bibel nicht zu erklären, sondern aufzuführen und seine Leser:innen und Zuhörer:innen in die unabgeschlossene Geschichte Gottes mit seinem Volk hineinzuführen.

[1] Die Predigt nimmt Impulse der dramaturgischen Homiletik auf und geschieht im dialogischen Wechselschritt zwischen Bibeltext und Gegenwart. Vgl. Nicol, Martin/Deeg, Alexander, Im Wechselschritt zur Kanzel. Praxisbuch Dramaturgische Homiletik, Göttingen 22015. „Wenn Predigtrede nicht nur Rede über einen biblischen Text nach Art einer Vorlesung ist, sondern Rede im Raum des biblischen Wortes und im gottesdienstlichen Ritual, dann kann es sich gelegentlich anbieten, nicht nur mit den Hörerinnen und Hörern zu sprechen, sondern auch mit dem biblischen Wort in einen Wortwechsel einzutreten. Oder in einen Dialog mit seinem Autor, mit einer Figur aus diesem Wort. Und nicht zuletzt auch betend mit Gott selbst.“ (A.a.O., 68)

[2] Der Exodus wird, der biblischen Tradition entsprechend, nach dem jüdischen (lunisolaren) Kalender auf den 15. Tag des Monats Nissan datiert. Um ungewollte Irritationen der Rezipient:innen zu vermeiden, wurde im Predigttext der Monatsname April verwendet. Der 15. Nissan hat im Jahr 2020 dem 9. April des gregorianischen Kalenders entsprochen.

[3] Zu Regiebemerkungen in der Predigt vgl. Nicol, Martin/Deeg, Alexander, Im Wechselschritt zur Kanzel. Praxisbuch Dramaturgische Homiletik, Göttingen 22015, 102ff.

[4] Hoffnung, Verzweiflung, Mitmenschlichkeit. Der NRW-Jahresrückblick im WDR Fernsehen. Ein Film von Lothar Schröder / Redaktion: Ann-Christin Gertzen. (https://presse.wdr.de/plounge/tv/wdr_fernsehen/2020/12/20201218_nrw_jahresrueckblick.html, zuletzt abgerufen am 28.12.2020)

[5] „Gemeinsam ist dem Gottesdienst am Altjahresabend und der Predigtperikope die Schwellensituation: Der Passage von der gesicherten Unfreiheit in die ungesicherte Freiheit dort mag hier – meist wohl weniger dramatisch – der Wechsel von einem Jahr zum anderen entsprechen. Auch wenn womöglich die durchwachte Nacht des Aufbruchs von Rames nach Sukkot (Ex 13,37–42) sich eher als Analogon zur Silversternacht anböte, so mögen doch auch das Innehalten vor dem Schritt ins neue Jahr und das Lagern am Übergang zur Wüste einander entsprechen.“ Frettlöh, Magdalene L., Kontrastreiche Umleitung in die Freiheit, Altjahresabend: Ex 13,20–22, Göttinger Predigtmeditationen, Vierte Reihe, 1. Sonntag im Advent bis Estomihi, 59.

[6] Vgl. Ebach, Jürgen, Gegenerfahrungen – Altjahresabend: Ex 13,20–22, Predigtmeditationen im jüdisch-christlichen Kontext. Zur Perikopenreihe IV, Weihenzell 2011, 53.

[7] Vgl. Crüsemann, Marlene, Altjahresabend – 2. Mose 13,20–22, Calwer Predigthilfen, Neue Folge, Reihe IV, 1. Halbband: Advent bis Himmelfahrt, Stuttgart 1993, 73.

[8] Bonhoeffer, Dietrich, Von guten Mächten wunderbar geborgen, Widerstand und Ergebung, DBW 8, 607f.

[9] Vgl. Predigt Evangelische Morgenfeier vom 14.06.2020 mit Pfarrerin Stefanie Schardien. In: Sonntagsblatt – 360 Grad evangelisch. (https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/predigt-zum-pfingstmontag-hoffnung-kommt-von-huepfen, zuletzt abgerufen am 28.12.2020)

[10] Vgl. Predigt ZDF-Fernsehgottesdienst Ingelheim vom 29.03.2020 mit Kirchenpräsident Volker Jung. (https://www.zdf.de/gesellschaft/gottesdienste/evangelischer-gottesdienst-386.html#xtor=CS5-95, zuletzt abgerufen am 28.12.2020)

[11] Bonhoeffer, Dietrich, Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937–1940, DBW 15, 507f.

[12] Bonhoeffer, Dietrich, Von guten Mächten wunderbar geborgen, Widerstand und Ergebung, DBW 8, 607f.

[13] Im Anschluss an die Predigt wird das Lied ‚Vertraut den neuen Wegen‘ (EG 395) gesungen.

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