1. Korinther 15,1-10

1. Korinther 15,1-10

Ein Brief an Paulus | Ostersonntag | 09.04.2023 | 1.Kor 15,1-10 | Suse Günther |

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. AMEN

Ich erinnere euch aber, liebe Geschwister, an das Evangelium, das auch Ihr angenommen habt, in dem Ihr auch fest steht, durch das Ihr auch selig werdet, wenn Ihr es festhaltet in der Gestalt, in der ich es Euch verkündet habe, es sei denn, dass Ihr umsonst gläubig geworden wäret.

Denn als erstes habe ich Euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift. Und dass er begraben worden ist, und dass er auferstanden ist am dritten Tag nach der Schrift. Und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.

Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, denn ich bin nicht wert, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als alle, aber nicht ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.

Gott, gib uns ein Herz für Dein Wort und nun ein Wort für unser Herz. AMEN

Lieber Paulus!

Ganz herzlichen Dank für Deinen Brief, der uns wohlbehalten erreichte. Er war lange unterwegs, aber gestern ist das Schiff glücklich im Hafen angekommen und hat uns die Nachrichten von Dir überbracht. Und wir haben auch gleich jemanden gebeten, uns alles vorzulesen und auch jetzt unsere Antwort an Dich in Worte zu fassen.

Das war wirklich ein langer Brief, das letzte Kapitel haben wir in unserem Ostergottesdienst vorlesen lassen, es war, als würdest Du mit uns feiern und zu uns sprechen.

Vielen Dank, dass Du uns das alles aufgeschrieben hast. Denn es ist schon so, es können einem Zweifel kommen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Das Jesus auferstanden ist von den Toten, das würde uns normalerweise sehr unwahrscheinlich vorkommen. Aber wenn so viele Leute das berichten, dann können auch wir es glauben. Und wenn Jesus von den Toten auferstanden ist, dann ist damit eine „Zeitenwende“ geschehen. Dieses Wort ist besonders wichtig, damit es erhalten bleibt für alle die, die tausende von Jahren nach uns geboren sind. Zeitenwende, das heißt: Etwas ganz Neues beginnt, das, was vorher war, verliert an Bedeutung. Wir müssen neu denken lernen. Kein Wunder also, dass alle die, die nach uns geboren werden, so rechnen: Die Zeit vor Jesus Christus und die Zeit nach Jesus Christus.

                                      Ganz bei der Wahrheit bist Du, lieber Paulus, allerdings nicht geblieben. Es war nicht Kephas, der zuallererst dem Auferstandenen begegnet ist, sondern die drei Frauen, die mit Salböl zum Grab kamen, um dem toten Jesus etwas Gutes zu tun. Ihnen ist der Engel am offenen Grab begegnet und hat ihnen berichtet was geschehen ist. Hat ihnen auch den Auftrag gegeben, es den Jüngern weiterzusagen. Die haben dann Petrus und die anderen Freunde informiert. So haben wir es jedenfalls gehört.

Den Freunden erschien das, was die Frauen berichtet hatten, erst einmal wie Geschwätz (Lk 24,11), sie haben das zuerst nicht glauben können. Selbst als Jesus ihnen auf dem Weg nach Emmaus begegnete, haben sie ihn nicht erkannt.

Erst beim Abendbrot, als Jesus mit ihnen am Tisch saß und das Brot so brach, wie er es immer getan hatte, wurden ihnen die Augen geöffnet. Aber da war Jesus dann bereits verschwunden. So geht es uns auch oft: Erst hinterher wird uns klar, was da gerade passiert ist und was wir da gerade erlebt haben.

Und so haben auch die Jünger zueinander gesagt: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er zu uns sprach?“

Ja, das verstehen wir gut. So ist es auch bei uns:  Wenn etwas ganz besonderes geschieht, dann sind wir innerlich so richtig  tief bewegt. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als sofort zu unseren Freunden zu laufen und von dem zu berichten, was wir da gerade erlebt haben.

Lieber Paulus, mal abgesehen davon, dass Du es mit den Frauen nicht immer so genau nimmst, sind wir Dir zutiefst dankbar. Ohne Dich hätten wir doch nie gehört von Jesus. Du hast Dich auf den weiten Weg nach Europa gemacht. Viele von uns Korinthern sind Seeleute oder arbeiten zumindest im Hafen. Wir wissen, was es heißt, sich auf eine Seereise zu begeben. Du hast keine Mühe gescheut. Du musst also Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen und so von Dir reden: „ich bin der Geringste“. Sicher, Du hast früher die Christen verfolgt. Aber Du bist Jesus begegnet und hast einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Das schafft nicht jeder. Auch da wissen wir in Korinth, wovon die Rede ist. Denn Du weißt selbst, dass es in einer Hafenstadt oft ganz schön wild zu geht. Wenn man endlich mal an Land ist, will man schließlich was erleben. Trotzdem bist Du zu uns gekommen. Und vielleicht können wir Dir gerade deshalb glauben, weil Du auch nicht besser warst als wir. Du bist wie einer von uns. Du hast erlebt, dass Du mit Jesus neu anfangen kannst. Deshalb können auch wir es versuchen. Und auch für uns genau diese Erfahrung machen: Ganz neu werden, das Alte hinter sich lassen, einen neuen Weg gehen.

„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ – schreibst Du. Auch für uns können wir das sagen: „Durch Gottes Gnade sind wir, was wir sind.“ Das möchten wir anderen weitergeben. Auch wenn wir zum Briefeschreiben jemanden um Hilfe bitten müssen, können wir doch immerhin erzählen, was wir erlebt haben. Und wenn die es dann auch wieder weitersagen und wieder weitersagen, dann wird es wirklich eine Zeitenwende. Was für ein Glück für uns alle, dass Jesus vom Tod aufgestanden ist und damit uns allen noch einmal zugesichert hat: „Es stimmt. Ihr könnt mir vertrauen, es gibt neues Leben für uns alle“

Und wenn dann Zweifel kommen, weil wieder alles auf der Welt so schwer ist, dann hilft es, an Ostern zu denken. Dass damals eben nicht alles zu Ende war. Sondern ganz neu angefangen hat.

Halleluja

Du musst Dir also keine Sorgen machen, dass wir etwa umsonst gläubig geworden wären.

Übrigens Paulus, wann kommst Du wieder zu uns? Wir hier in Korinth haben noch so viele Fragen an Dich. Das Zusammenleben ist nicht immer einfach mit den vielen verschiedenen Menschen hier in der Gemeinde hier. Oder schreibe uns doch einfach nochmal einen zweiten Brief nach Korinth.

Diesen hier schließen wir jetzt, denn er soll sich noch mit dem nächsten Schiff auf den Weg nach Ephesus machen  und erreicht Dich hoffentlich bald. Wir hoffen auf günstige Winde, damit unser Brief nicht verloren geht und auch alle denen, die nach uns kommen, erzählen kann von Jesus. Das ist wohl immer noch der sicherste Weg: Wenn wir einander weitersagen, dass Jesus vom Tod auferstanden ist und uns so mit ins Leben genommen hat. Das wird er auch mit anderen Menschen tun. Ja, unser Herz brennt in uns, wenn wir daran denken.

Es grüßen Dich

Deine Korinther, mit Dir verbunden durch Gottes Gnade

Und durch die Hoffnung auf die Auferstehung.

Frohe Ostern

AMEN

de_DEDeutsch