Reimpredigt 2022

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Reimpredigt 2022

Reimpredigt | Estomihi | 27.02.22 | Mk 8,31-37 | Friedrich Schmidt-Roscher |

Seit gut zwei Jahren – wer hätte das gedacht-
sehn‘ wir in Haßloch Tag für Tag  Fassenacht.
Ja klar! Masken tragen wir in der Pandemie,
die Gesichter der anderen sieht man fast nie. 

Gut, ich gebe es zu, trotz allem Corona-Frust,
bei manchem Gesicht ist die Maske kein Verlust. 
Covid, Inzidenz, Hospitalisierungsrate, drei G –
da schreit keiner Juhei, viel  eher Oweh!.

Gesellschaft gespalten, viele lassen sich impfen, 
andere auf keinen Fall, klagen und schimpfen.

Auch in Haßloch gehen sie montags auf die Gass, 
spazieren gegen Impfzwang, vermischt mit Hass. 

Apropos Hass, im Osten Europas macht sich breit,
Hetzrede, militärische Gewalt, Krieg und Streit:
Angst haben die Menschen in der Ukraine.
Wenn man das sieht, kann man nur weine(n)

Mit Wehmut, ja Trauer denke ich an die alten Zeiten
als Jung und Alt Fasching feiern und sich verkleiden.
Machen nur Quatsch, „dummes Zeug“ und Witze
Ist die Sitzung vorbei, hamm‘se meisten, einen sitze. 

Die Narren spielen mit sich und uns verkehrte Welt:
Nur Lust und Liebe zählt, nicht Arbeit noch Geld.
Oben ist unten, hässlich ist schön, arm ist reich.
Sind in den „tollen Tagen“ wirklich alle gleich?

Nicht nur Kinder auch Alte machen mit beim Spiel:
Schlüpfen in eine Rolle, verkleiden sich viel. 
Schunkeln, singen bis die Stimme ganz rauh.
Lachen sich kaputt, rufen „Ahoi!“,“Aalaf!“, „Helau!“ 

Auch Jesus ist unterwegs mit seinem Jünger-Zug, 
sie ziehen nach Jerusalem mit großem Mut. 
Auch Christus scheint für viele ein bisschen verrückt. 
Einfaches Leben, Schenken ist für ihn großes Glück. 

Jesus und die Jünger sind Narren, Narren in Gott. 
Leben im Aufbruch, teilen fröhlich das Brot.
Alles haben sie verlassen, sind in Armut gleich, 
ohne Haus und Familie, aber unglaublich reich. 

Jesus öffnet die Augen für eine andere Welt. 
Dort zählt nicht mehr Leistung, Rang oder Geld, 
dort zählt nur die Liebe, Hoffnung ist wichtig. 
Das Vertrauen zu Gott macht Menschen richtig. 

Jesu Freunde sind gefolgt, haben Glauben riskiert.
Ihr Leben war nicht auf Erfolg und Karriere frisiert. 
Jetzt aber hoffen sie auf das Finale Grande
in Jerusalem Zuspruch und keine Schande. 

Komm, reih dich ein in den Jünger-Zug! 
Folge Jesus nach, nimm all deinen Mut!
Leb‘ als Gottes Kind, fröhlich, fromm und frei! 
Ihm nach, dann wird Freude im Himmel sein!

Jesus kennt seinen Weg und weiht die Freunde ein: 
Jerusalem ist kein Spaziergang, wird Prüfung sein.
In Zion erduldet Gefangenschaft, Spott und Hohn, 
Verachtung, Leid und Kreuz  – der Menschensohn.

Am Ende des Weges stehen Folter und Tod,
verzweifelter Schrei nach Gott und große Not;  
kein Erfolg, kein Beifall bei Volk und der Macht,
nur Trauer, Verlassenheit, ganz dunkle Nacht. 

Sein Tod ist bitterdunkel, doch das Ende nicht, 
neues Licht von Ostern die Nacht durchbricht. 
Wenn Jesus durchhält, der Menschensohn,
dann wird der Ewig ihm der Gerechten Lohn, 

neues Leben schenken, Leben in Ewigkeit, 
Leben, das weder durch Hass noch Streit 
zerstört werden kann. Doch vorher Leiden – 
dieser Weg Jesu lässt sich nicht vermeiden.

Komm, reih dich ein in den Jünger-Zug! 
Folge Jesus nach, nimm all deinen Mut!
Leb‘ als Gottes Kind, fröhlich, fromm und frei! 
Ihm nach, dann wird Freude im Himmel sein!

Unter all den Jüngern, in dieser verrückten Schar, 
der Fischer Simon, so’n Art Klassensprecher war.
Der Oberapostel reißt manchmal auf seine Klapp. 
Kurze Zeit später ist sein Mütchen ganz schlapp.

Auf die Frage, wer Jesus ist, sagen manche Elias,
Petrus aber ist sich sicher: Du bist der Messias!
Mehr als ein Prophet, dich hat geschickt Gott,
du bist Christus, rettest uns vom ewigen Tod. 

Als Jesus lehrt, sein Weg ende in Leiden und Tod, 
sind seine Freunde ratlos, traurig und geschockt.
Lange hatten sie gehofft, auf die große Wende, 
nun sehen sie nur noch Scheitern und Ende.  

Petrus nimmt Jesus zur Seite, seufzt und sagt: 
„Ach Herr, du weißt, dass ich dich wirklich mag, 
aber das mit dem Leiden, kann ich nicht ertragen. 
‚Geh den Kreuzweg nicht!’ will ich dir sagen.“ 

Jesus hebt die Augen, wundert sich und spricht: 
„Deine Worte, Simon, gefallen mir nicht. 
Geh hinter mich! Reih dich in die Nachfolge ein. 
Sonst kannst du nicht mehr mein Jünger sein!

Menschliches Sinnen spricht aus deinem Wort, 
Angst vor dem Leiden und meiden der Not. 
Schweren Herzens muss ich nach Gottes Willen
diesen Weg gehen, seinen Auftrag erfüllen.

Nenn mich Narr, einen Narren für Gott, 
denn ich laufe den Weg zu Leiden und Not. 
‚Bass bloß uff!‘ Halt du mich nicht davon ab!
Was du willst, will nicht Gott! Ist Menschenart!“

Komm, komm, reih dich ein in den Jünger-Zug! 
Lauf hinter Jesu her, nimm all deinen Mut!
Leb‘ als Gottes Kind, fröhlich, fromm und frei. 
Folge Jesus, dann wird Freude im Himmel sein.

Jesus trägt das Kreuz, doch ist er nicht, 
auch wenn es so scheint, ein Masochist.
Hat Humor, trinkt fröhlich Wein, lacht gern,
Leidensverherrlichung liegt ihm völlig fern. 

Christus macht sich selbst zum Narren,
spannt sich vor unsern Sünder-Karren. 
Trägt die Schuld der Welt, von mir und dir,
tauscht sie gegen neues Leben ohne Gier.

Willst du und du dieses neue Leben erhalten,
wird bei dir nicht alles bleiben beim Alten. 
Manches, was wichtig, verliert seinen Wert,
anderes Vergessenes wird wieder geehrt. 

Hör’ auf mit dem Tanz ums goldene Kalb, 
Geldträume sind doch schon längst ein Alb.
Lebensglück durch Shoppen, was für ein Nepp!
Sei doch keine Närrin, sei doch kein Depp!

Ein Kreuz zu tragen ist länger keine Buße, 
bei Damen strahlt es im Ausschnitt der Bluse.
Im wogenden Busen glänzt goldig oder aus Nickel
das Kreuz als Schmuckstück oder Modeartikel. 

Steht das Kreuz noch für Nachfolge und neues Leben, 
oder sucht man die Bedeutung bei uns vergebens?  
Ist es ein Zeichen für Bund und Vergebung der Schuld 
oder trägt man‘s aus Gewohnheit ohne festen Grund?

Jesus meint: wer sein Leben verliert, der gewinnt 
von Gott neues, fröhliches Leben mit echtem Sinn.
Christus durchkreuzt ein oder anderes Lebensziel.
Das ist bitter, aber manchmal gewinnen wir viel.

Wir leben in einer verrückten Welt und Zeit,
wo einerseits Menschen fliehen jedem Leid,
Not, Schmerzen, Tränen alles sollst du meiden – 
warum lassen sich dann so viele scheiden?

Was wird nicht alles an Leiden auf sich genommen, 
um nur ja eine attraktive „Figur“ zu bekommen?
Heidis Models und Sternchen machen es vor,
es gibt ja bei uns genug „Torin“ und Tor, 

die ohne Rücksicht hungern und fasten, 
um den Vorbildern aus dem Flimmerkasten, 
zu gleichen in Mode, Figur, Haar und Haut, 
auch wenn das verehrte Idol längst total „out“.  

Wer nicht aussieht attraktiv und toll,
jung und schön, wie man meint soll,
der zieht sehr bald schon in Betracht, 
eine Schönheits-Op, ritsch-rasch gemacht.

Der Busen, oje, ist zu groß oder zu klein, 
dicke Lippen, das muss heut schon sein. 
Der erfolgreiche Mann legt sich unters Messer, 
für Beruf und Karriere ist das viel, viel besser. 

Wir leben in einer Welt voller bunter Bilder, 
überall schreien die grellbunten Schilder, 
Entscheidend ist die Oberfläche der Schein, 
was in dir drin, interessiert doch kein Schwein.

Auch Jesus geht es um den neuen Menschen, 
die Schönheits-OP kann man sich freilich schenken. 
In dir drin fängt es an, in Hirn, Herz und Nieren, 
bei den Menschen, die ihr altes Leben verlieren, 

die folgen Gottes Wort und hören Christi Ruf, 
sich und andere annehmen, so wie Gott sie schuf. 
Frauen und Männer, die sich nicht schämen, 
Gottes Wort in ihrem Leben ernst zu nehmen. 

Komm, reih dich ein in den Jünger-Zug! 
Folge Jesus nach, nimm all deinen Mut!
Leb‘ als Gottes Kind, fröhlich, fromm und frei. 
Ihm nach, dann wird Freude im Himmel sein!

Mit dem Leben ist es seltsam und schon paradox, 
dass mancher, der lebt, der wirklich alles auskost’,
am Ende echt „dumm“ da steht mit leeren Händen,
nichts kann er für die allerletzte Reise verwenden. 

Die andere Person gerne verteilt und leiht, 
für andere Menschen da ist und ihre Zeit
verschenkt – aus Freude dem Nächsten in Not, 
Dankbarkeit lebt auch vor ihrem Gott.

Sie oder er kümmert sich nicht viel um das Geld, 
um Erfolg und all den Kram, der zählt in der Welt.
Wer sein Leben an Gott und andere verschenkt, 
dieser Mensch wahres Leben in Fülle empfängt.

Jesus nachfolgen –dieser Ruf gilt uns allen, 
er wird nicht jedem wirklich gefallen. 
Denn so wie die Jünger, geben wir einiges auf. 
Habens nicht mehr bequem, sind im Lauf, 

nicht von Pontius zu Pilatus, nein nein!
Die Richtung wird unser Bruder sein. 
Natürlich auch die Schwester, ist schon klar, 
so wird unsere Nachfolge Jesu offenbar. 

Dies neue Leben, das gilt auch dir und mir, 
trotz all unseren Grenzen, all unser Gier, 
denn Jesus verschenkt es Narren und allen,
die sich seine Liebe lassen gefallen.  

Komm, reih dich ein in den Jünger-Zug! 
Folge Jesus nach, nimm all deinen Mut!
Leb‘ als Gottes Kind, fröhlich, fromm und frei. 
Ihm nach, dann wird Freude im Himmel sein!

In der Nachfolge treten wir für den Frieden ein. 
Mit allen Menschen zusammen, nicht allein. 
Klare Worte für die Wahrheit, die in jedem Krieg
als allererstes unterdrückt wird und unterliegt. 

Putin nennt russischen Einmarsch Friedensmission.
Die Ukraine leidet unter seiner Droh-Aggression.
Die Solidarität mit den Menschen dort in Not. 
Das ist auch Friedenspflicht, ist Gottes Gebot.

Beten wir für den Frieden in Europa in Jesu Namen
Bewege die Herzen der Mächtigen, Gott. Amen. 
Auch Herrscher leben nicht ewig, erleiden Tod,
stehen dann vor dem Schöpfer, ihrem Gott. 

Der wird fragen: „Auch du mein Sohn, Wladmir, 
dem ich viel Macht verliehen, verrate mir, 
wie hast du es genutzt im Leben hienieden? 
Dientest du den Menschen und dem Frieden?“

Genug jetzt gesprochen, ihr seid wieder dran, 
denn bei uns weiß jede Frau, jeder Mann, 
auf der Kanzel kann man wirklich alles sagen. 
Aber nicht länger als 20 Minuten.  – Amen! 
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Pfr. Dr. Friedrich Schmidt-Roscher

Prot. Pfarramt Haßloch

Bahnhofstraße 27

67454 Haßloch

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