Kolosser 3,12-17

Kolosser 3,12-17

Kleider machen Leute | Kantate | 15. Mai 2022 | Kol 3,12-17 | Andreas Schwarz |

12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. 15 Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. 16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. 17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Kleider machen Leute.
Sie lassen etwas sehen und erkennen.
Kleider drücken etwas aus.
Du zeigst mit deiner Kleidung auch, wie du über den Anlass denkst, um den es gerade geht.
Wenn wir uns die Konfirmandenbilder anschauen von der Gemeindegründung 1953 bis heute, sehen wir sehr unterschiedliche Kleider.
Je nach Mode und Zeit.
Aber immer war der Anlass besonders.
Und so war es auch die Kleidung.
Nicht nur bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Auch bei den Gästen.
Am Sonntag gehen wir zu einer Konfirmation.
Da ziehe ich keine Jeans mit Löchern an.
Das passt da nicht.
Zu dem Anlass würde ich mich darin nicht wohl fühlen.
Sonst schon.
Kleider machen Leute.
Und du kannst erkennen, wer sie sind und wie sie sind.
Der Pfarrer / die Pfarrerin trägt im Gottesdienst einen Talar und daran kannst du erkennen, was er / sie macht.
Die Ärztin trägt den weißen Kittel und gibt sich zu erkennen.
Polizisten tragen eine Uniform und wollen erkannt werden.
Sie sind Staatsdiener und sorgen für Sicherheit und Ordnung.
Kleider machen Leute.
Besondere Leute tragen besondere Kleidung.
Ein Hochzeitspaar – auch ein silbernes.
Konfirmanden – auch Jubilare.
Das kann man sehen.
Christen tragen besondere Kleidung.
Weil sie etwas Besonderes sind.
Auserwählt, heilig, geliebt.
Einfach nicht normal.
Ihr seid auserwählt, heilig, geliebt.
Von Gott.
Ihr alle.
Silberhochzeitspaar.
Konfirmationsjubilare.
Chorsänger.
Gottesdienstbesucher.
Alle, die ihr getauft seid.
Beschenkt mit der Liebe Gottes in seinem Sohn Jesus Christus.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.
Ausgesucht, ausgewählt, beschenkt.
Und wie Taufkinder eine besondere Kleidung tragen,
früher hat man ihnen ein besonderes Kleid umgehängt, wenn sie getauft waren, das sogenannte Westerhemd, so kleidet Gott uns neu ein.

Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.

Nicht sichtbar, aber doch wichtig.
Weil wir zu ihm gehören.
Weil wir Christen sind, Ausgewählte – Kirche.
Eingekleidet hat er uns neu, Jesus Christus.
Und nun tragen wir die Kleidung, mit der er uns anzieht:
Herzliches Erbarmen.
Wie einen wärmenden Mantel hat er uns seine Barmherzigkeit umgehängt.
Das schützt uns vor Kälte.
Damit wir nicht erfrieren in dem, was wir erleben, was uns frösteln und schütteln lässt.
Er schützt uns vor Hartherzigkeit und Gleichgültigkeit.
Wer auserwählt ist, heilig und geliebt und gar nicht wirklich weiß, warum, weil uns das trifft, von außen – das haben wir weder verdient noch erarbeitet,
wem dieser wärmende Mantel umgehängt wird,
der wird ihn anderen nicht verweigern.
Der erlebt am eigenen Leib, dass wir diesen Schutz brauchen, um nicht zu erfrieren.

Wir tragen das Hemd der Freundlichkeit. Denn die ist erschienen, als Gott in seinem Sohn Jesus Christus zur Welt kam. Gott ist freundlich zu uns. Er lächelt uns an, er meint es gut mit uns. Und wir erleben, wie gut es tut, wenn uns jemand freundlich anschaut, mit einem Lächeln, das uns genauso antworten lässt. Eine Freundlichkeit, die sagt: du bist wichtig, du bist wertvoll, schön, dass es dich gibt, schön, dass du lebst.

Wir tragen Demut, weil wir erleben, dass jeder andere Mensch mindestens genauso wichtig ist, wie wir selbst. Manchmal bloß nehmen wir uns wichtiger, halten unsere Meinung für gewichtiger, drängen andere zurück – und spüren doch, dass uns das nicht wirklich guttut.

Manchmal wird die Wortwahl drastisch, der Tonfall aufgeregt und die Atmosphäre erhitzt. Gut, wenn wir die Sanftmut tragen, mit der er uns bekleidet. Wenn wir geduldig sind, mit uns selbst und denen, mit denen wir leben – und auch leben wollen.

Es ist ja nicht immer leicht.

Wir haben es nicht immer leicht mit den anderen – in der Ehe und in der Familie und in der Gemeinde; und die anderen haben es wahrlich auch nicht immer leicht mit uns. Dann kann es nur gehen mit der Kleidung, die er uns umhängt – wir hätten uns vielleicht lieber was ganz Anderes ausgesucht.

Aber es ist mit uns so, dass wir uns gegenseitig ertragen müssen, manchmal; und jedenfalls gegenseitig tragen.

Denn Klage gibt’s immer wieder, dass einer sich beschwert, nicht genug wertgeschätzt erlebt, sich übersehen fühlt. Vergeben und neu anfangen.

Nur so kann es gehen, wo Menschen miteinander leben und miteinander leben wollen.

Weil sie zusammengehören, weil sie zusammengebunden sind. Nicht weil sie sich so sehr mögen, sondern weil die Liebe Gottes sie zusammenbindet, wie ein Gürtel um die Kleidung, damit nichts rutscht und auseinanderfällt.

Sondern der Friede die Beziehung bestimmt, in dem jeder den Raum zum Leben hat, den er braucht. Wo Menschen miteinander leben, aufeinander achthaben und füreinander da sind – mit praktischer Hilfe, mit guten Worten, mit Gebeten.

Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

Eingekleidet mit allem, was wir für das Leben brauchen, in guter Gemeinschaft untereinander, in erfüllter Beziehung zu Gott, muss aus dem Herzen raus, was er hineingelegt hat.

Lob und Dank. Für das Leben, für die Vergebung, für die Zukunft, für die Hoffnung, für Gemeinschaft, für die Liebe. Wir stimmen ein in Lob- und Danklieder, wie sie das Volk Israel seit Jahrtausenden singt;

wir loben Gott mit Liedern aus vergangenen Jahrhunderten; wir singen mit Worten heutiger Zeit.

Alles, um ihm zu danken und ihn zu loben.

Damit wir nicht vergessen, was er uns Gutes getan hat seit wir geboren wurden, seit wir konfirmiert wurden, seit wir verheiratet sind – in guten und in schweren Zeiten.

Wir singen mit, wenn Orgel, Bläser, Flöten, E-Piano uns anleiten, wir singen im Wechsel mit dem Chor, wir hören zu.

Weil wir Gott dafür danken, wie wichtig wir ihm sind. Weil er uns das Leben schenkt und begleitet und es führt in die Zukunft. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. Amen.

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Pfarrer Andreas Schwarz

Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden

Pforzheim

p.andreas.schwarz@gmail.com

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