Lukas 16,19.26

Lukas 16,19.26

1. So. n. Trinitatis | 19.06.22 | Lukas 16,19–26 | Hansjörg Biener |

Sorglos geborgen „wie in Abrahams Schoß“

Der heutige Predigttext hat uns die Redewendung „wie in Abrahams Schoß“ beschert. Sie bedeutet: „sorglos und geborgen sein“, „sich sicher fühlen“ oder „glücklich und selig sein“. Vielleicht haben auch Sie so ein Bild vor Augen. Kinder auf den Oberschenkeln von Erwachsenen, die ihr Köpfchen an deren Brust schmiegen. Oder in anderer Stimmung: Kinder, die auf den Knien von Erwachsenen sitzen und keck in die Welt schauen. Oder vielleicht auch Kinder, die beim „Hoppe, hoppe, Reiter“ vor Glück jauchzen. Nur für den Fall, dass Sie sich nur vage erinnern:

„Hoppe, hoppe. Reiter, wenn er fällt, dann schreit er.

Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben.

Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps.“

Und natürlich macht es plumps, aber nie so, dass das Kind auf den Boden fällt. Es wird immer festgehalten und aufgefangen. Eine beglückende Erfahrung: „Du kannst nicht tiefer fallen…“

Nicht alle Kinder können das in ihrer Kindheit erleben, denn nicht alle Eltern können Nähe geben. Es gibt aber noch eine zweite Chance: Junge Liebe. Umweltvergessen sitzen die beiden, die Arme umeinandergeschlungen. Und wer das sieht, wird sich hoffentlich über das Glück freuen und diskret bleiben.

Die christliche Kunst kennt zwei Darstellungen.

Variante 1: Kleine Gestalten, die aus einem Tuch oder einer Kuhle in Abrahams wallenden Gewand herausschauen. (https://www.bibelwissenschaft.de/fileadmin/buh_bibelmodul/media/wibi/image/am_WILAT_Abraham_07_Bamberg_Dom.jpg)

Variante 2: Ein Menschlein, das wie ein kleines Kind an die Brust Abrahams geschmiegt ist. (https://i1.wp.com/biblicalallusions.org/wp-content/uploads/2014/11/MoissacLaz-Abraham.jpg) Das entspricht den englischen oder französischen Bibelübersetzungen, die von „Abrahams Brust“ sprechen. Schoß wie Brust, beides ist vom Griechischen her möglich. Das Wort Kolpos/κόλπος hat einen großen Bedeutungsumfang: vom Brust-Bauch-Scham-Bereich über die Kuhle, die man in einem wallenden Gewand machen kann, bis hin zur Meeresbucht.

Meine Frau und ich haben „Abrahams Schoß“ noch zwei Vorstellungen hinzugefügt. (1) Manchmal sind Tage nicht so gut gewesen. Wenn so ein Tag zu Ende geht, wünschen wir ihm, dass er auf Gottes Schoß klettern und sich bei Gott ausklagen kann. (2) Ähnliches erhoffen wir für uns, wenn es mit uns zu Ende geht. Dann wollen auch wir auf Gottes Schoß und erzählen, was wir erlebt haben. Und vielleicht wollen wir auch etwas erklärt bekommen. Das sind, wie gesagt, private, nicht biblische Bilder. Sie sind auch durchaus entfernt vom heutigen Predigttext. Einmal mehr stoßen wir darauf, dass etwas aus der Bibel hängen bleibt und ein Eigenleben entwickelt.

Tatsächlich ist „alles anders“. Nur als erstes Beispiel: Luthers Übersetzung „Abrahams Schoß“ ist sprachlich möglich. Kulturgeschichtlich richtiger ist „Abrahams Seite“. κόλπος Ἀβραάμ meinte den Ehrenplatz bei einem Festmahl. Solche Mähler wurden in der Antike im Liegen genommen, so dass der Ehrengast tatsächlich dem Gastgeber sehr nahe lag.

Begeben Sie sich nun mit mir auf eine spannende, aber auch schmerzvolle Erkundung des Predigttextes von heute. Ich werde mit Ihnen in einen Abgrund schauen, doch will ich auch darauf achten, dass wir nicht hineinfallen:

Predigttext

„Die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus“

19 Einst lebte ein reicher Mann.

Er trug einen Purpurmantel und Kleider aus feinstem Leinen.

Tag für Tag genoss er das Leben in vollen Zügen.

20 Aber vor dem Tor seines Hauses

lag ein armer Mann, der Lazarus hieß.

Sein Körper war voller Geschwüre.

21 Er wollte seinen Hunger

mit den Resten vom Tisch des Reichen stillen.

Aber es kamen nur die Hunde

und leckten an seinen Geschwüren.

22 Dann starb der arme Mann,

und die Engel trugen ihn in Abrahams Schoß.

Auch der Reiche starb und wurde begraben.

23 Im Totenreich litt er große Qualen.

Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham

und Lazarus an seiner Seite.

24 Da schrie er: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir!

Bitte schick Lazarus,

damit er seine Fingerspitze ins Wasser taucht

und meine Zunge kühlt.

Ich leide schrecklich in diesem Feuer!‹

25 Doch Abraham antwortete: ›Kind, erinnere dich:

Du hast deinen Anteil an Gutem

schon im Leben bekommen –

genauso wie Lazarus seinen Anteil an Schlimmem.

Dafür findet er jetzt hier Trost, du aber leidest.

26 Außerdem liegt zwischen uns und euch

ein tiefer Abgrund.

Selbst wenn jemand wollte,

könnte er von hier nicht zu euch hinübergehen.

Genauso kann keiner von dort zu uns herüberkommen.‹

(Lukas 16,19-26 Basis Bibel)

Nur beschränkter Platz „in Abrahams Schoß“!

Es beginnt mit dem „Einst war einmal“ eines Märchens und endet gar nicht märchenhaft. Ein Reicher, beschrieben in der besten Kleidung, die man sich damals vorstellen kann, genießt sein Leben. Ein Armer, schwer krank und hungrig, liegt vor seinem Haus. Niemand nimmt Notiz. Außer Straßenkötern. So muss man das lesen. Die schnüffeln an ihm und lecken an seinen Geschwüren. Irgendwann sterben beide. Der Reiche kommt an einen Ort der Qual; der auf Erden Leidende kommt „in Abrahams Schoß“. Und wenn das wirklich heißt, „er wird Ehrengast bei Abrahams Mahl“, wäre die Geschichte richtig über Kreuz erzählt: Lazarus, der in seinem irdischen Leben ohne Hilfe litt, kommt jetzt auf den Ehrenplatz bei Abrahams Fest. Der Reiche, dessen Leben aus Feiern bestand, leidet jetzt Qualen, ohne dass ihm geholfen wird. Solche Erzählungen lassen sich in der Antike mehrfach finden. Auch für den Evangelisten Lukas gibt es da offenbar kein Problem. Er überliefert bekanntlich in seiner Feldrede nicht nur Jesu Seligpreisungen, sondern auch Wehe-Rufe.

Wehe euch, ihr Reichen! Denn ihr habt euren Trost bereits erhalten.“ (Lukas 6,24)

Schülerinnen und Konfirmanden jedoch haben mit der Geschichte ein Problem. Sie ergreifen Partei für den Reichen. Zugegeben: Er hatte ein gutes Leben und Lazarus ein schlechtes. Andererseits vergleichen sie beider Lebenszeit mit der von ihnen selbstverständlich unterstellten Ewigkeit. Warum soll ein gutes Leben hier und heute nach dem Leben bestraft werden – in alle Ewigkeit? Sie spüren auch, dass wir in Deutschland eher auf der reichen Seite des Schicksals leben. Aber ewige Strafe? Das wäre doch ungerecht. Weil sie nicht mitentscheiden können, wie fern die Urlaubsreise der Familie ist und wie sehr sie sich den wirklichen Lebensumständen im Urlaubsland aussetzt. Oder auch weil der soziale Ausschluss zu groß ist, wenn man aufs Smartphone oder Auto verzichtet, weil man verstanden hat, welche Kosten man damit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen außerhalb Europas auferlegt. Diese Verwobenheit in Zusammenhänge, in die man hineingeboren wurde, die man kaum zerreißen kann und vielleicht sogar durch neue Stricke festigt – nannte die alte Dogmatik übrigens „Erbsünde“. Und die Taufe sagte einem zu, dass man von Gott her – trotzdem – wie ein neugeborenes Kindlein erst einmal leben darf.

Die Abwehr gegen die Logik der Geschichte vom Reichen und von Lazarus ist verständlich. Darum lassen Sie uns auch einmal auf den einzigen „Gewinner“ der Geschichte schauen: Lazarus. Wir erfahren nicht, wie er zu seinem Schicksal gekommen ist. Wir erfahren nur, dass er von der Feier des Lebens ausgeschlossen ist. Gewiss gibt es Menschen, die in diesem Leben viele Nachteile haben. Das würde niemand bestreiten. Denen würde wohl auch niemand eine Entschädigung in der Ewigkeit neiden. Der Predigttext nimmt aber eine andere Perspektive ein. Er lässt uns fragen: Gibt es vom Lebensglück ausgeschlossene Menschen, deren Leben so be-S-C-H-… ist, dass für sie eine ewige Wiedergutmachung eine echte Verheißung ist und [!] eine ewige Strafe für die Privilegierten eine Genugtuung?

Auf der Suche nach Beispielen fällt mir in diesen Tagen zuerst der Russland-Ukraine-Krieg ein. Ich kann nicht anders, obwohl das unfair ist gegenüber all den anderen Mega-Reichen und bitterarmen Menschen dieser Welt. Ich denke beim Ukraine-Krieg nicht so sehr an die Toten. Die haben es, trotz allem, hinter sich. [1961 geboren, habe ich als Kind noch Kriegsversehrte aller Art gesehen und später als Gemeindepfarrer Männer beerdigt, die noch Jahrzehnte mit ihrer Kriegsversehrung gelebt haben.] Ich frage mich nach all den Schwerverletzten, die auf beiden Seiten Opfer des Putin-Kriegs werden. Das wird erst langsam zum Thema in deutschen Medien. Immerhin hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei seinem Ukraine-Besuch vor einer Woche das Wort Prothesen verwendet. Damit hat er sich dem angenähert, was in deutschen Medien mit „kriegstypischen Verletzungen“ immer noch nur andeutend umschrieben wird. [Schon früh berichtete dagegen die britische BBC über ukrainische Ärzte, denen Ärzte aus dem Ausland via Smartphone assistierten, weil man für die Verletzungen, die man zu operieren hatte, nicht ausgebildet war. (z. B. https://www.bbc.com/news/world-europe-61195923 24.4.2022) Und ich will die andere Seite nicht vergessen. Schon bei der russischen Kampagne gegen die ukrainische Hauptstadt berichteten die internationalen Medien, dass Ärzte in Belarus rund um die Uhr schwerst verletzte russische Soldaten operierten. (https://p.dw.com/p/48i5K 19.3.2022 „ohne Arme, Beine, Augen und Ohren“) Diese wurden dann, sobald sie einigermaßen transportfähig waren, in Zügen nach Russland verlegt. Man wird ebenso nach ihrem Schicksal fragen müssen, wenn jemals verantwortliche Politiker und Generäle vor einen Völkergerichtshof gezogen werden.] Egal, wer den Russland-Ukraine-Krieg „gewinnt“: Schwerversehrte werden kaum hochdekoriert auf Siegesparaden mitmarschieren. Werden sie jemals angemessen betreut werden, wenn sie nun für den Rest ihres Lebens mit Putins Folgen leben müssen? Die Oligarchen dieser Welt werden weiter ihre Luxusjachten und -domizile haben. Ja, es ist aktuell peinlich für einen russischen Superreichen, wenn Konten wegen westlicher Sanktionen gerade unzugänglich sind. Aber ich vermute: Bekannte Milliardäre haben trotzdem Kredite oder finden andere Wege, um flüssig zu sein. Und wenn ich spüre, wie die Wut in mir über Putin und seine Entourage hochkocht und über alle, die wahrscheinlich auch im Westen Geld an diesem Krieg verdienen, kann ich nachspüren, dass es Lazarusse gibt, denen eine jenseitige Wiedergutmachung für sich nicht reicht. Es müsste auch eine jenseitige Bestrafung der unentschuldbar Glücklichen dieses Lebens geben, um Genugtuung zu haben. Diese Wut war übrigens schon am 24. Februar 2022 Thema im UN-Weltsicherheitsrat. Sie werden sich erinnern: Das war der Tag, an dem Russland erklärte, von nun an werde zurückgeschossen. Exakt auf der Sitzung, auf der die anderen Staaten Russland noch um Frieden bestürmten, gab dessen UN-Botschafter Wassili Nebensja bekannt, Russland habe auf Ersuchen der „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk Ukraine angegriffen. Sein ukrainischer Kollege Sergij Kyslystya ließ jede Diplomatie fahren: „Wir verurteilen die Aggression, die Sie gegen mein Volk verüben. Es gibt kein Fegefeuer für Kriegsverbrecher. Sie fahren direkt zur Hölle, Botschafter.“ (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/un-sicherheitsrat-russland-ukraine-101.html 24.2.2022)

Zugleich wächst mein Gespür für die Mauer, mit der der Reiche im Predigttext umgeben ist. Es ist die von Bewaffneten beschützte Mauer, die in Brasilien die Domizile der Reichen vor den Armen schützt. Es ist die Mauer, die um Wohnquartiere gezogen wird, mit Eingangstoren und einem Sicherheitsdienst, der fragt, was denn der Unbekannte innerhalb dieser Festung sucht. Es ist die lichterhellte Mauer oder wenigstens der bewachte befestigte Zaun, der Hotels und Touristenresorts umgibt, damit Europäer und andere ihren Urlaub in Sicherheit genießen können, ohne sich Gedanken zu machen, wie es im Gastland wirklich zugeht. Es ist die Mauer einer Festung Europa, es ist die Mauer, die Trump an den Südgrenzen der USA geplant hatte… Und so hoch die Mauern in dieser Welt werden können, so breit ist dann der Graben, der in der Ewigkeit den Reichen und Lazarus in Abrahams Schoss trennt.

Lieber in „Gottes Schoß“ als in den Abgrund…

Treten wir zurück vom Abgrund dieser biblischen Geschichte. Wir haben den nahe liegenden Protest gegen die Logik „hier gutes Leben – dort Höllenqual“ ausgesprochen. Wir haben aber auch Lazarusse von heute gefunden. Es gibt Menschen, für die die doppelte Logik eine Genugtuung wäre, weil sie ausreichend Zorn über die auf der Sonnenseite des Lebens angesammelt haben. Und wir haben gespürt, dass uns mehr mit dem Reichen in dieser Geschichte verbindet als mit Lazarus.

Machen wir uns auf den Rückweg aus dem Predigttext. Dazu schauen wir noch einmal genau hin und denken an andere Vorstellungen vom Gericht und einer Existenz nach dem Tod, die wir im Lauf unseres Lebens kennengelernt haben. Dabei kann jedem leicht auffallen: Eigentlich gibt es hier kein Gericht, sondern eher eine Selbstverständlichkeit. Ganz nüchtern wir erzählt: Das wird aus dem, und das wird aus dem. Ebenfalls auffällig: Von Gott ist keine Rede. Auch nicht von Jesus, der nach unserem Glaubensbekenntnis kommen wird, „zu richten die Lebenden und die Toten“. Jahrhundertelang haben Christenmenschen Angst vor dem Jüngsten Gericht gehabt. Im Vergleich zu unserem Predigttext wird die Gerichtsvorstellung aber wieder attraktiv. Ein Richter könnte mildernde Umstände finden und damit „Gnade vor Recht ergehen“ lassen. Bei einer Verhandlung könnte ein Retter erscheinen und womöglich z. B. Schulden begleichen. Das wäre nach der traditionellen Dogmatik und unserem Konfirmandenwissen natürlich einer: Jesus.

Man hat versucht, die „Himmel und Höllen“-Vorstellungen des Neuen Testaments zu einem gemeinsamen Bild zusammenzusetzen. Ich halte das für falsch. Man muss dann auch Texte harmonisieren, die nicht zusammenpassen. Das hat man auch bei unserem Predigttext versucht. So hat man gesagt, er beschreibe eine Zwischenzeit zwischen Tod und eigentlichem Gericht. Es gibt aber keinen textlichen Anhalt für eine zeitliche Begrenzung von Lazarus Freude und des Reichen Qual. Das ist ja der Grund, weshalb meine Schüler und Schülerinnen protestieren. Mit einer Art Fegefeuer könnten sie vielleicht noch einverstanden sein. Ich halte es für biblischer und richtiger, sich den verschiedenen Texten auszusetzen, den Ernst der Lage wahrzunehmen, vielleicht auch zu erschrecken, aber doch dann selbst zu denken und zu lernen, was man glaubt und warum man glaubt. Am Ende ist das Neue Testament aber doch viel mehr mit dem Leben vor dem Tod beschäftigt als mit dem Leben danach.

Da wir aber beim Thema Gericht sind, will ich noch einmal ein Bild heranziehen. Die christliche Tradition hat dem Richterstuhl das Bild vom, so Martin Luther, Gnadenstuhl entgegengesetzt. Vielleicht kennen Sie Bilder dazu. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gnadenstuhl) Hier nun Gott Vater und erneut etwas auf dem Schoß: Ein Kruzifixus und darüber eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der den Glauben der Gemeinde weckt und stärkt. So tritt neben das fröhliche Bild „wie in Abrahams Schoß“ das ernste Bild der Rechtfertigung. Bei allem, was uns subjektiv und objektiv von Gott trennt, bei allem, wo wir uns und andere verurteilen oder selbst verurteilt werden, bei allem, was uns zu Recht oder Unrecht vor einem Gericht über unserem Leben Angst macht: Wir sollen zuallererst sehen, was laut der biblisch-christlichen Tradition in Jesus für uns geschehen ist. Wie immer man das Kreuz deuten will und die Auferstehung, es war dazu bestimmt, den Abgrund zwischen Gottes Schoß und unseren womöglich eben doch nicht so unverdienten Strafen zuzuschütten. In der Geschichte vom Reichen und vom Lazarus gab es einen unüberwindlichen Abgrund. In der Geschichte von Gott und den Menschen wird der Abgrund durch das Leben und Werk Jesu Christi geschlossen. Um Jesu willen können, wieder im Bild gesprochen, die Christenkinder am Ende ihres Lebens auf Gottes Schoß krabbeln. Sie können ihm alles erzählen und ihn alles fragen, aber auch Gottes ernste Fragen an sie ertragen.

Amen.

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Dr. Hansjörg Biener (*1961) ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und derzeit als Religionslehrer an Nürnberger Gymnasien tätig. Außerdem ist er außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

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Begründung, warum der Predigttext auf die Verse 19-26 kürzbar ist

Mit der exegetischen Tradition, aber gegen das jüngere Standardwerk „Kompendium der Gleichnisse Jesu“ (2007, S. 647-660), geht der Verfasser von einem Wachstum des Predigttextes aus. Der Inhalt wirkt abgeschlossen nach Vers 25, aber auch nach Vers 26. Vers 26 klappt sprachlich („und außerdem“) und inhaltlich nach. Abgesehen davon: Wenn bereits topographisch keine Möglichkeit besteht, dass Lazarus dem leidenden Reichen Entlastung verschaffen kann, muss man Zusatzannahmen machen, warum der leidende Reiche das nicht von selber sieht. Ansonsten erübrigt sich der Dialog, der Linderung der Qual erbittet. Die chiastische Darstellung der Schicksale in den Versen 19-25 wirkt abgeschlossen und lässt den Gesprächsgang Verse 27-31 über warn- und Rettungsmöglichkeiten für die neu eingeführten fünf offenbar doch auch reichen Brüder nicht erwarten.

Die drei Absätze legen, je für sich, verschiedene Fragen und theologische Themen nahe:

  1. Für wen sind diese Verse überhaupt ein Evangelium? [für fromme Dulder und sicher nicht für die Reichen]
  2. Kann man sich Vorstellungen über die Topographie von Himmel und Hölle machen?
  3. Wie kann man in den Himmel kommen? [im Bibeltext Thora als Heilsweg vorausgesetzt. Paulus und die ihm primär folgende protestantische Tradition: Jesus Christus der Heilsweg]
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