Alles wird neu

Alles wird neu

Predigt zu Offenbarung 21,1-7 | verfasst von Andreas Schwarz | 

 

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

 

Ich sehe was, was du nicht siehst.

Und das ist schön.

Ich sehe eine wundervolle Natur.

Bunt, lebendig, gesund.

Bäume mit starken Wurzeln, kräftigen Stämmen, lebendig bis in die Kronen.

Spender von Sauerstoff.

Lebensraum für Insekten und Vögel.

Flüsse mir sauberem, klaren Wasser.

Fische und alle möglichen anderen Tiere können darin leben.

Auf der Erde wächst, was Mensch und Tier Nahrung gibt.

Das Wetter ist ausgewogen und dient dem Wachstum, genug Sonne, genug Regen, genug Wind.

Alles, wie es sein soll.

Gut.

Sehr gut sogar.

Wie Gott es geschaffen hat.

 

Ich sehe was, was du nicht siehst.

Und das ist schön.

Städte, die Menschen wunderbaren Lebensraum geben. Alle haben ein Dach über dem Kopf.

Alle können es sich leisten und dort wohnen.

Platz für Kinder zum Spielen.

Platz zum Fahrradfahren und Spazierengehen.

Orte, sich zu begegnen, zum Trinken, zum Essen, sich zu unterhalten.

Orte der Stille, Orte für Gebet und Gesang.

Menschen, die miteinander leben, füreinander da sind, Alte und Junge,

die fröhliche Feste feiern, sich schön und festlich kleiden, singen und tanzen.

Alles ist frisch und neu.

Unverbraucht und unbelastet.

Alles ist gut und dient dem Leben.

Für alle und jeden.

 

Ich höre was, was du auch schon gehört hast:

Und Gott, der Herr, sah an alles, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut.

Damals, ganz früher, als alles angefangen hat.

 

Ich öffne meine Augen und sehe, was du auch siehst.

Sehr viel ist nicht sehr gut.

Die Schöpfung ist krank und leidet.

Pflanzen und Bäume, Tiere, Wasser, Erde und Luft. Nichts davon ist mehr sehr gut.

Das Wetter ist nirgends mehr so, dass es verlässlich für alle Menschen und Tiere Nahrung hervorbringt.

 

Was Gott einmal geschaffen hat, was er dazu gesagt hat, das passt nicht mehr zu dem, was ich sehe.

Ich sehe etwas anderes.

Etwas, das alt ist und verbraucht, krank und hinfällig.

Dazu braucht es keine Berichte im Fernsehen, im Internet oder in Zeitungen.

Denen kann man immer glauben oder den Wahrheitsgehalt anzweifeln.

Du brauchst nur einen Spaziergang zu machen und du siehst es mit eigenen Augen.

Du brauchst nur dein eigenes Leben anzusehen, das deiner Familie, deiner Eltern und Großeltern, das der ganzen Gesellschaft.

 

In diesem Gottesdienst siehst du Menschen, die traurig sind. Die haben Abschied nehmen müssen von geliebten Menschen, von einer Mutter, einem Vater, einer

Großmutter, einem Großvater, von einem Ehemann, einer

Ehefrau.

Da ist etwas zu Ende gegangen.

Ihr konntet es wissen, ihr habt es geahnt.

Aber als es so weit war, hat es doch wehgetan.

Tränen sind geflossen.

Es ist etwas vorbei, das so nie wieder sein wird.

Das ist auch ein Teil des Alten, das wir sehen.

Alle.

 

Ich sehe was, was du nicht siehst.

Sagt Johannes und hat es aufgeschrieben.

Er sieht einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen.

Dass diese Erde und dieser Himmel vergehen, das können wir auch sehen, wenn wir unsere Augen und unseren Verstand nicht verschließen.

Spannend bleibt bloß, wann und wie.

Aber das Neue sehen wir nicht.

Das muss uns jemand sagen.

Der mehr sieht als wir.

 

Dass Gott bei uns wohnt.

Dass er da ist, wo wir sind.

Dass wir ihn sehen und erleben können.

Und dann haben die Fragen aufgehört:

Wo warst du, Gott, als ich dich brauchte?

Wo bist du, wenn ich dich um Hilfe bitte?

Bei uns ist er.

Dauerhaft, immer.

Wohnt bei uns.

Und wir erleben, was wir immer geglaubt und gehofft haben.

Als wir traurig waren und Tränen flossen.

Wir nach Antworten fragten, Trost suchten.

Gott sieht es.

Gott fühlt es.

Und wischt die Tränen ab.

Nimmt die Trauer.

Beseitigt Angst und Sorge.

Beendet den Grund für jede Träne.

Niemand wird mehr leiden.

Keiner wird mehr Schmerzen empfinden,

nicht an seinem Körper, nicht in seiner Seele.

Alle Schreie verstummen,

der Kranken, der Gequälten, der Gefolterten, der Verwundeten, der Sterben.

Es wird keine Krankheit mehr geben,

keine Gewalt und keinen Tod.

Kein Grund für Tränen.

Er hat sie abgewischt und es kommen keine mehr nach. Höchstens noch solche der Freude und Dankbarkeit.

 

Johannes sieht, was wir nicht sehen.

Er sagt es uns.

Die wir noch im Alten, im Ersten leben.

Und oft genug darunter leiden.

 

Ich höre was, was du gehört hast.

Der, der es zuerst hören durfte, hat es aufgeschrieben. Damit wir es heute hören können.

Das ist wichtig und tut uns gut.

Uns, die wir immer noch im Alten leben, im Ersten.

Die wir leiden und traurig sind,

die Angst haben und sich sorgen.

Um ihre Gesundheit und die ihrer Lieben,

denen der Zustand der Schöpfung Gottes zu schaffen macht.

Die Abschied nehmen müssen von geliebten Menschen.

Sie hören, was Johannes gehört hat und uns weitersagt:

Der auf dem Thron saß, sprach:

Siehe, ich mache alles neu.

 

Einmal, am Anfang, habe ich alles geschaffen.

Und es war sehr gut.

Aber es blieb nicht gut. Jetzt ist es so, wie ihr es erlebt. Nicht mehr gut.

Und es wird schlimmer.

Es wird vergehen.

Ich mache alles neu.

Noch einmal ganz von vorn.

Und es wird gut bleiben.

Es wird sich das Böse nicht noch einmal hineindrängen, es wird es nicht belasten und zerstören.

Es wird gut bleiben.

Wir werden zusammenbleiben.

Ich, Gott, der Schöpfer, und ihr, meine Töchter und Söhne. Wir werden nicht mehr getrennt werden, wie damals.

Und alles Unheil nahm seinen Lauf.

Nein, so wie ich am Anfang da war, so bleibe ich es.

Als Ziel eures Glaubens und Hoffens.

Wenn alles nach Untergang und Ende aussieht,

dann warte ich auf euch.

Bis dahin begleite ich euch,

gebe Nahrung und Hoffnung,

das Wasser des Lebens,

bei eurer Taufe über euch gegossen,

Lebenswasser von mir,

wird euch erhalten bis ans Ende.

Bis zum Ziel.

Diese Worte sind wahrhaft und gewiss:

Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende dieser Welt

Und dann begrüße ich euch in der neuen Welt. Amen.

 

Pfarrer Andreas Schwarz

Pforzheim

p.andreas.schwarz@gmail.com

 

Andreas Schwarz, geb. 1958; seit 2001 Pfarrer der Gemeinde Pforzheim in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden

 

In diesem Gottesdienst werden die Namen der Verstorbenen seit dem Ewigkeitssonntag 2019 verlesen; es wird ein Gebet gesprochen und jeweils eine Kerze an der Osterkerze entzündet

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