Andacht mit Predigt

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Andacht mit Predigt

über Hebräer 13,12-14 (II, Judika), verfasst von Dr. Hansjörg Biener |

Begrüßung

 

Guten Morgen! So würde ich im Normalfall meine Gemeinde begrüßen. Doch an diesem Sonntag ist nichts normal. Die Glocken läuten, aber niemand soll kommen. Wir sind in der Corona-Quarantäne.

Und trotzdem: Gute Gewohnheiten soll man nicht aufgeben. Wer sonntags in die Kirche geht, soll das wenigstens in Gedanken tun. Und wem heute nach Kirche zumute ist, der soll willkommen sein.

Wir verbinden Virtualität und Tradition: Wir treten im Geiste zusammen und sind doch durch eine traditionelle Form verbunden. Diese Andacht folgt der Ordnung, die ich im Gesangbuch meiner Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern finde. (Evang. Gesangbuch (Bayern und Thüringen) 718) Es gibt, gegliedert von Liedern: einen Psalm zum Eingang, Verkündigung, Fürbitten und das Vater-Unser, – und den Segen.

Eines kommt noch hinzu: Ein erweitertes Kyrie, das unsere Not vor Gott bringt.

Auch an diesem Sonntag geschehe unsere Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

 

Singen oder hören wir als Eingangslied EG 366,1-2.5-7 „Wenn wir in höchsten Nöten sein“. (https://www.youtube.com/watch?v=FxfeG47m83g)

 

 

Kyrie

 

Bringen wir unsere gemeinsame Situation vor Gott.

Ich habe drei Beispiele formuliert und werde uns am Ende dazugesellen.

Hören wir drei Stimmen und fassen wir die Not in ein gemeinsames „Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.“

 

  1. Stimme

Wissen Sie, wie ich mich gerade fühle? Ich bin 15 und eingesperrt. Ich will meine Freunde sehen und Spaß haben. Aber ich soll online lernen. Ich habe so schon keine Lust zu Mathe. Und glauben Sie ernsthaft, ich werde mich für Reli an den Computer setzen?

Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.

 

  1. Stimme

Wissen Sie, wie ich mich gerade fühle? Meine Firma ist wegen Corona zu, und ich weiß nicht, wie lange. Meine Frau macht Home Office und muss sich konzentrieren; mir fällt die Decke auf den Kopf. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, das ist zu wenig für uns drei. – Eigentlich sollten wir renovieren. Am meisten das Zimmer vom Jungen, aber das macht der sicher nicht mit. Der ist so schon unausstehlich.

Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.

 

  1. Stimme

Wissen Sie, wie ich mich gerade fühle? Meine Firma hat auf Home Office umgestellt, und ich habe zwei Männer daheim, die nicht zu haben sind. Und eigentlich denke ich noch an einen dritten: meinen Vater. Mit Müh und Not haben wir ihn nach seinem Sturz im Seniorenheim untergebracht. Bei uns hätten wir ihn ja nicht aufnehmen können. Und jetzt sitzt er im Heim, – und wir haben Besuchsverbot.

Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.

 

Zuletzt auch wir,

die wir in Quarantäne sind und deren Pläne auf Eis liegen,

die wir Sorgen um den Lebensunterhalt haben und nicht wissen, wie es weitergeht,

die wir eng aufeinander sitzen und zugleich an die denken, um die wir uns kümmern müssten und nicht kümmern können.

Und was uns sonst noch bewegt, legen wir zusammen in einem letzten

Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.

 

 

Psalm

 

Die Psalmen breiten die Vielfalt des Lebens vor Gott aus: Lob und Dank, Klage und Bitte, Jubel und Verzweiflung, Gewissheit und Vertrauen.

Lesen und beten wir Psalm 121 (EG.BT 786). Wenn Sie zu zweit sind, kann man sich die Verse auch aufteilen. Einer liest die ungeraden Verse und einer die geraden.

 

1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.

4 Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.

5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

 

Singen oder hören wir als Lied vor der Predigt das Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“. (https://www.youtube.com/watch?v=E49-Mox84S8)

 

 

Predigt

 

In diesen Tagen enden viele e-Mails, die ich bekomme, nicht nur „mit freundlichen Grüßen“, sondern auch mit einem Wunsch: „Bleiben Sie gesund.“

Es ist, als ob sich nach dem Nötigen und Wichtigen noch etwas Bahn bricht, das auch noch gesagt werden muss.

Noch vor wenigen Wochen war mir klar, was mir der Predigttext dieses Sonntags an Nötigem und Wichtigem aufgibt. Und doch gibt es heute noch mehr, was eben auch gesagt werden muss.

 

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht am Ende des Hebräerbriefs im 13. Kapitel.

 

„12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. 13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebräer 13,12-14)

 

Die meisten neutestamentlichen Briefe enden mit Mahnungen und dann mit Grüßen.

So vieles muss noch gesagt werden,

wird nur noch angedeutet,

nicht mehr ausgeführt oder begründet…

So ist es auch hier.

Die drei Verse haben es in sich.

Vieles müsste erst einmal erklärt werden, bevor man sich der Bedeutung für heute zuwenden kann.

Die hier angesprochene Christenheit zählt sich nicht mehr zum Tempel in Jerusalem. Sie hält sich, so der Hebräerbrief, an Golgatha,

das ist der Kreuzigungsort Jesu – „außerhalb“, vor den Toren der Stadt.

Für sie bedeutet Jerusalem nicht mehr „alles“. Ihr Jerusalem ist im Himmel, wo Jesus seine Gemeinde erwartet.

 

Heute, wo alles so anders ist, habe ich vier Gedanken für Sie vorbereitet:

(1) Das Wort, das heute nicht gesagt wird.

(2) Ein Wort für Rebellen

(3) Ein Wort für die arbeitende Bevölkerung

(4) Ein Wort für angespannte Beziehungen

Im Online-Deutsch müsste ich von „challenges“ sprechen. Aber diese sind nicht zur Ablenkung, sondern zur Bewältigung der Krise gedacht. Bleiben Sie also dran.

 

 

Das Wort, das heute nicht gesagt wird

 

Noch vor wenigen Wochen hätte ich heute danach gefragt, wo „wir“ zu sesshaft sind und „hinausgehen“ müssten, um Jesus ernsthaft nachzufolgen.

Ich hätte – sanft – nach unseren „Sünden“ gefragt.

Ich hätte nach sündhaften Strukturen gefragt, in denen wir uns eingerichtet haben,

und auch nach den Erklärungen,

die wir finden, um uns zu rechtfertigen,

wenn wir gefragt werden, etwa nach der sozialen Ungerechtigkeit im Land und weltweit.

Und ich hätte wenigstens nahe gelegt, private Erkenntnisse umzusetzen.

Ich hätte unsere Verantwortung für Stadt, Staat und Welt angesprochen.

Und nicht zuletzt hätte ich davon gesprochen,

wie viel uns selbstverständlich ist,

was dem Rest der Welt an uns – unverständlich ist.

Denn dazu habe ich prägende Begegnungen aus dem interkulturellen und interreligiösen Dialog.

Das alles hätte unter der Vision einer „anderen“ Stadt gestanden, die in Ewigkeit bleibt und bewohnenswert ist.

 

Das hätte viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Doch heute ist alles anders.

Wir fühlen uns eingesperrt,

– nicht in dem, was die Bibel Sünde nennt,

sondern in unseren vier Wänden.

Wir können bestenfalls im Home Office arbeiten und müssen einfach glauben,

dass die Experten Recht haben

und die Quarantäne richtig ist und hilft.

 

Darum muss heute anders gepredigt werden,

() weniger biblisch-theologisch, was mich an Predigten eigentlich interessiert,

() und mehr seelsorgerlich-persönlich, was mir als Predigthörer manchmal zu bestätigend erscheint.

Tatsächlich gibt mir die Luther-Bibel für diese Änderung eine Hilfe und ein Recht.

Der letzte Vers des Predigttextes ist fett gedruckt. Das zeigt an: Er ist ein sogenannter Kernvers zum Auswendiglernen. Kernverse gibt es in der Luther-Bibel seit Luthers Zeiten. Auswendig gelernt sollen sie auch unabhängig (!) vom ursprünglichen Bibeltext ihre Wirkung entfalten.

 

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ So heißt es also jetzt angesichts unserer vier Wände.

 

Gehen wir auf die Suche nach der biblischen Botschaft

für den Jugendlichen, der nicht zuhause bleiben will, sondern feiern.

Suchen wir nach der Botschaft für Berufstätige, die um Gehalt und Arbeitsplatz bangen,

und für die Familien, deren Zusammenhalt in diesen Tagen auf die Probe gestellt wird.

 

 

Ein Wort für Rebellen

 

Ich habe im Kyrie einen Jugendlichen beschrieben, der nicht einsieht, warum er zuhause bleiben und irgendwelchen Pflichten nachkommen soll. Ich war als Jugendlicher kein Rebell, aber ich habe ausreichend viele Rebellen gesehen, die auf äußeren Druck erst recht nicht „funktionierten“.

 

Manchmal denke ich mir, die Auflehnung gegen Autoritäten und das Bedürfnis, bis zur Besinnungslosigkeit zu feiern, wissen sehr wohl, warum.

() Gegen das Wort der Eltern – kann man rebellieren.

() Gegen Lehrer und Lehrerinnen – kann man rebellieren.

() Gegen Polizisten und Platzverweise – kann man rebellieren.

() Gegen Traditionen – kann man rebellieren

() und sogar gegen Gott.

(!) Gegen das Leben aber nicht.

Irgendwann müssen wir raus aus der Sicherheitszone und rein ins richtige Leben:

() Irgendwann müssen wir raus aus dem Elternhaus,

() unseren Lebensunterhalt selber verdienen,

() eine eigene Wohnung finden und finanzieren.

() Und wir müssen selbstständig Menschen finden, die mit uns das Leben teilen,

uns vielleicht sogar – lieben.

Auch deshalb feiern manche das sorglose Leben gegen die Angst vor dem wirklichen.

 

Wir haben keine bleibende Stadt, und irgendwann ist es Zeit, sich dem zu stellen.

Dann wird es Zeit, Verbündete zu suchen und zu erkennen.

() Die Eltern, vielleicht, so lange sie noch da sind.

() Lehrkräfte und Mitschüler, vielleicht, so lange man sie noch hat.

() Freunde und Freundinnen,

von denen manche vielleicht ein Leben lang bleiben,

wenn es denn schon die Liebespartner nicht tun.

(!) Und warum nicht auch eine Welt suchen hinter dem beschränkten Horizont unseres kleinen Lebens. Ich war als 15-Jähriger nicht religiös und habe erst später gelernt, dass Glauben eine Quelle der Lebenskraft sein kann.

 

Lebensmut aus Gottvertrauen kann man lernen. Auch wenn man sich zunächst selber über die Schulter schaut und fragt, „Du und Religion, was ist denn mit dir los.“ Da erlebt man dann an sich etwas von der Schmach, die nach dem Zeugnis des Hebräerbriefs Glaube mit sich bringen kann.

Aber was kann besser sein, als Gott als Verbündeten zu suchen und zu finden.

Dann muss man zwar immer noch selber sein Leben leben und seine Entscheidungen entscheiden, aber umgeben vom Bewusstsein einer guten Macht.

 

 

Ein Wort für die arbeitende Bevölkerung

 

Ich habe im Kyrie einen Mann beschrieben, der zur Untätigkeit verdammt ist und sich Sorgen um die Zukunft macht. Ich kenne das gut. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Geld immer knapp war. Darum gehen mir die Geldsorgen, die überall geäußert werden, nahe. Immer neue Branchen rufen nach Geld vom Staat. Große Firmen, kleine Betriebe, – ja sogar Radiosender.

 

Manchmal denke ich mir, dass die Verbandsvertreter schon mal auf Vorrat schreien und sehr wohl wissen warum.

() Sie müssen zeigen, dass sie da sind.

() Sie müssen zeigen, wofür sie da sind und

() dass sie ihr Geld wert sind.

(!) Welcher Verbandsvertreter wird da sagen, „wir kommen schon klar, wir brauchen nichts“.

Ich dagegen frage mich nach dem kleinen Mann. Wenn Leute aus Führungsetagen gehen, dann heißt es gerne, „man sucht eine neue Herausforderung“. In manchen Fällen ist das beschönigend, weil sie wegen Unfähigkeit oder Glücklosigkeit gegangen werden. Was aber, wenn der kleine Mann eine neue Herausforderung finden muss?

 

Wir haben keine bleibende Stadt, und irgendwann ist es Zeit, sich dem zu stellen.

Dann wird es Zeit, allen Mut zusammenzunehmen und Vorbilder zu suchen.

Ich denke da an eine Verkäuferin, deren Geschäft geschlossen wurde.

Sie war besorgt – und gelöst.

Jahrzehntelang hatte sie als Verkäuferin zum Familieneinkommen beigetragen,

aber eigentlich war das „nicht ihr Ding“.

Viel lieber hätte sie „etwas mit Menschen“ gemacht, aber die Umstände waren eben nicht so.

Jetzt, „mit 50“, hatte sie „keine Chance“, aber sie „nutzte“ sie in der Betreuung von Senioren.

Manchmal wird man vom Leben auf eine neue Bahn geschoben, in eine andere Arbeit, in eine andere Stadt, in die Selbstständigkeit. In der Regel ist das anstrengend, aber manchmal auch wie eine kleine Erlösung.

Ich habe als Kind gelernt, was es heißt, dass wir keine bleibende Stadt haben, und das ohne die Vision, dass man am Ende irgendwo dauerhaft ankommt. Fünf Mal bin umgezogen, bis ich selber zum Studium auszog. Am Ende hat mein Vater noch drei Jahrzehnte nach seiner letzten Arbeitslosigkeit in derselben Stadt gelebt und tatsächlich zum 1. seine Rente auf dem Konto gehabt.

 

Lebensmut aus Gottvertrauen kann man lernen.

Die kirchliche Tradition kennt die Vorstellung der „Führung“ durch Gott:

Nicht so, dass dann alles leicht und verständlich ist,

aber doch in der Hoffnung, dass ein Leben mit Gott

durch alle Höhen und Tiefen von Gott

getragen und zu einem guten Ende gebracht wird.

Was kann besser sein, als Gott als Verbündeten zu suchen und zu finden? Dann muss man zwar immer noch selber sein Leben leben und seine Entscheidungen entscheiden, aber umgeben vom Bewusstsein einer guten Macht.

 

 

Ein Wort für angespannte Beziehungen

 

Ich habe im Kyrie eine Frau zu Wort kommen lassen, die gerade sehr gestresst ist. Da ist das Home Office für ihren Beitrag zum Einkommen der Familie, da ist das Knirschen in der Familie, weil man sich in der Quarantäne nicht aus dem Weg gehen kann.

In diesen Tagen wird das gemeinsame Leben auf eine große Probe gestellt. Manche Familien und Paare sitzen zu eng aufeinander, und manchmal spürt man auch, dass manche Bindungen nicht mehr bestehen. Das ist nicht wirklich neu. Wir kennen das von Weihnachten und den Weihnachtsferien. In diesen Tagen ist es aber anders, denn wir müssen uns auf Wochen einrichten.

 

Manchmal denke ich mir, dass all die Lebensberater und Beratungskolumnen nicht hilfreich sind und sehr wohl wissen warum. Geredet muss werden, doch Antworten, die für alle passen, gibt es nicht.

() Inzwischen bin ich so alt, dass ich sogar Moden der Lebensberatung kenne.

() Ich habe gehört, „man muss kämpfen, um zusammenzukommen.“ Aber: „Reinigende Gewitter“, kann es die jetzt geben?

() Und ich habe gehört, „man soll nicht alles rauslassen, auch mal Ruhe bewahren!“ Aber: Alles herunterschlucken, das kann’s doch wohl auch nicht sein.

(!) Ich fasse das Problem einmal so:

Wenn man weiß, wer man ist und was man will,

wird vieles möglich.

Andernfalls ist vieles unerträglich,

weil man weiß, was man nicht will,

aber nicht, was man will.

Egal, ob man bleibt oder geht. Eines wird immer so sein: Man nimmt immer sich selber mit.

 

Wir haben hier keine bleibende Stadt, und irgendwann ist es Zeit, sich dem zu stellen.

Dann muss man zu Entscheidungen kommen – sie vielleicht auch erbeten. Manchmal kann das heißen: Weggehen. Manchmal kann das heißen: Arbeiten. Ich habe meine Traupaare immer mit dem jesuanischen „bis dass der Tod euch scheidet“ konfrontiert. Wenigsten in jenen Tagen sollte es der feste Wille sein, das zu befolgen. Doch kannten schon Matthäus und Paulus im Neuen Testament Ausnahmen, und in dieser Tradition habe ich auch Ausnahmen genannt: Gewalt und Missbrauch, Drogenkonsum, der auch andere hineinzieht.

 

Lebensmut aus Gottvertrauen kann man lernen.

Auch wenn die Welt und das eigene Leben nicht immer so aussehen. Die kirchliche Tradition hat immer daran festgehalten: Gott ist eigentlich Liebe und eine Quelle der Liebe. Ihn gilt es, im Gebet in eine Situation hineinzuziehen. Von ihm gilt es Gütekraft zu erbitten, die klar ist und nicht alles mit sich machen lässt und andererseits auch manches nachsehen kann, weil sie an die Veränderbarkeit von Menschen und Situationen glaubt.

Was kann besser sein, als in Gott die Quelle kraftvollen Lebens zu suchen und zu finden? Dann muss man zwar immer noch selber sein Leben leben und seine Entscheidungen entscheiden, aber umgeben vom Bewusstsein einer guten Macht.

 

Die Corona-Quarantäne ist eine Herausforderung an uns alle. Deshalb gibt es, zur Ablenkung, in diesen Tagen wieder haufenweise Internet-Challenges. In dieser Predigt habe ich uns drei christliche Challenges mitgegeben, die nicht zur Ablenkung, sondern zur Bewältigung des Lebens dienen sollen. Aufbrechen in der Nachfolge

von der Rebellion zum Glauben an das Leben,

von der Sorge zur Hoffnung auf die Zukunft

von der Anspannung zur Liebe.

Amen.

 

 

Singen oder Hören wir als Lied zur Predigt EG 419  „Hilf Herr meines Lebens“.

(https://www.youtube.com/watch?v=igZ5Io0bhJQ)

 

 

Fürbitten

 

„Herr, lehre uns beten“, so fragten die Jünger einst Jesus, denn sie wussten nicht wie. An Tagen wie diesen sind wir ihnen damit nahe. Doch gebetet muss werden, weil wir uns damit aus den  Sorgen herauskämpfen. Bevor wir uns die Worte des Vater-Unsers zu eigen machen, möchte ich Sie bitten, sich einige Anliegen zu eigen machen. Regierung, Gesundheitssystem, unsere Mitmenschen und wir, – und ja auch diejenigen, die die Pandemie nicht überleben -, brauchen unsere guten Gedanken und unser Einstehen vor Gott. Ich möchte sie bitten, die Anliegen aufzunehmen in dem Satz „Herr, erbarme dich“. Wir beten.

 

In diesen Tagen müssen viele schwierige Entscheidungen getroffen und durchgesetzt werden.

Lasst uns bitten für die Regierungen und Verwaltungen, dass sie das Krisenmanagement erfolgreich meistern.

Wir bitten dich:                         Herr, erbarme dich.

 

In diesen Tagen ist das Gesundheitssystem über alle Kräfte hinaus gefordert.

Lasst uns bitten für alle Menschen in Medizin und Pflege und für alle, die als Freiwillige und Dienstverpflichtete hinzukommen, dass ihre Anstrengungen von Erfolgen gekrönt werden.

Wir bitten dich:                         Herr, erbarme dich.

 

In diesen Tagen werden Menschen sterben, mehr als gewöhnlich, und nicht nur Senioren.

Lasst uns bitten für die Menschen, die es trifft, dass sie nicht unvorbereitet gehen, sondern im Frieden mit ihrem Leben und im Frieden mit Gott.

Wir bitten dich:                         Herr, erbarme dich.

 

In diesen Tagen ist unser aller Leben, ob jung oder alt, ob lebenskräftig oder krank, unsicherer geworden.

Wir bitten für uns, dass wir Gottvertrauen und Lebensmut gewinnen, unsere Wege neu zu finden.

Wir bitten dich:                         Herr, erbarme dich.

 

Unser Gott, all diese Bitten und Fürbitten bringen wir zu dir, und noch viele mehr liegen in unseren Herzen.

 

 

Alle unsere Anliegen legen wir hinein ins Vater-Unser:

 

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

 

Segen

Der Herr segne und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen.

 

Und bleiben Sie gesund!

 

 

Prof. Dr. Hansjörg Biener

Nürnberg

Hansjoerg.Biener@fau.de

 

Dr. Hansjörg Biener (*1961) ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und derzeit als Religionslehrer am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg tätig. Außerdem ist er außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

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