Der Mensch im Zwiespalt

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Der Mensch im Zwiespalt

Predigt zu Genesis (1. Buch Mose) 3,1–19.(20–24), verfasst von Thomas Bautz |

Liebe Gemeinde!

Es gilt als unpopulär und langweilig, wenn man bei einer Vorstands- oder Presbyteriumssitzung bei „Adam und Eva“ anfängt. Die Zuhörer fürchten mit Recht einen langen Exkurs in die Vergangenheit, etwa in die Geschichte und früheren Erfolge des Unternehmens. Man möchte, dass der Redner die heutigen Probleme anspricht, nach Möglichkeit Lösungen anbietet und dabei auf den Punkt kommt. Doch nun ist es wieder einmal an der Zeit, mit „Adam und Eva“ zu beginnen, handelt es sich doch um den mächtigsten Mythos der Menschheit.[1]

Bevor wir versuchen zu klären, was alles unter „Mythos“ verstanden werden kann – immerhin ist diese religionsgeschichtliche und literarische Kategorie keine Selbstbezeichnung des Textes –, und bevor wir uns an Interpretationen von Gen 3 heranwagen, sollten wir zunächst die wesentlichsten Entsprechungen und Beziehungen zur zweiten Schöpfungserzählung in Gen 2 betrachten:[2]

Der Mensch wird aus Staub (Lehm) geschaffen. – Der Mensch ist (seinem Wesen nach) Staub (Lehm). Die Erde bringt Früchte hervor. – Die Erde bringt Gestrüpp und Dornen hervor. Der Mensch soll den Garten in Eden bebauen. – Er soll den Ackerboden in Mühsal bebauen. In beiden Erzählungen sind Mann und Frau eine Einheit. Adam und Eva sind nackt, doch schämen sie sich nicht. – Sie erkennen ihre Nacktheit und schämen sich.

Von allen Bäumen im Garten dürfen sie essen, nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. –  Von keinen Bäumen im Garten dürfen sie essen, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (nur) nicht, weil Adam und Eva sonst Anteil hätten an der Erkenntnis von Gut und Böse.

Die gesamte Erzählung wird von Dialogen und kurzen Kommentaren durchzogen. Dabei bestimmen Gegenspieler (Antagonisten) den Spannungsbogen der erzählerischen (narrativen) Handlung. Und es sind Verführungskunst, Einwilligung, Schuldzuweisungen und ihre Konsequenzen vorherrschend. Der harmonische Zustand und die Vielfalt der Bäume und Früchte, die der Garten in Eden (Wonne) bietet, werden in gewisser Hinsicht dadurch eingeschränkt, dass der Mensch keinen Anspruch auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse erheben darf. Die Platzierung dieses Baumens neben den Baum des Lebens (Gen 2,9) in die Mitte des Gartens ist bedeutsam, das „Erkennen von Gut und Böse“ fungiert als ein Leitwort der Paradiesgeschichte.[3]

Bevor wir dieser Maxime nachgehen, markieren wir ein paar Besonderheiten, die der hebräische Text aufweist. Dem aus (rotem) Lehm (adamah) geschaffenen Menschen (adam) wird eine Hilfe, Gehilfin aus seiner Rippe geschaffen; so entstehen aus dem Menschen (adam) Mann (isch) und Frau (ischah). Von der Wortbildung her scheint „Frau“ dem „Mann“ gegenüber etwas Sekundäres zu sein; auch ihre Funktion einer Gehilfin spricht dafür. Aber man sollte diese Faktoren nicht überstrapazieren; ohne die Erschaffung der Frau aus dem Menschen gäbe es auch keinen Mann. Außerdem ist der Mensch zunächst allein im Garten und findet unter den Tieren nicht seinesgleichen. Wie groß ist die Freude, als der Schöpfer ihm sein gleichwertiges Gegenüber präsentiert!

Im Laufe der Erzählung ist fast durchweg vom „Menschen“ (adam) die Rede, mitunter auch in der Bedeutung von „Mann“.[4] Da „Mensch“ Gattungsbegriff ist und der Mensch (adam) seine Frau auch mit einem allgemeinen Begriff belegt: „Leben, Lebenspenderin“, (volksetymologisch) „Mutter aller Lebendigen“,  darf man meinen, dass es nicht nur um Mitmenschliches oder Partnerschaftliches geht, sondern um die grundlegenderen Themen wie das Gottesverhältnis und den Drang nach Erkenntnis von Gut und Böse. Sprachlich auffällig ist schließlich die verblüffende Ähnlichkeit von „nackt“ (caróm, ceróm) und „listig“ (carúm).[5] „List“ bezieht sich auf die Vorgehensweise der Schlange, um die Frau zu verführen.

Die Schlange bringt aber nichts Böses oder gar das Böse; „das Wesen, von dem das Unheil ausgeht, ist und bleibt ein Geschöpf Gottes; alles, was sich jetzt ereignet, so furchtbar es auch sein mag, wird in den Händen Gottes bleiben. Es gibt kein Böses, das sich Gottes Machtbereich entzöge.“[6] So lautet der Tenor der Erzählung: Das Handeln der Schlange und vor allem das Verhalten von Eva und Adam ziehen Konsequenzen in Gestalt von Bestrafungen durch Gott nach sich. Bei Licht besehen, sind die Maßnahmen zum Teil keine wirklichen Strafen und schon gar nicht Ursachen für Gegebenheiten, die doch nur natürlich und menschlich sind:

Die Frau wird mit Schmerzen Kinder gebären. Während ihre Erschaffung beim Menschen, als Mann, eine Riesenfreude ausgelöst hat, so dass er sein Elternhaus verlässt, um sich mit ihr zu vereinen, wird die Frau künftig nach dem Mann verlangen, um sich von ihm beherrschen zu lassen. Das entspricht doch ganz realistisch einer patriarchalischen Gesellschaftsstruktur.

Der Mann wird zwar nicht mehr den Garten in Eden bebauen, was sicher nicht ganz ohne körperliche Anstrengung möglich war; das Paradies war mit keinem Müßiggang verbunden.  Nun wird Adam in Mühsal immerhin den Ackerboden bearbeiten, also (pars pro toto) Arbeit und Beschäftigung finden. Dass der Boden unfruchtbar erscheint, unterstreicht nur die Notwendigkeit, ihn beackern zu müssen.

Offenbar sehnt sich aber der Mensch rückblickend nach der Leichtigkeit des Daseins im Gottesgarten, wo seine Pflichten durch allerlei frische, belebende Früchte versüßt wurden. Für die Frau wird dort keinerlei Erleichterung bei Schwangerschaft und Geburt spürbar gewesen sein, aber die Sehnsucht nach weniger Beschwernis wäre mehr als verständlich.

So gesehen ist Gen 2–3 ein realistischer Text, der weder die Auffassung vertritt, dass es zu Beginn der  Menschheit besser war, noch Hoffnungen in eine wesentliche Veränderung der bestehenden Welt investiert.[7] Auch das Wissen um Gut und Böse könnte dazu gehören, so als wünschte der Erzähler, es gäbe den Urzustand völliger Naivität, worin Menschen einem gesunden Infantilismus frönen dürften, Kleinkindern ähnlich (Dt 1,39), sofern sie noch von Misstrauen, Widersprüchlichkeit, Verlogenheit der Erwachsenenwelt verschont geblieben sind „und heute noch nicht wissen, was gut und böse“ ist.

Tatsächlich ist die Erkenntnis von Gut und Böse für den Menschen nicht nur segensreich. Verbunden mit der Fähigkeit, das eine vom anderen zu unterscheiden, bewahrt er sich offenkundig leider nicht davor, auch doppelbödig zu denken, zu planen und zu handeln. Aber war er nicht schon immer so zwiespältig, widersprüchlich?! Selbst wenn er Gutes, Konstruktives tun will, bringt er Destruktives, Böses hervor.[8] Auch ein Apostel wie Paulus war nicht frei davon, wobei er in sich zwei Instanzen (d.h. Gesetze) erkennt: das Gesetz seiner Vernunft und das Gesetz der Sünde (Röm 7,18–20):[9]

„Es wohnt in mir – in meinem Fleisch – nicht Gutes. Denn das Wollen steht mir zur Verfügung, das Gute zu bewirken aber nicht. Denn ich tue ja nicht, was ich will, das Gute, sondern was ich nicht will, das Böse, – eben das tue ich. Wenn aber ich eben das, was ich nicht will, tue, dann bin nicht ich es, der es bewirkt, sondern die in mir einwohnende Sünde.“

Was meist völlig verkannt wird, ist die Tatsache, dass Gen 3 überhaupt nicht von „Sünde“ redet, obschon man inhaltlich davon sprechen kann, dass Adam und Eva das Ziel verfehlen, das ihnen von Gott gesetzt ist, nämlich der Verzicht auf Teilhabe an der Erkenntnis von Gut und Böse. Offenkundig eine Schutzmaßnahme, denn als ihnen die Augen aufgehen, erkennen sie, dass sie „nackt“ sind, ihre Unschuld verloren haben. Sie sind wissend, wie Jugendliche die Welt der Erwachsenen entdecken, die ihnen keine heile Welt, keine paradiesischen Zustände bietet. Niemand wird dem Schwanken zwischen Gut und Böse entgehen; deshalb ist auch niemand aus der Verantwortung entlassen, sich immer wieder für das Gute zu entscheiden.[10]

Was aber will uns diese mythologische Geschichte (Gen 2–3) dann erzählen, welche Weisheit wird sie uns vermitteln, wenn wir uns ganz für sie öffnen? Was sagt sie uns über den Menschen als Gattung? Dazu haben wir schon einiges angemerkt. Aber was sagt sie über eine bestimmte Gottesvorstellung? Was lässt sich über Ursprung und Charakter des Bösen erfahren? Welch geheimnisvolle Rolle spielt die Schlange als Symbol?

Gott wird „anthropomorphisch“ vorgestellt[11] als jemand, der Freiheit und Wonne gewährt; der den Menschen mit dem freien Willen bedacht hat; der ihn als Mann und Frau in harmonischem Verhältnis geschaffen hat. Einzige Einschränkung der Idylle besteht im Verbot zu essen von den Früchten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse, also umfassendes Wissen zu erlangen.[12] Dieses Verbot und befohlene Entsagen nutzt die Schlange: Sie spielt mit der Möglichkeit, dass Gott „am Ende gar nicht so ein treusorgender Erhalter und Ernährer seiner Menschenkinder sei“, sondern ihnen kostbares Wissen missgönnt und vorenthält. Indem die Schlange solch ein Bild malt, bewirkt sie, dass „dieses eine Gebot unerträglich und fragwürdig werden muß, wie Gott selbst, der es erlassen hat.“[13]

Wenn Gott den Menschen warnt, dass die Erkenntnis von Gut und Böse die Sterblichkeit zur Folge hat, dann widerspricht die Schlange: „Gewiss werdet ihr nicht sterben. Sondern: Gott weiß, dass (…) euch die Augen aufgehen, und ihr werdet sein wie Gott, wissend um Gut und Böse!“ (Gen 3,4–5)[14] „Sein wie Gott“ – eine menschlich-allzumenschliche Maxime. Hat nicht die Menschheitsgeschichte bis heute viel zu viele Despoten, Diktatoren, Gewaltherrscher und Tyrannen hervorgebracht, die sich wie Götter aufspielen? Vielleicht erkennen sie Gut und Böse; vielleicht wissen sie insgeheim, was gut und richtig ist; vielleicht begreifen sie längst, was das Volk braucht. Doch sie haben sich für das Böse entschieden, bringen Mord und Totschlag über Menschen, für die sie Verantwortung tragen sollen. Nachbarländer führen gegeneinander Krieg: Soldaten und Zivilisten; Männer, Frauen und Kinder sind gleichermaßen Opfer von sinnloser Gewalt. Folter, Vergewaltigung, Missbrauch – legitime Mittel der Kriegsführung? Ganze Städte – auch historisch wertvolle Kultstätten – sind vollkommen zerstört, so dass man sich fragen muss, wer dort jemals wieder wird leben können.

Warum sind Menschen so böse und grausam? Weder Religion noch Wissenschaften haben darauf bislang eine plausible Antwort. Der Mythos Gen 2–3 handelt genau genommen nicht vom Bösen direkt; es scheint schon immer (ewig) dagewesen zu sein, so wie man sich Gott als ewig vorstellt. Probleme bereitet dann aber die Erkenntnis von Gut und Böse. Vielleicht fungiert die Teilhabe an dieser Erkenntnis ähnlich wie die Büchse der Pandora:[15]

„Die Menschen hatten noch ohne Krankheit und Schmerzen gelebt, doch kaum hatte Pandora den Deckel von einem großen Vorratsgefäß abgenommen, da flogen alle Übel heraus und stürzten sich auf die Menschen“ (aus Hesiod: Werke und Tage, 56–105).

Wo auch immer das Böse ursächlich herkommen mag: Man muss gar nicht danach fragen, suchen oder darüber grübeln. Wer böse ist, drängt sich irgendwann auf, verlangt gierig nach Aufmerksamkeit, verlangt Öffentlichkeit. Lasst uns nun nicht mehr an das abstrakte Böse denken, sprechen wir besser von Menschen, die Böses tun; bezeichnen wir sie auch ungeschönt als die Bösen! Wenn ihre Gräuel mit Feigheit gepaart sind, verstecken sie sich auch eine Zeit lang, aber sie brauchen Anerkennung. Man hat einen Serienmörder gefragt, warum er seine sadistischen, grausamen Taten begangen hat; ohne jedes Zeichen von Emotion entgegnete er: „Weil ich es kann!“

Wie gelangte die „Endlösung der Judenfrage“ von den Hirnen der Nazielite zur planvollen, mehr als gründlichen Ausführung? Weil die Nazis es konnten! Und weil sie niemand daran hinderte. Dennoch gilt es, rückblickend Ursachen und Zusammenhänge dieser Personifikation des Bösen zu erforschen. Dabei haben wir in Hannah Arendt, in Überlebenden der Shoa (Holocaust), in Regierungskreisen und in manchen geschichtsbewussten und sensiblen Bürgern treibende, überzeugende Kräfte.

Hannah Arendt kann Adolf Eichmann während des Prozesses gegen ihn 1961 in Jerusalem sehr genau studieren und prägt den Begriff „Banalität des Bösen“; als Bürokrat und Massenmörder ist Eichmann banal und dumm, aber nicht weniger gefährlich als die Leiter der Konzentrationslager, nicht weniger perfide als die großen Drahtzieher. Es gibt nicht das Böse schlechthin, genau so wenig wie es das Gute als solche gibt. Aber Menschen verkörpern durch ihre Untaten oder durch gute Taten entweder Böses oder Gutes.

Allerdings ist es so einfach leider nicht. Menschen haben oft zwei oder gar mehrere Seiten. Jemand kann menschenverachtende Ideen verfolgen und verwirklichen, aber seine eigene Familie aufrichtig lieben. Die Nazis betrachten Juden als Ungeziefer, was folgerichtig zu ihrer Vernichtung führen muss. Sie führen aber privat ein anständiges Leben und lieben Frau und Kinder abgöttisch.

Bei aller Betrachtung und Reflexion des Bösen und böser Menschen, bei aller Diskussion über das Problem des Bösen sollte man wenigstens auch „vom Problem oder Mysterium des Guten reden. Wie ein Wunder mutet es doch an, daß auf dieser – kosmisch betrachtet winzigen – Stoffansammlung im Weltraum eine solche Fülle von Leben, Schönheit, Geist, Erkenntnis, schöpferischer Phantasie, schaffenden Kräften, Güte und Liebe entstanden ist und sich entfaltet. Gerade die Erfahrung des Guten macht aber das Böse zu einem erdrückenden Problem.“[16]

Wie vermögen wir uns wirksamer gegen das personifizierte Böse zu wappnen? Das Erkennen ist ein Anfang, aber es führt allzu oft zur Resignation und Passivität. Als Einzelkämpfer geraten wir schnell an unsere Grenzen; da hilft eine gute, offene Gemeinschaft, und mit Bereitschaft zum Engagement kann ein geeignetes Team durch Arbeitsteilungen schon recht effektiv sein durch PR-Arbeit und sachgerechte Angebote wie informative Veranstaltungen und Seminare zur Vertiefung.

Dank eines machtvollen seriösen Journalismus müssen wir heute nicht mehr nur auf unsere innere Stimme hören, die uns vielleicht sagt, was wir zu tun oder zu lassen haben. Der Mythos von Adam und Eva erzählt von „inneren“ Stimmen, die einander widerstreiten: Da spricht „Gott“, da spricht die „Schlange“. Befehl oder Gebot einerseits, Infragestellung andererseits. Verstehen wir dies Gespräch, mythologisch, narrativ gestaltet, als inneren Dialog, als ein Selbstgespräch des Menschen, wobei es relativ gleichgültig ist, ob Mann oder Frau gemeint sind, denn im Endeffekt nehmen beide die Frucht.

Warum der Mythos ausgerechnet die „Schlange“ als wichtigen Baustein in die Erzählung einbaut, ist angesichts der enorm vielfältigen Verwendung des Schlangensymbols im Alten Orient verwunderlich. Zusammengefasst sei nur betont: dieses Symbol steht für Leben, Gesundheit, Langlebigkeit, ewiges Leben, Fruchtbarkeit, was sich aber weniger in schriftlicher Überlieferung als in ikonographischer Tradition zeigt.[17] Vielleicht hat der Erzähler das Symbol gewählt, um durch die „Schlange“ zu zeigen, dass (ewiges) Leben, zumindest Langlebigkeit, Fruchtbarkeit, Gesundheit auch mit Erkenntnis von Gut und Böse – mithin in Konkurrenz zu einer Existenz in Abhängigkeit von Gott, wenn auch in dem schönen, fruchtbaren Wonne-Garten – möglich und durchaus erstrebenswert ist.

Bei dieser Lesart ist der Mythos Gen 2–3 provokativ, „entwicklungspsychologisch“, zum autonomen Denken anregend, also emanzipatorisch[18] gedacht. Die „Stimmen“ sind nicht antagonistisch oder als Gegensätze, sondern als verschiedene Aspekte zu sehen, was Mythen öfter kennzeichnet.[19] Gen 2–3 konfrontiert uns mit der Möglichkeit zu reifen und der Angst vor der möglichen Begegnung mit dem Bösen, auch vor dem Bösen in uns. Wir brauchen den Mythos, weil er Entscheidendes über uns zu erzählen hat. Wir sollten ihm zuhören und dabei in uns hineinhorchen, damit es mit uns stimmt.

„Was auch der Mensch erhoffen mag und planen, / Kein Augenblick an ihm vorüberschwingt, / In dem nicht quälend an sein Denken dringt / Der giftigen Schlange unerträglich Mahnen.“[20]

Amen.

 

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[1] Stephen Greenblatt: Die Geschichte von Adam und Eva. Der mächtigste Mythos der Menschheit (2018); Or.: The Rise and Fall of Adam and Eve (2017). Greenblatt ist Literaturwissenschaftler (geb. 1943).

[2] Cf. Eugen Drewermann: Strukturen des Bösen. Teil 1: Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer Sicht (1988): (B.) Schuld und Verbannung (Gn 3) (III.) Redaktionsgeschichtliche Überlegungen, 45–53: 47.

[3] Cf. Drewermann: Strukturen des Bösen 1 (1988), 48ff.

[4] Die Doppeldeutigkeit „Mensch – Mann“ findet sich auch in vielen europäischen Sprachen, im Russischen, im Türkischen, aber nicht im Griechischen.

[5] Roland Gradwohl: Bibelauslegungen aus jüdischen Quellen 1 (1986): Leitworte des hebräischen Textes, 42.

[6] Drewermann: Strukturen des Bösen 1 (1988): (IV.) Exegese von Gn 3,1–24: (a) Im Getriebe der Angst (Gn 3,1–7), S. 53–74: 55.

[7] Cf. Bernd Willmes:  Art. Sündenfall, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (wibilex.de), 2008, S. 6.

[8] Cf. Willmes:  Art. Sündenfall (2008), S. 13.

[9] Ulrich Wilckens: Der Brief an die Römer, EKK VI/2 (1980), S. 73–74.

[10] Cf. Gradwohl: Bibelauslegungen aus jüdischen Quellen 1 (1986): Wegweisung für unsere Zeit, 52.

[11] Dies ist die Konsequenz der Vorstellung, dass der Mensch „im Bilde Gottes“ (imago Dei) geschaffen wurde; cf. J. Alberto Soggin: Das Buch Genesis. Kommentar (1997), 50.

[12] Cf. Johannes Loh: Paradies im Widerspiel der Mächte. Mythenlogik – eine Herausforderung für die Theologie. Mit e. Geleitwort v. Werner H. Schmidt, BEAT 43 (1998): Die Paradieserzählung: Der „Sündenfall“, 164–209: 190–191.

[13] Drewermann: Strukturen des Bösen 1 (1988), 57.

[14] Soggin übersetzt „… ihr werdet wie göttliche Wesen …“, was zwar theoretisch möglich ist, aber der Intention des Verfassers und dem Duktus der Erzählung nicht entspricht: Das Buch Genesis (1997), 82.

[15] Gerhard Fink: Who’s who in der antiken Mythologie (172011), s.v. Pandora, 239–241: 240.

[16] TRE VII (1980); Art. Das Böse, 8–17 (Johan B. Hygen): (2.) Gott und das Böse, 11.

[17] Soggin: Das Buch Genesis (1997), 80–81. Zur Bedeutungsvielfalt des Schlangensymols gehört auch seine Widersprüchlichkeit; es meint auch Macht; Tod, Unheil; s. Henrike Frey-Antes: Schlange, wibilex (2008), S. 2–3.

[18] Cf. Willmes:  Art. Sündenfall (2008), S. 11– 13.

[19] Cf. Loh: Paradies im Widerspiel der Mächte (1998): Einleitung, 11–21: 11.

[20] Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen: Der Mahner, S. 147 (o.J.); zit.n. Drewermann: Strukturen des Bösen 3: Die jahwistische Urgeschichte in philosophischer Sicht (1988), V.

 

 

Pfarrer Thomas Bautz
Bonn, Deutschland
E-Mail: thomas.bautz@ekir.de
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