Die Fürbitte Jesu

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Die Fürbitte Jesu

Predigt zu Johannes 17,1-11 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Johannes Kræn Christensen | aus dem Dänischen übersetzt von Eberhard Harbsmeier |

 

Bist du froh? So fragt meine Geliebte mich jeden Morgen. Ja, ich bin froh – nicht lallend froh, sondern froh, neben ihr zu liegen. Ich bin froh und dankbar zugleich – für einen neuen Tag, für das Leben und die Liebe. Ich bin froh, weil ich in meinem Leben nie allein gelassen werde!

Auch wenn ich den unausweichlichen Trank bitteren Schmerzes schmecken muss, dem niemand entgeht.

Und das liegt also nicht an all den Behandlungsformen, die es gibt und die dem sogenannten modernen Dänen angeboten werden, wenn wir aus dem schmerzvollen Becher trinken. Wir haben gelernt und sind damit erzogen: Wenn wir nur gesund leben, für Bewegung sorgen, fettarm essen und nicht rauchen, wenn wir nicht vergessen, den Sicherheitsgurt anzulegen, dann kann uns im Großen und Ganzen nichts passieren. Und wenn einem dann etwas passiert, denn das geschieht ja früher oder später einmal (denn sonst kommt man ja nie zu etwas), was wir ja gerade nun merken – dann haben wir gleich ein ganzes Heer von Experten, die uns erklären, warum etwas schief gelaufen ist. Denn selbstverständlich gibt es eine Erklärung dafür, dass da etwas schief ging. So ist es im Großen und Ganzen bei jeder denkbaren Situation. Wenn also irgendetwas schief läuft bei uns, die wir daran gewöhnt sind, unser eigenes Leben zu meistern – über es zu herrschen und es zu beherrschen, in der sicheren Überzeugung, dass wir unser Leben in der Hand haben, dann haben wir sogleich einen Experten zur Hand, der uns erklärt, warum alles so geschah, wie es geschah. Da sind Psychologen, die die Psyche erklären, Ärzte erklären die Physis und den Körper, Pastoren haben sich zu Spezialisten für das Geistige entwickelt. Ja, man ist im heutigen Dänemark gut versorgt. Wir können ja vieles, aber allein geht es nicht!

Und damit sind wir bei dem, worum es hier geht, dem Verhältnis zu Gott. Die Stunde ist gekommen. Der Sohn ist verherrlicht, und er sitzt zur Rechten des Vaters, d.h. er hat die Macht, Leben zu schenken – sogar ewiges Leben. Tja, das ist ja gut, denkt man und sieht auf seine Uhr, während man überlegt, wie lange das ewige Leben wohl dauert.

Da ist kein Grund für große Sorgen – denn er gibt uns alles. So lernen wir Gott kennen – als den allmächtigen, großzügigen, liebenden Gott, der im Grabe gewesen ist und zurückkehrte – verherrlicht, um uns in der Taufe und beim Abendmahl im Wort zu begegnen. Was er getan hat, war dies: Er ging zusammen mit seinen Mitmenschen auf den Grund. Er ließ sozusagen den Teufel dabei entdecken, wie er den Satan selbst betrog, ließ ihn holen, was er hatte, rauben, was der Böse in seiner glühenden Hölle gehärtet hatte, und es mit sich nach Hause bringen, nach Hause, wo wir hingehören, in den himmlischen Sälen und nicht in engen Räumen und kurzen Ketten.

Gott hat uns durchschaut. Er nimmt uns heraus aus unserer eigenen selbstgemachten Welt – er nimmt uns heraus aus unserem eigenen kleinen Verlies und sagt, dass wir nach oben schauen sollen. Er ist verherrlicht, damit wir – du und ich – nicht mehr in dem Gespinst bleiben, das wir für einander spinnen und in dem wir uns einwickeln. Er will uns befreien von dem Wurm, der in unseren Taschen nagt – uns befreien von dem Druck und der Pression, die konstant auf uns liegen, vielleicht weil uns das zu angesehenen Bürgern, reichen Bürgern, schönen Bürgern macht, uns zu Leuten macht, mit denen man gerne zusammen ist. Aber die Vornehmheit verlässt uns, sobald es darum geht, zuerst an die Regale heranzukommen und an sich zu raffen. Das hat der unser Herr durchschaut, und deshalb betet er für uns. Deshalb wurde er Mensch, starb und stand auf von den Toten.

Er wählte das Schwere, er wählte nicht den bequemsten Weg. Er war dort im Leben, wo es am schwärzesten aussah – da wo die Menschen nichts tun konnten. So ist ja die Perspektive für die meisten von uns – früher oder später!

Ob er glücklich, froh und zufrieden war, darüber brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, die Hauptsache ist, dass er nicht gleichgültig war, nicht gleichgültig ist!

Das eigene und übrigens letzte Gebet Jesu wendet sich an den Vater. Ein Gebet für uns – dass unser Herr in dieser Weise für uns betet, ist ein Werk der Liebe. Und es unterscheidet sich ja nicht sehr von dem Gebet, das wir für andere beten. So wie unser Herr unser Leben in die Hände Gottes legt, tun wir dasselbe, wenn wir für andere bitten Das ist übrigens dasselbe, was unsere Königin mit dem ganzen Volk tut, wenn sie ihre Neujahrsansprache damit schließt, für uns zu beten: Gott bewahre Dänemark!

Von dem Augenblick an, wo wir getauft werden, erfahren wir, dass Gott etwas mit uns zu tun haben will. Er kommt dem Menschen entgegen, der die Mühen und Beschwernisse des Menschseins kennt. Für den Menschen, wo das Leben nicht ein Tanz auf Rosen ist, sondern ein Hüpfen auf den Dornen der Rose, bittet er, dass er das Leben bewahren möge, im Namen Jesu bewahren möge! Die Verherrlichung geschieht für uns!

Das Christentum ist im buchstäblichsten Sinne voller Liebe und Menschlichkeit, eine Menschlichkeit, die uns geschenkt wird, weil der Verherrlichte für uns betet, die in der Welt sind. Bei uns ist!

Und deshalb können wir damit beginnen, froh zu sein …

Amen

de_DEDeutsch