Kurzpredigt

Kurzpredigt

Kurzpredigt am 19. 7. 2020 | Jes 43, 1 | Michael Plathow |

Jes 43, 1: „Und nun sprcht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

 

So, liebe Gemeinde, verkündet der Prophet Menschen in Bedrängnis. Niedergedrückt von Sorgen, orientierungslos im Blick auf Zukunft sind sie. Ausgeliefert erfahren sie sich einer Furcht, die alles mit sich nimmt und das ganze Leben bestimmt.

Da ruft der Prophet im Auftrag Gottes: „Fürchte dich nicht!“

Die Wende ist da!

Worte mit verändernder Macht sind es. Mit ihnen und durch sie kommt die Wende. Es sind Wirkworte, die tun, was sie ansagen.

 

So mancher von uns erinnert sich: an den Abend in der Prager Botschaft am 30. 9. 1989. Vom Balkon spricht Außenminister Genscher die Worte: „dass heute ihre Ausreise …“, das weitere übertönt der Jubel derer, für die sich Tore öffnen. Oder denken wir an den 9. 11. 1989: Im Ostfernsehen spricht das Mitglied des Politbüros der SED Schabowski zum Entscheid über „ständige Ausreise aus der DDR: „Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich“.  Worte, die Mauern überwinden lassen.

 

Die Wende ist da! Gesprochen oder gedacht – wir kennen das: „Das Fieber sinkt“, „Der Krebs ist gutartig“, „Die Infektion ist negativ“ oder nach Komplikationen in der Schwangerschaft: „Der Neugeborene ist wohl auf und gesund“. Worte, die Zukunft eröffnen sind es. Worte, die wirken, was sie sagen.

 

2. Die Wende ist da! Liebe Gemeinde, als Christen singen wir mit einem unserer Lieblingslieder aus tiefem Herzen und voller Kehle am heiligen Abend: „Christ, der Retter ist da!“ „Euch ist heute der Heiland geboren“. „Fürchtet euch nicht!“

Erinnern und Hoffen verbinden sich hier.

Rückwärts erinnern und vorwärts leben in Hoffnung prägen das Leben von uns Christen. Jeder Sonntag als Tag der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus eröffnet neu den Lebensweg vor und mit Gott.

Für mich, auf meinem Lebensweg, wurde in besonderen Situationen mein Tauf- und Konfirmationsspruch im rückwärts Erinnern und vorwärts Hoffen solch Wirkwort: „Es ist gut, dass das Herz gewiss bleibt; welches geschieht durch Gnade“. Als Zusage kräftig begegnete mir in Epidemiezeit an einer Hauswand: „Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Ti 1, 7). Für einen andern mag da leise erklingen „Befiehl du deinen Wege …“ (EG 361) oder „Es gehe, wie es gehe; dein Vater in der Höhe, der weiß zu allen Sachen Rat“ (EG 368, 7).

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein!“, so die Worte des Propheten an die Bedrängten. Er erinnert an Gott, der Schöpfer, und an die Bundestreue und rettende Hilfe für sein Volk. „Du bist mein!“ Wir erinnern uns an Gottes neuschaffende Kraft, an seine rettende Liebe in Jesus Christus für einen jeden von uns. In unserer Taufe wurde uns zugesagt: „Du bist mein!“ So, vorwärts hoffend, hat Gott immer noch etwas vor mit uns. „Du stellst unsere Füße auf weiten Raum“ (Ps 31, 9). Gottes Verheißung und Glaube sind aufeinander bezogen. Und Worte wirken. „Wie der Regen vom Himmel kommt … so soll das Wort, das aus meinem Munde geht auch sein. Es wird nicht wieder leer zurückkommen, sondern wird tun, was es sagt und verheißt (Jes 55, 10f).

 

3. „Fürchte dich nicht!“ Liebe Gemeinde, diese Verheißung Gottes eröffnet einen noch weiteren Horizont. Er weist über die uns gegebene Lebenszeit mit Bedrängnis und Leid, mit Glück und Segen, weit über die Spannen von Raum und Zeit hinaus. Da spricht Gott, der Schöpfer und Neuschöpfer: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21, 5) Menschen, Erde, Kosmos. Da ist Gott alles in allem (1 Kor 15, 28). Teilhaben wir durch Christi Erlösungstat in seiner Auferstehung. Überwunden hat er die Macht der Bedrängnis und des Leids, der Sünde und des Todes. „Du bist mein“ – jetzt und in Ewigkeit.

Darum erschallt immer wieder die den biblischen Zeugnissen Gottes Verheißung „Fürchte dich nicht!“

Und davon dürfen und können wir weitererzählen, Zeugnis und Rechenschaft geben in Familie und Gesellschaft, in unserer „kleiner werdenden Kirche“: „Du bist mein“ spricht der auferstandene Christus, unser Bruder und Herr. Amen.

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