Es gibt eine…

Es gibt eine…

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft | Kurzpredigt  zu Jes 60, 1 – 6: an Epiphanias (6. 1. 2021) in der Peterskirche in Heidelberg | verfasst von Prof. Dr. Michael Plathow | 

 

 

1. Liebe Gemeinde, noch im Schein von Weihnachten, am Beginn des neuen Jahres 2021, am Epiphaniasfest,

da öffnet diese Verheißung den weiten Horizont der aufgehenden Sonne, den Raum des neuen Jahres, die Gemeinschaft ökumenischer Verbundenheit. Denn „das ewig Licht scheint da herein“ (1 Joh 2, 8b), Licht, über das es kein größeres gibt. „Dein Licht kommt“, Licht für dich.

„Mache dich auf, werde Licht. Denn dein Licht kommt“ „Liegt nicht in der Schönheit dieser Verse schon Trost?, fragt „Die Zeit“ vor Weihnachten (Evelyn Finger, Die Zeit vom 17. 12. 2020, 64).

„Dein Licht kommt. Mache dich auf, werde Licht“. Liegt in der Schönheit dieser Verse an Epiphanias nicht schon Zuversicht und Hoffnung?, frage ich staunend

Der Zyklus von Dunkel und Hell, von Nacht und Tag wird in Gottes Heilsgeschichte hineingenommen: das Licht, „Licht vom Licht“ scheint in der Finsternis. „Das wahre Licht scheint jetzt“ (1. Joh 2, 8b) nicht allein in Virendunst und Epidemienebel, auch in die Leben verwundende und zerstörende Infektion durch Sünde und Tod. „Dein Licht kommt“. Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft in Zeit und Ewigkeit.

 

2. „Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“ sagt an der, den alttestamentliche Wissenschaftler Tritojesaja nennen, und ruft mit dem „Aber“ dessen, der ihn berufen hat: werde Licht, weil dein Licht schon von einem Anderen kommt. Es ist der lebendige Gott, der in diesem Licht seine Herrlichkeit aufgehen lässt über dir.

 

Angeredet sind die Heimgekehrten aus der Babylonischen Gefangenschaft. Endlich! –  Doch in der Heimat: keine blühende Landschaft. Vielmehr konfliktreiche Eigentumsansprüche. Eigeninteresse war stärker als Gemeinschaftsinteresse. Der eigene Vorteil wurde auf Kosten anderer durchgesetzt. Verlierer war das Wir.

Und Jerusalem und der Tempel? Aus Ruinen aufgebaut; doch wie armselig und bedrückend. Das eigene Gemüt verfinsternd, verfinsterte er auch die Beziehung mit Gott. Finsternis erfüllt die Erde und bedrückt viele Menschen.

 

Da nun die Verheißung Gottes: „Dein Licht kommt“, das leuchtend-aufklärende Licht für dich und die Welt. Wie der Schöpfer am Anfang das Licht von der Finsternis schied, wie der heilige Gott aus dem Licht des brennenden Busches Mose beauftragte zur Freiheit aus der Knechtschaft Ägyptens – so auch jetzt: sein Licht geht auf. Gott schafft Neues.

Heilvolle Ereignisse der Vergangenheit, vergegenwärtigt, werden als Zukunft verheißen.

Und „die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir“. Gottes alles erleuchtendes Hintergrundlicht bringt die Wiederkehr des Glanzes. Wie Gott, Immanuel, seine helfende Macht zeigte bei der Rettung am Schilfmeer, bei der wundervollen Bewahrung des Bundesvolkes in der Wüste durch Manabrot und frisches Wasser, so wird jetzt seine Herrlichkeit transparent werden in der Gemeinschaft globaler Ökumene.  Mit der Verheißung an Abraham: „In dir sollen gesegnet werde alle Geschlechter der Erde“ wird Gottes Herrlichkeit widerstrahlen in den Gesichtern der Menschen und ihren Dankesgaben.

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft als Zu-Kommen Gottes.

So ruft der Prophet zu Buße und Erneuerung, zu Hinkehr zu Gott und zu seinem Willen für Recht und Gerechtigkeit.

 

3. Liebe Gemeinde an Epiphanias, Gottes Bundes- und Heilsgeschichte erfüllt sich im Krippenkind, unscheinbar und doch angesichtig im Schein des Sterns von Bethlehem, und im Mann am Kreuz da, als „die Finsternis über das ganze Land kam“ (Lk 23, 44) und unsere Sünde und Schuld spiegelte. Zeichen des Gerichtes und Erbarmens, Ruf zur Umkehr, Ansage von Vergebung!

Epiphan wird das Reich Gottes in Jesus Christus: Mitte und Erfüllung der Zeit! Das wahre Licht scheint herein in dem, der spricht: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8, 12). Und durch ihn haben auch wir Anteil an Gottes Heilsgeschichte mit Israel. „Gnade um Gnade“ haben wir alle empfangen von ihm.

 

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft, für dich und mich. Ganz persönlich, mein und dein Herz berührend und bewegend wendet er sich uns zu, zu mir und dir. Und „in seinem Licht sehen wir das Licht“ (Ps 36, 10).

Oft ist es der Schimmer einer gebrochenen Glasscherbe. Und dennoch „seine Herrlichkeit geht auf über dir“.

Und wir? – Zum Lobe Gottes sind wir da.

Ja, du hast mich heimgesucht bei der Nacht. Und die Mitte der Nacht ist der Anfang des neuen Tages; das Licht wirft er voraus auf Gottes Kommen zu dir.

 

4. „Mache dich auf. Werde Licht!“

„Deine Strahlen fassend“ scheint wider als „wertes Licht de Glaubens“ im Leben der weltweiten Gemeinde, epiphan, sichtbar, erfahrbar: in der Hinwendung zu Gott, im Lobpreis Gottes, und im Spiegel seiner Herrlichkeit, eben in Gottes unser eigenes Leben beeinflussende Macht der Liebe: Lebenselexier auch gesellschaftlichen Zusammenlebens. “Du stellst unsere Füße auf weiten Raum“ (Ps 31, 9).

Die Gemeinde, die einzelnen Christinnen und Christen weltweit, haben Teil an Gottes Liebesgeschichte in Zeugnis und Dienst.

Es gibt eine Hoffnung für die Zukunft unserer sich verändernden, auch kleiner werdenden Kirche.

In der Erklärung „Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche: Hinaus ins Weite – Kirche auf guten Grund“ sagen die 12 neuen Leitsätze des EKD prophetisch: In der Verbundenheit mit Jesus Christus, im Vertrauen auf das Kommen des heiligen Geistes und im Tun der Liebe sind die Gemeinde und Kirche gesandt, „Licht zu werden“ zum „Lob der Herrlichkeit Gottes“. Und die Gesandten werden mitbringen viele, die von Gottes Liebe persönlich angesprochen und berührt sind. Ihr Zeugnis findet Resonanz, hallt wider und es kehrt zurück.

Sie ziehen hinaus dorthin, wo Gottes Licht sich in der globalen Ökumene finden lässt. Und sie kommen aus allen Richtungen, weil – wie beim Volk Israel in der Wüste – Gottes Herrlichkeit mit ihnen geht. Welch eine Verheißung!

 

5. Liebe Gemeinde, sie kommen in Freude und bringen ihre Gaben. Im Widerschein verheißenen Lichts und im Widerhall der Botschaft von der epiphanen Herrlichkeit Gottes kommen sie. Wie die Weisen aus dem Osten dem Stern folgen und Gold, Weihrauch und Myrre bringen, so bringen sie ihre Gaben: das, was sie haben, wenig oder viel, Begabung, Kompetenz, Fähigkeiten zum Bau der weltweiten Gemeinde Christi aller Sprachen und Kulturen, erkennbare Zeichen und Transparente in der Mitwelt.

 

Erkennbar, wie mein Abzeichen vom „Kreuz auf der Weltkugel“ am Revers seit meiner Zeit in der jungen Gemeinde; es macht ansprechbar.

Erkennbar, wie das stille Gebet des Studenten aus Ghana in der Mensa; es lässt andere fragen, nicht immer, aber manchmal.

Erkennbar, wie das kreative Engagement von Kommiliton*innen konkret für die Bewohner in nahen Seniorenheimen in Corona-Zeit und für ferne Mitmenschen in Elendcamps auf „Moria“ und für die Kriegsflüchtlinge in Tigray/Äthiopien.

Erkennbar, wie die Zuversicht und Hoffnung ausstrahlenden Gemeinden anderer Sprachen und Kulturen an unserer Universität – ein Hinweis auch auf das Zepter der Ruperto-Carola: vier Gestalten, die die klassischen Fakultäten, auch die Theologie neben Jurisprudenz, Medizin, artes liberales, repräsentieren, verharren in Demut und Ehrfurcht vor einer Figur inmitten: Jesus Christus, das aufklärende Licht des lebendigen Geistes.

„Mache dich auf, werde Licht!“

„Denn dein Licht kommt. Und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir“. Weiten Horizont und Raum öffnet die Epiphanie Gottes.

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne und unser Tun im Glauben an Jesus Christus, Grund unserer Hoffnung. Amen.

 

de_DEDeutsch