Joel 3,1-5

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Joel 3,1-5

Exaudi | Joel 3,1-5; Römer 8,31b-39; Johannes 17,20-26 (dänische Perikopenordnung) | Anna Jensen |

Die Liebe besteht ewig

Die Liebe besteht ewig. Das Ärgerliche an unserem Leben ist, dass es vergänglich ist. Wir leben nur in einer begrenzten Periode, dann wird uns das Leben genommen, und das, was einmal war, ist nicht mehr. Die Perspektive der Ewigkeit kommt in unser Leben mit der Liebe, denn die Liebe ist zeitlos, reicht über die Zeit hinaus. Die Liebe ist ewig und fügt deshalb eine neue Dimension zu unserem Leben hinzu. Die Liebe kann uns aufrichten und uns dazu bewegen, über uns selbst hinauszureichen. Aber auch wenn wir uns bemühen, wird unsere Liebe doch nie stark genug, um für ewig zu sein. Aber die Liebe Gottes ist ewig. Im Römerbrief schreibt Paulus, dass uns nichts von der Liebe scheidet, die Gott uns in Jesus Christus zeigt.

Es gibt viele gute Filme und Romane, die von der ewigen Liebe handeln. Echte Liebe ist nämlich ewig. Soll ein Roman oder ein Film Erfolg haben, muss die ewige Liebe darin vorkommen. 1997 kam der große Film von James Cameron über die Titanic, der 11 Oskars gewann. Eigentlich handelte der Film ja von einem tragischen Unglück, wo 1000 Menschen ertranken, aber nicht deswegen erinnern wir uns an diesen Film. Wir haben ihn in Erinnerung wegen der starken Schilderung der Liebe zwischen den beiden jungen Menschen Rose und Jack. Zwar ertrinkt der Held Jack, aber wir zweifeln nicht daran, dass die Liebe zwischen den beiden ewig ist. Die Geschichte wird von der älteren Rose erzählt, die den Schiffbruch überlebte. Sie hatte danach ein gutes Leben, und als sie schließlich im Sterben lag, gleitet die Kamera über ihren Nachttisch. Hier sieht man Bilder von Rose, der quer auf einem Pferd sitzt, also in einer männlichen Stellung. Auf der Titanic diskutierten Rose und Jack Reiten, und Rose meinte, sie würde gerne in männlicher Position reiten, denn das taten ordentliche Mädchen ja nicht. Die Begegnung mit Jack veränderte ihr Leben, ja Jack ist geradezu die Ursache dafür, dass sie es wagte, wirklich zu leben. Der Film endet vielleicht etwas pathetisch mit einer Szene, wo Rose wieder jung ist und in einem weißen Kleid zu Jack geht, der wartend an der Haupttreppe der Titanic steht. Im Tode bekamen sie einander für ewig. Echte Liebe ist nämlich für ewig.

Unser Leben ist vergänglich, es hat ein Ende. Die meisten wollen nur ungern daran denken, dass wir von hier fortmüssen, dass wir Abschied nehmen müssen von all denen, die wir liebhaben. In der buddhistischen Tradition geht es darum, sich nicht an etwas hier in der Welt zu binden. Der Gedanke dabei ist: Je mehr man die Welt liebhat, desto schwerer ist der Abschied. Deshalb geht es darum, sich von der Welt zu befreien, ja von der Materie, so dass man i reinem Geist in die Ewigkeit eingehen kann. In unserem Leben gibt es viel, auf das wir ungern verzichten. Das kann Materielles ein wie Schmuck, Möbel oder Häuser, zu denen wir eine besondere Beziehung haben, oder ganz praktisch Waschmaschinen und Autos, die unser Leben erleichtern. Aber wir haben auch andere Werte, die wir schätzen, das kann unser Aussehen sein, oder unsere Gesundheit. Das kann unsere Freiheit sein, unsere Mobilität, oder unsere Freunde und soziale Beziehungen. Das kann Kunst oder Musik sein, auf die wir ungern verzichten, aber das, was für die meisten unentbehrlich ist, ist die Nähe anderer Menschen. Dass da jemand ist, den wir lieben, und vielleicht ein Mensch, der uns liebt. Denn die Liebe reicht über Zeit und Raum hinaus. Die meisten Dinge in unserem Leben sind vergänglich, wir können das Haus verlieren, unsere Arbeit, unsere gute Gesundheit, wir können die verlieren, die wir lieben, ja wir können das Leben verlieren, die Liebe aber, die Liebe selbst bleibt.

In Romanen und in dem Film Titanic ist die Liebe erhaben über dem Leben, sie reicht hinein in den Tod. Die meisten von uns wissen sehr wohl, dass es vielleicht nicht so ist in der Wirklichkeit, aber wir wollen es gerne glauben. Eine junge Frau erkrankte an unheilbarem Krebs. Als sie da entkräftet im Krankenhausbette lag, wurde sie bitter auf das Leben. Sie wollte Liebe nicht in der Ewigkeit erfahren, sie wollte sie jetzt erfahren! Sie wollte ihre Lieben, ihren Mann und ihre Kinder haben, während sie am Leben war, und nicht einen Traum von einem künftigen Paradies. Vielleicht deshalb werden wir so gerührt von der romantischen Liebe, weil sie eben in die Ewigkeit reicht, die nie endet. Von dieser Liebe sind wir schon umfangen, und sie hat kein Ende. Niemand und nichts, nicht einmal der Tod kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

Wenn wir im Leben Abschied nehmen von denen, die wir lieben, was geschieht dann mit der Liebe? Ist sie ewig, oder hört sie vielleicht auf, kann die Liebe ein Ende haben?

Manche Verliebtheit hört auf nach einer Zeit. Vielleicht haben die Liebenden eingesehen, dass sie so verschieden waren, dass sie nie ein gemeinsames Leben führen könnten. Vielleicht erlosch die Verliebtheit, ohne Liebe zu hinterlassen? Manche Paare leben in Liebe viele Jahre zusammen, aber selbst nach zwanzig oder vierzig Jahren kann die Liebe verbraucht und verdampft sein. In gewisser Weise war es vielleicht leichter für Rose in dem Film Titanic, Jack das ganze Leben zu lieben, denn Jack war ja eben nicht ein Teil ihres Lebens. Jack war eine Erinnerung, die die liebte, Rose entging der Leere und der Mühe des Alltags.

Dennoch halten wir daran fest, dass die Liebe für die Ewigkeit ist. Unsere Liebe ist nicht ewig, sie ist vergänglich so wie vieles Andere im Leben, aber die Liebe Gottes zu uns ist ewig! Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes in Jesus Christus. Unsere Liebe kann vergehen, selbst die brennendste Verliebtheit kann erkalten, aber die Liebe Gottes zu uns ist ewig.

Jesus war sich durchaus darüber klar, dass wir Menschen nicht die große ewige Liebe leisten können. Wir können nicht das ganze Leben Gott treu sein und ihn lieben. Deshalb bittet Jesus für uns im heutigen Text aus dem Johannesevangelium. Jesus bittet darum, dass die Liebe, mit der Gott Jesus liebt, auch uns einschließen möge. Unsere Liebe kann nicht an Gott festhalten, auch wenn wir es gerne wollen, auch wenn wir es gerne glauben wollen. Wir lassen unsere eigenen Kinder taufen, wir versuchen gute Menschen zu sein, wir versuchen einander zu lieben, uns über uns selbst zu erheben, aber immer wieder versagen wir. Wir werden kleinlich und rechthaberisch, wir brechen unsere Versprechen selbst denen gegenüber, die wir lieben, weil unsere Liebe zueinander schwach ist.

Aber die Liebe Gottes zu uns ist ewig. Er sandte seinen Sohn zu uns, um uns von einer Liebe zu erzählen, die größer ist als wir, einer Liebe, die über unser eigenes Leben hinausreicht hinein in die Ewigkeit. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, weder Kräfte noch Engel oder etwas in der Höhe oder Tiefe. Da ist Trost. Wir wissen, dass wir sterben werden, Gott verheißt uns, dass wir von der Liebe Gottes umfangen sind, im Leben und im Tode.

Sich geliebt wissen, das kann das Leben eines Menschen verändern. Jacks Liebe zu Rose im Film Titanic veränderte ihr Leben und ihre Selbstwahrnehmung. Sie bekam Kraft und Mut, das Leben zu leben, das sie wollte. Im Evangelium von Zachäus wird erzählt, dass sich alles in seinem Leben veränderte, als Jesus bei ihm einkehren wollte. Zachäus spürte, dass auch er von der Liebe Jesu umfasst war, und das veranlasste ihn, sein Leben als Zöllner zu beenden, er gab sein ganzes Vermögen weg und folgte stattdessen Jesus. Das Leben der Jünger wurde auch ein anderes, nachdem sie erkannt hatten, dass sie geliebt waren und umfangen von der großen Liebe Gottes.

Auch wir sind umfangen von der Liebe Gottes. Immer schon geliebt. Gottes Liebe zu uns gibt Kräfte und Mut, unser Leben in Liebe zu leben. Nun liegt es an uns, wie wir unser Leben führen wollen mit dem Glauben, dass weder Tod noch Leben, Engel oder Mächte, Hohes oder Tiefes uns scheiden können von Christis Jesus, unserem Herrn. Amen.

Pastorin Anna Jensen

5230 Odense M

E-mail: ansj(at)km.dk

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