Johannes 21,15-19

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Johannes 21,15-19

Du wirst gefunden | Quasimodogeniti | 07.04.2024 | Johannes 21,15-19 | Lasse Rødsgaard Lauesen |

Wir begegnen Petrus in seinem alten Leben. Er befindet sich am See Tiberias, den er so gut seit damals kannte, wo all das mit Jesus geschah. Er dachte sicher, wenn er vorher Fischer gewesen war, so könnte er es wieder werden. Das war vielleicht seine Berufung im Leben, und davon konnte er leben. In dem alten Leben gab es keine Erwartungen auf Zeichen und Wunder und eine Schar, die immer mehr haben wollte als sie geben konnte. Die letzten drei Jahre war er Jesus gefolgt, und da waren verwunderliche Dinge geschehen, aber alles wirkte so unwirklich hier am Seeufer. Er hatte wirklich geglaubt, dass nun alles anders werden würde, endlich würde die Welt so werden, wie sie sein sollte. Die Kranken würden gesund werden, die Hungrigen satt, und Gott hatte ihr Herz angerührt, wenn Jesus sprach, und da bestand kein Zweifel, Jesus war der Weg, die Wahrheit und das Leben. Aber an Ostern ändern sich die Dinge.

Nun stand Petrus jedenfalls wieder hier und blickte hinaus auf den See Tiberias, und alles war wie früher. Der Körper hatte schnell den alten Rhythmus und den Lebensstil eines Fischers gefunden. Einige der anderen redeten mit ihm über dieselben Dinge wie vor drei Jahren. Was da geschehen war, hätte genauso gut nicht passiert sein können. Vielleicht könnte er wie gewohnt weiterleben – oder könnte er das eigentlich? Er passte sich jedenfalls hier an und sollte nicht erklären, warum aus all dem nicht richtig etwas geworden war. Da war doch trotzdem nicht viel zu machen. Essen auf dem Tisch heute, darauf kam es nun an. Ganze drei Mal hatte Petrus Jesus verleugnet und das Leben, das sie gemeinsam hatten, und nun stand er hier am See und fing wieder von vorne an.

So ist es nämlich, ein Mensch zu sein; manchmal sind wir es, die zurückgeworfen werden, wir verleugnen das, woran wir im Grunde glauben. Wir können den Glauben verlieren und wie Petrus denken: War das wahr, woran wir einmal geglaubt haben? Petrus ist ein Mensch, der zweifelt. Er weiß nicht, was für einen Weg er im Leben gehen soll, und so wird er wie einer von uns. Vielleicht schämt er sich darüber, dass er Jesus verleugnet hat, vielleicht weiß er nur nicht, wie das, was Jesus sagte und tat, zu einer neuen Bewegung werden soll. Wir wissen es nicht, aber wir kennen sehr wohl die Scham und die Verzweiflung, die aufkommen, wenn wir es sind, die versuchen sollen, das Evangelium zu einem Teil unseres Lebens werden zu lassen.

Was wir heute erleben, wird zum dritten Zeichen für die Kirche, die Petrus gründen soll. Bis dahin kommen Petrus und die anderen Jünger auf einen Fischzug, wo sie nicht richtig etwas fangen. Als sie an Land kommen, begegnen sie einem Mann, der sie auffordert, die Netze wieder auszuwerfen. Eine Aufforderung, die wir Menschen wohl oft brauchen. Das jemand so sehr an uns glaubt, dass wir in diesem Glauben die Netze auswerfen und es noch einmal versuchen. Dass dieser Mann Jesus war, sahen sie erst von weitem draußen auf dem See mit dem Netz voller Fisch.  Sie erkennen ihn wieder als Jesus, und sie essen zusammen mit ihm. Da war Jesus noch für Petrus mitten in seinem Leben als Fischer. Und all das wird ein Zeichen dafür, dass Jesus uns Menschen in dem Alltag findet, in dem wir leben.

Jesus hatte nichts von dem Versagen des Petrus gesagt, als sie zusammen gegessen hatten. Das kommt erst später und nicht als ein Vorwurf, sondern in den Worten: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als mich diese lieb haben? Jesus verwendet nicht den Namen, den er Petrus gegeben hatte, sondern Simon, den Namen, der er trug, als er Jesus das erste Mal begegnete. Und Petrus antwortete von seinem alten Leben her, dass er ihn liebhat. Die Liebe ist also intakt, und sie haben einander gefunden.

Jesus kommt Petrus entgegen, und drei Mal darf Petrus sagen, dass er ihn liebt. Das ist so oft, dass Petrus darüber traurig wird, dass Jesus so oft fragt. Vielleicht tut Jesus das, weil Petrus auch selbst die Möglichkeit haben soll, an seine Worte zu glauben. Er liebt Jesus in der Tat so sehr, dass er für ihn und für die Kirche, in der wir versammelt sind, in den Tod gehen will. Die Tradition erzählt uns nämlich, dass Petrus in Rom mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Petrus war der einzige Fels, den die Kirche hatte; ein Mensch, der es nötig hat, im Alltag gefunden zu werden, damit ihm sein Versagen vergeben werden kann. Die Botschaft des Evangeliums ist deshalb, dass Jesus dort ist, wo du glaubst, dass du versagt hast. Dort wirst du gefunden und erhältst eine Möglichkeit mehr, um Jesus in deinem Leben zu folgen. Diese Botschaft ist so gut, dass sie nicht nur Petrus erzählt wird, sondern auch dir. Die Worte finden uns ja heute und schicken uns mit der Botschaft nach Hause, Jesus zu folgen und im Glauben zu leben statt im Misstrauen, in Hoffnung statt in Leere und in Liebe statt Gleichgültigkeit. Amen.

Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen

Paarup Kirke

DK-5000 Odense

E-Mail: lrl(at)km.dk

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