Jona 2,2-11

Jona 2,2-11

Den Psalm des Jona entdecken – in der Schule des Auferstandenen | Ostermontag | 18.04.2022 | Jona 2, 2-11| Kira Busch-Wagner |

Klassisch zum Ostermontag gehört die Geschichte von den zwei Jüngern, die unterwegs sind, nach Emmaus, Die zwei haben von den anderen ihrer Runde schon deren Osterberichte gehört. Besonderen Eindruck hat das bei den beiden nicht hinterlassen. Sie haben noch genügend zu tun, zurecht zu kommen mit der Kreuzigung. Deren Bilder haben sich ihnen eingeprägt. Deren Not steht ihnen vor Augen. All die Fragen, die der Tod Jesu in ihnen ausgelöst hat. 

Und jetzt treffen die beiden Männer mit ihren Fragen auf Jesus, den sie nicht erkennen, zu dem sie aber Vertrauen fassen und ihm erzählen. 

Lied aus: „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder“ 208:

Warum leiden so viele Menschen und ihr Leben ist bedroht …

Der unbekannte Mitwanderer erinnert die beiden Jünger an die Schrift. Schaut mit ihnen in die Bibel. So, wie Jesus es die ganze Zeit mit seinen Leuten getan hat. 

Ich könnte mir vorstellen, dass sie dabei auch auf den Propheten Jona gestoßen sind. Auf sein Gebet im Bauch des Fisches, oder genauer gesagt, der Fischin (so nämlich der ursprüngliche, der hebräische Text) . In der Fischin sitzt Jona drin wie ein winziger Fötus. Von dort aus spricht er mit Gott. – 

Vielleicht haben die drei auf dem Weg nach Emmaus auch zusammen den Psalm gebetet des Jona. Wir können uns ihnen anschließen.

Lasst uns beten: Jona 2, 3-10

Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, 

und er antwortete mir. 

Ich schrie aus dem Rachen des Todes, 

und du hörtest meine Stimme. 

4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,

 dass die Fluten mich umgaben. 

Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, 

5 dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, 

ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen. 6 Wasser umgaben mich bis an die Kehle, 

die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 

7 Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,

der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. 

Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 

8 Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, 

und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel. 

9 Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. 

10 Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. 

Meine Gelübde will ich erfüllen. 

Hilfe ist bei dem HERRN. 

Jona ist ja vermutlich der bekannteste Prophet in der Bibel mit seinem Fisch. Besser gesagt, mit Gottes Fisch. Der sich den Jona holt und nach drei Tagen wieder ausspuckt. Jona ist ja ein merkwürdiger Prophet. Sehr unwillig – seinem Auftrag will er erst nicht nachkommen. Aber erfolgreich. Nach einem einzigen Satz kommt ganz Ninive zur Umkehr, zu einem anderen Leben. Jonas Wirken? Gottes Tat? Das große Aufwachen der Leute in Ninive? Ein Neuanfang, von dem im Zeitraffer erzählt wird? Mit den Leuten von Ninive können wir singen. 

EG 450 Morgenglanz der Ewigkeit 1-3 

Verkehrte Welt im Jonabuch: Ninive tut Buße, kehrt um. Der Prophet bleibt stecken in seinem Ärger. Wie bei den Emmausjüngern kommt weder der Menschen noch Gottes Botschaft bei ihm an. Er verrennt sich. Das Buch endet mit einer offenen Frage Gottes: Dich jammert ein Rizinusstrauch, den du gepflanzt hast?!  Eine Pflanze. Und mich sollte nicht Ninive jammern? Sie wegzufegen stellst du dir vor, mit allem, was in ihr ist, Tieren und Menschen? Meinen Geschöpfen? 

Lasst uns zu Gott rufen um die Bewahrung der Welt, Jona zum Trotz.

Lied, 97, 2+3 Wollen wir Gott bitten … 

Jonas Psalm, Jonas Gebet gehört noch hinein in die erste Hälfte des Buches. Trotzdem ist die Erfahrung aller Kapitel dort hinein geflossen. Die Erfahrung vieler biblischer Bücher. Die Erfahrung Geretteter, Bewahrter, solcher, die zurückblickend danken, sich bestätigt sehen in ihrem Vertrauen in den biblischen Gott. 

So liest auch auf dem Weg nach Emmaus Jesus mit den beiden Jüngern die Schrift eben nach der Kreuzigung, als Auferweckter, als österlicher Christus. Vielleicht liest auch der Auferstandene den Psalm neu, österlich frisch. So wie man bestimmte Liebesgedichte frisch verliebt ganz anders liest als je zuvor. 

Wenn Jesus den Psalm auf dem Weg nach Emmaus gelesen hat mit den Jüngern, so mochte er dort r einstimmen und bekennen. Er mag seine Schüler eingeladen haben, mitzutun und einzustimmen in das Lied und den Dank des Jona in seinem Gebet, seinem Psalm. Nämlich zu sagen:

 Schon was mir zugestoßen ist, ist nicht ohne Gott geschehen. 

Auch wenn ich es nicht gespürt habe – Gott war dabei. 

Du, Gott, hast mich in die Tiefe geworfen. 

Deine Wellen gingen über mich. 

Du, Gott, handelst an mir. 

Nicht Menschen haben am Ende die Macht. Nicht meine Feinde. Nicht der Zufall. 

Du, mein Gott hast das getan. 

Ich bin nicht fern von dir. Was auch immer geschehen ist. Was auch immer geschehen wird.  

Die Jünger brauchen noch ein wenig. Ihr Bibelunterricht muss sich setzen. Aber dann können sie endlich einstimmen in österlichen Jubel. 

Lied EB (Baden) 559 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit 2+3 

So ist der Psalm des Jona – obwohl mitten drin im Buch – schon eine Antwort auf die Frage Gottes am Ende. 

Der Psalm legt Jona in den Mund, was am Ende noch einmal durch alle gesagt werden kann, auch von den Bewohnern von Ninive. Ja, du, Gott, erbarmst dich. Aller Geschöpfe. Der Pflanzen, der Tiere, der Menschen, in all ihrer schwierigen Verschiedenheit. 

Dir Gott, geht das Leben über den Tod. Du holst noch aus der Ferne des Todes mich neu in deine lebendige Nähe. 

Mich und alle – erkennbar am auferstandenen, am lebendigen Christus. 

Und im Frieden Gottes seien bewahrt Herzen und Sinne, Leib und Glieder, wie bei Jesus, den Gott auferweckt hat zu ewigem Leben. Amen. 

Lied EG 100  Wir wollen alle fröhlich sein 

Kira Busch-Wagner, geb. 1961, geprägt vom „Studium in Israel“, derzeit Vorsitzende der ACK Karlsruhe, Mitautorin seit Gründung der „Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext“, Mitautorin des „Messbuch. Butzon und Bercker“. 

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