Jona 3, 1-10

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Jona 3, 1-10

Und Gott sah aus von seiner Höh´ | 2. So. n. Trinitatis | 26.06.2022 | Jona 3,1-10 | Thomas-M. Robscheit |

Liebe Gemeinde,

natürlich freuen wir uns, wenn etwas gut ausgeht. Unser ganzes Sinnen und Trachten ist darauf ausgerichtet. Sie können fast jeden beliebigen Film ansehen, bei den allerwenigsten endet alles im schwarzen Nichts. Am Ende wird alles gut – das erwarten wir und wahrscheinlich brauchen wir auch diese Überzeugung um im irdischen Leben bestehen zu können, in dem ja bei Leibe nie alles gut ist.

Aber manchmal, manchmal da ärgern wir uns auch, wenn etwas gut ausgeht. Ja, Sie haben richtig gehört! Manchmal ärgern wir uns, wenn etwas positiv endet. „Der hätte eigentlich eine Abreibung verdient…!“; und wir sind enttäuscht, wenn es schlechten Menschen gut ergeht. So geht es auch dem Jona. Wie gut können wir uns doch in ihn hineinversetzen!

Doch der Reihe nach. Zunächst hat er Sorge, dass er mit Gottes Auftrag aneckt: die werden mich nicht für voll nehmen, wer weiß was mir alles angetan wird! Überbringer einer schlechten Nachricht will niemand sein. Er flieht, sie kennen die Geschichte. Schließlich überwindet er sich und geht nach Ninive, predigt dort das drohende Unheil und ruft zur Umkehr auf.

Und, es geschieht das Unerwartete: sowohl die Bevölkerung als auch der König nehmen ihn ernst. Das wünscht man sich, nicht nur als Prediger! Meistens ist es anders. Wie oft steht man als Mahner in der Wüste und wird dann dort auch stehen gelassen! Seit wie vielen Jahrzehnten wird gemahnt, dass wir über unsere Verhältnisse leben? Der club of rome war prominenter Mahner, unzählige Initiativen in Ost und West haben zur Bewahrung der Schöpfung aufgerufen, frühzeitig vor der Klimakatastrophe gewarnt, zur Umkehr aufgerufen. Seit Jahrzehnten wird Friedensarbeit geleistet und Gerechtigkeit zwischen den Menschen und Völkern angemahnt. Und, wurde auf die Mahner gehört? Wieviele sind durch ihr Gewissen oder ihren Verstand aufgestanden und haben anderen die Augen öffnen wollen, haben Spiegel vorgehalten und Prognosen.  So wie Jona. So aussichtslos.

Doch auf den wird gehört! Was für ein Traum!

Jona kann glücklich sein! Ist er aber nicht. Er ärgert sich: Strafe hätten die Menschen in Ninive doch verdient! So meint er.  Oder meint er, ich hätte lieber Recht behalten: „Ich hab´s ja schon immer gesagt, dass nimmt ein schlimmes Ende.“ Doch so, mit Gottes Gnade? Wer wird sich später da erinnern und sagen: „Gut, dass wir auf den Jona gehört haben?“ Niemand! Es ist ja alles gut gegangen. Es weiß keiner, dass alles auf Messers Schneide stand. Und Jona? Er ist sich nicht einmal selber sicher: Vielleicht wäre die Stadt auch ohne meine Predigt nicht untergegangen.“, fragt er sich und ganz menschlich verblasst das Unscheinbare und sein Beitrag zur guten Wendung. Ihm dankt keiner; allenfalls wird er als Panikmacher verspottet: schließlich ist es ja gar nicht so schlimm gekommen.

Das ist heute nicht anders. Deswegen können wir den Ärger des Jona so gut nachvollziehen. Deswegen lohnt es sich aber auch, auf das Rufen der vergangenen Jahre zurück zu blicken! Wie wäre die Welt, wenn es die Mahner nicht gegeben hätte? Der immer lautere Aufschrei wegen des Waldsterbens in den 80er & 90er Jahren? Als saurer Regen unsere Wälder krank und tot gemacht hat. Hätten diese Wälder überhaupt noch eine Chance bei der Trockenheit unserer Zeit gehabt? Es wurde umgedacht. Die Verbannung des verbleiten Kraftstoffes, der Bremsbeläge mit Asbest. Das Aus für FCKW oder strengere Regeln beim Verwenden von Pestiziden und Düngemitteln. Das alles hätte sich nicht zum Besseren gewendet, hätte es nicht unzählige Menschen wie den Jona gegeben. Die sehenden Auges unbequem wurden, wachrüttelten und drastische Folgen des Weiter-So an die Wand malten. Wurde es ihnen gedankt, hat jemand gesagt: „Gut, dass Sie so unbequem hartnäckig waren!“? Meistens nicht; es ist ja nochmal gut gegangen.

Der Frust ist verständlich, der des Jona und der der Namenlosen, die immer wieder die Menschen zum Umdenken bringen. Die Jona-Geschichte ist für mich eine Geschichte, die den Blick auf die erfolgreichen, aber nicht wahrgenommenen Prophetinnen und Propheten lenkt. Wieviel verdanken wir ihnen!

Und sie ist eine hoffnungsvolle Geschichte! Menschen können auf die Mahner hören, sie können ihr Verhalten ändern. Beispielhaft in Ninive, im Rückblick auf die Jahrzehnte unseres Lebens sehen wir aber: auch in unserer Zeit geschieht das.

Ninive ist nicht untergegangen, sie haben, wie man so schön sagt, gerade noch die Kurve gekriegt. Aber nicht dadurch, dass Gott alles durchgehen ließ. Nein, dadurch, dass die Menschen sich um Veränderung ihres Denkens und Handelns bemüht haben. Ihr Anstoß war Jona mit seiner Predigt.

Wie sieht das bei uns aus? Hören Sie auf die mahnenden Worte der Unbequemen? Sind sie bereit sich & Ihr Tun zu hinterfragen? Werden Sie Ihre Einstellungen und Ihr Verhalten ändern? So dass auch über uns einmal gesagt werden kann: Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.

Amen.

Thomas-M. Robscheit

Buchempfehlung: Klaus-Peter Herztsch; Die Geschichte von Jona und der schönen Stadt Ninive, in: Der ganze Fisch war voll Gesang : Biblische Balladen zum Vorlesen / Klaus-Peter Hertzsch.  https://d-nb.info/1059932210

Die Ballade sollte unbedingt im Gottesdienst vorgelesen werden, ggf, dann die Predigt lieber etwas kürzer halten!

de_DEDeutsch