Lukas 10, 25-37

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Lukas 10, 25-37

Die Renaissance des Barmherzigen Samariters | 13. Sonntag nach Trinitatis | 11. September 2022 | Lk 10, 25-37 | Ralf Reuter |

A: Hallo, ich weiß nun, warum vor 200 Jahren die westliche Kultur des Christentums untergegangen ist. Sie haben die Geschichte vom Barmherzigen Samariter nicht mehr erzählt. Sie hat damals einfach aufgehört zu existieren.

B: Na, was ist das für eine abenteuerliche Behauptung! Wir sollten als Forschende in der Geschichte der Menschheit bei den Fakten bleiben. Es gibt genügend Datenmengen auf den alten Servern. Da habe ich von dieser Geschichte nichts gelesen.

A: Eben. Immer haben sie diese Geschichte erzählt. Von dem Barmherzigen Samariter, der einem unter die Räuber gefallenen Menschen hilft. Die anderen gehen vorbei und lassen ihn liegen. Doch plötzlich hört das auf.

B: Eine Geschichte von vielen. Nach meinen Erkenntnissen gab es damals eine Krise nach der anderen. Es begann am 11. September 2001. Heftig wurde es im Jahr 2022. Da begannen die Kriege in Europa. Die Ukraine wurde überfallen.

A: Nicht nur das, sie haben sich ein böses Virus eingefangen, die Kommunikation klappte nicht mehr. Und die Erde wurde immer wärmer. Teilweise war es so trocken, dass die Früchte nicht mehr wuchsen und Brände entstanden.

B: Das Sozialgefüge brach auseinander. Das können wir aufgrund der vorhandenen Handydaten genau sehen. Sie vereinzelten, die Menschen. Halfen sich gegenseitig nicht mehr. Waren nur noch an ihrem eigenen Erfolg orientiert.

A: Schon länger gab es weniger Kinder. Aus anderen Erdteilen kamen Menschen zu ihnen, aber die wollten sie nicht so gerne bei sich haben. Das war auch schwierig, sie zu beteiligen. Sie hatten oft keine Geduld mit ihnen.

B: Und du meinst jetzt, das alles war eine Folge von dem Vergessen einer Geschichte? Dir ist schon klar, das Christentum war schon vorher marode geworden. Immer gab es auch Abwege und Fehlentwicklungen.

A: Ja, das ist mir schon klar. Doch irgendwann gingen die Menschen nicht mehr zur Kirche. Sie verloren die Hoffnung. Wir sehen das in den gespeicherten Bewegungsprofilen der Sonntage. Selbst diejenigen, die in der Kirche arbeiteten, gingen nur selten hin.

B: Achtung, forschender Mitmensch, das meinst du doch nicht im Ernst! Nicht nur im Jahr 2022 gingen nur wenige in die Kirchen, das gab es auch schon 500 Jahre eher, ein gewisser Martin Luther hat das doch schon beklagt.

A: Ja, hat er. Aber da kannten sie diesen Barmherzigen Samariter, es wurden Hausbibeln verteilt und die Eltern oder Großeltern erzählten diese Geschichte den Kindern und Enkeln weiter. Selbst die Herrschenden bekamen manchmal Achtung vor dem Leben.

B: Du meinst, sie haben sich dann im Leben angestrengt, nach diesen Geschichten dieses Jesus von Nazareth zu leben? Besonders nach dieser Erzählung vom dem Barmherzigen Samariter? Also ebenso Herz zu zeigen und zu helfen?

A: Diese Geschichte ist in den ersten 2 Jahrtausenden nach Christus das Leitbild gewesen. Trotz aller Kriege, aller falschen Entwicklungen: Mit dieser Geschichte kamen sie wieder auf den Weg, begannen zu glauben, entwickelten Rettungsdienste und Nächstenliebe.

B: Es ist ja auch eine ungewöhnliche Geschichte. Die Insider gehen vorbei, aber einer von außen hilft. Gibt sogar eigenes Geld, damit der Arme wieder gesund wird. Dabei musste er doch schnell weiter, um seine Geschäfte zu verfolgen.

A: Wahrscheinlich ein Kaufmann. Schon bei diesem Luther haben oft Kaufleute die christliche Botschaft verbreitet, in andere Städte gebracht. Das kirchliche Personal war da nicht besonders kreativ. Die blieben oft in ihrer Routine gefangen.

B: Es war sicherlich alles sehr differenziert. Ich frage mich, ob es überhaupt sinnvoll gewesen wäre, die christliche Kultur weiterzuführen. Ist nicht die Krise der westlichen Kultur viel eher durch das Christentum entstanden?

A: Es gibt dazu Anhaltspunkte. Durch Abwege. Aber nicht durch diese Geschichte. Die kam ja immer wieder von außen zu den Menschen. In diesem Samariter wurde sogar Jesus Christus gesehen, der von außen um seine Kirche kämpft.

B: Du meinst also, da gab es damals diese Menschen, die in der Gefahr waren, sich und andere auszubeuten, und dieser Jesus hat sie durch seine Geschichten immer wieder auf den richtigen Weg gebracht?

A: So lief das mit dieser Geschichte. Es ging um das ewige Leben, das schon hier beginnt. Eigentlich waren die egoistischen Antriebe stärker. Doch etliche von ihnen ließen sich beeindrucken, diese Geschichte ging ihnen nach.

B: Man kann sich das vorstellen. Vor allem die Schilderung bei Lukas. Wo beschrieben wird, wie der eine aus der Kirche fragt, wie er zum ewigen Leben kommt. Und Jesus dann von diesem Leben erzählt, von der Hilfe gegenüber anderen.

A: Das ist das Spannendste überhaupt. Unsere Historiker glaubten lange, das ewige Leben sei eine Vorstellung der Christen für die Zeit nach dem Tod gewesen. Hier beginnt das ewige Leben durch das Leben auf der Erde.

B: Ja, in manchen der damaligen Predigten, wir haben sie ja alle im Netz im Speicher, haben sie dann von dem Einbruch des Himmels auf Erden geredet. Und zuletzt fast nur noch von der Erde und nicht mehr vom Himmel.

A: In dieser Geschichte geht es, so glaube ich, um ein Leben mit Gott. Das ist der Himmel, an den sie glauben. Doch der beginnt schon im Leben auf der Erde. Durch die Liebe, die einfach hilft, wo sie gebraucht wird.

B: Dann kann man doch auch sagen, erst durch ein sinnvolles Leben komme ich zum Glauben und zum ewigen Leben, oder nicht? Das heißt dann, diese beiden Kirchenleute, die da vorbeigehen, bleiben außerhalb des Himmels?

A: Wahrscheinlich. Die Christen haben es wohl so verstanden, dass Gott selber diese Liebe in den Menschen bewirkt. Sie ist kein Verdienst. Aber du wirst recht haben: Wo keine Liebe ist, ist auch kein Glaube.

B: Aber ohne Glauben auch keine Liebe. Das ist ja gerade deine These. Du behauptest, weil diese Geschichte fehlte, ist die christliche Zivilisation zu Ende gegangen, damals. Wahrscheinlich fehlte die Hoffnung auf Zukunft.

A: Genau. Und nun fangen wir beide an, diese Geschichte wieder zu verbreiten. Ich sage dir: Lass uns eine Renaissance machen! Das kennt die Geschichte der Menschheit. Wir werden den Barmherzigen Samariter wiederbeleben, für unsere Zeit.

B: Eine Renaissance in unseren Welten und Netzwerken? Wo jetzt unsere Künstler ihre Kunstwerke anfertigen und einspeisen? Wo sie diese Geschichte verarbeiten und für uns deuten? Uns aktivieren, mit ihr so etwas wie den Glauben zu finden?

A: Ja, wo es eine neue Bewegung gibt, einen neuen Himmel auf Erden. Dies ist eine Geschichte, die uns transformiert zu mehr Gemeinsamkeit. Sie ist universal. Wir müssen sie in unsere Programme und unsere Systeme einspeisen.

B: Vielleicht kann man diese Geschichte dann als ein soziales Helfen untereinander verstehen. Und ökonomisch. Nicht nur den maximalen Nutzen für sich selber anzustreben, sondern sinnhaft zu kooperieren. Auch mit der Natur.

A: Ja, das kann eine ethische Umkehr vieler Menschen bewirken. Von denen, die noch auf der Erde sind, und von uns, die wir es uns leisten können, im Weltraum zu wohnen. Sie ist eine religiöse Geschichte und verbindet uns Menschen untereinander.

B: Eine solche Renaissance hat immer auch mit Strukturen zu tun. Damals ging das nicht ohne Kirche, das Weitererzählen dieser Geschichte. Erst als die Kirche unter die Räuber kam, und links liegengelassen wurde, begann sie zu verblassen.

A: Dann müssen wir uns doch trauen, so etwas wie eine Kirche zu gründen! Wo der Barmherzige Samariter gelesen und diskutiert wird. Und danach leben! Auch wenn andere in unserer Welt anders denken und glauben.

B: Kirchen gründen, in unseren neuen Welten? Ich gebe zu bedenken: Der, der unter die Räuber gefallen ist, wird von einem Außenstehenden geborgen und geheilt. Wer so handelt, ist wahrhaft Kirche. Nicht die Kirchenleute, die vorübergehen.

A: Und trotzdem braucht es Kirche vor Ort. Nur so wird diese Geschichte dauerhaft vorkommen. Natürlich keine Kirche, die andere unterdrückt. Die sich aber bemerkbar macht in der Deutung des Menschlichen. Wir brauchen sie.

B: Ja, sonst wird diese Geschichte mit ihrem Bezug zu Gott und den Menschen nicht wirklich deutlich. Wenn das so ist, braucht es auch Zeiten, wo dies geschieht, es braucht so etwas wie damals, es braucht wahrscheinlich Gottesdienste.

A: Wieder bestimmte Zeiten für die Verbindung zum Himmel einführen? Lass uns anfangen! Wir werden schon sehen, ob sich das entwickelt mit dem Glauben und der Liebe. Ob der Heilige Geist dies bewirkt, in uns und anderen.

B: Jede Renaissance ist eine offene Weiterentwicklung. Wir haben eine alte Geschichte wiederentdeckt. Sie ist einzigartig in ihrer Aussage. Jetzt kommt es darauf an, sie in unsere Zeit zu bringen. Als Chance für uns, als Hoffnung für diese Welt.

A: Schön, dass du dabei bist! Wir machen uns auf den Weg. Die Menschheit oben und unten braucht uns dringend als Stimme Gottes. Wir sind dabei, mit der für mich schönsten und spannendsten Geschichte, von der ich je hörte.

B: Wunderbar! Wir sind beauftragt wie der Barmherzige Samariter. Wir halten an und kümmern uns. Und beziehen andere mit ein. So muss das auch einst geschehen sein, als Jesus die Geschichte vom Barmherzigen Samariter erzählte und seine Kirche begann.


Pastor Ralf Reuter

Göttingen

E-Mail: Ralf.Reuter@evlka.de

Ralf Reuter, Pastor für Führungskräfte der Wirtschaft der Hannoverschen Landeskirche und zugleich Pastor der Friedenskirche Göttingen

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