Markus 10,13-16

Markus 10,13-16

Erster Sonntag nach Epiphanias | 07.01.24 | Markus 10.13-16 (dänische Perikopenordnung) | Lasse Rødsgaard Lauesen |

Kinder sind ungezogen!

Man kann nach Weihnachten noch immer Geschenkpapierreste an den merkwürdigsten Stellen im Hause finden. Sie kommen von Geschenken, die rasch aufgemacht und sofort in Gebrauch genommen wurden. Das war nicht ich, aber ich soll es wohl nicht sagen, denn ihr habt erraten, wer es war. Kinder sind ungezogen, da sind wir uns wohl einig, selbstverständlich mehr oder weniger. Nichtsdestoweniger sind Kinder ungezogen, bis wir sie zu dem erzogen haben, was wir wollen. Sie sollen lernen, sich anständig zu benehmen und Dankeschön sagen, das sind leider keine angeborenen Eigenschaften. Die Erziehung ist eine Pflicht der Eltern, damit wir es ertragen können, mit ihnen zusammen zu sein, wenn sie erwachsen werden. Das heutige Evangelium ist eingepackt in christliche Erziehung, Jesus hat gerade Unterricht erteilt über seine Auffassung von Scheidung, und nach der Begegnung mit den Eltern kommt da ein reicher Mann, der gerne ewiges Leben haben möchte und fragt, was er dafür tun soll. Jesus gibt also Unterricht in dem, was man tun und lassen soll, wenn man Christ ist.

Wäre Jesus nicht von den Eltern an diesem Tage aufgehalten worden, hätten wir glauben können, dass das Christentum eine Frage der Erziehung ist. Aber glücklicherweise wurde er aufgehalten. Und die Worte an die Jünger fallen, dass der, der das Reich Gotte nicht empfängt wie ein kleines Kind, gar nicht in das Reich Gottes kommt. Hier geht es nicht um Erziehung, sondern darum, dass man den Kindern in das Reich Gottes folgt. Wie also empfangen wir das Reich Gottes? Wie ein kleines Kind, damit wir hineinkommen? Vielleicht können wir Heiligabend als Beispiel verwenden und sehen, wie Erwachsene und Kinder Geschenke empfangen.

Der Erwachsene erhält sein Geschenk auf den Schoß, rollt das Band fein zusammen und zieht das Klebeband ab, natürlich damit man das Papier wiederverwenden kann. Der Erwachsene findet das Geschenk und ruft sogleich: Vielen Dank, darüber freue ich mich. Und der Geber antwortet: Man kann es umtauschen, es lässt sich umtauschen.Das ist ja alles gut und schön, aber versucht zu hören, dass man auf viele enttäuschende Arten Vielen Dank sagen kann. Selbst das, worüber wir gesagt haben, dass wir uns darüber freuen, wird umgetauscht für etwas anderes.

Gute Erziehung macht uns zu besseren Menschen als wir eigentlich sind, während Ehrlichkeit uns zu dem macht, was wir sind. Man denke nur, wenn wir nur ganz ehrlich wären und statt zu danken antworteten auf die Aussage, dass man das Geschenk umtauschen kann: Genau das soll es! Vielleicht würde Ehrlichkeit die marineblauen Socken am heiligen Abend ganz ausrotten. Was also glaubst du, dass Gott von uns Erwachsenen erwartet, gute Erziehung oder Ehrlichkeit?

Nun zu dem Kind, das das Geschenk dem Geber aus der Hand reißt und mit großer Begeisterung die Einpackung abreißt. Das Papier wird beiseite geworfen, das Band abgerissen, das Paket geöffnet und das Geschenk wird sofort in Gebrauch genommen. Da ist niemand, der sagen kann, dass man es umtauschen kann, denn das ist nicht mehr möglich. Da wird nicht viel Wert gelegt auf die mühsame Verpackung der Großeltern oder des Personals in einem Geschäft. Die Freude über das Geschenk ist am wichtigsten. Mitten in all dem kann man sich selbst sagen hören: Denk daran, Danke zu sagen. Der Erwachsene weiß, dass Geschenke dankbar empfangen werden müssen, denn sonst wird der Geber traurig. Das Kind dagegen empfängt das Geschenk für sich selbst mit der Freude, die daraus folgt. Nicht mit Dank und guter Erziehung sollen wir also das Reich Gottes empfangen, sondern wir Kinder mit spontaner Freude.

War da jemand von euch, der sah, was in dem Geschenk war? Das Weihnachtsgeschenk des Jahres ist in der Kirche immer Jesus, der uns im neuen Kirchenjahr begleitet mit vielen Erzählungen über Gott und uns. Da geht es stets anders zu als wir erwarten, aber es geht dennoch. Wie heute, wo Jesus die kleinen Kinder in den Arm nimmt, die Hände auf sie legte und sie segnete. Damit hatten die Jünger wohl nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass das Reich Gott es den kleinen Kindern gehört. Der Sohn Gottes berührt also die Kinder und segnet das Leben, zu dem sie aufwachsen, auch wenn sie ungezogen sind. Er ist mit ihnen alle Tage, auch wenn sie eines Tages gerne tauschen wollen und enttäuscht sind, sind sie dennoch gesegnet. Denn das Reich Gottes, dass ihnen gehört, ist größer als alle anderen Gemeinschaften. Das sollen wir nicht mit einer Dankbarkeit empfangen, als gierten wir nach mehr Gaben, sondern ganz so wie das Kind mit Freude. Denn anders kann man das Reich Gottes nicht empfangen. Reiße also nur die Einpackung ab und beginne, das Geschenk zu gebrauchen. Amen.

P.S.: Wozu sollst du die Gabe gebrauchen? Das sollst du ja selbst herausfinden in der Woche, die kommt. Noch einmal Amen.

Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen

Pårup

DK-5000 Odense

E-Mail: lrl(at)km.dk

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