Mit der Kelle, dem Mörtel…

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Mit der Kelle, dem Mörtel…

Mit der Kelle, dem Mörtel und den Ziegeln | Predigt zu Matthäus 7, 15-27 | Estela Andersen | aus dem Spanischen übersetzt von Michael Nachtrab |

Liebe Brüder und Schwestern:

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem der da ist, dem der da war und dem, der da kommen wird.

Ich hatte mir nie viele Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, ein Haus zu bauen, bis meine Tochter einen Baumeister heiratete. Bis zu diesem Moment habe ich nur darauf geachtet, ob ein Haus schön, komfortabel und funktionell erscheint, aber er hat mich gelehrt, dass das, was wir von einem Haus sehen, nur ein Teil ist, dass es sehr wichtig ist, dass ein Gebäude ein gutes Fundament hat. An Orten wie der Provinz Entre Ríos, in der wir leben, wo der Boden sehr porös ist und stark dazu neigt, sich je nach Feuchtigkeit zusammenzuziehen oder auszudehnen, passiert es oft, dass Risse und Spalten am Haus entstehen, wenn kein richtiges Fundament gemacht wird.

Eine gute Grundlage zu schaffen, erfordert Zeit, Arbeit und wirtschaftliche Ressourcen. Man könnte sagen, dass für das Fundament der gleiche Geldbetrag benötigt wird wie für das Haus selbst. Das Problem ist, dass es sich um ein Werk handelt, das man nicht auf den ersten Blick sieht, dass wir nicht sehen können, ob das Haus gut fundiert ist oder nicht, erst der Lauf der Zeit macht es deutlich, dann aber ist jede Hilfe schon zu spät, keine Lösung trägt und keine Reparatur ist möglich.

Wenn es um die Auswahl der Materialien geht, mit denen wir unser Haus bauen werden, geschieht etwas Ähnliches. Auf den ersten Blick ist es sehr wahrscheinlich, dass diejenigen von uns, die nicht im Geschäft sind, den Unterschied nicht sehen, aber die Realität ist, dass wir, wenn wir edle Materialien von guter Qualität verwenden, ein Haus haben werden, das im Laufe der Zeit sich gut hält. Das Problem ist, dass wir, wenn wir es nicht wissen, getäuscht werden können und man uns sehr schöne Materialien verkauft, aber von schlechter Qualität, was dazu führt, dass wir nach kurzer Zeit mit Problemen überrascht werden: entweder in Bezug auf den Putz, die Tür- und Fensterrahmen oder die Kacheln.

Wir können ein Haus mit einem guten Fundament und hochwertigen Materialien bauen, aber wenn wir es nicht richtig instand halten, wird es mit der Zeit immer noch verfallen, selbst wenn wir es streichen, damit es schön aussieht. Wenn wir die Einrichtungen nicht generell reparieren, geht auch das, was nicht sichtbar ist, langsam kaputt. Und wenn Ameisen oder andere Insektenarten eindringen, sofort bekämpfen, damit wir nicht die böse Überraschung erleben, dass plötzlich der komplette Boden untergraben worden ist oder die Motten das Holz zerfressen haben.

Ja, es gibt viele Dinge, die man beim Bau und bei der Instandhaltung eines Hauses beachten muss, wenn man es über viele Jahre hinweg in gutem Zustand halten will.

Der Text, den wir heute teilen, spricht über den Bau eines Hauses und den Ort, den wir für den Bau wählen. Es ist eines der klassischen Gleichnisse, die wir in der Kleinen Bibelschule lehren: Wo bauen wir unser Haus, auf dem Sand oder auf dem Felsen?

In dieser bekannten Geschichte warnt uns Jesus vor den Betrügereien, unter denen wir leiden können, vor den falschen Propheten, die uns einen Trug-Glauben „verkaufen“, der zwar attraktiv erscheint, uns aber auf andere Wege als seinen eigenen führt; und er berät uns, wie wir die wahren von den falschen Propheten unterscheiden können.

Und wie machen wir das? Was einen wahren Propheten von einem falschen unterscheidet, ist die Art und Weise, wie er sich verhält, die Kohärenz zwischen Worten und Taten. Wer also das Evangelium predigt und es praktiziert, wird jemand sein, dem wir vertrauen können, während derjenige, der es nicht praktiziert, das ist, was Jesus selbst „einen Wolf im Schafspelz“ nennt.

Nun, der Punkt ist, dass es nicht so einfach ist, dies zu erkennen, wenn wir keine Kenntnis des Wortes, keine gute Unterweisung im Glauben haben. Dann wird die Analogie zwischen dem auf einem guten Fundament gebauten Haus und einem auf dem Glauben an Christus errichteten Leben sinnvoll: Nur durch eine gute Kenntnis ist es möglich, dass unsere Konstruktion Stürmen und Unwettern standhält.

So wie wir uns darum kümmern und uns darum sorgen, dass unsere Söhne und Töchter eine gute, abwechslungsreiche und nährstoffreiche Ernährung, eine gute Schulbildung sowie die Entwicklung ihres vollen Potentials durch außerschulische Aktivitäten (Sport, Kunst, Sprachen usw.) und Freizeit erhalten, müssen wir als Christen gemeinsam mit ihnen eine gute Grundlage für ihren Glauben aufbauen, nicht nur durch eine biblische Unterweisung, sondern durch unsere Lebensweise, indem wir ihre Spiritualität vom ersten Moment an von unserer aus stärken.

Als Väter und Mütter liegt es an uns, die Grundlage des Glaubens unserer Söhne und Töchter zu schaffen, so wie es unsere Väter und Mütter mit uns getan haben. Nicht als Obstruktion, sondern als interaktive Arbeit, bei der sie aktiv mitwirken, denn es geht um ihr eigenes Leben und ihre geistliche Ausbildung, die in unserer Verantwortung liegt. Der Analogie eines Gebäudes folgend, wird es Momente des Grabens, des Abstützens, des Bauens und des Aushärtens geben, so dass alles, was man erhält, geregelt wird. Es gibt keine Fristen, und es ist auch kein Wettlauf, denn jeder Mensch hat seine Zeiten, seine Prozesse; es ist sehr wichtig, sie nicht zu fordern, zu überstürzen oder sich ihnen aufzudrängen; aber gleichzeitig darf man die Aufgabe der (Nach)Hilfe nicht außer Acht lassen, sie zu leiten, damit sie schließlich nicht verwirrt und von den „falschen Propheten“ eingefangen werden.

Sobald das Fundament des Hauses fertig ist, d.h. der Beginn der Reise im Glauben, beginnt der Bau des Hauses selbst. Das ist der Moment, in dem der Mensch beginnt, selbst zu entscheiden, wie er sein Haus haben möchte und wie weit er glaubt, es bauen zu können; damit meine ich, bloss nicht etwas anzufangen, was nicht zu Ende geführt werden kann. Die Empfehlung lautet also: Besser etwas Kleines, aber fertig, mit einem dichten Dach, damit die Stürme vorbeiziehen und es nicht beeinträchtigen.

Jede Person baut ihr Haus entsprechend ihren Bedürfnissen und wie viel sie bereit ist auszugeben; welche Materialien sie verwenden möchte: Qualität, Farbe, Stil und Design. Jede Person entscheidet, inwieweit sie sich dem Glauben, der mit ihren Eltern begann und der nicht derselbe sein wird wie der ihre, verpflichten will und so sein wird, wie sie will und kann. Es ist auch klar, dass die Verantwortung, aber auch die Freude und die Früchte eines Lebens im Glauben umso größer sind, je größer die Verpflichtung ist, die eingegangen wird.

Das Interessante ist, dass wie im Leben so auch im Glauben, so wie es in einem Haus geschieht, die Arbeit nie beendet wird, denn wenn der Bau erst einmal abgeschlossen ist, müssen wir das nun erhalten, damit es nicht zu Grunde geht. Je früher wir mit dieser Aufgabe beginnen, desto geringer ist das Risiko, dass der Bau Schaden trägt. Wenn wir mit der Analogie des Hauses und unseres Glaubenslebens fortfahren: als Babys werden wir getauft, dann gehen wir in die Kleine Bibelschule, dann machen wir mit der Katechese und der Konfirmation weiter. An diesem Punkt nehmen wir unseren Glauben als Erwachsene unabhängig von unseren Eltern an, aber wir machen nie einen Abschluss als Christen. Die Konfirmation ist das fertige Haus. Aber danach müssen wir einige Wartungsarbeiten durchführen, um es in gutem Zustand zu halten. Wir können es renovieren, ergänzen, aber wir dürfen nie aufhören, die Instandhaltung zu machen, die nach der Analogie nichts anderes ist als unsere täglichen Gebete in der Einsamkeit oder mit unserer Familie, das Lesen der Bibel in unseren Häusern, die Teilnahme an den Gottesdiensten, verschiedene kirchliche Aktivitäten und alles, was unseren Glauben nährt und uns erlaubt, das Wort Gottes zu hören und es in unserem täglichen Leben umzusetzen.

Aber da sind die Ameisen, die Motten und andere Wanzen, die sich an der Konstruktion vergreifen. In unserer Analogie wären das jene Menschen, die versuchen, uns zu verwirren oder uns von unserem Glaubensleben zu distanzieren, entweder als „falsche Propheten“, die ein Evangelium fern von Christus predigen, oder indem sie die Existenz Gottes oder die Macht Jesu in Frage stellen und uns von unserem Leben im Glauben distanzieren. Genau wie beim Haus ist es wichtig, dass wir sie so schnell wie möglich von uns entfernen, bevor sie uns untergraben und unseren Geist auffressen.

Wie wir sehen, geht es nicht nur darum, unser Haus auf dem Felsen zu bauen, sondern es ist ein langer Prozess, der in unserem Haus beginnt, wo wir das Evangelium zusammen mit unserer Muttermilch empfangen, bis wir an der Reihe sind, die Rolle der Entsendeten zu erfüllen, indem wir unsere eigene Entscheidung treffen, Jesus in unser Leben aufzunehmen, damit er uns hilft, es im Glauben aufzubauen und so seine Worte in die Tat umzusetzen.

Lieber Jesus, wir wissen, dass das Leben im Glauben ein Prozess ist, in dem wir viele Situationen und Phasen durchlaufen. So wie ein Haus nicht von heute auf morgen gebaut werden kann, brauchen auch wir Zeit, Mühe, gute Entscheidungen und gute Ratschläge. Hilf uns und begleite Sie uns, damit uns nichts daran hindert, Dir zuzuhören und Dir zu folgen. Lass uns in allem, was wir tun, ein Spiegelbild von Dir sein, damit die Menschen dic durch uns kennen lernen. Mögen sie solide Gebäude sehen, gut gebaut und gepflegt, mit viel Platz, um die Liebe, die von Dir kommt, zu empfangen und Dir zu dienen. Darum bitten wir Dich, der Du zusammen mit Gott dem Vater/Mutter und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit regierst. Amen.

 

Pfrin. Estela Andersen

Gral. Alvear (Entre Rios) – Argentinien

dannevirke63@gmail.com

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