Predigt zu 1. Kor. 12, 4-11

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Predigt zu 1. Kor. 12, 4-11

„Die Geistesgaben der Liebe Gottes“ | Pfingstmontag, 24.05.2021 |verfasst von Rainer Kopisch |

Liebe Gemeinde,

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche.

Die Ausschüttung des Heiligen Geistes über die Menschen, die in Jerusalem zum Erntefest zusammengekommen waren, wurde zu einem Ereignis, das in die Welt hinausstrahlte.

Gott schenkte in seiner Liebe Menschen Geistesgaben zum Wohl aller Menschen in der Welt.

In diesem Jahr habe ich meinen 80. Geburtstag am Pfingstsonntag.

Ich bin Gott dankbar, dass ich in meinem Leben Gottes Geistesgaben begegnet bin.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie Gottes Liebe zum Leuchten und in Kraft bringen, wenn sie zum Wohl anderer Menschen gebraucht werden.

Weil das meine Erfahrung ist, möchte ich über den Predigttext von den Geistesgaben eine Predigt machen, um Menschen Mut zu machen, ihre Gaben zu erkennen und zu gebrauchen.

Der Predigttext steht im ersten Brief des Paulus an die Korinther im Kapitel 14, Vers 4 bis 11.

Wir können davon ausgehen, dass diese Geistesgaben in der Gemeinde in Korinth bekannt sind,

dass es aber nicht klar ist, wie mit ihnen geordnet umzugehen ist.

Paulus macht hier in seinem Brief die Bedeutung für die Gemeinschaft klar.

Ich lese den Text zur Predigt vor:

4 Es sind verschiedene Gaben;

aber es ist ein Geist.

5 Und es sind verschiedene Ämter;

aber ist ein Herr.

6 Und es sind verschiedene Kräfte;

aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.

7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.

8 Dem einen wird durch den Geist

ein Wort der Weisheit gegeben;

dem anderen ein Wort der Erkenntnis

durch denselben Geist;

9 einem andern Glaube, in demselben Geist;

einem anderen die Gabe, gesund zu machen,

in dem einen Geist;

10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun;

einem andern prophetische Rede;

einem anderen die Gabe, die Geister zu unterscheiden;

einem andern mancherlei Zungenrede;

einem andern die Gabe, sie auszulegen.

11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist,

der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.

Wenn wir das Wort Ämter durch das Wort Dienste ersetzen, wird uns klar, was Paulus meint.

Der Heilige Geist Gottes schenkt verschiedene Geistesgaben.

Wenn wir das Wort Herr durch Christus ersetzen, verstehen wir, dass wir in der Liebe Christi, die Jesus uns vermittelt hat, Aufgaben an anderen mit diesen Geistesgaben übernehmen.

Die verschiedenen Kräfte, die sich im Einzelnen zeigen, gehen auf das Wirken Gottes zurück.

In jedem Dienst mit den verschiedenen Gaben zeigt sich der Heilige Geist zum Nutzen aller.

Paulus nennt als Beispiel verschiedene Geistesgaben, die an Menschen erlebbar werden.

Weisheit und Erkenntnis werden durch das Aussprechen von Menschen vermittelt.

Dass Glaube ein Geschenk des Geistes, eine Gnadengabe ist,

steht gegen den Versuch, Glauben allein über Belehrung direkt zu vermitteln.

Die Gabe, andere Menschen gesund zu machen, ist eine Gabe des Heiligen Geistes.

Die genannte Kraft, Wunder zu tun, wird an Beispielen aus der Apostelgeschichte deutlich.

Die Gabe der prophetischen Rede gehört auch zu den Geistesgaben.

Wichtig bis heute ist die Gabe, die Geister unterscheiden zu können. Denn ist gibt Geister, die Menschen verführen wollen, Gott zu vergessen und fragwürdigen Zielen nachzufolgen.

Auch diese Gabe ist bis in der heutigen Zeit besonders wichtig.

Die charismatische Gabe des Zungenredens war in Korinth von Bedeutung und darum auch die Gabe, es zu verstehen und zu übersetzen. Diese Gaben finden sich noch heute in charismatischen Gemeinden.

Paulus schreibt am Schluss seiner Darstellung noch einmal ganz deutlich, dass alle Geistesgaben von demselben einen Geist bewirkt werden. Der Heilige Geist teilt nach eigenem Willen jedem das Seine zu.

Unmittelbar daran stellt Paulus seine Idee von der Gemeinde als Leib mit vielen verschiedenen Gliedern vor. Sein Ideal ist die Gleichberechtigung der verschiedenen Glieder und die Sorge um die Benachteiligten.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zeit bis heute tun:

Von Einsiedlern oder Einsiedlerinnen einmal abgesehen, konnten Menschen nie allein alles machen, was in ihrem Leben zu tun war, um es zu erhalten.

Arbeitsteilung war angesagt und nötig. Das fing in den Familien an und setzte sich in größeren Gruppen und Gemeinschaften fort.

Das habe wir von Paulus gelesen:

Die Geistesgaben, die Gott der Schöpfer allen Menschen auf dieser Erde geschenkt hat, sind dazu gedacht, unser Leben in der Liebe Gottes anzunehmen und zu gestalten.

In der Tat ist die Liebe Gottes für Menschen nur durch das persönliche Erleben erfahrbar.

Nur Menschen, die diese Liebe Gottes selbst erfahren haben, können sie anderen Menschen erfahrbar machen.

Es ist auch heute unsere Hauptaufgabe in diesem Leben, die Liebe Gottes weiterzugeben.

Gott hat uns persönliche Gaben geschenkt, damit wir die Liebe Gottes in kleinen Geschenken anderen Menschen weitergeben können.

Wichtig ist, dabei eines im Kopf und im Herzen zu behalten:

Die Liebe Gottes kostet nichts.

Ich will ihnen ein Beispiel dafür geben:

Dr. Usui, ein Lehrer einer christlichen Missionsschule wurde von seinen Schülern gefragt:

„Dr. Usui, Jesus hat mit Auflegen der Hände geheilt, warum haben wir diese Gabe nicht mehr?“

Er hat sich lange mit dieser Frage beschäftigt und nach einer Antwort gesucht.

Letztendlich hat er sich auf einen Berg zurückgezogen und meditiert.

Als Antwort sind ihm Symbole als Bilder erschienen, die in hinduistischen Gruppen zur Anleitung zum Heilen dienten und später bei Einweihungen in bestimmte Grade weitergegeben wurden.

Ein Pfarrer, den ich persönlich gut kenne, hat sich nach reiflicher Überlegung in das Usui-System einweihen lassen. Er verstand dies als sein zusätzliches Taufgeschenk. Dies geschah mit Psalmenlesung, Vaterunser und Segen.

Als er später bei einer Hochzeitsfeier einen jungen Mann sah, der bei der Entführung der Braut die Spitze einer Autotür in den Knochen unter dem Auge bekommen hatte, bot er ihm an, seine Hand in die Nähe der beginnenden Schwellung zu halten. Wegen der Schmerzen nahm der Mann das Angebot an. Als er das Kribbeln spürte, fragte er, was das sei. Er erhielt die Antwort: Das ist Heilenergie. Der Schmerz legte sich, die Schwellung ging zurück und erreichte nicht das Auge.

Das war das Beispiel für die Liebe Gottes, die nichts kostet.

Dr. Usui hat nach dem Motto geheilt „Die Liebe Gottes kostet nichts.“

Damit hat er bewusst seine Heilungsmethode als Gottes Geistesgabe herausgestellt.

Der Apostel Paulus hatte selbst die Heilungsgabe und höhere Offenbarungen.

Er beschränkte sich aber bewusst auf die Verkündigung der christlichen Botschaft.

Es gibt da ein Geheimnis, das Paulus im 2. Korintherbrief im zwölften Kapitel andeutet.

Ich zitiere die Verse sechs bis neun.

„6 Und wenn ich mich rühmen wollte, wäre ich nicht töricht;

denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen,

damit nicht jemand mich höher achte, als er an mir sieht oder von mir hört.

7 Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe,

ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel,

der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.“

8 Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche.

9 Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.“

Das Wort von der Kraft Gottes bei den Schwachen ist vielen leidenden Menschen schon zum Trost geworden, wenn sie die liebende Zuwendung Gottes durch einen Boten Gottes erfahren haben.

Wenn Sie einem Menschen mit der Liebe Gottes begegnen, können Sie für ihn zum Engel werden. Wo finden Sie bei sich die Liebe Gottes?

Paulus schreibt wenige Zeit später schreibt er im Brief an die Römer( 5, 5):

„die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Amen

Pfarrer i. R. Rainer Kopisch

Braunschweig

E-Mail: rainer.kopisch@gmx.de

Zur Erstellung der Exegese des Textes habe ich das Theologische Wörterbuch zum NeuenTestament von Kittel in der ersten Auflage und die Interlinearübersetzung von Ernst Dietzfelbinger in der dritten Auflage benutzt.

Die Geschichte der Entdeckung des Dr. Usui ist in verschiedenen Strängen mündlich verschieden überliefert. Ich beziehe mich auf diese Quelle: https://www.deinkraftplatz.ch/reiki/die-geschichte/

Rainer Kopisch, Pfarrer in Ruhe der Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig,

Seelsorger mit logotherapeutischer Kompetenz,

letztes selbstständiges Pfarramt: Martin Luther in Braunschweig,

in der Vergangenheit:

langjähriger Vorsitzender der Vertretung der Pfarrer und Pfarrerinnen in der Landeskirche,

Mitglied in der Pfarrervertretung der Konföderation der Landeskirchen in Niedersachsen,

Mitglied in der Pfarrvertretung der VELKD, Mitglied in der Fuldaer Runde.

Seit Beginn meines Ruhestandes vor 15 Jahren schreibe ich Predigten im Portal der Göttinger Predigten. Diese Arbeit ist mein Dank für die Liebe Gottes, die mich in meinem Leben begleitet hat.

Roonstr. 6
38102 Braunschweig
rainer.kopisch@gmx.de

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