Predigt zur Konfirmation

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Predigt zur Konfirmation

Vorbereitung:
Für die Konfirmandenbegrüßung hatte ich verschiedene
Armbänder mitgenommen:
Die ersten aus einer Entbindungsklinik besorgt, andere hatte ich im
eigenen Fundus, zum Schluss haben die Jugendlichen jeweils ein geflochtenes
Band bekommen, das über Werbekataloge zu beziehen ist oder von
Hauptkonfirmanden für den neuen Jahrgang geflochten werden könnte.
Denkbar sind inzwischen auch die modernen Perlenarmbänder.

Ansprache:

Liebe Gemeinde, ganz besonders: liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Armbänder haben im Lauf des Lebens eine wichtige Bedeutung in unterschiedlichen
Situationen. Manche solcher Armbänder habe ich mitgebracht.

Das erste Armband bekommen Kinder unmittelbar nach der Geburt im Krankenhaus.
Ihr vermutlich auch. Der Name steht darauf, manchmal das Geburtsdatum
und das Gewicht. Ein hellblaues Armband für Jungen, ein rosa Band
für Mädchen. Bis zur Entlassung im Krankenhaus wird dieses
Armband nicht abgenommen. Das Kind darf nicht verwechselt werden. Noch
ist es neugeboren, so neu, dass es nach Aussehen, Stimme oder anderen
Merkmalen trotz seiner Einzigartigkeit noch nicht unverwechselbar ist.
Das Armband ist ein Erkennungsmerkmal, ein Schutz vor Verwechslung,
ein kleines Zeichen mit großer Bedeutung.

Später bekommen Kinder manchmal schon zur Taufe ein Armband aus
Gold oder Silber, auf dem der Name eingraviert ist. Es kann eines der
ersten Schmuckstücke sein – von der Patentante vielleicht. Manchmal
schenken Jugendliche sich solche Armbänder, tragen sichtbar den
Namen des Freundes oder der Freundin als Zeichen ihrer Verbundenheit,
als Erinnerungszeichen oder um aneinander zu denken.

Das meistgetragene Armband von Männern und Frauen ist wohl die
Armbanduhr. Ein Tag ohne ist eigenartig. Es gehört zur ständige
Gewohnheit auf die Uhr zu sehen, nebenbei, oder ganz bewusst, manchmal
heimlich verstohlen, zum Beispiel in der Schule – ob die Stunde nicht
endlich zu Ende ist.

Der Blick auf die Uhr gibt Sicherheit in der Tagesstruktur. Eine Armbanduhr
ist sinnvoll und praktisch und außerdem noch ein Schmuckstück.
Gelegentlich werden Armbänder ausgeliehen – mit einem Schlüssel
daran, z.B. im Schwimmbad für den Schrank, in dem die Kleidung
aufbewahrt werden kann. Wie einfach – mit Hilfe des Armbandes den Schlüssel
zu verwahren und die Verantwortung zu übernehmen.
Früher bei Schützenfesten gab es Armbänder als Eintrittskarte.
Sehr beliebt sind Armbänder die ergänzt werden, z.B. mit kleinen
Anhängern von Orten, wo man schon mal war, oder mit Anhängern,
die man geschenkt bekommt, mit Tierkreiszeichen Glücksbringern,
Kreuz, Herz und Anker als Zeichen für Glaube, Liebe und Hoffnung
usw.

Seit einiger Zeit sind unter Euch Jugendlichen Armbänder anderer
Art modern: Freundschaftsbänder – handgeknüpft. Einige Fäden
werden in bestimmter Art und Weise miteinander fest verknotet. Das braucht
Zeit, Geduld und Kraft. Mit ausgewählter Farbzusammenstellung und
etwas Geschick entstehen tolle Muster und hübsche Armbänder
nicht teuer trotzdem wertvoll. Kinderleicht – sagen die, die es können.
Andere schaffen es nie.
Solche Bänder werden oft verschenkt. Manche tragen eine ganze Sammlung
am Handgelenk und können genau sagen, welches von wem ist. Ein
Zeichen der Freundschaft und der Verbundenheit, einzigartig in Farbe,
Form und Muster, einzigartig wie die Freundschaft, nicht zu bezahlen
und trotzdem sehr wertwoll. Wer so ein Band für eine(n) anderen
knotet, ist in Gedanken bei ihm (ihr), knotet sozusagen Zeit, Wünsche
und gute Gedanken mit hinein. Wer es trägt, weiss es zu schätzen,
wird an den Schenkenden erinnert, ein sichtbares Zeichen für die
unsichtbare Verbundenheit.

Die Konfirmandenzeit beginnt. Dieses angefangene geknüpfte Band
mag zeichenhaft dafür stehen und uns begleiten, im Lauf des Jahres
weitergeknüpft werden.
Vieles werden wir miteinander verknüpfen – Freundschaften untereinander.
Dabei ist jede/r von Euch wie ein Faden mit ganz eigener Lebensgeschichte.
Außerdem sind da die Fäden der biblischen Geschichten aus
längst vergangener Zeit, die mit unserer augenblicklichen Situation
verknüpft werden wollen.
Begegnungen werden stattfinden mit kirchlichen Mitarbeitern /innen,
auf Gemeindefesten vor allem auch im Gottesdienst so wie heute morgen.
Gleich beim Kirchenkaffe können wir aufeinander zugehen, das Gespräch
miteinander suchen, uns füreinander interessieren.
Ich bin sehr gespannt, was für ein Muster sich im Lauf der Zeit
dabei entwickeln wird, wie gleichmässig oder fehlerhaft es sein
wird, was alles hineingeknotet wird an Erlebnissen, Gedanken, Erkenntnissen.

Wer zum ersten Mal ein Freundschaftsband knotet, macht dabei unterschiedliche
Erfahrungen: es ist eine große Freude, denn es ist eigentlich
ganz einfach, wenig später ist es wieder zum Verzweifeln ‚Ich
lerne das nie, schon wider ein Fehler.‘ Bis endlich ein Muster erkennbar
wird, ein gutes Stück geschafft wurde. Auch solcher Erfahrungen
werden uns in der Konfirmandenzeit bevorstehen.

Wir möchten jeder und jedem von Euch so ein Freundschaftsband
schenken – zur Erinnerung an diesen Gottesdienst, als Begleiter durch
die bevorstehende Zeit, als Ermutigung, Freundschaften miteinander zu
schliessen, als Anregung Anknüpfungspunkte zu entdecken. Sie sind
den ersten Bändern vergleichbar, denn es geht darum, die namen
zu lernen und miteinander vertraut zu werden, sie sind den Armbändern
vergleichbar, an denen Geschenke und Andenken gesammelt werden, denn
wir sammeln Stunden, Geschichten, Segenswünsche.

Ihr werdet regelmäßig und pünktlich kommen – darum
der Armbanduhr vergleichbar, und wie bei dem band mit dem Schlüssel,
habt Ihr die Möglichkeit, wertvolles sorgfältig aufzubewahren
und dafür die Verantwortung zu tragen.
Natürlich ist es vor allen Dingen ein Freundschaftszeichen der
Verbundenheit untereinander und der Verbindung Gottes zu uns.
(Konfirmanden namentlich aufrufen, nach vorn bitten und die Bänder
überreichen)

 

Christel Lucht, Pastorin
Stettiner Weg 50
30625 Hannover
Tel.: 0511-557498

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