Predigtbeitrag

Predigtbeitrag

Predigt zu 2. Mose 12, 1-14 (1-4(5)6-8(9)10-14) | verfasst von Pfr. Winfried Klotz |

2. Mose 12, 1-14 (1-4(5)6-8(9)10-14)

 

Einsetzung des Passafestes (vgl. 4. Mose 9,1-14; 5. Mose 16,1-8)

12,1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:

2 a Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen.     a) Kap 13,4

3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.

4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.

5 Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, a an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr’s nehmen        a) 3. Mose 22,20

6 und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend.

7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen, a) Vers 13 und 22

8 und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu, und sollen es mit bitteren Kräutern essen.

9 Ihr sollt es weder roh essen noch mit Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen. a) 5. Mose 16,7

10 Und ihr sollt nichts davon übriglassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrigbleibt bis zum Morgen, sollt ihr’s mit Feuer verbrennen.

11 So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen a als die, die hinwegeilen; es ist des HERRN Passa. a) 5. Mose 16,3; Jes 52,12

12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will a Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter, ich, der HERR.       a) 4. Mose 33,4

13 Dann aber soll a das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und b die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage. a) Hebr 11,28; b) Kap 30,12

14 Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.

 

Liebe Gemeinde!

Das jüdische Volk feiert in diesen Tagen, genauer vom 14.-22. Nissan 5780, das ist der 8. bis 16. April 2020 Pessach, bei uns bekannt als Fest der ungesäuerten Brote. Unser Ostertermin fällt in vielen Jahren zusammen mit dem Passafest.

Jesu letztes Abendessen mit seinen Jüngern hat deutliche Anklänge an das Abendessen am Abend des Pessach. Ein männliches Schaf – oder Ziegenlamm stand damals im Mittelpunkt. Das Lamm soll geschlachtet, von seinem Blut an die Pfosten der Haustür gestrichen, am Feuer gebraten und in einer Nacht gegessen werden. In Hast sollen die Israeliten das Lammfleisch essen zusammen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern, angezogen für einen eiligen Aufbruch. Denn Gott wird in dieser Nacht durch Ägypten gehen, die Erstgeburt töten und damit die Ägypter zwingen, Israel zum Gottesdienst in die Wüste ziehen zu lassen. Wo aber das Blut an die Türpfosten gestrichen ist, da wird Gott vorübergehen und die Bewohner dieses Hauses verschonen. Das Lamm ist Opfer, sein Blut Schutzzeichen an den Türpfosten.

Wir wissen, es geht um Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten, es geht darum, dass sie in Freiheit Gott dienen können, es geht um Gottes Gericht über Ägypten, dass mit aller Macht versucht, Gottes Eigentumsrecht an Israel zu bestreiten. Denn Gott will sein Volk nicht nur aus der Sklaverei befreien, sondern es in besonderer Weise als sein Volk auswählen; das geschieht dann im Bundesschluss am Sinai. Das Volk aber, das Gott befreit und das ihm dienen will, wird im Gericht Gottes verschont durch das Zeichen des Blutes an den Türpfosten.

Soweit eine kurze Rückblende auf unseren Predigttext. Zugegeben, es ist eine fremde Welt, in die wir geführt werden. Aber, die Juden feiern bis heute Pessach in Vergegenwärtigung der Befreiung damals aus Ägypten. Und wir gedenken heute der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus, der nach dem Abendmahlsbericht des Paulus jeweils nach dem Brot und dem Wein sagte: das tut zu meinem Gedächtnis, was ebenfalls Vergegenwärtigung meint.

Vergegenwärtigung, ein langes Wort und ziemlich abstrakt. Vergegenwärtigung heißt, was hier erzählt wird ist nicht nur damals gewesen, ein einmaliges Ereignis in der Geschichte, sondern es ist genauso heute voller Kraft und Wirkung. In der Feier des Pessach oder des Abendmahls werden die Versammelten hineingenommen ins damalige Geschehen, werden sie zu Zeitgenossen. Es ist ein Ereignis nicht nur im irdischen Kalender, sondern im Kalender Gottes. Der letzte Vers unseres Predigtwortes, Vers 14, sagt: „Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.“

Ähnlich im Bericht des Paulus nach 1. Korinther 11: „In der Nacht, in der Jesus, der Herr, ausgeliefert wurde, nahm er Brot, sprach darüber das Dankgebet, brach es in Stücke und sagte: »Das ist mein Leib, der für euch geopfert wird.Tut das immer wieder, damit unter euch gegenwärtig ist, was ich für euch getan habe!“ (V. 23-24 Gute Nachricht Bibel)

Liebe Gemeinde, unser Wort aus dem 2. Buch Mose legt einen Ritus fest, eine Tradition wird begründet, ein Gedenktag eingeschärft, Wiederholung geboten. Aber was geschildert wird ist ein Aufbruch ins Ungewisse, doch unter dem Schutz Gottes. „So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des HERRN Passa.“ Die Feier des Passa und genauso des Abendmahls sind keine Traditionsveranstaltungen zur Beruhigung, sondern Aufforderung, in einer vergehenden Welt auf eine von Gott gezeigte Zukunft zuzugehen.

Aufbruch ins Ungewisse, aber mit klarem Ziel: Gott in neuer Weise dienen! Aufbruch in die Freiheit, die aber voller Gefahr und Risiko ist. Verschonung im Gericht, dass Gott über Ägypten, oder allgemeiner, über die ergehen lässt, die mit Verstockung auf seinen Ruf zur Umkehr reagieren; aber nur, weil Gott ein Schutzzeichen anordnet, sonst wären auch seine Leute dem Verderben preisgegeben- wer ist ohne Sünde?

Pessach – Abendmahl Jesu, keine Befreiung ins Paradies oder Schlaraffenland, sondern unterwegs sein durch die Wüsten dieser Welt, aber doch mit einem Ziel: das verheißene Land, die ungehinderte und ungetrübte Anbetung Gottes, jetzt schon und in alle Ewigkeit. (Psalm 27, 4) Manche fragen: Müsste nicht diese Welt erlöster sein seit Jesus gekommen ist? Müssten die Christen, all die, die sich auf Jesus berufen, nicht wenigstens ein bisschen Gottes neue Welt vorabbilden? Müssten sie als durch Jesu Opfer verschonte, mit Gott versöhnte, zu neuem Leben befreite Menschen – ist das nicht die Ansage Jesu in der Deutung von Brot und Wein -müssten sie nicht in gemeinsamer Nachfolge Jesu „die Welt zu einem besseren Ort machen“? Ich zitiere bewusst diese aus den USA importierte Formulierung. Gewiss müssten sie und da und dort geschieht es auch, aber – mit Jesu letztem Abendessen in der Pessach Tradition seines Volkes beginnt nicht sein Aufstieg in den Himmel, sondern sein Leiden und Sterben. Gewiss ist er am dritten Tag auferstanden, aber als Vorabbildung einer Zukunft, auf die wir zugehen. Wir sind noch auf dem Weg und auf diesem Weg genauso angefochten und kleingläubig, wie es Israel in der Wüste war.

Auf diesem Weg gibt es feindliche Mächte- wir erinnern uns an das Wüstenvolk der Amalekiter (2. Mose 17), die das wandernde Volk der Israeliten angriffen, es gibt tödliche Schlangenbisse (4. Mose 21), es gibt Mangel an Wasser, Brot, Fleisch (2. Mose 16); aber am schlimmsten sind nicht all diese Bedrohungen, am schlimmsten ist die Ignoranz der Wandernden: Gott ist gegenwärtig (2. Mose 13, 21f), aber sie schätzen es nicht, trauen ihm nicht, machen sich ihren eigenen Gott! (2. Mose 32) Das war nicht nur damals so, das ist auch unsere Anfechtung immer neu: Gott ist gegenwärtig, aber wir ignorieren ihn; wir behaupten, er sei abwesend – seine Repräsentanten nicht sehr überzeugend; die Gegenwart des Irdischen ist uns zu mächtig, Freuden und Sorgen halten uns gefangen! So verlieren wir uns ans Irdische, statt auf Jesus schauen und ihm zu folgen. (Hebr. 12, 1f/ Mt. 17, 5)

Auf Jesus schauen, was hat das ausgelöst bei den Schülern Jesu als er mit ihnen das Abendmahl feierte?

Ich kann es nur ahnen: Verwunderung und Unverständnis, aber kein Entsetzen; Jesu Schüler haben sich wahrscheinlich Gedanken wegen Judas gemacht, waren aber immer noch überzeugt, dass Gottes Herrschaft durch Jesus jetzt sichtbar wird. Wie zuversichtlich hat Petrus auf Jesu Ankündigung des Verrats geantwortet.

Verstanden haben die Jünger Jesu Deuteworte zu Brot und Wein erst nach seiner Auferstehung. ER gibt sich uns als Wegzehrung, damit wir das versprochene Land, unsere Heimat im Himmel erreichen können. Durch sein Opfer werden wir verschont im Gericht Gottes. (1. Thess. 1, 10) Und JA, das Reich Gottes ist wirklich schon sichtbar geworden unter uns, in der Gemeinde, die Gott in Jesus anbetet. Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist sind Vorabbildung der Herrschaft Gottes. (Rö. 14, 17) Auch in der Wüste dieser Welt – ich weiß, dass wir meistens unser Leben nicht als Wüste sehen, aber müssen wir nicht gerade in jetzigen Zeiten, wo weltweit durch die Corona-Pandemie Pläne und Sicherheiten zerbrechen, zugeben, dass Lebenserfüllung, dass irdische Paradiese begrenzt und vergänglich sind? – auch in der Wüste dieser Welt gibt es bei Jesus und in seiner Gemeinde Licht und Glanz Gottes, gerade wo Leiden und Kreuz nicht verdrängt, sondern miteinander getragen werden.

Ich schließe: Wir sind als Gemeinde auf dem Weg durch diese Zeit, unsere Wolken – und Feuersäule ist Jesus, unsere Wegzehrung seine Lebenshingabe für uns, die uns immer neu in der Feier des Abendmahles geschenkt wird. Wir sind als Gemeinde verbunden auch in Zeiten notwendiger Distanz zur Vermeidung von Ansteckung; wir denken aneinander, beten füreinander, telefonieren miteinander, Treffen uns auf dem Computerbildschirm bei eine Videokonferenz. Wir bitten um Hilfe, wenn wir etwas nicht allein schaffen und stehen einander bei- wir sind doch durch Jesus verbunden. Amen.

 

DANK – und FÜRBITTENGEBET (Ich füge kurze Zeiten der Stille ein, das sollte vorher angesagt werden.)

Dank sei Dir, Vater im Himmel, dass wir leben dürfen unter Deinem Schutz und Deiner Fürsorge! Dank sei Dir, dass Du uns zusammenfügst zu Deiner Gemeinde durch das versöhnende Opfer von Jesus Christus. Vater, wir loben Dich!

Wir bitten Dich für uns und alle Christen um Widerstandskraft in den Anfechtungen und Versuchungen unseres Lebens. Herr Jesus, halt uns auf Deiner Spur!

Wir bitten Dich für unsere Nächsten, mit denen wir täglich am gleichen Tisch sitzen, dass wir im Füreinander und nicht im Gegeneinander leben. Mach uns barmherzig im Umgang miteinander!

Wir beten für die Menschen, die nach uns kommen, für unsere Kinder und Enkel, dass Du sie zu Dir hinziehst. Lass uns für sie glaubwürdig sein im Glauben und Leben.

Wir beten für diese Anliegen in der Stille! – Stille – 

Wir bitten dich für alle, die ein Leben in Dunkelheit, Trauer, Schuld und Sorgen führen: Befreie sie doch! Gehe ihnen auf als helles Licht, so dass sie hell und licht werden.

Wir bitten für alle Christen, die ohne die Gemeinschaft der Glaubenden leben müssen, die unterdrückt, verachtet und verfolgt werden, weil sie zu dir gehören. Gib ihnen durch deinen Geist Worte des Glaubens und des Trostes in ihr Herz.

Wir beten für die, die durch das Corona-Virus erkrankt sind, die in diesen Zeiten einen nahen Menschen verloren haben, die einsam sind, deren Lebensunterhalt weggebrochen ist, die keine ärztliche oder finanzielle Hilfe bekommen.

Wir beten für die vielen Kriegs – und Krisengebiete unserer Welt und die unzähligen Menschen, die auf der Flucht sind, schutzlos, heimatlos, hungernd nach Gerechtigkeit und Leben.

Lasst uns für diese Anliegen in der Stille beten! – Stille –

Vater, Du bist reich für alle, die Dich anrufen. Du schenkst, Du wendest Dich dem Bittenden zu, erfüllst uns mit Deinem Hl. Geist durch Jesus, wir beten Dich an!

So bringen wir auch unsere persönlichen Anliegen in der Stille zu Dir.

Stilles Gebet – Vater unser

 

Liedvorschläge:

EG 223, 1-4 Das Wort geht von dem Vater aus

351, 1. 3. 5. 7 Ist Gott für mich, so trete

224, 1-3 Du hast zu deinem Abendmahl

164 Jesu, stärke deine Kinder

EG+ (HN+KW) 43 Wir sind hier zusammen in Jesu Namen

93 Es gibt bedingungslose Liebe

87 Lobe den Herrn

84 We are one in the spirit

54 Bist zu uns wie ein Vater

60 Vergiss es nie

78 Gut, dass wir einander haben

101 Du bist mein Zufluchtsort

 

In Zeiten notwendigen Infektionsschutzes kann auch in einer Hausgemeinschaft das Abendmahl gefeiert werden. Möglicher Ablauf:

Lied: Wir sind hier zusammen in Jesu Namen oder Votum: Im Namen …

Psalmgebet aus Psalm 111

selbstformuliertes Gebet

Lied: s. oben

Lesung von 2. Mose 12, 1-14 und der Predigt

Lied

Abendmahlsworte aus 1. Kor. 11, 23-26

Wir lassen uns an die Einsetzung des Abendmahls erinnern:

Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,

24 dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.

25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Friedensgruß: „Christus ist unser Friede! Deshalb vergeben wir einander. Tiefer sitzende Spannungen verdrängen wir nicht, aber sie sollen uns nicht daran hindern, Jesus Christus als den Gegenwärtigen zu glauben.“

Austeilen von Brot und Wein: Christi Leib für dich gebrochen / Christi Blut für dich vergossen.

Abschluss mit Römer 5, 1: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.

Lied

Gebet/ Fürbitten/ Vater unser (Bist zu uns wie ein Vater)

Segen

Lied: Du bist mein Zufluchtsort

 

 

Winfried Klotz, Pfr. i. R., Jahrgang 1952

Bad König/Odenwald

verheiratet, 3 erwachsene Kinder

winfried.klotz@web.de

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