Römer 8,31b-39

Römer 8,31b-39

Alles wird gut! | Altjahresabend | 31.12.2022 | Röm 8,31b-39 | Hansjörg Biener |

Baustein für die Einleitung

„Alles gut“, sagte die Frau nach dem kleinen Rempler im Bus. „Alles gut“, sagte der Mann nach dem Sturz in den Schnee, nachdem man ihm aufgeholfen hatte. „Alles gut“, sagte ein Mädchen, dem die Düsternis im Gesicht stand. „Alles gut.“ Mir fällt das auf. Früher hätte man gesagt: „Nichts passiert.“ Oder: „Danke. Alles in Ordnung.“ Es fällt mir auch deshalb auf, weil womöglich eben doch nicht „alles gut“ ist. Wir könnten eine solche Liste sicher gemeinsam lang machen. Der Predigttext zum Altjahresabend endet dagegen mit folgenden Worten: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Ich möchte mit Ihnen heute unser Leben im Gegenüber zu diesen Worten des Paulus erkunden. Auf der einen Seite also unser „Alles gut.“ bzw. „Nicht alles gut.“ und auf der anderen Seite das „Gott macht es gut mit uns“ des Paulus.

Gegliedertes Kyrie

Ein Adventskalender hat 2022 um „Ihre Geschichte in sechs Wörtern“ gebeten. Ich nehme daraus einige Beispiele für unser Kyrie. Ich lese sie, lasse sie in unseren Gedanken wirken, und dann lassen wir sie im „Kyrie“ aufgehen.

„Es kommen auch wieder andere Zeiten.“ [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

„Karriere aufgegeben. Leben, Freude, Sinn gefunden.“  [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

„Arbeit verloren. Selbstständig gemacht. Mich gefunden.“ [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

„Mann gestorben, kein Gespräch mehr, Gedankenquarantäne.“ [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

„Plötzlich pensioniert. Furchtbar. Alles wurde gut.“ [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

„Durch Krankheit erblindet. Entdeckung inneren Lichts.“ [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

Zum Abschluss denken wir an uns. Ob uns nun sechs Wörter reichen oder nicht. [Pause] [Kyrie-Ruf nach Tradition der Gemeinde]

Zuspruch

Geschichten in sechs Wörtern. Bei manchen folgte auf die Katastrophe neues Leben und es wurde etwas gut. Bei anderen ahnen wir, dass noch nichts gut ist. „Alles wird gut.“  Mit diesen Worten beendete vor Jahren Nina Ruge ihre Boulevardsendung ZDF Leute heute (1997-2007), und danach machte sie daraus eine Marke für Lebensberatung. Offensichtlich brauchen die Menschen diese beruhigende Zusage und Wegweisung zum guten Leben. Wie viel mehr brauchen wir diese Zusage von Gott. „Durch alle Höhen und Tiefen Deines Lebens soll es gut werden.“ Entdeckt hat die Christenheit das am Lebensweg Jesu; geübt hat sie es in Tausenden von Schicksalen. „Gott fängt mich auf. Auch jetzt.“ Auch dieses Lebenszeugnis stammt aus den Geschichten in sechs Wörtern. Das ist kein selbstbewusstes Vertrauen, sondern errungen. Ebenso ist jedes Gotteslob nicht einfach im Heute begründet, sondern in dem, was die Gemeinde von Gott erhofft. „Dass alles gut wird, weil Gott es mit uns gut meint.“

Predigttext

Röm 8,31b-39

„Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? […] Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.

Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? […] Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.

Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8,31b-39 in Auswahl)

Glauben in einer anfechtenden Welt: Paulus und so viele

„Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? […] Ich bin gewiss, dass nichts, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserm Herrn.“ Das klingt enthusiastisch, ist es aber nicht. Jedenfalls nicht für Paulus.

Ich kann nur ahnen, was „Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert“ ist. Aber es macht mir Angst. Bedrängnis und Verfolgung, Hunger und Durst, kaum mehr als das Hemd, Lebensgefahr und Gewalt. All das und noch viel mehr hat Paulus nach eigener Aussage erlebt. In einem anderen Brief schreibt er:

„Von Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr von meinem Volk, in Gefahr von Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße.“ (2. Kor 11,24-27)

Mein Leben ist nicht frei von Anfechtung und Problemen. Aber was Paulus alles erlebt hat, ist eine Welt, die meinem Alltag glücklicherweise fern ist. – Leider ist es trotzdem auch unsere Welt.

Auch heute werden Menschen von Glaubensgenossen geschlagen. 40 minus einen – das zur Erklärung: Das war eine Strafe, aber das minus einen sollte deutlich machen, dass auch eine Strafe nicht zur Demütigung werden darf.

Auch heute werden Menschen gesteinigt, in der Regel von fanatisierten Mengen.

Auch heute erleiden Menschen Schiffbruch wie Paulus auf dem Mittelmeer.

Auch heute sind Menschen zu Fuß unterwegs und fallen unter die Räuber.

Ich setze das nicht fort und belasse es bei den Andeutungen. Die Erläuterungen bekommt jeder, der einigermaßen oft internationale Nachrichten verfolgt. [Bei der Berichterstattung von bbc.com wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Konfrontation mit dem Berichteten ggf. selbst traumatisierend wirken kann.] Wie gesagt: Mit keinem Menschen in den Brennpunkten dieser Welt von Afghanistan über Ukraine bis Zentralafrika wollte ich tauschen. Aber man muss nicht auch noch ausmalen, was alles nicht gut ist.

Ich will nicht erleben, was „Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert“ mit mir machen würden. Deshalb will ich demütig sein vor den Menschen, denen dieses zustößt, und muss demütig sein vor den Menschen, die dann immer noch Lebensmut und Gottvertrauen beweisen. Ich wüsste nicht, mit welcher psychischen Störung und körperlichen Verletzung ich da herauskäme. Ich wüsste nicht, ob ich das alles im Glauben überwinden würde, wie Paulus sagt.

Am Glauben festhalten: mit Paulus

Paulus hat all das erlebt und überlebt. Gewiss mit Angst und Stoßgebet, mit Einsamkeit und Kampf um das Festhalten am Glauben. Wo alle Gewissheiten über sich selbst getestet werden, bleibt Paulus am Ende Gott. Ich muss genauer sein: Es bleibt Paulus der Gott, den er in Jesus, dem Christus, kennengelernt hat. Dieser Gott ist in seiner Liebe zu Paulus immer noch größer als Tod und Leben, irgendwelche irdische und sonstige Gewalten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dass nichts Irdisches Gott und Paulus trennen kann.

Dieses „Alles gut.“ des Paulus ist nicht in seiner Überzeugung und persönlichen Festhaltekraft verankert. Der Anker liegt in einem Geschehen außerhalb von Paulus und bevor Paulus, das für sich annahm. „Jesus Christus ist bei mir, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.“ Ich will das nur kurz erläutern, um den Gedankengang der Predigt nicht zu brechen: In der Antike und vielen anderen Kulturen hat man sich Göttern nur mit Opfern genähert, um sie gnädig zu stimmen. So haben auch die Germanen Menschenopfer dargebracht. Im Licht der Auferstehung haben die Christen dem unverständlichen Tod Jesu genau diese Bedeutung abgerungen: Jesus ist das einzige und letzte Opfer. Es nimmt hinweg alles, was zwischen Menschen und Gott stehen könnte. Gemeinhin dachte man hier an Sünden. Und die Auferstehung sollte nun besagen: Um Jesu Willen steht nichts mehr zwischen Gott und den Menschen. Im Gegenteil: Der Auferstandene steht für seine Gläubigen vor Gott auch im Himmel ein. Vertraue Dein Leben Jesus an, und es wird durch alle Höhen und Tiefen hindurch wie seines in Gottes Ewigkeiten eingehen. Diese Ewigkeitsperspektive macht Paulus zuversichtlich, auch wenn ich heute das „noch nicht gut“ stärker im Blick habe.

Nun hat Paulus den meisten Christen nicht nur die Vielzahl und Schwere der Prüfungen voraus. Er hatte auch ein Berufungserlebnis, das ihn der Auferstehung Jesu und seiner eigenen Aufgabe unmittelbar gewiss machte. Diese Jesuserfahrung machte ihn nach seinem Verständnis sogar zum Augenzeugen Jesu und zum Apostel. Die anderen Apostel haben ihm das nicht zugestanden, weil sie auf einer Augenzeugenschaft des irdischen Jesus bestanden. Wenn beim Sendungsbewusstsein des Paulus irgendein Übermut dabei gewesen sein sollte, so wurde er in dem Übermaß der Prüfungen gewiss beseitigt.

Ich kann uns Paulus nicht zum heroischen Glaubensvorbild machen. Zunächst, weil ich sein Leben nicht nachleben will. Aber auch, weil ich sein Leben nicht nachleben muss. Schon die alte Kirche hat gewusst, dass man das Leiden nicht suchen soll. Vielmehr habe man an seinen eigenen Anfechtungen genug. Wenn man trotzdem Glaubenszeuge bleiben oder werden kann, sei man gesegnet. Wie das auch in unserer Zeit Menschen zu gelingen scheint, dem will ich im Folgenden an zwei Momentaufnahmen nachspüren. Es sind zwei Beispiele von 2022, die ich im Blick auf den heutigen Predigttext aufgehoben habe. 

Am Glauben festhalten: mit Rose Romani in Tansania

Mein erstes Beispiel ist Rose Romani aus Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt. Die Kolonialgeschichte hat dieses ostafrikanische Land mit Deutschland verwoben. Deshalb sind heute einige Kirchen Deutschlands in Partnerschaften mit Kirchen Tansanias verbunden. Die römisch-katholische Kirche, evangelische Landeskirchen wie die Bayerns, Westfalens, Mitteldeutschlands oder Sachsens, aber auch zum Beispiel die Herrnhuter Brüdergemeine.

Rose Romani schreibt: „Manche Dinge im Leben versteht man erst, wenn man sie selbst erlebt, wie zum Beispiel die Herausforderungen in der Ehe oder als Eltern, bei Verlust und Trauer. 2017 verlor ich ganz überraschend meinen Vater. Es war der schlimmste Tag in meinem Leben. […] Ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass er auf mich aufpasste, für mich betete und der beste Freund war, den man haben kann.“

Dieser Verlust warf die 33-jährige völlig aus der Bahn: „Plötzlich war mein Leben ein Scherbenhaufen. Ich konnte nicht mehr in die Kirche gehen, ich lief vor den Menschen davon, um mich zu verstecken und zu weinen. Meine Arbeit im Büro litt darunter, und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass Liebe, Glück und Freude vollständig aus meinem Leben verschwunden waren.“

In dieser Zeit erinnerte sich Rose daran, was ihren Vater zu ihrer Zuflucht gemacht hatte, zu einem Felsen in der Brandung des Lebens. Ihrem Vater sei es „immer wichtig gewesen […], zu beten und in der Bibel zu lesen“. In einer Nacht nahm sie es sich zu Herzen, schlug die Bibel auf und las sich an einem Bibelvers fest. „In diesem Moment sprach Gott zu mir über meine schwierige Situation. […] Ich hatte mich verloren und untröstlich gefühlt. Doch […] ich begriff: Er hat Gutes mit mir vor und schenkt mir eine Zukunft.“

Nüchtern betrachtet, war der Bibelspruch einst für jemand anderen bestimmt. Aber wenn man die Bibel nur als historisches Dokument liest, bleibt sie auch nur historisch. Rose Romani hat in der Bibel Gottes Wort gesucht. Und so hat sie ein Gotteswort gefunden. Diese Formulierung ist wunderbar doppeldeutig, weil Akkusativ und Nominativ vertauschbar sind und hier die Wechselseitigkeit göttlicher Inspiration ausgedrückt wird: Sie hat ein Gotteswort für sich gefunden. Oder eben auch: Ein Gotteswort hat sie gefunden und es hat sie getröstet, aufgerichtet und neu ausgerichtet.

„Dieser Bibelvers ist mein ganz persönlicher Ermutigungs-Vers geworden. Er hat mein Leben verändert und gibt mir immer wieder neue Hoffnung und neuen Mut, wie schwierig das Leben auch sein mag. Ich glaube, dass Gott schon vor meiner Geburt etwas Gutes mit meinem Leben vorhatte. […] Gott hat mich nicht grundlos erschaffen, sondern weil mein Leben ein Ziel und einen Sinn hat.“ Die Verletzung ist geblieben, doch es gibt eine neue Ausrichtung, den Blick nach vorne.

 Am Glauben festhalten: mit Nabil Saad in Syrien

Mein zweites Beispiel aus der Gegenwart: Nabil Saad aus Syrien. Von Haus aus Rechtsanwalt, aber auch Besitzer eines Restaurants in Aleppo, und Opfer des Bürgerkriegs, der das Land ganz katastrophal im fragile states index [https://fragilestatesindex.org/] stehen lässt. Dieser Index bewertet nach einem ausgeklügelten System von Kriterien die Lebensbedingungen in fast 180 Ländern dieser Welt. Nur im Jemen und in Somalia lebt es sich noch schlechter als in Syrien.

„Schon als kleiner Junge liebte ich es, zu kochen und zu essen. Und jetzt liebte ich es, nach einem Tag im Büro zu meinem Restaurant zu gehen und nach dem Rechten zu sehen. Mein Leben war ein Traum. Doch eines Tages brach meine Welt zusammen. Mein schönes Restaurant wurde bombardiert und es blieb nicht einmal eine einzige Pfanne davon übrig. Das ganze Gebäude war zu Staub geworden. So wie meine Träume. Ich wachte in einem dunklen Loch auf […]. Ich war so voller Bitterkeit und Hass, dass ich an nichts mehr glauben konnte.“

„Wie oft hatten wir Verse aus der Bibel wiederholt, doch erst jetzt begannen sie, lebendig zu werden. […]

Ich begann zu verstehen, warum Jesus gebetet hatte. Und auch, warum wir beten sollen. Gebet ist nicht nur das Wiederholen von Worten, sondern das Zusammensein mit Gott, dem Vater. Jesus hatte im Gebet den Ort der geistlichen Kraft berührt und diese Kraft gab er weiter.“

So stark wie Jesus fühlte sich Nabil Saad nicht. Es brauchte vielmehr „Fügungen“, damit sein Leben wieder in die Bahn kam. „Ich wurde angefragt, bei der Syrischen Bibelgesellschaft zu arbeiten. Meine erste Aufgabe würde es sein, einen überregionalen Dienst für Traumabegleitung aufzubauen.“ Und dabei lernte Saad: „Alle in unserem Land brauchen Heilung! Nicht nur die Katholiken, nicht nur die Christen. Nein, alle. […] Heute bin ich froh, dass er mich von der Anwaltskanzlei und dem Restaurant befreit hat, um mir sein Königreich zu zeigen, das aus wunderbaren Menschen verschiedener Herkunft besteht. Ich wäre sonst nie auf die Idee gekommen, all diese ‚Anderen‘ als meine Schwestern und Brüder zu betrachten, als Teil der wunderbaren Familie Gottes. Meine vielen Wunden werden geheilt, so wie ich auch bei anderen Heilung sehe.“ Die Narben bleiben, aber sie verheilen.

Lebensmut und Gottvertrauen bewähren: Auch wir

Ich komme zum Schluss.

Wir wissen, dass in unserem Leben und in unserer Welt vieles nicht „alles gut“ ist. Jeder von uns trägt da sein eigenes Päckchen. [Und seit wenigen Monaten kenne ich neben Ängsten um mich eine neue Angst um uns alle: Kriegsangst. Als Sechzigerjahrekind sind mir die sichtbaren und unsichtbaren Folgen des Zweiten Weltkriegs bewusst. Ich weiß noch, wie meine Mutter, Schlesienflüchtling, sich vor Angst nicht beruhigte, als Truppen des Warschauer Paktes 1968 den Prager Frühling niederschlugen. Sie glaubte, dass die Russen nach Westen durchmarschieren würden. Und eine ihrer typischen Fragen des Alters war wie bei meiner Tante: „Gibt es Krieg?“ „Nein, gibt es nicht.“ Heute bin ich in einer Position, dass mir versichert werden muss: „Nein.“ Und ich zittere mit meiner Mutter vor einem russischen Durchbruch nach Westen.]

Wenn ich mit dem Blick auf mutmaßliche Prüfungen auf meine eigene Glaubensstärke/-schwäche schaue, möchte ich mich festhalten am Wort der Bibel: „Jesus Christus ist bei mir, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.“

Und ich will mir ein Vorbild nehmen an Mitchristen, deren Lebensmut und Gottvertrauen getestet wurde. Ohne Enthusiasmus, sondern mit Realismus will ich sehen, dass sie schwere Erfahrungen im Glauben gewandelt haben. Einsamkeit wurde durch Gott aufgefangen. Traumatische Erfahrungen wandelten sich in die Fähigkeit und Aufgabe, Menschen in ähnlicher Situation zu begleiten und vielleicht sogar bei der Bewältigung zu helfen.

Die genannten Beispiele von 2022 haben Zuflucht in der Bibel und im Gebet gesucht und Zuflucht gefunden. Gebe Gott, dass mir, dass uns das in den Stunden der Anfechtung gegeben wird. „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? […] Jesus Christus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt.“ Ja bitte, Amen.


Dr. Hansjörg Biener (*1961) ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und als Religionslehrer an Nürnberger Gymnasien tätig. Außerdem ist er außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.


Zitierte Quellen

Geschichten in 6 Wörtern, in: Andere Zeiten e. V. (Hg.): Der 28. andere Advent [2022/23], Hamburg 2022, Texte für Di 13.12.2022.

Romani, Rose: Gottes gute Pläne, in: Bibelreport 2022 Sonderausgabe, S. 16-17.

Saad, Nabil: Unterwegs im Auftrag Jesu, in: Bibelreport 2022,3, S. 14-15.

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