Tulpenzwiebel der Hoffnung

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Predigt zum Ersten Weihnachtstag | verfasst von Thomas-M. Robscheit |

Hinweis: Ich werde die Predigt als Zeichenpredigt halten: jede & jeder bekommt beim Eingang eine Tulpenzwiebel, eine halte ich in der Hand. Übertragen lässt sich der Predigtgedanke aber auch auf ein Weihnachtsgeschenk, bei dem man selber aktiv werden muss, z.B. einen Modellbausatz.

Der Predigttext wird entweder bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Gottesdienst gelesen oder unmittelbar vor der Predigt.

 

Friede sei mit Euch!

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

am Eingang haben Sie alle eine Tulpenzwiebel bekommen. Vielleicht haben Sie schon spekuliert, was es damit auf sich hat: vielleicht dient das zum Zählen der Anwesenden? In diesen Tagen weiß man ja nie. Nein, es ist ein Weihnachtsgeschenk für Sie & die Kirchengemeinde wünscht Ihnen damit in dieser düsteren Zeit ein gesegnetes Christfest!

Ich sehe die Frage in ihren Gesichtern: „Mit einer Zwiebel?“. Wäre nicht ein kleiner Stern oder ein Engel angemessener gewesen?

Nein.

Stern und Engel haben Sie heute hierher geführt. Nach all den Diskussionen, dem Abwägen, Für und Wider: soll man Weihnachten zum Gottesdienst gehen? In der Familie gibt es unterschiedliche Ansichten, wankelmütige und unsichere Lokalpolitiker versuchen sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben und verbreiten damit vor allem Verunsicherung und irrationale Ängste, was zu eine gefährlichen Risikofehlbewertung führen kann.
Ihnen ist es wichtig im Gottesdienst zu sein und jetzt sind Sie hier; Sie wollen die Frohe Botschaft hören: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr!“, so ruft der Engel zu den Hirten in der Kälte der Nacht.

Oder wie 500 Jahre früher, als Jesaja seinem Volk verkündet:
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden’s mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und jubelt miteinander!“

Danach sehen wir uns auch heute: fröhlich sein & jubeln! Wir sehnen uns nach der Frohen Botschaft, der Hoffnung und dem strahlende Licht.

„Aber nicht nach einer Zwiebel!“ meint nun der eine oder die andere.

Doch, denn genau darin verbirgt sich die Weihnachtsbotschaft.
Es ist eine Botschaft der Hoffnung. Eine Verheißung in die Zukunft. Licht in der Finsternis. Das Dunkle ist nicht plötzlich weg. Für die Hirten und ihre Zeitgenossen waren Ungerechtigkeit, Kälte und Tod nicht verschwunden (sie wurden sogar noch deutlicher, wenn man an Herodes denkt). Und trotzdem hat sich alles verändert: Mit der Friedensbotschaft der Engel gab es Licht für die Hirten. Hoffnung. Eine Vision, die in Welt zum Besseren verändert hat!
Die Tulpenzwiebel ist auch so ein Versprechen, eine Vision: jetzt noch unscheinbar, aber nach dem kalten Winter wird aus ihr neues, strahlend blühendes Leben hervorgehen.

Wenn, ja wenn, – & das ist mit Gottes Weihnachtsgeschenk an uns nicht anders – , wenn wir dieses Geschenk auch annehmen. Ich meine damit nicht, es sich in die Hand drücken lassen, Danke murmeln und es in die Ecke legen.
Wir müssen uns auf dieses Geschenk einstellen. Die Tulpe wird nicht als buntes Leben im Frühling erblühen, wenn Sie sie nicht wieder aus der Hand geben und eingraben. Das Friedenslicht aus Bethlehem, kann keine Hoffnung geben, wenn Sie es nicht teilen. Und der Weihnachtsfriede ist eine leere Floskel, wenn Sie ihn nicht leben, trotz aller Dunkelheit und Unsicherheit.

Ich habe Ihnen die Tulpenzwiebeln geschenkt, weil sie über das Offensichtliche hinaus zeigen. Wenn Sie das Geschenk annehmen, wird dadurch die Welt ein wenig hoffnungsvoller. Vielleicht nutzen Sie morgen einen Gang in den Garten oder auf eine Wiese und pflanzen Ihre Zwiebeln dort ein. Und im Frühjahr, das bitte ich Sie, machen sie ein Foto und schicken es uns, aus unscheinbaren Blumenzwiebeln in dunkler Zeit, wird dann ein Bild mit hunderten blühenden Freudenboten.

Friede sei mit Euch!

de_DEDeutsch