Wann wird es für uns Sonntag?

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Wann wird es für uns Sonntag?

Predigt zu Mk 2,23-28 | verfasst von Manfred Gerke |

Liebe Gemeinde, eines Tages kamen unter einem großen Baum, so erzählt die afrikanische Sage, die Tiere zusammen, weil auch sie, wie die Menschen, einen Sonntag haben wollten. Der König der Tiere, der Löwe, erklärte: „Das ist ganz einfach. Wenn ich eine Gazelle verspeise, dann ist für mich Sonntag.“ – Das Pferd meinte: „Mir genügt schon eine weite Koppel, dass ich stundenlang austraben kann, dann ist für mich Sonntag.“ – Das Schwein grunzte: „Eine richtige Dreckmulde und ein Sack Eicheln müssen her, dann ist für mich Sonntag.“ – Das Faultier gähnte: „Ich brauche einen dicken Ast, um zu schlafen, wenn es für mich Sonntag werden soll.“ – Der Pfau stolzierte um den Kreis, zeigte sein prächtiges Federkleid und stellte höflich, aber bestimmt fest: „Nur ein Satz neuer Schwanzfedern! Er genügt für einen Sonntag.“

So erzählten und erklärten die Tiere stundenlang. Alle Wünsche wurden erfüllt. Aber es wurde unter ihnen kein Sonntag. Da kamen Menschen vorbei und wunderten sich: „Ja, wisst ihr denn nicht, dass es nur Sonntag wird, wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht?“ – Kluge Menschen waren das, die den Tieren weiterhalfen auf ihrer Suche nach dem Sonntag, ihnen die Richtung wiesen, eine Antwort gaben auf ihre Frage: „Wann wird es für uns Sonntag?“ Wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht.

Wann wird es für uns Sonntag? Genau um diese Frage geht es auch in unserem heutigen Predigttext aus Markus 2, Vers 23 bis 28. Eine spannende Szene, die uns in der Lesung bereits vor Augen geführt wurde. -Der Sabbatgottesdienst in der Synagoge von Kapernaum ist zu Ende. Jesus verlässt mit seinen Jüngern den Versammlungsraum und schlägt den Weg zum Zollamt ein.

Rabbi Rafael und Rabbi Benjamin schauen ihnen zu. „Sie gehen nicht nach Hause“, stellt Rabbi Rafael fest. „Er wird doch nicht mit seinen Schülern eine Reise unternehmen!“ sagt Rabbi Benjamin erschreckt. „Neunhundert Schritte darf er am Sabbat machen!“ „Neunhundert große. Tausendfünfhundert kleine.“ „Ich will sehen, wohin sie gehen.“ „Ich komme mit.“

Kurz nach dem Zollamt führt der Feldweg mitten durch ein Weizenfeld. Im Vorbeigehen reißen die Jünger Ähren ab, zerreiben sie zwischen den Händen, blasen die Spreu weg und stecken die Körner in den Mund. Rafael und Benjamin beobachten alles genau vom Rand des Feldes aus. „Jesus!“ ruft Rafael. „Siehst du nicht, was deine Jünger machen?“ Jesus wendet sich um. Er bemerkt die Köpfe der beiden gelehrten Pharisäer über den Rand des Feldes und lächelt.

„Wenn ich recht sehe“, sagt er, „stecken sie sich Körner in den Mund.“ „Du siehst recht“, ruft Benjamin. „Aber warum verbietest du es ihnen nicht? Das ist am Sabbat verboten!“ „Verboten? Eine Ähre abzuzupfen und die Körner zu essen?“ „So steht es im Gesetz, das uns Mose von Gott gegeben hat!“ ruft Rabbi Rafael. „Sechs Tage in der Woche hast du Zeit, um deine Arbeit zu tun. Der siebte Tag aber soll ein Ruhetag sein. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, auch nicht deine Kinder, deine Sklaven, dein Vieh oder der Fremde, der bei dir lebt. In sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde und das Meer geschaffen mit allem, was lebt. Am siebten Tag ruhte er.“

„Eine Ähre abzuzupfen und Körner zu essen, wenn man Hunger hat, ist keine Arbeit“, meint Jesus. „Doch“, antwortet Benjamin. – Jesus lässt seine Jünger stehen und geht den Weg zurück bis an den Rand des Feldes. „Ihr seid Schriftgelehrte“, sagt er zu den beiden. Rafael und Benjamin nicken stolz. „Habt ihr noch nie gelesen“, fragt Jesus, „was David getan hat, als er und seine Männer hungrig waren und etwas zu essen brauchten? Wie er in das Haus Gottes ging und von den heiligen Broten aß, die dort auf dem Altar lagen und die nur Priester essen dürfen? Auch seinen Begleitern hat David zu essen gegeben. Gott hat den Sabbat für den Menschen gemacht und nicht den Menschen für den Sabbat. So ist der Menschensohn auch Herr des Sabbats.“

Jesus geht zu seinen Jüngern, und gemeinsam wandern sie weiter. Die beiden Rabbis aber stapfen verärgert nach Kapernaum zurück. Nein, da sind sie sich einig: So wird der Sabbat, die gute Gabe Gottes, kaputtgemacht, entheiligt, entwürdigt. Der Sabbat soll für die Menschen ein Tag der Ruhe und Freude sein, an dem sie essen und trinken und ihren Schöpfer segnen, einen Tag, der durch schöne Kleider zu ehren ist.

Einen Tag der Ruhe – das heißt: einen Tag ohne Arbeit. Einen Tag ohne Last. Einen Tag ohne Druck und Zwang für alle: für Erwachsene und Kinder, für Herren und Knechte, ja auch für Mensch und Vieh. Der Sabbat – ein besonderer Tag, ein Tag, an dem sie sich erinnern an Gottes gute Schöpfung, erinnern an die Freiheit, als der Herr sie herausführte aus Ägyptenland. Ein Tag des Bekenntnisses, ein Zeichen, dass der HERR, und niemand sonst, ihr Gott ist.

Doch diese gute Gabe, dieser besondere Tag musste gesichert werden, gesichert gegen Aushöhlung und Missbrauch. Und so hatte man im Laufe der Zeit viele Gesetze formuliert, um den Sabbat zu schützen. 39 verbotene Arbeiten zum Beispiel werden aufgezählt: Ernten, Worfeln, Dreschen, Mahlen, Sieben, Kneten, Backen, Kochen, Scheren vom Schaf, Verarbeiten der Wolle durch Hecheln, Spinnen, Färben, Weben, die Jagd, das Schlachten… und Vieles mehr.

Allerdings, es gab auch unterschiedliche Meinungen und Auslegungen. Die einen behaupteten: „Denn nicht einen Reis, nicht einen Zweig, ja auch nicht einmal ein Blatt abzuschneiden oder irgendeine Frucht zu pflücken ist erlaubt.“ Andere meinten: „Es ist erlaubt, am Sabbat mit der Hand Früchte zu zerreiben, um sie zu essen, aber das mit Werkzeug zu tun, ist verboten.“ In einem waren sich aber alle einig: Lebens- und Kriegsgefahr verdrängten das Sabbatgebot und alle Anweisungen.

Wie dem auch sei: Unsere beiden Schriftgelehrten ärgern sich über Jesus und seine Jünger. Sie zerbrechen die Sicherungen des Sabbats, machen Gottes gute Gabe kaputt! Doch Jesus verteidigt sie: Er erinnert an David. Auf der Flucht vor Saul, gejagt und in Todesgefahr kam er am Haus Gottes vorbei – und aß die Schaubrote, die eigentlich nur Priester essen dürfen.

Indem Jesus an David erinnert, wird ganz deutlich: Hier ist einer in der Spur Davids. Hier ist mehr als David. Hier spricht und handelt der Messias Gottes. Nein, er macht nicht Gottes gute Gabe kaputt, sondern er stellt sich ganz auf die Seite der Menschen. Denn der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht – und nicht umgekehrt! Eine Gabe für den Menschen – und nicht gegen ihn. Ein Geschenk Gottes, das unser Leben reich macht und nicht beschneidet oder zerstört.

Und dann stellt Jesus ganz klar: Er, der Menschensohn, ist der Herr, der Herr auch über den Sabbat. Nicht gegen den Sabbat, nicht um ihn zu zerstören. Im Gegenteil: In seiner Nähe können Menschen aufatmen, sich entfalten, leben, die Ruhe Gottes finden, Sabbat feiern.

Vom Sabbat damals zum Sonntag heute: Was wir da gehört haben, entspricht ganz und gar nicht mehr heutigem Lebensstil und heutiger Lebensgewohnheit. Der Sonntag ist Teil des Wochenendes, ein freier Tag, nicht mehr und nicht weniger. Ein Tag, den jeder so gestaltet, wie es ihm gerade passt. Wenn wir eine Umfrage machten, würden wir vielleicht folgende Antworten hören:

Frank K., 18 Jahre: „Klar, samstags geht normalerweise die Post ab. Irgendwo ist dann immer was los. Da wird gefeiert – mit Freunden. Wegen Corona können wir zwar nicht in die Disco. Dann machen wir eben woanders Party. Am Sonntag jedenfalls schlafe ich aus, bis 12, 1, manchmal noch länger. Das brauche ich.“

Silvia F., 35 Jahre: „Sonntags frühstücken wir ganz in Ruhe mit unseren Kindern. Wir stehen später auf, decken schön den Tisch und nehmen uns viel Zeit.“

Hanna S., 56 Jahre: „Sonntagsmorgens haben wir immer Besuch. Da kommen die Kinder und Enkel. Manche bleiben bis zum Mittag. Schön, dass man sich mal wiedersieht!“

Ich könnte noch beliebig fortfahren. Nicht um das schlechtzumachen. Das alles kann ich gut verstehen. Darüber will ich nicht urteilen und meine Nase rümpfen. Heute gibt es keine festen Regeln mehr, wie man richtig Sonntag feiert. Jeder gestaltet ihn so, wie es ihm gut passt.

Doch ich merke: Es geht uns wie den Tieren, von denen ich eingangs erzählte, die zusammenkamen, weil sie einen richtigen Sonntag haben wollten, und die sich alle etwas anderes darunter vorstellen. Da kamen Menschen vorbei und wunderten sich: „Ja, wisst ihr denn nicht, dass es nur Sonntag wird, wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht?“

Und ich spüre, eigentlich möchte ich jetzt wie die Pharisäer predigen und Regeln aufstellen, was wir machen müssen, um den Sonntag zu schützen, auch und gerade Zeit zu haben für Gott, Zeit zu haben, um mit ihm wie mit einem Freund zu reden. Doch ich will einen anderen Weg gehen und den Ratschlag Saint-Exupérys befolgen. „Wenn du ein Schiff bauen willst“, so hat er gesagt, „dann trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Und das möchte ich: in uns diese Sehnsucht wecken nach dem Sabbat Gottes, einem Sonntag, der unser Leben reich macht, uns erfüllt. Und deshalb erzähle ich weiter, was ein Austauschschüler in einem Brief begeistert berichtet hat.

Ich habe hier in unserem Club einen prächtigen Spieler aufgetan, der auch sehr gut Schach spielt. Er wohnt jenseits des Sees und kommt immer mit einem Boot zu den Rugby-Trainings. Einmal nahm er mich nach dem Training mit zu sich nach Haus. Inzwischen haben wir uns angefreundet. Ich war jetzt schon oft bei Bergers, so heißen seine Leute. Auch vorgestern war ich mit ihm im Boot rübergefahren. Wir saßen auf dem Balkon und spielten Schach.

Mir war schon aufgefallen, dass sein Bruder nicht herausschaute, sondern irgendetwas in der Wohnung machte. Dann kam sein Vater, ein Busfahrer, nach Hause und begrüßte uns. Ich merkte, dass irgendetwas in der Luft lag und war abgelenkt beim Spiel. Schließlich fragte ich Ben.

Er erzählte mir, dass sie heute Sabbat hätten. „Sabbat? Mitten in der Woche?“ „Na, nein, heute ist doch schon Freitag. Für uns ist der Sabbat das Ende der Woche, und er geht von Freitagabend bis Samstagabend.“ „Ja, und was feiert ihr da?“ „Du wirst lachen: wir feiern die Erschaffung der Welt, den heutigen Tag und die kommende Welt in einer Person.“ „Was verstehst du unter der kommenden Welt?“ „Nun ja, wir sind überzeugt, dass eines Tages alle Menschen sich gegenseitig akzeptieren, dass sie lernen werden, gerecht und treu miteinander umzugehen, dass es eine menschliche Welt geben wird.“

„Aber das kommt nie, eher kommt der Untergang dieser hasserfüllten Gattung Mensch. Das lehrt doch die Geschichte.“ „Die Geschichte mag das lehren. Aber wir haben andere Lehrer. Wir hören auf Mose und unsere Meister…“ Wir palaverten noch über alles Mögliche. Jedenfalls befand ich mich mitten im Sabbat. Wir waren nämlich ins Wohnzimmer gegangen. Der Raum war jetzt ganz aufgeräumt, blitzblank sozusagen, zwei Kerzen standen auf einem weißgedeckten Tisch, um den Platz der Mutter lagen Blumen, kleine Becher standen neben der Teetasse, vor dem Platz des Vaters verdeckte ein gesticktes Tuch etwas.

Marc pflaumte mich von der Seite an: „Chris, wie gefällt dir meine Welt?“ Ich zögerte: „Deine Welt?“ Da sagte Ben: „Jeden Sabbat übernimmt es einer aus der Familie, die Wohnung schön herzurichten. Der Sabbat, das ist für uns der 7. Tag der Schöpfung. So schön wie die Welt war, als Gott sie schuf, wird sie auch wieder werden. Und unsere Häuser sollen an jedem Sabbat den Schmuck der geordneten Welt Gottes widerspiegeln. Deshalb Marcs Frage. Und eines Tages wird die ganze Welt so sein.“

Schon eine ganze Weile klingelte das Telefon. Mich machte das nervös. Aber niemand kümmerte sich darum. „Auch ohne Telefon?“ „Nein, warum? Nur am Sabbat ohne Telefon. Bis morgen Abend existiert für uns kein Telefon und kein Fernsehen, kein Radio und keine Arbeit. Wir sind frei. Deshalb liegt auch auf Vaters Stuhl ein dickes Kissen, wie auf einem Thron. Wie Könige sind alle heute. Wie der Mensch von Gott gemeint ist: Nicht Arbeitstier, Sklave, Ausgebeuteter; nicht mehr Rädchen in einer Fabrik oder Verwaltung, nicht mehr Höriger einer Rundfunkanstalt oder Fernsehstation.“

Der Vater kam herein. Er hatte einen breiten Schal über den Schultern. Er sagte zu mir: „Sie sind ja von den Kindern schon eingeführt worden, wie ich höre. Mögen Sie teilnehmen an unserem Sabbatmahl. Jeder, der mag, ist geladen, mit uns zu feiern.“ Die Mutter begrüßte mich und ging auf ihren Platz, sie zündete die beiden Kerzen auf dem Tisch an. Dann sangen sie ein Lied. Der Vater nahm eine Flasche mit Wein, schenkte uns die kleinen Becher voll und sprach einen Segensspruch dabei. Wir tranken uns zu mit „lechájim“ („zum Leben“).

Danach nahm er die Decke vor seinem Platz hoch. Darunter lagen Zopfbrote. Auch hier sprach er einen Segen, brach Stücke von dem Brot und gab sie an uns. – Was mir in Erinnerung ist, ist die Ruhe. Hin und wieder das leer vor sich hin klingelnde Telefon, der Glanz der Kerzen, die Gespräche über alles Mögliche, was in der Woche passiert war. Bis spät in die Nacht saß die Familie zusammen. Sie sprachen über Gott und die Welt. Am liebsten wäre ich gar nicht zu Bett gegangen.

Am nächsten Morgen wachte ich sehr spät auf. Die Familie war schon in der Synagoge gewesen. Für mich stand Frühstück da. Bens Schwester Rebecca war Krankenschwester. Sie hatte gestern Dienst. Ich fragte: „Am Sabbat?“ „Na, warum nicht? Unsere Meister sagen: Menschen helfen geht über Sabbat halten.“

Der Vater traf Essensvorbereitungen. Marc las in irgendeinem Religionsbuch. Die Mutter knüpfte einen Vorhang aus Wollfäden. Plötzlich las Marc etwas aus seinem Buch vor und protestierte gegen die Auffassung des Schriftstellers. Die ganze Familie geriet in Eifer. Die Diskussion wurde erst durch den Wunsch nach Mittagessen beendet.

Die Kinder deckten den Tisch. Die Mutter holte eine Art Plumpudding aus der Wärmekiste. Den hatte sie schon am Tag vorher gemacht und ihn dann einfach warmgestellt. Denn auch sie sollte an diesem Tage Königin sein, frei von Arbeit. Ich würde mir selbst solchen Pudding nicht machen. Aber dort hat er mir phantastisch geschmeckt. Es war, als hätte ich ein Stück Sabbat gegessen. Am liebsten hätte ich meine Clubkameraden am Nachmittag versetzt, so gern hätte ich den Sabbat mit zu Ende gefeiert. Aber wir mussten für das Sonntagsmatch trainieren, und sie würden mich nicht verstehen.

Und er schließt seinen Bericht mit den Worten: Das ist mir klar geworden: Wenn solche Leute von Schöpfung oder von der kommenden Welt reden, dann wissen die, was sie meinen. So hautnah ist mir das alles noch nie gewesen. Von denen wird diese Welt richtiggehend gefeiert, und sie fühlen sich für ihre Verbesserung persönlich verantwortlich.

Ja, so kann Sabbat sein! So kann unser Sonntag sein! Können Sie die Begeisterung des Jugendlichen nachvollziehen? Er hat Sabbat gefeiert, jedenfalls zum Teil mitgefeiert. Und erlebt, wie schön das ist. Der Sabbat – ein besonderer Tag. Ein Tag sogar ohne Telefon und Fernseher. Ein Tag mit Gesprächen und Zeit. Ein Tag, an dem die Wohnung besonders hergerichtet ist, ein Hinweis auf die neue Welt Gottes. Ein Tag, an dem wir wie König und Königin sein können – sogar die Hausfrau. Ein Tag für Gott.

Wann wird es Sonntag? So fragten sich die Tiere. „Wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht.“ So antworteten kluge Menschen. – Mit Gott wie mit einem Freund reden – ja das können wir heute schon, am Sonntag. Und das werden wir einmal in seinem Reich, in seiner Herrlichkeit. So ist der Sonntag ein Vorspiel, ein Anspiel der zukünftigen Herrlichkeit, der endgültigen Freiheit in Gottes neuer Welt. Und schon heute, schon jetzt können wir ein Stück davon erfahren.

Heute möchte ich, dass Musikanten
durch alle Häuser gehen
und dass Kerzen
neben den Türen brennen,
als Zeichen des Glücks.

Heute möchte ich, dass alle Mauern
die Farben des Regenbogens widerspiegeln
und dass Tulpen
an den Fenstern stehn,
wie Kelche von Licht.

Heute möchte ich, dass Eltern und Kinder
ausgehen und zusammenkommen.
Heute möchte ich, dass Lieder
in allen Kirchen ertönen
und dass Fröhlichkeit alle Gesichter erleuchtet.
Heute ist Sonntag.

Heute singe ich für Dich, lieber Gott,
und ich schenke Dir meine Zeit.
Es ist ein Tag für Dich.

Heute, mitten unter meinen Freunden,
höre ich Dein Wort. Es sagt uns,
wie wir Menschen glücklich werden.

Heute feiern wir ein Fest.
Es ist Sonntag,
ein Tag für Dich, lieber Gott.
(Charles Singer)

Amen.

Gebet:

Danke, Herr, für Dein Wort. Du schenkst uns den Sonntag, einen Tag der Ruhe und Besinnung,
einen Tag der Erinnerung an Deine Schöpfung und Befreiung, einen Tag, der hinweist auf Deine Herrlichkeit, einen Tag, an dem wir mit Dir reden können wie mit einem Freund. Wir danken Dir.
Herr, Du weißt auch, wie schwer es in unserer Zeit ist, diesen Tag recht zu begehen. Du weißt um die vielen Angebote und Möglichkeiten. Du weißt um die Verpflichtungen und Aktivitäten. Und wir sind da mitten drin, kommen oft nicht aus der eigenen Haut, finden nicht den Weg zur Stille und zu Dir. Hilf uns, nimm uns bei der Hand, dass wir uns Zeit nehmen für Dich, dass wir bei Dir auftanken und Kraft bekommen, dass wir an Deiner Seite aufleben und Erfüllung finden.
Herr, wir bitten Dich, schenk, dass wir und viele Menschen zur Besinnung finden, innehalten, auf Dich hören und das Angebot annehmen und mit Dir reden wie mit einem Freund.
Wir bitten Dich für alle Kranken und Schwachen, für alle, die unter Corana leiden und verzweifeln. Wir bitten Dich für unsere von Krieg und Leid gezeichnete Welt. Wir bitten Dich um Frieden im Nahen Osten und allen Krisengebieten der Erde. Wir bitten Dich um Frieden und Gerechtigkeit – und wenn Du willst, gebrauche uns dabei. Amen.

Eingangsspruch:           1 Mose 2,3

Lesung:                        Mk 2,23-28

Lieder:                         300; 168; 225; 322; 395

Pastor i.R. Manfred Gerke,
Immanuel-Kant-Straße 5,
26789 Leer
E-Mail: manfred.gerke@ewe.net

Seit Juni 2017 bin ich Pastor i. R. und wohne in Leer. Von 1977 bis 2017 war ich aktiv in der Ev.-ref. Kirchengemeinde Stapelmoor, zunächst als Vikar, dann als Pfarrer. Verschiedene Schwerpunkte kennzeichneten meinen Dienst: Zunächst war ich im Synodalverband ehrenamtlich Jugendpfarrer, dann zehn Jahre verantwortlich für die Ausbildung und Begleitung von Lektoren und Ältestenpredigern in der Ev.-ref. Kirche und achtzehn Jahre Präses in unserem Synodalverband. Im Auftrag der EKD habe ich in den Jahren 2017 bis 2020 fast zwanzig Monate in der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen mitgearbeitet.

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