Lukas 14,16-24

Lukas 14,16-24

Ja danke! | 2. Sonntag nach Trinitatis |  13.6.21 | 1. Johannes 3,13-18; Lukas 14,16-24 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Eva Tøjner Götke |

Nach Lockdown und Versammlungsverbot erscheint das Gleichnis vom großen Abendmahl in einem anderen Licht.

Waren wir wirklich so sehr mit uns selbst beschäftigt wie die Geladenen im Gleichnis? War man wirklich so blasiert, so auf sich selbst konzentriert, so undankbar?

Darüber sollte man sich schämen. Heute. Es ist nicht zu verstehen.

Nun sind wir ganz offenbar offen für Einladungen. Kommt mit ihnen! Was auch immer, es muss etwas geschehen!

Wir müssen jemanden sehen. Nur mit anderen Menschen an einem Tisch zu sitzen als denen, mit denen wir eingeschlossen waren, wenn wir denn das Glück hatten und nicht nur mit uns selbst eingeschlossen waren.

Das war tödlich. Der totale Lockdown. Wir haben gemerkt, was uns fehlt. Wir haben die Sehnsucht danach gespürt, mit anderen zusammen zu sein. Uns wurde bewusst in brutaler Weise, wie herrlich es ist, dass nach einem gerufen wird, dass da überhaupt jemand Lust hat, uns einzuladen.

Blasiert eine Einladung ablehnen, das heißt nein sagen zum Leben. Aber das wussten wir nicht. Denn wir glaubten, dass das Leben woanders war, in unserer hektischen Welt mit hunderten von Vorhaben. Da ist gar nicht Zeit für alles. Schon gar nicht für uns selbst. Deshalb ein Nein! Ich kann leider nicht. Ich muss mich um meine Ehe kümmern, meinen Garten pflegen – ich habe gerade noch ein motorisiertes Gartengerät gekauft, dass heute erprobt werden muss. Ich habe gerade ein neues Auto gekauft, eine Probefahrt steht bevor – dazu habe ich nur dieses Wochenende. Ihr müsst mich entschuldigen.

Man denke nur, so weit haben wir es getrieben. So arm, so geistlos, so blind, so krank waren wir.

Die Koronazeit hat uns gelehrt, dass wir andere brauchen.

Die Koronazeit hat uns gelehrt, dankbar zu sein. Die Gemeinschaft wertschätzen, die Feste, die Gastfreiheit, das Leben.

Wir sind vom Tod zum Leben übergegangen.

Da ist etwas mit uns geschehen.

All das, was wir bisher für selbstverständlich hielten und dessen Wert wir deshalb nicht sehen konnten, das haben wir nun wiederbekommen – als ein Geschenk.

Wir sind zu einem Fest eingeladen.

Wir sind die da draußen an Straßen und Ecken, die Blinden und Lahmen.

Wir sind die, die sich freuen können und die nun ja danke sagen!

Zu dieser großen Festmahlzeit – ohne Versammlungsregeln. Ohne Quadratmeter-Regeln, ohne Hygiene-Vorschriften, ohne Gummihandschuhe, ohne Mundschutz oder Desinfektion am Eingang.

Ein Fest ist das! Und die Gastfreiheit kennt keine Grenzen. Und das macht uns fast skeptisch!

Gibt es so etwas?

Was ist das für ein Wirt, der feiern will, wenn er auch immer weiter rufen muss, sich undankbare Gäste gefallen lassen muss, die sich selbst genug sind. Er ruft weiter, will, dass alle Stühle besetzt sind, keine Angst, dass man Perlen vor die Säue wirft und ein Mahl serviert, das keiner mag, und keine Angst davor, dass überhaupt nicht genug da ist für alle.

Was für ein festlicher Geber!

Unendlich reich.

Unendlich freigiebig.

Einer, der keine Freude daran hat, seinen Reichtum für sich zu behalten, sondern der ihn fortgibt in einem Fest – mit allen möglichen Menschen. die niemals – nie im Leben – die Einladung erwidern oder sich revanchieren könnten.

Das ist unser Herrgott.

So kennen wir ihn.

Als den, der sich ganz hingibt. Alles teilt, was ihm gehört. Der es gut mit uns meint. Sie liebevoll und so gut. Und zugleich so zornig, fast beleidigt darüber, dass manche so sehr in sich selbst verloren sind, dass die den Sinn verlieren für das, was von Bedeutung ist – das, was uns zu Menschen macht. Dass man die Fähigkeit hat, etwas anzunehmen. Danken und annehmen. Geben und annehmen. In einer solchen Beziehung stehen zu anderen. Liebe haben zum Leben.

Und wir können es nun sehen.

Nach einigen dunklen Monaten im Zeichen des Lockdowns und der Verschlossenheit.

In diesem Lichte sollen wir die frohe Botschaft des Evangeliums sehen.

Die Hinwendung Gottes – in Christus – zur Welt ist diese Einladung, an einem großen Fest teilzuhaben.

Er ging den Umweg zu denen da draußen – den Armen, den Kranken, denen, die nichts zu tun hatten, die kein Netzwerk hatten, das sie pflegen sollten. Niemand lud sie ein zu einem Fest. Denn sie konnten die Einladung nicht erwidern.

Nun saß er bei ihnen. An einem armen Tisch, mit etwas trockenem Brot, oft viel zu wenig, einige wenige Fische, oft zu wenige. Aber als sie dort saßen, zusammen mit ihm, und das Brot und die Fische teilten und den Wein tranken, war es als säßen sie bei einem großen Festmahl.

Denn es war dies, mit ihm zusammen zu sein, dass er – ein anderer Mensch – eben in ihr Haus eintrat, das alles veränderte, erhellte und Freude schuf.

Sie gingen vom Tode zum Leben.

Sie hatten teil am ewigen Leben – in ihm – und das hatte die Wirkung, dass alles anders wurde. Sie konnten so weiterleben als wären sie nicht arm, weiterleben, als wären sie keine Sünder, weiterleben als wären sie die Größten im Himmelreich – leben als Gottes Kinder.

Und nun sitzen wir hier. Wir taufen unsere Kinder, weil wir gerne das Fest des Lebens mit ihnen teilen wollen, und wir essen und trinken an seinem Tisch, um Nahrung zu erhalten für den Glauben, dass wir in ihm ewiges Leben haben.

Wir sollen nichts anderes tun als annehmen. Wie schwer kann das sein? Das Leben annehmen jeden einzigen Tag und es mit einander teilen. Das war es ja, was er wollte. Dass wir den Tod hinter uns lassen und froh miteinander hier leben – zusammen – und in den Sommer hineingehen, wo die Nacht nie mehr kommt.

Alles ist bereit. Kommt!

Amen.

Pastorin Eva Tøjner Götke

DK-5230 Odense M

Email: etg(at)km.dk

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