Da ist jemand…

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Da ist jemand…

Da ist jemand – du bist nicht nur du selbst | 9. Sonntag nach Trinitatis – 9.8.2020 | Lukas 18,1-8 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Elof Westergaard | aus dem Dänischen übersetzt von Eberhard Harbsmeier |

Jesus ermuntert uns in seinem Gleichnis heute dazu, auszuhalten und festzuhalten. Das sollen wir im Vertrauen auf Gott. Und im Glauben an ihn wird zugleich unsere Hoffnung genährt.

 

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Das Gleichnis Jesu ist kurz und einfach. Da sind zwei Personen: ein Richter und eine Witwe.

Der Richter ist dafür bekannt, dass er weder Gott noch andere Menschen fürchtet. Er hat keinen guten Ruf. Er ist sowohl rücksichtslos als auch gottlos.

Die Witwe, sie hat ein Anliegen, das sie gerne vorbringen will. Sie möchte, dass sie der Richter in Bezug auf ihren Widerpart unterstützt. Sie ist hartnäckig, stellt dem Richter nach. Sie respektiert ein Nein nicht als ein Nein, sondern sie wird beim ihm mit ihrem Anliegen weiter vorstellig, immer wieder.

Schließlich gibt er Richter nach. Er denkt: „Ich muss ihr am besten helfen, denn sonst macht sie nur so weiter. Sie ist ja so furchtbar aufdringlich. Schließlich kann sie gar auf die Idee kommen, mich zu überfallen, mir ins Gesicht zu schlagen, wenn ich ihr nicht nachgebe“.

Weiter geht das Bild des Gleichnisses selbst nicht. Jesus schließt dann von den beiden, dem Richter und der Witwe, auf das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Wenn ein gottloser Richter nachgibt und einer hartnäckigen, anmaßenden und irritierenden Witwe zu ihrem Recht verhilft, dann kannst du darauf vertrauen, dass Gott auf Menschen hören will, die er seine Kinder nennt, dass er unsere Gebete erhört.

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Das Gleichnis Jesu vom Richter und der Witwe ist somit ein Gleichnis, wo Jesus will, dass wir vom Kleinen auf das Größere schließen.

So wie wenn Jesus in der Bergpredigt will, dass wir auf die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes sehen sollen, damit daraus unsere Sorglosigkeit erwächst. Seht die Vögel des Himmels und die Lilie des Feldes! Wenn die Vögel so freimütig fliegen und ihre Lieder singen können, dann sollen auch wir, getragen vom Vertrauen auf Gott, seine Liebe und Gnade, unser Leben leben und sorglos dem morgigen Tag entgegengehen.

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Der Richter und die Witwe sind somit kein Bild von anderen als ihnen selbst. Sie sind auch nicht Symbole für dieses oder jenes. Sie sind sich selbst, ein von sich selbst eingenommener Richter und eine irritierende, anmaßende Witwe. Aber in dem, was zwischen ihnen geschieht, werden sie zugleich zu einer Inspiration für uns.

Jesus zieht das Verhalten der Witwe heran, um uns dazu anzuregen, hartnäckig zu sein. Und er benutzt sie als ein Beispiel, das uns dazu aufmuntern soll, nie zu früh aufzugeben. Wenn dir das Leben misslingt, wenn du verletzbar bist und Hilfe brauchst, dann richte dein Bitten an Gott und suche deinen Nächsten. Da ist jemand da draußen, draußen in der Welt, und im Himmel. Du bist nicht nur du selbst.

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Und schließlich, wenn Jesus diesen gottlosen Richter und diese irritierende Frau als Beispiel heranziehen kann, dann können auch wir es wagen, zu hoffen und zu glauben, dass wir auch zu etwas gebraucht werden und zu Nutzen sein können. In Namen Jesu – Amen.

 

Bischof Elof Westergaard

DK 6760 Ribe

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