Lukas 18,1-8

Lukas 18,1-8

9. Sonntag nach Trinitatis | 14.08.2022 | Lk 18,1-8 (dänische Perikopenordnung) | Lasse Rødsgaard Lauesen |

Bei einem Taufgespräch sagte ein Taufkandidat, ein junger Mann: Was soll ich tun? Diese Frage war Anlass zu einer ganzen Predigt, denn was sollen wir tun, um Christen zu werden? Zur Taufe ist eigentlich nicht viel zu tun, deshalb war meine Antwort auch: Halte deinen Kopf über das Taufbecken. Ein praktischer Rat. Theologisch ist da wohl für uns auch nicht viel zu tun, denn die Taufe schenkt umsonst die Gnade Gottes mit der Vergebung der Sünde und das ewige Leben. Nachdem wir die Taufe eingeübt hatten, sagte der junge Mann dann doch: War es nur das? Und ja, eigentlich ist es nur das, wenn es um die Gnade Gottes geht, aber da ist dennoch mehr als das. Denn was sollen wir nach der Taufe tun, so dass es für den Menschensohn leicht wird, den Glauben zu finden. Denn das Evangelium schließt ja mit der Frage, ob der Menschensohn Glauben finden kann auf der Erde. Lasst uns eine To-do-Liste machen über das, was zu tun ist, so dass wir den Glauben nach der Taufe festhalten und Jesus uns kennen kann, wenn er nach uns sucht. Die Liste könnte der junge Mann mitnehmen, so dass er von seiner Taufe nach Hause gehen könnte und wüsste, was zu tun ist. Das könnte dann auch eine Liste sein für uns alte Christen. Auf meiner Liste steht: Taufe, Ethik, Kirchgang und Gebet. Habt Ihr noch andere Ideen?

Die Taufe hat der junge Mann überstanden, auch ein Gespräch mit dem Pastor über das Glaubensbekenntnis. Er hat auch Hausaufgaben mitbekommen, er sollte im Gesangbuch den Kleinen Katechismus Luthers lesen. Am Tauf-Tag bekam er eine neue Bibel von der Gemeinde versehen mit Worten darüber, dass er eine neue Bibel bekomme, wenn diese verschlissen sei.

Der nächste Punkt ist die christliche Ethik, wie sie in den Worten Jesu formuliert ist, dass du deinen Nächsten lieben sollst wie dich selbst. Die Bedeutung dieses Satzes in der Welt ist offenbar, sowohl im Leben des einzelnen Menschen als auch in dem der Gesellschaft als solcher. Wenn Punkt eins die Taufe ist, so lassen wir die Ethik Punkt zwei sein, denn das leuchtet unmittelbar ein. Hier wird das Christentum praktisch anwendbar und unmittelbar praktizierbar, nämlich dass man denen hilft, die in Not sind. Die Ethik ist nicht eine Möglichkeit, sondern eine Forderung, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es soll geliebt werden, auch die, die wir nicht mögen, sollen wir lieben. Das ist das Kennzeichen der Christen, weil sie der Liebe gleicht, die wir unseren eigenen Leuten entgegenbringen. Die Jünger sammelten für Witwen und Vaterlose, und Paulus reiste durch das ganze römische Reich und sammelte für die Gemeinde in Jerusalem. Deshalb ist Nächstenliebe ein gutes Zeichen dafür, dass wir das beherzigen, was Jesus uns gelehrt hat.

Punkt drei sollte dann der Gottesdienst sein, denn hier sind wir leiblich nahe am Wort Gottes. Der Glaube kommt ja von dem, was wir hören, wir müssen also in die Kirche gehen, wenn wir uns Christen nennen wollen. Das hat dann den positiven Effekt, dass der Menschensohn nicht überall suchen muss, um den Glauben zu finden, er kann nur in der Kirche anfangen. Setzt sich der junge hin und wieder auf die Kirchenbank, kann er auch diesen Punkt abhaken. Wenn der junge Mann nun schon hier in der Kirche ist, kann er auch genauso gut die zehn Schritte zum Altar machen und am Abendmahl teilnehmen, denn Vergebung braucht man im Leben mehr als einmal. Die Vergebung wird immer dann wiederholt, wenn wir Leib und Blut Jesu empfangen und daran teilhaben. Denn Christus ist für dich gestorben, nicht umsonst oder für sich selbst oder für seine Freunde, sondern er starb für dich. Und das bedeutet, dass du teilhast an dem, was er ist.

Die ersten drei Punkte sind in der Tat machbar: Lass dich taufen, tu Gutes, wenn nicht anders so dadurch, dass du einen Verein unterstützt, der das tut, geh in die Kirche und zum Abendmahl. Das sind die Punkte in unserer To-do-Liste, und ich denke, der Menschensohn kann sie auch verwenden, wenn er bei seiner Wiederkunft nach dem Glauben sucht. Nun könnte es sein, dass der junge Mann wiederkommt und sagt, dass er all das getan hat. Aber ist da nicht mehr zu tun? Etwas Verborgenes, was ihn noch mehr dahin bringt, ein vollkommener Christ zu sein.

Der verborgene Teil ist das Gebet, der Atem des Glaubens. Da, wo sich der einzelne an Gott wendet mit Wünschen, Sehnsüchten und Träumen. Wir sollen in der Tat, sagt das heutige Evangelium, allezeit beten ohne Unterlass. Und mit dem Gebet sollen wir Gott so sehr bedrängen, dass er uns hört. Das Gebet ist keine Hausaufgabe, die man zensieren kann, sondern eine Beziehung zu Gott. Ein Gebet ist ein Gespräch mit Gott, in der Form von Dank, Klage oder einem Wunsch. Im Gebet erinnert man sich selbst daran, dass man an einen Ort gehört und dass man jemanden hat, vor dem man klagen kann und über den man klagen kann, ein Gespräch, das das Leben auf Erden zum Himmel erhebt – und dann wieder zurückbringt. Beten kann eine Befreiung sein, weil man Dinge loslässt, indem man sie formuliert und Gott anheimstellt – wie Jesus in Gethsemane, wenn er zu Gott sagt: Dein Wille geschehe, nicht meiner. Jesus lehrt uns, zu einem persönlichen Gott zu beten in unserer Kammer, mit dem Vaterunser gibt er uns das Gebet, das unsere eigenen Gebete beschützt gegen Fehler und Mängel. Wir sollen beständig sein im Gebet und nicht müde werden, sagt Jesus heute. Wenn wir das trotzdem werden oder der Schmerz uns die Worte stiehlt, dann haben wir das Vaterunser in der Hinterhand.

Taufe, Ethik, Gottesdienst und Gebet, das war meine Liste. Es ist offenbar, ob das praktiziert wird, und wenn es so ist, dann glaube ich, dass der Menschensohn, wenn er kommt, Glauben auf Erden finden wird. Denn wir sind dann stets dem treu, was Jesus uns gelehrt hat, und versuchen eben dies in der Welt zu tun, in der wir leben. Die Menschen werden noch immer getauft. Die Menschen sind noch immer der Botschaft von der Nächstenliebe treu, und sie versuchen, damit in einer modernen Welt zu leben. Die Leute sind noch immer ihrer Kirche treu, kommen um auf Gott zu hören. Menschen beten noch immer und bringen ihre Sache vor Gott, denn sie glauben noch immer an ihn und dass er die Macht hat, etwas für ihre Wünsche zu tun. Und auch wenn wir in Punkt zwei, der Ethik, versagen, in Punkt drei, den Gottesdienst und sogar Punkt vier, das Gebet, können wir immer zurückkommen auf Pinkt eins, die Gnade Gottes, die uns in der Taufe zuteilwurde, ehe wir uns an die To-do-Liste machten. Das geschieht. Das tut der junge Mann, und das tun wir anderen, und deshalb wird es Glauben geben, wenn Jesus wiederkommt. Amen.


Sognepræst Lasse Rødsgaard Lauesen

DK-5230 Odense M

E-Mail: lrl(at)km.dk

de_DEDeutsch