Über das Glaubensbekenntnis

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Über das Glaubensbekenntnis

Eine andere Predigt über das Glaubensbekenntnis (aus dem Dänischen) | 22. Sonntag nach Trinitatis | Von Anders Kjærsig |

Eine andere Predigt für den 22. Sonntag nach Trinitatis. Keine Textpredigt, sondern eine Predigt über die Dreieinigkeit selbst. Eine Meditation über das Glaubensbekenntnis Satz für Satz, Abschnitt für Abschnitt – mit anderen Worten, neuen Worten, die die alten Worte zum Leuchten bringen sollen. Das jedenfalls ist mein Anliegen. Ob es gelungen ist, soll der Leser bzw. der Hörer entscheiden. In Dänemark gehört nach alter Tradition die Entsagung noch immer zum Glaubenskenntnis.

Wir entsagen dem Teufel und allen seinem Werken und seinem Wesen

Das Wesen des Teufels ist es, gegen das Gute zu wirken. Er ist das Gegenstück zum Guten. Ihm entsagen wir. Entsagen ist das Gegenteil von Versöhnen. Wir versuchen uns mit unserem Nächsten zu versöhnen, wenn die Beziehung gestört ist. Wir versuchen uns mit unserem Gott zu versöhnen, wenn der Zweifel und die Verzweiflung an uns nagt. Wir können uns nicht mit dem versöhnen, dem wir entsagen.  Entsagen heißt Abstand halten, mit der Hilfe Gottes das auf Abstand halten, was das Gottesverhältnis und das menschliche Leben stört. Wir entsagen dem Teufel, dem Satan, dem Versucher, dem Antichrist. Und all den anderen Namen des Teufels.  Wir entsagen all seinen Werken und all seinem Wesen, der konkreten Art und Weise, in der er die Wirklichkeit und das menschliche Leben bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

Wir glauben an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Allmächtig! Dann ist man groß, größer, am größten. Nichts ist da drüber oder darunter oder daneben.  Der Allmächtige ist außerhalb des Universums, jenseits von Big Bang, er, der alles i Gang gesetzt hat – die Zeit, den Raum und die Schwerkraft, die Galaxen und die Rotation der Planeten, selbst die Relativität des Universums hat in ihm seinen Ursprung. So groß ist der Gott, an den wir glauben. Jedoch ist der Abstand zwischen ihm und uns nicht größer, als dass wir ihn unseren Vater nennen können. Er ist nicht nur Herr, Schöpfer und allmächtiger Gott, er ist auch Vater, bei uns gegenwärtig in Gebet und Lobgesang – und damit nicht außer Reichweite. Das zeigt er uns, indem er uns seinen Sohn schenkt …

Wir glauben an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn

Der Allmächtige und der Eingeborene! Sie sind zwei, aber doch eins und einig: Vater und Sohn. Da sind nicht mehrere Söhne und keine anderen Väter. Man denke sich einen Vater, so allmächtig, dass er seine Macht mit dem Sohn teilen will. Men denke sich einen Vater so allmächtig, dass er nicht nur seine Macht mit dem Sohn teilen will, sondern den Sohn seine Macht zeigen lassen will durch einen Willen zur Unabhängigkeit. Man denke sich einen Vater so allmächtig, dass er nicht nur seinen Sohn seine Macht durch einen Willen zur Ohnmacht erweist, sondern eben aus dieser Position dem Sohn das Recht gibt, sich Herr zu nennen. Nur der größte Gott tut so etwas. Nur der größte Vater handelt so. Vater und Sohn sind also einig in einer gewissen Verschiedenheit; der Sohn wird empfangen, um ein Leben in Zeitlichkeit und Vergänglichkeit zu leben .,..

empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria

Und direkt in eine verworrene und brennende Welt geworfen, wie ein Dreieck in einem Glasperlenspiel, das nicht richtig hineinpasst, und das von Anfang an als ein Fremdelement wirkt, ein Zeichen des Widerspruchs, ein Mysterium, dass Anstoß erregt und Missverständnisse bewirkt und sich nie durchschauen lässt: Gott und Mensch, Himmel und Erde, allmächtig und ohnmächtig, groß und klein und all das in ein und derselben Person. Alle Widersprüche türmen sich auf: Empfangen im Geist und geboren vom Fleisch, ein Licht im Dunkel, das den Qualen und dem Schmerz der Finsternis ausgesetzt ist, weil die Finsternis es nicht annahm …

gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes

So weit unten im Nicht-Seienden, im eigenen Reich des Todes, dass keiner folgen kann mit anderem als Gott selbst. Gelitten unter Pontius Pilatus – hier sieht man das Böse in ein System gebracht. Ein Reich, das Menschen umbringt, die nichts anderes getan haben, als den Willen des himmlischen Vaters in Wort und Tat zu vergegenwärtigen, so ein Reich hat man auch vorher und nachher erlebt. Der Sohn durchlebt all den Schmerz, die Folter und die Gewalt, die sich denken lassen, und schließlich stirbt er am Kreuz unter Räubern und Dieben, während die Henker ihre Hände rundum waschen und durch einander rufen: Kreuzigt ihn!

am dritten Tage auferstanden von den Toten

Um sich erst den Nächsten und dann allen zu zeigen. Das ist das Wunder, das ist der Kern vom Wesen des Christentums selbst. Ohne Auferstehung keine Hoffnung und keine Predigt. Was sollte man sagen, wenn das nicht gesagt werden könnte. Dann wäre nichts mehr zu sagen. Dann wäre Gott nicht mehr der Gott des Lebens, auch nicht des Todes, sondern nur ein zufälliger Gott, der nie allmächtig und der Herr über Leben und Tod sein könnte. Auferstehung heißt aufstehen und hinausgehen auch dort, wo man weder stehen noch  gehen kann. Christus ist auferstanden und aufgefahren …

aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters

Nun sind Vater und Sohn zusammen. Sie sind untrennbar und einig über den Gang der Welt. Wo sie sitzen, weiß niemand. Der Sohn ist in den Himmel gefahren, aber wie soll der Himmel den Vater und den Sohn beherbergen, wenn er nicht einmal den Vater allein erfassen kann? Es geht also nicht um die Frage, wo sie sind, sondern dass sie sind, Sein haben und gegenwärtig sind als Macht in dem, was ist …

von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten

Alles wird schließlich gerichtet. Kein Wesen entgeht dem Gericht. Der Mensch ist die Konsequenz seines Tuns, und die steht fest. Die Konsequenzen des Tuns sind unverrückbar, und nichts ist vergessen beim dreieinigen Gott.  Aber obwohl nichts vergessen ist, kann alles vergeben werden. Es besteht ein Unterschied zwischen Vergessen und Vergeben. Weil wir einen Gott der Liebe haben, ist die Vergebung stärker als das Gericht. Deshalb sollen wir uns darüber freuen, dass Vater und Sohn Richter sind über alle unsere Taten, so dass wir nicht einander in alle Ewigkeit verdammen …

Wir glauben an den Heiligen Geist

Der die Stimme selbst ist. Wo der Sohn das Himmlische mit dem Irdischen verbindet, Gott und Mensch verbindet, verbindet der Heilige Geist das, was über die Zeiten hinausreicht.  Der Heilige Geist hebt die Zeitlichkeit und die Chronologie auf zugunsten der stets möglichen Gegenwart der Ewigkeit.  Vater und Sohn sind heute genauso gegenwärtig wie damals, weil der Heilige Geist das Wort am Leben erhält, so dass es noch immer seinen Lauf nimmt …

die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen

Ohne Kirche keine christliche Praxis. Hier begegnet sich die Gemeinschaft der Heiligen, damit der Geist die Taten und Worte des Sohnes auf Erden weitergeben und den allmächtigen Gott dafür preisen und loben kann …

Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben

Befreie uns von all dieser Zerrissenheit, die seit dem Morgen der Zeiten in der Schöpfung war: Schisma, Verzweiflung, Verschlossenheit und Sünde. Lass nicht den Tod Herr sein über Leib und Seele bei uns. Wir sind vergänglich, aber wir sollen im Lichte der Auferstehung niemals die Hoffnung auf ein ewiges Leben aufgeben. Einmal werden wir schauen von Angesicht zu Angesicht. Wir werden nicht körperlos, sondern wir werden Menschen ohne Sünde …

Amen

Pastor Anders Kjærsig

5881 Skårup Fyn

Email: ankj(at)km.dk

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