Predigt zu Matthäus 22,1-14

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Predigt zu Matthäus 22,1-14

Um Antwort wird gebeten | 20. Sonntag nach Trinitatis | 17.10.2021 |  Matthäus 22,1-14 (dänische Perikopenordnung) | verfassst von Poul Joachim Stender |

 

 

Zwei Schritte nach zurück und zehn Schritte voran. Das klingt nach einem Tanz. Aber oft kann man kolossale Fortschritte machen, indem man einige Schritte zurücktritt. Zurzeit gibt es viele Leute in Dänemark, die das Gefühl haben, dass das Leben zu hektisch ist. Viele zappen sich voneinander, indem sie ständig auf ein Handy starren oder einen Computer oder irgendeinen Fernsehschirm. Und deshalb könnte es eine Idee sein, dass man zwei Schritte zurück macht hin zu der Langsamkeit, die unsere Gesellschaft jahrzehntelang geprägt hat, wo man darum bemüht war, sich von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und nicht über Facebook oder Instagram. Experten warnen. Smartphones und Tablets sind äußerst schädlich für unser Familienleben. In vieler Hinsicht sind das ja zwei Schritte rückwärts in einer Kirche zu sitzen und Texte zu hören, die zweitausend Jahre alt sind, Lieder zu singen, die dreihundert Jahre alt sind und einen Mann oder eine Frau zu sehen in einem Gewand, das vor fünfhundert Jahren modern war. Aber was man in der Kirche hört, das bedeutet zwei Schritte zurück zu alten Werten, aber zehn Schritte voran zu einem Leben mit mehr Inhalt.

Der Text der Predigt hat die Überschrift: Die königliche Hochzeit. Und es geht u.a. um das jüngste Gericht und das Himmelreich. Gott wird heute darauf reduziert, ein unglaublich netter und verständnisvoller Gott zu sein. Er schickt uns alle direkt zum Fest im Himmel, so wie einige Dänen meinen, dass alle Flüchtlinge aus aller Welt direkt festen Aufenthalt in Dänemark bekommen sollten. Die Grenze zwischen der Ewigkeit und der Erde wird wie das Schengen-Abkommen. Keine Passkontrolle. Es wären zwei Schritte zurück, vom Jüngsten Gericht zu reden als dem Tag, wo Gott uns dafür richten wird, wie wir unser Leben gelebt haben. Aber das würde zehn Schritte voran bedeuten zu einem mehr intensiven Leben hier auf Erden miteinander. Im Augenblick haben wir hier in Dänemark so etwas, was man eine Container-Gerechtigkeit nennen könnte. Wir können uns unanständig betragen gegenüber der Familie, uns betrinken das ganze Wochenende. Das ist ok. Hauptsache wir denken daran, die leeren Flaschen den Pfadfindern zu überlassen oder im Flaschen-Automaten auf den Knopf zu drücken, der auf einen guten Zweck hinweist. Wir brauchen unsere alte Mutter nicht im Pflegeheim zu besuchen. Wichtig ist, dass wir ökologisch essen und keine Eier von Batteriehühner kaufen. Wir können unser Leben mit immer mehr Konsum füllen. Nur müssen wir daran denken, unsere alten Kleider im Secondhandladen abzuliefern, damit die Armen in der Welt etwas davon haben. Wenn wir aber zwei Schritte zurück mac en zum Gedanken an das Gericht, wo wir uns dafür verantworten sollen, wie wir unser Leben gelebt haben, dann machen wir zehn Schritte nach vorn, weil wir in unserem Alltag und uns selbst mit den liebenden Augen Gottes sehen. Wir glauben, dass wir im guten Recht sind. Aber wir merken, dass das nicht in Ordnung ist, was wir tun. Mit anderen Worten: Wir werden durch das Gericht uns selbst bewusst und beginnen deshalb – hoffentlich, uns danach zu richten.  Recycling bezieht sich auch darauf, den Menschen wieder zu gebrauchen, den man geheiratet hat, und ihn nicht gleich durch einen anderen zu ersetzen. Recycling bedeutet auch, dass uns Gott nach unserem Tod wieder braucht für das Fest in seinem Reich, wenn wir an diesem fest teilnehmen wollen.

Nun ist es so, dass niemand mit zur himmlischen Party kraft eigener Verdienste kommt. Jesus starb am Kreuz und stand auf von den Toten, um uns Zugang zu diesem Fest zu geben. Nur er allein ist unser Pass, unsere Boardingcard, unsere Eintrittskarte zum Reich Gottes. Der Sohn Gottes gibt uns die Festkleider, die in der Erzählung von der Hochzeit des Königssohnes erwähnt werden – nicht wir selbst. Gottes Wirken betrifft nicht nur die Frommen, die Tüchtigen, die Tugendhaften, die Richtigen. Sein Territorium ist so groß, dass Platz für alle ist, die mit ihm zu tun haben wollen. Als einige Mütter mit ihren Kindern zu Jesus kamen, wurden sie durch die Jünger zurückgehalten, die nicht meinten, dass Kinder in den Kreis um Jesus gehörten. Aber Jesus wurde zornig und sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen“. Als eine kanaanäische Frau Jesus aufforderte, ihre Tochter zu heilen, versuchte die Jünger wieder, den Kreis um Jesus zu schließen. Aber Jesus öffnete den Kreis und ließ sie teilhaben an seinem Reich. Der Bereich Gottes ist enorm. Und wir werden überrascht sein, wer mit uns dabei sein wird bei dem himmlischen Festmahl, so wie viele enorm überrascht sein werden, uns zu sehen. Aber wenn wir nicht bei diesem Fest dabei sein wollen, sozusagen die Festkleider ausziehen, dann sollen wir auch nicht damit rechnen, dabei sein zu können. Die Entscheidung liegt bei uns, so wie es auch an uns liegt, ob unser Leben hier auf Erden ein Fest sein soll. Wir folgen einem auferstandenen Erlöser, und das bedeutet, dass er uns unablässig ruft aus all den Gräbern, in denen wir enden können. Und wir können in Gräbern enden von Stress und Sorgen oder Jagd nach mehr Geld. Allzu viele von uns sind tot, ehe sie tot sind. Aber es gibt auch ein Fest vor dem Fest im Reich Gottes. Und an diesem Fest und dem Fest des Reiches Gottes können wir teilnehmen, wenn wie die Einladung annehmen. U.A.w.g, um Antwort wird gebeten. So steht es in dienstlichen Briefen von Behörden. Das gilt auch hier. Nehmen wir die Einladung zum Fest hier auf Erden und dem fest im Himmel an oder nicht.  U.A.w.g. Um Antwort wird gebeten. Amen.

 

 

Pastor Poul Joachim Stender
DK 4060 Kirke Såby
pjs(at)km.dk

 

 

 

 

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