Der Heilige Geist…

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Der Heilige Geist…

Der Heilige Geist – das Bild Gottes in uns | Pfingstmontag 2021 | Johannes 3,16-21 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Tine Illum |  

Das schöne Gewand, das der König anhatte – erzählte der alte Lehrer Scott – das war in einer besonderen Weise gewebt mit einem goldenem Faden, der sich durch den ganzen Stoff zieht. Und wenn man den goldenen Faden entfernen wollte, würde das Gewand völlig auseinander fallen.

Dieses Bild gibt er wieder, um etwas darüber zu sagen, was es bedeutet, nach dem Bilde Gottes geschaffen zu sein, den heiligen Geist zu empfangen, geliebt zu sein. Denn Gottes Geist ist ein Schöpfergeist, der neu macht und Leben schenkt.

Das ist ganz grundlegend in unserem Glauben: Gott schafft Neues mit seinem Geist. Er hat uns geschaffen, uns gewollt, er liebt uns. Sein Geist ist in uns – und der will uns erneuern und verwandeln. Wir sollen brennen und leuchten, und das, was Gott will, soll unser Atem sein, der hinaus in die Welt bläst.

Der Geist Gottes ist wunderbar so in uns geblasen, dass wir Gott gleichen und das tun sollen, was er will, dass es der goldene Faden ist, der uns als Menschen zusammenhält. Ganz gleich ob wir das glauben oder nicht – und ganz gleich ob wir das von anderen glauben oder nicht. Wenn das Bild und der Gleist nicht mehr da wären, würden wir in Wirklichkeit nicht mehr existieren. Und wir würden auseinanderfallen. Wir werden vom Heiligen Geist am Leben erhalten. „Der Mensch ist ein göttliches Experiment aus Staub und Geist“, sagt Grundtvig.

„Wir sind beehrt – und belastet durch den Heiligen Geist“, das hat ein anderer gesagt. Im Bilde Gottes geschaffen zu sein, bis zum Tode von seinem Sohn Jesus geliebt zu sein, Träger des Heiligen Geistes zu sein – das ist sowohl Gabe als auch Aufgabe. Und wohlgemerkt nicht etwas, was wir selbst wählen können. Es ist einfach das Menschsein. Es ist so, dass es einTeil des göttlichen Atems ist und ein Teil der Liebe, mit der er die Welt liebt.

Wir sind im Bilde Gottes geschaffen und gleichen ihm, und mit der Hilfe des Heiligen Geistes sollen wir sein Bild in der Welt offenbar machen in dem, was wir sagen und tun.

Pfingsten kommt in einer Weise zuletzt. Weihnachten, Ostern Pfingsten – sagen wir. Und das kann uns vielleicht schnell an einer Art Essenspyramide denken lassen, wo das Wichtigste unten ist, das Mitterste ist auch gut – aber am liebsten nicht so viel von dem Obersten.

Aber Pfingsten und die Erzählung vom Heiligen Geist, der zu den Jüngern Jesu kommt und sie dazu bringt, von all dem zu reden, was Gott ist und tut, mit Worten, die die Leute verstehen – dieser Geist ist alles andere als ungesunder Zierrat.

Pfingsten ist auch nicht luftig und unwirklich. Der Heilige Geist ist Leben und Lebenskraft. Er schenkt uns Platz in der Geschichte Gottes und dem Leben der Welt.

Er greift zurück auf damals, als wir geschaffen wurden. Auf das Grundlegende in unserem Leben. Das, was uns überhaupt Mensch sein lässt. Gottes Bild und Gottes Geist. Der goldene faden in unserem Leben. Vin Ewigkeit zu Ewigkeit, sag en wir oft in der Kirche. Seit deinem ersten Atemzug – und bis hin zu deinem letzten Atemzug.

Alles, was Jesus sagt und tut, geschieht im Geist Gottes, sagt er. Er sagt und erklärt, was die Liebe Gottes ist – und damit zeigt er, wer Gott ist. Wenn wir in einem Lied von dem „Geist über den Geistern“ den Heiligen Geist darum bitten, unsere Herzen zu öffnen, wenn Gott zu uns spricht von seiner Liebe, wird es ganz deutlich: Wir sind göttlich lebend. In unserem Herzen und in unserem Leben tragen wir den Heiligen Geist. Er ist ein gewebter goldener Faden in uns. Und auch durch uns sollen andere hören, sehen und spüren, wer Gott ist.

Der Heilige Geist ist nicht etwas, was Christen besitzen. Er lässt sich nicht in eine Volkskirche, in Glaubensbekenntnisse oder Dogmen einfangen. Er befindet sich auch nicht nur in guten Menschen, die wir gernhaben. Er ist immer bei jedem Menschen viel tiefer eingepflanzt als all das, was verdreht und verkehrt ist. Jeder trägt das Bild Gottes in sich.

Das meinen wir, wenn wir sagen, dass jeder Mensch heilig und unverletzlich ist.

Wir können nicht leben, ohne das zu hören – denn wie sollten wir sonst in den Tagen leben, in denen Verbitterung oder Reue alles einfärbt. Wo wir ein Monster im Spiegel sehen, oder einen Verlierer oder was auch immer, unerträglich.

Und wir können nicht leben, ohne das zu hören, an Tagen, wo wir so schlimm versucht sind, die anderen als Monster zu sehen.

Solche Tage gibt es ja, Tage, an denen sich mein Selbstbild verzerrt und wo ich andere in einem verzerrten Licht sehe.

Denn Menschen können unmenschliche Dinge tun. Im Großen wie im Kleinen. Schreckliche Dinge. Auch du – und ich. Wir sind ein Teil davon. Und wir leben mitten drin.

Und hier ist es am allerwichtigsten für uns, zu hören: Da ist diese Welt hier, die Gottes grenzenlos liebt. Nicht nur uns hier, und nicht nur, wenn wir einen unserer besten Tage haben – nicht nur wir Christen, nicht nur die, die das Glaubensbekenntnis ohne Vorbehalt und ohne einen Zweifel im Herzen aufsagen können, nicht nur Kirchensteuerzahler. Sondern die Welt, Böse wie Gute. Auch alle die, die keine Christen sind.

Jesus ist in die ganze Welt gesandt. Wo wir Menschen so unmenschliche Dinge tun können. Wo so viel wunderbar Schönes geschieht und so viel Furchtbares.

Am Kreuz bittet Jesus für die, die ihn gefoltert und gekreuzigt haben. Sie tragen noch immer das Bild Gottes, und sein Geist ist noch immer in ihnen. Sie sind noch immer in der Liebe Gottes. Sie werden durch einen goldenen Faden zusammengehalten.

Das ist grundlegend für uns: Auch die, die wir Unmenschen nennen, sind Menschen und sollen als solche behandelt werden, sonst werden wir zu Unmenschen.

Die Autorin Marylynne Robinson sagt es so treffend: „Für mich sieht es danach aus, dass die Menschen dazu neigen zu vergessen, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Nicht um einen Grad an Gerechtigkeit zu erfüllen, sondern weil Gott ihr Vater ist und sie liebt“.

Das Bild Gottes kann bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden, aber es kann keinem Menschen genommen werden. Jeder Mensch ist kostbar und heilig.

Du „bist immer schon geliebt“, sagte der dänische Musiker Peter Bastian. Das ist die Gnade Gottes. Das ist seine Liebe zur Welt, zu dir und mir. Von Anfang bis Ende. Das ist die tiefste Wahrheit.

Die Wahrheit ist in dir eingeblasen, als du himmlisch geschaffen wurdest.

Die Wahrheit trägt Jesus Christus min die Welt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Die Wahrheit manifestiert sich in einem sich immer erneuernden Geist von Pfingsten.

Die Liebe Gottes ist der goldene Faden, der die Welt aufrechterhält und dich und mich zusammenhält.

Zugleich ein Gericht über all das, was nicht Liebe ist. Und das ist das an Jesus und den Geschichten von ihm, was am meisten provoziert. Dass er in der Liebe keine Kompromisse eingehen kann – auch nicht, wenn sie schwierig oder unrealistisch ist oder wenn ihm Hass und Demütigung begegnet. Auch nicht, als er am Kreuz stirbt. Denn da macht er uns frei. Frei von Hass und Rache. Am Karfreitag und an Ostern wird die Welt neu. Gott ist bei uns als lebendiger Geist. Finsternis und Tod werden durch die goldenen Fäden des Lebens eingefangen. Jeder grauer Augenblick. Es flüstert himmlisch in dem Laube. Et atmet pfingstlich gülden überm Staube und in uns, die wir Staub sind. lebendig machend, erneuernd.

So erneuert euch denn!

Amen

 

Pastorin Tine Illum

DK-6091 Bjert

Email: ti(at)km.dk

 

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