Gottes Gedanken – und …

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Gottes Gedanken – und unsere Pläne | Rogate | Johannes 16,23b-28 (dänische Perikopenordnung) | Von Elof Westergaard |

Jeder Sonntag und jeder Feiertag haben eine Reihe von biblischen Lesungen für den betreffenden Sonntag im Kirchenjahr.

Am fünften Sonntag nach Ostern ist es außer den Versen aus dem Johannesevangelium (16,23b-28) naheliegend, die Erzählung von Jakobs Kampf am Jabbok (1. Mose 32,24-32) einzubeziehen. Diese Erzählung scheint uns unmittelbar existentiell anzugehen und sinnvoll zu sein. Denn der Kampf Jakobs mit einem Mann, mit Gott und sich selbst illustriert deutlich alle die Kämpfe, die ein Mensch in seinem Leben durchmachen kann.

Mann kann aber auch einen anderen alttestamentlichen Text heranziehen, einen kleinen Text der Hoffnung beim Propheten Jeremia (29,11-13a). Dieser Text ist weniger dramatisch, aber er ist ebenso relevant und aktuell.

Gott sagt durch den Propheten Jeremia: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. Ihr werdet mich suchen und finden.

Das sind Worte voller Hoffnung! Da steht uns nicht Unglück bevor, sondern eine Zukunft, wo Gott uns nah ist. Für den Propheten Jeremia, der in den Ruinen Jerusalems stand, waren da viel Hoffnung und Trost in diesen Worten. Wir stehen nicht wie er mitten in Ruinen, aber diese Worte ergehen an uns mitten in unserer Zeit voller Krisen, geplagt von der Pandemie. Da ist es gut zu wissen, dass Gott etwas vor hat mit uns Menschen und mit der Welt, dass er uns eine Zukunft schenkt und uns eine Hoffnung reicht.

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Wir Menschen haben oft so merkwürdige Dinge vor. Wir wollen so gerne über den morgigen Tag bestimmen, alles Im Griff haben und alles planen. Das kann ein Ausdruck dafür sein, dass wir Verantwortung übernehmen, aber das kann auch des Guten zu viel werden, wenn die Pläne für morgen alles in deinem Leben werden. Jesus hat eine Erzählung von so einem Mann. Er rackert sich ab, denn er hat einen Plan: Er will neu bauen und dann das Leben genießen. Aber er stirbt noch in derselben Nacht. Alle seine Pläne hatten sich als nutzlos erwiesen.

Der dänische Journalist Anders Langballe hat gerade ein Buch veröffentlicht, wo er schildert, wie er als politischer Journalist sein Leben völlig durch die Bemühungen bestimmen ließ, Politiker und Bürgermeister kritisch zu begleiten. Er und sein Team von politischen Journalisten arbeiten von früh bis spät. Keine Pausen – und alles andere im Leben musste dahinter zurückstehen. Es ging nur um Politik. Er ging voll auf in seiner Arbeit und lebte in einer Art von journalistischem Rausch. Er war, wie er das selbst in einem Interview formuliert, das ich neulich las, ein Teil der Öffentlichkeits-Maschine, die das dänische Parlament ist. Aber plötzlich wurde er krank, er erlitt zwei Infarkte und musste seine Arbeit im dänischen Fernsehen einstellen. Er ist nun in seinem Leben woanders, hat sich von seiner Krankheit erholt und gibt seine Erfahrungen weiter und kommt auch gern mit guten Ratschlägen. Er will nun nicht mehr alles unter Kontrolle haben, sondern er versucht, in seinem Leben dazusein und gegenwärtig zu sein.

Bei der Lektüre des Interviews wurde mir deutlich, was für ein großer Unterschied das ist, ob man immer selbst sein Leben plant und eigenen Ziele verfolgt in einer Arbeitszentrifuge, in der wir uns dann schnell befinden – oder ob man in einem grundlegenden Vertrauen darauf lebt, dass Gott wirklich hoffnungsvolle Pläne gelegt hat von einer glücklichen Zukunft für uns. Das letztere sollte uns wirklich dazu veranlassen, die Schultern zu senken. Wir leben zwar in einer Leistungsgesellschaft, aber wir leben zugleich ein von Gott geschenktes Leben in einer Welt, in der Gott uns nicht im Stich lässt. Eine Welt, wo Gott sich finden lässt und wo er uns Hoffnung macht.

Bischof Elof Westergaard

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