Johannes 13,1-15; 1. Korinther 11,23-26

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Johannes 13,1-15; 1. Korinther 11,23-26

Das Vorbild Jesu | Gründonnerstag | 28.03.2024 | Joh 13,1-15; 1.Kor 11,23-26 (dänische Perikopenordnung) | Laura Lundager Jensen |

Heute am Gründonnerstag hörten wir im Episteltext die Einsetzungsworte, die wir aus dem sonntäglichen Abendmahl kennen. Die Worte, die gesprochen wurden, als Jesus, ehe er das Brot brach und den Wein ausschenkte, erzählte, dass dies ihre letzte gemeinsame Mahlzeit ist. Worte, die erzählen, dass das Ende nun nahe ist, Kreuzigung, Tod und Auferstehung sind die Ereignisse der nächsten Tage mit einem Abschluss und einem neuen Anfang.

Das ist die Geschichte von Gründonnerstag, die erzählt wird auf dem Wege von der Jubelszene des Palmensonntags bis zur morgigen leidvollen Erzählung vom Karfreitag.

Das Besondere in diesem Jahr aber ist, dass das Evangelium aus der zweiten Perikopen-Reihe nicht die Einsetzungsworte enthält.

Der Predigttext stammt aus dem Johannesevangelium – und das Besondere an diesem Evangelium ist, dass hier nicht vom Abendmahl erzählt wird. Für Johannes ist die Hauptsache offenbar nicht diese letzte Mahlzeit zusammen mit den Jüngern.

Nicht dass Johannes das Abendmahl nicht kannte. Es steht im Hintergrund an vielen anderen Stellen im Evangelium – teils in der Erzählung von der Speisung der Fünftausend, aber noch deutlicher, wo Jesus sich selbst mit dem Brot vergleicht. Und nicht das Brot, das wir als vergänglich kennen und wo man wieder hungrig wird, sondern das Brot, das mit dem Glauben verbunden ist – das Brot, das stärkt und nährt zum ewigen Leben. Brot als Geist – Brot als Wahrheit. Ich bin das Brot des Lebens“, sagt er – alles andre ist zwar wichtig nach einem anderen Maßstab, aber das Brot, von dem wir leben, ist das, was wie Worte unsere Ohren erreicht und Glauben in unseren Herzen schafft.

Die Frage ist jedoch, warum Johannes trotz allem nicht von der Mahlzeit am Gründonnerstag erzählt. In vieler Hinsicht kann man sagen, dass es ja so gesehen nicht nötig ist, dass auch Johannes die Einsetzungsworte wiedergibt – wir haben sie ja gehört, und das haben seine Zeitgenossen auch. Sein Evangelium ist wohl das jüngste der vier Evangelien und so geschrieben, dass man das Gefühl hat, dass die Erzählungen von Jesus in den christlichen Gemeinden schon bekanntes Allgemeingut sind.

In dieser Weise unterscheidet sich das Johannesevangelium also von den anderen Evangelien. Deren Erzählung ist ein langer Bericht bis hin zum Abschluss – zu Ostern – zum Glauben. Aber so denkt der alte Johannes nicht. Seine Erzählung beginnt mit der Offenbarung, dass Jesus der Christus ist. Jesus ist der Sohn Gottes, schon gegenwärtig im Schöpferwort und später Mensch geworden, um „unter uns zu wohnen“.

Johannes beginnt mit dem Glauben und lässt ihn die tragende Grundlage für sein Evangelium sein.

Und das prägt die Erzählung, die nach ihm mit dem Gründonnerstag verbunden ist. In seinem Evangelium findet sich auch die Abschiedsmahlzeit, aber als Rahmen für die letzte Rede an seine Jünger, eine breite Entfaltung des neuen Gebots, nach dem sie künftig leben sollen. Das Gebot geht weiter als alle die Forderungen und Befehle und Lebensregeln, die sie schon kennen und die ihre Wurzeln in den zehn Geboten haben. Das Gebot, das auf die Liebe verweist, die das größte und wichtigste Gebot ist.

„Dies ist mein Gebot, dass ihr einander lieben sollt, so wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe hat niemand als der, der sein Leben gibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch befehle, ich nenne euch nicht mehr Diener, denn der Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich nenne euch Freunde, denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan“ (Johannes 15,12-15).

Für Johannes war die wichtigste Botschaft von Gründonnerstag, dass die Jünger – und wir mit ihnen – verstehen sollen, was es heißt, zum Glauben zu kommen. Und verstehen sollen, was es heißt, in der Liebe zu leben. Als Diener füreinander – als Freunde miteinander mit Jesus als Vorbild – uns gezeigt mit all dem, was er als Mensch getan hat.

„Ich habe euch ein Vorbild gegeben, damit ihr so handeln sollt, wie ich es an euch getan habe“, hieß es. In der Fürsorge der Liebe leben. Von der Liebe leben.

Bei Johannes wird das Gebot der Liebe auf diese Weise der Hintergrund und die Pointe der Mahlzeit am Gründonnerstag.

Das Liebesgebot, das dem Glauben entspringt als die neue Forderung, die alle anderen Gebote und Forderungen und Lebensregeln umfasst, die man sich für das Leben denken kann.

Eben dies zeigt Jesus mit der Fußwaschung – als Bild für die Liebe, als Bild der Fürsorge für den anderen, als Bild für Freundschaft. Dass die Jünger die Symbolik in diesem Bild nicht ganz verstehen, ist deutlich – Petrus besteht sogar auf einer Ganzkörper-Behandlung, wenn Waschen selig macht. Aber Jesus spricht Klartext. Wer gebadet ist, der ist rein – wer den Glauben hat, der ist schon rein – und nur die Füße müssen gewaschen werden als letztes Zeichen der Liebe.

Wer schon die Gnade der Taufe empfangen hat und zum Glauben gekommen ist, darf sich als Gottes Jünger und treuen Freud verstehen.

Das sollen wir nach dem Evangelisten Johannes heute am Gründonnerstag hören.

Die Tischgemeinschaft beim Abendmahl ist wichtig, wo Brot und Wein uns an den Tod Jesu und unsere Schuld erinnern sollen und wo wir selbst am Werk Jesu teilhaben und davon leben.

Aber die nächste Mahlzeit, wo wir demnächst uns satt essen in einem Kiosk mit einem Becher Wein, ist genauso wichtig, so wie alle Mahlzeiten, die wir mit Freuden einnehmen, wichtig sind, oder die mit Fremden – eben als Bild für Freundschaft und Gemeinschaft der Liebe.

Jesus sandte die Jünger hinaus in die Welt nach seinem Tod und seiner Auferstehung mit dem Gebot, einander zu lieben und füreinander zu sorgen – in Mahlzeiten, in Taten.

Eigentlich ist es deshalb wohl überraschend, dass die Fußwaschung kein festes Ritual im Gottesdienst wurde, zusammen mit dem Abendmahl. Manche würden vielleicht meinen glücklicherweise.

Aber das Bild ist wichtig, und wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass ein anderer einem die Füße wäscht, dann weiß man, was für ein ungewöhnlich angenehmes Gefühl das ist. Und eben dies ist wichtig – die Bedeutung, dass die Jünger im Namen Gottes ausgesandt werden, um der Welt Liebe zu geben.

Und nun ganz ruhig, ich habe heute nach der Predigt vor, das Abendmahl zu feiern und nicht eine Fußwaschung. Aber nehmt das Bild an – als die österliche Aufforderung, hinaus in die Welt zu gehen, um für unsere Mitmenschen das zu tun, was Jesus getan hätte – sie sehen, ihnen helfen, nach ihnen zu reichen, ja ihre Füße waschen, wenn das nottut.

Nach dem Ereignis von Ostern werden die Jünger alleingelassen  – aber nicht ohne Herz und mit leeren Händen. Das heutige Evangelium betont, dass Jesus in die Welt gekommen ist, um uns im Geiste Gottes den Weg in die Welt zu öffnen.

Und mit der Fußwaschung konnte er nicht deutlicher und konkreter zeigen, dass dieser Weg in vorbehaltloser Liebe gegangen werden soll.

Dass nicht alle dem zustimmten, zeigt Judas, den der Teufel im Griff hatte. Und dass der Teufel noch immer wütet, das sehen wir in allen Nachrichten, wo Krieg und Gewalt herrscht und wo Verrohung und Dummheit selbst junge Menschen zu Gewalt und Totschlag veranlasst. Aber eben das macht deutlich, wie wichtig es ist, dass Werke der Liebe gefördert werden und wachsen müssen und überall da sein müssen, wo sich Menschen begegnen.

Möge Gott uns helfen, dass wir sein Wort annehmen und nach seinem Gebot handeln. Amen.

Pastorin Laura Lundager Jensen
Langetoften 1, Osted
DK-4320 Lejre
E-mail: luje(at)kp.dk

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