Lukas 22,34.32

Lukas 22,34.32

Invokavit | Lk 22,34.32 | 06.03.22 | P. J. Stender |

Darwin. Charles Darwin. Der Mann, der im 19. Jahrhundert behauptete, dass wir Menschen nicht im Bilde Gottes geschaffen sind. Wir sind das Ergebnis einer langen Entwicklung von Tierarten. Warum glauben die Leute, dass die Kirche etwas gegen Darwin hat? Wir sollten glücklich sein über seine Entwicklungstheorie. Sie zeigt, warum wir heute Gottesdienst feiern! Nach Darwin sind es nur die Eigenschaften, die das Überleben einer Art sichern, die bewahrt werden. Unnötige Eigenschaften werden verschwinden, da es Energie erfordert, sie zu erhalten und damit die Überlebenschancen verringert. Der Glaube an Gott ist eine der Eigenschaften, die am längsten in die Geschichte des Menschen zurückreichen. Sie hat Zeit und Opfer gekostet. Aber wenn es noch immer Glauben an Gott gibt, und mehr als je zuvor, muss das infolge Darwin bedeuten, dass das die Überlebenschancen verbessert hat. Die Menschen, die glauben konnten, haben mehr überlebt als die, die nicht imstande waren zu glauben. Warum? Sicher, weil sie sich in Notzeiten am Leben erhalten konnten, weil sie einen Gott hatten, an den sie glaubten.

Ich sage damit nicht, dass wir am besten erst anfangen sollten, an Gott zu glauben, um zu überleben, wenn es Krieg oder Revolution gibt. Ich sage auch nicht, dass es wohl besser wäre, mit dem Glauben an Gott anzufangen, solange wir bei guter Gesundheit sind, um uns bei Laune zu halten, wenn es mit der Gesundheit bergab geht. Ich sage nur, dass es eine gute Idee ist, Zeit in Christus zu investieren anstatt ausschließlich in Geld Karriere und Pension. Es könnte sein, dass wir in unserem Ruhestand den Glauben an Gott mehr nötig haben als alle die Pensionsgelder.

Oder was mit unserer Gesellschaft? Wir tun alles Mögliche, um uns zu sichern im Fall von Katastrophen. Aber wie in aller Welt sollen wir verwöhnten Dänen, die in unseren besten Jahren aufgehört haben, an Gott zu glauben, imstande sein einen Gott zu finden, wenn wir Krieg, Revolution, gewaltige Naturkatastrophen oder Hunger erleben? Vielleicht ist die beste Sicherheit für schlechte Zeiten nicht der Bau von Schutzräumen, sondern der Glaube und die Kirchen.

Überhaupt sollten wir uns mehr in vielen verschiedenen Dingen üben. Wie helfen wir am besten unseren Lieben, wenn sie ernsthaft krank sind? Das tun wir, indem wir viel für sie tun, bevor sie krank werden. Dann ist es leichter, ihnen am Sterbebett zu helfen. Wie bekommt man einen schönen Ruhestand? Das tun wir, indem wir uns mehr frei nehmen, bevor wie in den Ruhestand treten. Dann fällt es uns leichter freizuhalten, wenn wir Ruheständler sind. Und wie können wir uns darin üben, einen guten Tod zu bekommen? Das können wir tun, indem wir leben, ehe wir sterben, so dass wir nicht auf dem Sterbebett lauter Dinge bereuen, die wir nicht gemacht haben.

Im Evangelium streiten sich die Jünger darüber, wer der größte unter ihnen ist. Das ist peinlich! Aber schön, dass die Bibel nicht davor zurückschreckt, uns auch von den peinlichen Seiten der Jünger zu erzählen. Ein Islamist, der sich selbst und viele Menschen tötet, ruft, ehe er die Bombe in irgendeinem Lufthafen auslöst: Alluha Akbar. Gott ist groß. Ist Gott wirklich groß, indem er tötet? Im Christentum ist Gott groß, indem er sich klein macht. Das tat Gott, als er Mensch wurde in einem kleinen Kind, das den Namen Jesus erhielt. Und deshalb wissen wir, wie wir als Menschen groß sein können. Das können wir, indem wir uns klein machen – so verstanden, dass es stets unser Mitmensch ist, der in unserem Leben die Hauptrolle spielen soll. Wir haben die Nebenrolle. Und da ich einen Sohn habe, der Schauspieler ist, weiß ich besser als andere, dass man am meisten Lust hat auf die Hauptrolle. Aber das gilt nur im Film und am Theater. Im Christentum geht die Hauptrolle an unseren Mitmenschen. Das erkannten die Jünger dann später.

Der Apostel Paulus hat einmal gesagt: Lasst euch verwandeln. Uns wird sonst immer gesagt, dass wir uns selbst finden sollen. Und da muss ich warnen. Es ist gar kein Spaß, seinen inneren, selbstzufriedenen Superegoisten zu finden. Wir hören auch, dass wir uns selbst so akzeptieren sollen, wie wir sind, und dass wir stolz sein sollen auf das, was wir sind. Und das ist ja richtig, man soll Selbsthass vermeiden. Aber Paulus sagt etwas anderes. Er sagt: Lasst euch verwandeln. Wir können uns in bessere Menschen verwandeln. Wir können uns so verwandeln, dass wir Gott und unseren Mitmenschen die Hauptrolle in unserem Leben geben. Wir können uns dazu verwandeln, mutig zu sein, das Leben zu leben und einige Chancen in unserem Dasein wahrzunehmen. Wir können uns verwandeln aus Atheisten zu Christen. Wir können uns verwandeln aus Pessimisten in Optimisten. Wenn man Christ ist, ist man bereit sich zu verwandeln. Jesus ließ sich kreuzigen, und er ist von den Toten auferstanden, um sich in den Erlöser der ganzen Menschheit zu verwandeln.

Nun ist es gewöhnlich schwer, sich an das zu erinnern, was der Pastor in der Predigt gesagt hat. Entweder liegt das daran, dass die Pastoren nicht leidenschaftlich genug predigen, oder es liegt auch daran, dass die Kirchgänger nicht mehr bei der Predigt zuhören als die Passagiere in einem Flugzeug, wenn die Stewardesse die Sicherheitsmaßnahmen erklärt. Deshalb will ich die heutige Predigt in drei Worten von Paulus zusammenfassen, die alle mit nach Hause nehmen können und über die sie nachdenken können:

Lasst euch verwandeln!

Gott befohlen. Amen.

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Pastor Poul Joachim Stender
DK 4060 Kirke Såby
pjs(at)km.dk

 

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