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Nicht jeder kann auf sein Leben zurückschauen. Und nicht jede will zurückschauen, eine persönliche Bilanz ziehen. Falls dies aber möglich und gewünscht ist, kann es sehr hilfreich sein; für die sterbende Person und für die Angehörigen, sagt Sterbebegleiter Simon Peng-Keller. «Es ist schade, wenn man die Gelegenheit verpasst, nochmals zurückzublicken und das Leben zu honorieren».
Die Sendung «Doppelpunkt» fragt, wie wichtig eine letzte Bilanz ist und spricht darüber mit verschiedenen Menschen, die sich mit ihrem Lebensende beschäftigen.
Man hinterlasse immer etwas, ob man will oder nicht, sagt der Zürcher Anwalt Mirko Ros, der sich täglich um die letzte Bilanz von Menschen in Form des Testaments kümmert sowie um dessen Konsequenzen. Auch wenn er sich primär um materielle Dinge kümmere, sei seine Arbeit sehr emotional. «Wenn man sieht, worüber gestritten wird, merkt man, dass es häufig nicht um Geld geht, sondern darum, wen die Eltern lieber hatten, wer in der Kindheit ein Instrument spielen durfte und wer nicht. Es geht um die menschliche Psyche und um Gefühle». Streit zu schlichten oder zu verhindern, mache seinen Job jedoch interessant.
Über den Tod zu sprechen, ist im medizinischen Umfeld noch immer ein Tabu. Auch im Universitätsspital Zürich macht man sich Gedanken über letzte Bilanzen. Es läuft eine Teststudie um eine neue Therapieform für Sterbende: Die «Dignity Therapy», eine Kurzintervention, die zum Ziel hat, mit Patienten ein biographisches Dokument anzufertigen, welches ihr Leben und dessen Wert zusammenfasst. Eine Art immaterielles Testament, welches Patienten zu Menschen mit einer Geschichte macht und ihnen hilft, im oft schwierigen Sterbeprozess, Würde zurückzugeben, sagt der leitende Arzt Dr. Josef Jenewein. «Damit sollen im Kern Patienten und Ärzte dazu motiviert werden, sich zu trauen, überhaupt über das Ende nachzudenken und darüber, was danach sein wird».