
2 Korinther 13,11-13
Kirche auf dem Weg des Friedens | Trinitatis | 11.06.2025 | 2 Kor 13,11-13| Kira Busch-Wagner |
13Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde! In diesem Jahr feiern Christinnen, Christen weltweit ein Jubiläum. Dass sie sich im Jahr 325, vor 1700 Jahren, bei einem großen Kirchentreffen über ihren Glauben neu verständigt zu haben. Selbst dem Kaiser war das so wichtig, dass er dazu in seine Sommerresidenz eingeladen hat. Nach dem Tagungsort Nicäa ist der Beschluss, ist das Glaubensbekenntnis benannt: das nizänische Credo. Es ging darum, miteinander festzuhalten, wie man als Kirche von Gott, von Jesus, dem Christus, wie man vom Heiligen Geist reden wolle. (Klammer auf: das hieß auch: wie man nicht reden wollte. Ein großes, eigenes Kapitel. Doch davon wann anders. Klammer zu.). Bis heute findet sich das Bekenntnis, mit einer kleinen Erweiterung, in unseren Gesangbüchern.
Unter den Bischöfen, die da in Nicäa zusammengekommen waren, waren auch einige ältere, denen man noch die Folter aus den Christenverfolgungen ansah. Die hatten sich vermutlich gut überlegt, für was sie ihr Leben einsetzen wollten. Und eingesetzt haben. Und welche Kirche sie haben wollten. Mit welchem Glauben. Wie sie von Jesus, dem Auferweckten reden wollten. Von Gott. Vom Geist. Wie sie sich verstehen wollten als Gemeinschaft, als Kirche
Zu Kirche ist schon manches gesagt worden am letzten Sonntag, zum Pfingstfest. In vielen Predigten und Veröffentlichungen hieß es: heute ist der Geburtstag der Kirche. Ein wunderbares Bild, und ein guter Grund zum Feiern. Doch das Schlagwort vom Geburtstag der Kirche hat seine Tücken. Könnte man doch bei „Geburtstag“ denken, 50 Tage nach der Auferweckung Jesu sei schlagartig eine neue Religion, eine neue Organisation auf der Welt gewesen. War aber nicht. Vielmehr: jüdische Freundinnen und Freunde des Juden Jesus erzählen von seiner Auferweckung. Gemäß der Schrift. Also aufgrund jener Überlieferungen, die in der Kirche heute „Altes Testament“ heißt. Sie erzählen von der Auferweckung des Christus, des Gesalbten. Erwählt durch den Gott Israels, der die ganze Welt geschaffen hat. Sie bekommen neue Kraft, neuen Mut, neues Feuer. Sie erleben sich getröstet. Jesus ist nicht mehr unter ihnen. Aber sie sind nicht allein. Davon erzählen sie weiter. Im Vertrauen auf Gottes Ruf ins Leben. So viel zu jenem Pfingstfest, zu jenem Wochenfest, von dem rückblickend der Evangelist Lukas in der Apostelgeschichte schreibt. Keine 25 Jahre später, keine 25 Jahre nach Pfingsten im Jahre des Todes und der Auferweckung Jesu, nicht mal so viel – oder so wenig – wie die Jahrtausendwende hinter uns liegt, erlebt der der Pharisäer Paulus eine mystische Begegnung mit dem Auferstanden. Er kommt ins Gespräch mit denen, die Jesus noch persönlich gekannt hatten. Er kennt die Schrift. Und entscheidet sich für die Auslegung: Ja, mit der Auferweckung Jesu steht den Völkern der Welt der Zugang zum Gott Israels offen. Ein eigener Zugang. Kein Übertritt, ohne jüdisch zu werden. Allein durch den Gesalbten Gottes. Den Christus. Durch Jesus. Im Heiligen Geist.
Paulus erwartet die Wiederkehr Christi in Kürze. Er reist in die großen Städte seiner Zeit. Er hält sich an die jüdischen Gemeinden. Er sucht zugleich den Kontakt mit Menschen jenseits des Judentums, mit den Völkern. Mit Heiden, wie später der Fachbegriff lautet. Er verkündet seine Entdeckung, seine Mission. Er hält Verbindung mit Gemeinden und Personen. Dazu gehören auch die beiden Briefe in die Hafenstadt Korinth. Bis zum letzten Schnipsel brennt er für seine Anliegen. So lautet – nach schwierigen Auseinandersetzungen – das Ende des 2. Korinther-Briefes – uns heute für den Gottesdienst aufgetragen! – :
Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 12Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen. 13Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Soweit die Zeilen aus dem Brief nach Korinth. Damit bin ich mit Paulus wieder da, wo ich angefangen habe. Bei der Kirche. Bei den Jesusleuten. In Korinth und überall anderswo in der Welt. Bei ihrem Streit. Vor allem aber beim Ziel des Paulus: Frieden! Und Dank angesichts der Gnade des Herrn. Des Jesus Christus. Durch ihn: Zugang zur Liebe Gottes. In gutem, in heiligem, in gottgemäßem Geist.
Dann: rund 250 Jahre nach Paulus: wieder (oder immer noch?) Streit in der Kirche. Erneut die Suche, gemeinsam zum Frieden zu finden. Dann in Nicäa. Wegen all der Gnade, wegen all der Gaben des Herrn Jesus. Wegen des Wunders, durch ihn zu Gott zu finden. In gutem, in heiligem Geist. Zeuge davon: das Dokument „Bekenntnis von Nicäa“.
Die Geschichte der Kirche hat damit nicht aufgehört. Wie Geschichte ja nie aufhört. Aber es ist gut, sich daran zu erinnern. Und immer neu anzusetzen. Anzuknüpfen. An die Suche nach Frieden. An den Dank. An die Freude. An den guten, tröstlichen, himmlischen Geist Gottes. Um mutiger, fröhlicher, kräftiger in dieser Kirche und mit dieser Kirche und über sie hinaus zu wirken. Auf Frieden hin. Heute, eine Woche nach Pfingsten. Am Sonntag der Dreifaltigkeit. Am Sonntag der Dreieinigkeit. Immer weiter. Bis ans Ende der Welt. Amen.
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Liedvorschläge:
Nun singe Lob, du Christenheit …. (EG 265).
Du Abglanz aller Herrlichkeiten … (z.B.Regionalteil Baden 669 – greift das Nicänum auf!)
Gott, unser Ursprung, Herr des Raums … (EG 431: ein Friedenslied; wenn nicht jetzt, dann später zu singen!)
Gelobet sei der Herr … (EG 139; mit einer wunderbaren Trinitäts- und eben nicht Drei-Götter-Lehre!)
Und: unbedingt mit dem Nicänum Bekenntnis ablegen!
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Pfarrerin Kira Busch-Wagner Karlsruhe E-Mail: Kira.Busch-Wagner@kbz.ekiba.de
Kira Busch-Wagner, geb. 1961, Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche in Baden, thematische Schwerpunkte: Ökumene, Christlich-jüdisches Gespräch, Öffentlichkeitsarbeit