2 Korinther 13,11-13

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Im Namen des Göttlichen | Trinitatis | 15.06.2025 | 2Kor 13,11-13 | Nadja Papis |

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!

Stolz schaut der Vater sein Kind an. Da steht die Tochter auf dem Stuhl am Herd und rührt die Sauce um. Sie hat sie zum ersten Mal ganz selber gemacht. Er, der Vater, war einfach da und beobachtete voller Freude, wie mutig sie die Zwiebeln schnitt, wie gekonnt sie die Zutaten abwog und wie der würzige Duft die Küche erfüllt, als sie alles vermengte. Ob sie sich später mal daran erinnert, wenn sie kocht? Ob sie sich daran erinnert, wie er ihr geduldig alles zeigte und sie ihren eigenen Weg gehen liess? Ob sie sich an diese überschäumende Liebe erinnert, die er empfindet, wenn er sie so sieht?

Die Liebe Gottes…

Liebe, die ins Leben ruft.

Liebe, die zum Leben beruft.

Liebe, die das Leben begleitet, erneuert und auch beendet.

Eine Liebe wie die eines nährenden Vaters oder einer zugewandten Mutter und doch grösser und umfassender als jede menschliche Liebe.

Szenenwechsel

Wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern. Da und dort wird eine spontane Umarmung daraus. Es spielt keine Rolle, dass uns allen der Schweiss am Shirt klebt und die Hosen verdreckt sind. Tiefes Einatmen, erleichtertes Ausatmen. Verbunden durch das Erlebte betrachten wir das gemeinsame Werk: Ordentlich mit schönen Holzplanken eingefasste Beete, gefüllt mit fruchtbarer Erde, die noch dampfte, als wir sie verteilten. Pflanzensetzlinge, die in mühsam gebückter Haltung liebevoll und doch auch fest eingesetzt wurden. Asthaufen, Steine, Wurzelballen und sogar zwei Bäume ergänzen die Biodiversitäts-Beete im Park unserer Kirchgemeinde, angelegt mit vielen Freiwilligen, die dafür ihren freien Tag hergaben. Nun stehen wir da, am Ende dieses Tages und stellen uns vor, wie es bald summt und brummt, blüht und spriesst und geniessen die wohltuende Erschöpfung. Keine hätte es alleine geschafft. Den einen Brocken Stein mussten wir gar zu dritt mit der Schubkarre transportieren. Diesen Strauch da, den mit den Dornen, den haben wir zwei zusammen gesetzt. Unsere zerkratzten Arme erzählen davon. Ja, es ist ein Gemeinschaftswerk, das verbindet.

Die Gemeinschaft des heiligen Geistes, der göttlichen Kraft.

Die Gemeinschaft der Begegnungen

Die Gemeinschaft derer, die miteinander unterwegs sind

Die Gemeinschaft aller, die atmen.

Es ist diese Verbundenheit zwischen Menschen und allem Lebendigen, die uns auf eine andere Dimension hinweist und uns ahnen lässt, dass da noch mehr ist, als wir uns vorstellen und denken können.

Eine dritte Szene

Ja, gut, es war nicht das Schlauste, was ich in meinem Leben je gemacht habe. Also, eigentlich gehört es eher zum Schlimmsten – oder, na ja, es war einfach schlimm, ich schäme mich und fühl mich schlecht. Warum habe ich mich hinreissen lassen? Was bin ich denn eigentlich für ein Mensch? Wer soll mich jetzt noch mögen, ich mag mich ja selber grad nicht mehr. Und dann steht sie da, schaut mich an mit diesem Blick. Ich kenn dich, sagt der, du, ich mag dich trotzdem. Meine Freundin nimmt mich an der Hand und geht mit mir weiter. Plötzlich fällt es mir leicht, einfach einen Schritt nach dem anderen. Diese Hand, die mich einfach mitnimmt, die gibt mir Geborgenheit und Hoffnung. Ob ich es ohne sie auch gekonnt hätte, das mit dem Weitergehen? Nun kann ich anschauen, was geschehen ist, und – vielleicht – verzeihen, mir verzeihen. Oder mich zumindest nicht gänzlich verurteilen. Denn sie urteilt nicht, sie ist einfach da. Das hat etwas sehr Befreiendes. Noch nicht erlöst, aber doch etwas leichter kann ich mir wieder begegnen und auch dem Leben. Dank dieser Hand, die einfach da ist und mich mitnimmt.

Die Gnade Jesu Christi

Die Gnade einer Freundschaft, die hält

Die Gnade einer Freundschaft, die annimmt.

Die Gnade einer Freundschaft, die erlöst.

Ein Angebot, so menschlich, dass es mir nahekommt, und doch zugleich göttlich, so dass es Erde und Himmel verbindet und eine Erlösung schafft, die alles überdauert.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!

Wir kennen sie gut, diese Worte. Am Anfang jedes Gottesdienstes machen sie uns bewusst, wozu und worin wir uns versammeln: Im Namen des Göttlichen, das eins ist und sich doch in Vielfalt und Beziehung zeigt. Im Namen der Lebendigen, die mitten im Leben wirkt und uns berühren will. Im Namen des Ewigen, der das Leben segnet und behütet. Und das feiern und bedenken wir gemeinsam.

Amen

Pfrn. Nadja Papis

Langnau am Albis

nadja.papis@refsihltal.ch

Nadja Papis, geb. 1975, Pfarrerin in der ev.-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich/Schweiz. Seit 2003 tätig im Gemeindepfarramt der Kirchgemeinde Sihltal.