5. Mose 6,4-9

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Die Tora als Wegweiser für das Leben | Reformationstag | 31.10.2025 | 5. Mose 6,4-9 | Thomas Bautz |

Liebe Gemeinde!

Es ist begrüßenswert, dass nach mehreren Reformen der Perikopenordnung das Interesse an Texten der hebräischen Bibel gewachsen ist: Man findet „signifikant mehr alttestamentliche Predigttexte und Erweiterung ihres Gattungsspektrums“, einige blieben. Man darf die zuständigen Gremien bei der EKD und in den Landeskirchen (mit abweichenden Ordnungen)[1] loben. Die Auswahl ist mitunter bemerkenswert; das betrifft besonders die Wahl Dtn 6,4–9 für das Reformationsfest. Schwierig ist es, Bezüge zwischen dem Šema‛ Jiśrā’el und dem Gedenken der Reformation herzustellen.[2]

Die Leitgedanken für das Volk Israel und das Judentum finden sich in der Tora und kulminieren in den Worten des Schma Jisrael; die ersten sechs Wörter im Hebräischen klingen wie eine Präambel, die durchaus feierlich verkündet wird.

שְׁמַע יִשְׂרָאֵל יְהוָה אֱלֹהֵינוּ יְהוָה אֶחָד

„Höre Israel, der Ewige (JHWH), ist unser Gott, der Ewige (JHWH) ist einzig.“[3]

„Im hebräischen Text sind die Endbuchstaben des ersten und letzten Wortes durch Großschreibung hervorgehoben: Ajin und Dalet, was zusammen das Wort ‚Ed‘, Zeuge, ergibt! Dieser Satz legt Zeugnis ab für die unbeirrbare Treue des jüdischen Volkes zu Gott, durch alle Jahrtausende seiner Existenz hindurch, in friedlichen Zeiten und erst recht in Zeiten der Verfolgung.“[4] Realistischer wäre: … für die unbeirrbare gegenseitige Treue zwischen dem jüdischen Volk und Gott.

Das Šema‛ Jiśrā’el zielt in dieselbe Richtung wie das Erste Gebot „Ich bin Jahwe, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten geführt habe, aus der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (Ex 20,2–3/ Dtn 5,6–7).

Das Bekenntnis zur Einzigkeit Jahwes ist daher nur auf das Verhältnis Israels zu seinem Gott Jahwe zu verstehen; Israel weiß sich ausschließlich an seinen Gott gebunden. Die Existenz anderer Götter wird nicht ausgeschlossen (Monolatrie). Erst später wandelte sich das Verständnis zu dem Gedanken, dass Israels Gott der einzige wahre Gott ist (Monotheismus).[5] Israel soll verstehen, dass es eine universelle einzigartige Einheit gibt, die auch alle Gegensätze in sich vereinigt – mit einem Rabbiner gesagt:[6]

„Dieses ganze gegensätzliche All, mit Himmel und Erde, … mit bauenden und zerstörenden Kräften und Stoffen, mit all dem daraus sich erzeugenden Wechsel von Tag und Nacht, von Werden und Vergehen, von Blühen und Welken, von Leben und Sterben, von Haben und Verlieren, von Genießen und Darben, von Steigen und Fallen, von Lieben und Hassen, von Freud und von Leid, mit all den Gegensätzen … aus welchen das Menschenwesen selbst sich gewoben fühlt – ein Einziger, Gott, der eine Einzige ist es, der all diese Gegensätze geschaffen und hält, alle diese Gegensätze geordnet und leitet, der all die Gegensätze in uns gebildet.“

Wenn Gegensätze auch für uns Menschen eine Einheit bildeten, wenn Polaritäten oder Dualismen zwar bestehen blieben, aber nicht unversöhnlich neben- oder gar gegeneinander – dann wäre es doch möglich, Vertreter verschiedener Kulturen und Religionen, mit unterschiedlichem politischem Hintergrund zu Begegnungen und Gesprächen zusammenzuführen. Wenn man dann nicht nur die bestehenden Unterschiede hervorhöbe, sondern auch Gemeinsamkeiten entdeckte, wären sie auch gewappnet gegen diejenigen, die durch Propaganda, Lügen und Gewalt einen Keil zwischen sie treiben wollen – leider meist erfolgreich!

Mose fügt seiner berühmten Abschiedsrede – zu dem unverzichtbaren Hören und Verstehen der Worte des einzigartigen Gottes, der alle Gegensätze in sich vereint – die Forderung hinzu, diesen Gott auch zu lieben: „Und so sollst du lieben den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen.“

„Lieben mit deinem ganzen Vermögen“ meint „mit aller Kraft“ oder „mit all deinem Besitz/ Gut oder Geld“.[7] „Vermögen“ ist auch im Deutschen zweideutig. Diese Ambivalenz wird konkret, wenn wir uns an die Erweiterung des Liebesgebotes erinnern und auf unser Leben anwenden: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev 19,18b). Bekannt ist auch die Szene im Markusevangelium, wo Jesus die Frage eines Schriftgelehrten nach dem höchsten Gebot souverän beantwortet:

Das höchste Gebot ist das: „Höre, Israel, Jahwe, unser Gott, ist Jahwe allein, und du sollst Jahwe, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“. Das andre ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Es ist kein anderes Gebot größer als diese (Mk 12,29–31).

Das Gebot der Liebe zu Gott, auch wenn es mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft geschehen solle, bliebe noch recht abstrakt, wird aber durch die Forderung der Liebe zum Nächsten und zu sich selbst konkretisiert. Dabei ist – mit Emmanuel Lévinas – ebenfalls die Einzigartigkeit des Nächsten zu beachten. Der Einzigartigkeit des Anderen in Leiden, Nöten, Entbehrungen lässt sich adäquat nur durch unvergleichliche Einzigartigkeit einer Selbstaufopferung begegnen. Eine solche Bereitschaft zur Entbehrung, zum persönlichen Verzicht ist kapitalistischen, auf Wohlstand bedachten Gesellschaften äußerst fremd. Bestenfalls fühlt man sich durch karitative und soziale Institutionen entlastet, oder einzelne Menschen haben ein Herz für Arme, Einsame, Kranke und Schwache.

Ein solcher Anspruch zur Aufopferung für den Anderen, für den Nächsten, bedarf einer Vermittlung, wo das Angesichtig[8] werden, das Sich aussetzen erschwert, verdrängt, verhindert wird; das Selbst muss angeredet werden. Anspruch erwächst aus Zuspruch. Folgenreicher, weittragender Diskurs gebiert die Rede, ein Gebet, das Religion und Alltag des Judentums bis heute bestimmt: das Schma Jisrael. Es hat einen hohen Stellenwert in Israel; es begleitet das Leben eines Juden vom Anfang bis zum Ende. Das Šema‛ Jiśrā’el ist kein Bekenntnis, auch kein Glaubensbekenntnis, sondern Ausdruck einer Liebesbeziehung zwischen Gott und Gottsuchern; Menschen, die auf der Suche sind und die währenddessen immer wieder erfahren, dass Nähe zum Ewigen, zu Jahwe (JHWH) nur möglich ist durch die aufrichtige Nähe zum Nächsten (modern: zum Mitmenschen).

Als unsichtbare, aber treibende Kraft setzt die einem An- und Zuspruch folgende Ethik einen Diskurs in Gang, der fortwährend seinen Anfang nimmt in der Gesellschaft, in der Familie, beim Einzelnen. Dem Angesprochensein korrespondiert ein Gehörschenken. Der Anspruch ist universal, auch wenn er auf die Einzigartigkeit eines Menschen zielt. Träfe er auf Gehör, wäre der Gehorsam (ein unbeliebtes Wort) ebenso einzigartig – schon deshalb, weil Weghören, Nichtwahrhaben wollen, Ausblenden eher der „Norm“ entspricht. Eine auf die Singularität des Anderen zielende Ethik widerspricht nicht ihrem Anspruch auf Universalität.

Grundlegend gilt, dass der Andere nicht als „Abbild“ oder Spiegelbild des Ich (Ego) konstruiert wird;  Das Gesicht[9] des Anderen ist „absolut transzendent“. „Es stellt dadurch meinen Anspruch, die Welt durch Wissen (…) ausleuchten zu können, in Frage, und öffnet mich so einem Denken, das einen Vorrang des Anderen möglich macht und meinen Egoismus durchbricht – Möglichkeit von Ethik.“[10] „Seine Anderheit (…), sein ganzes Wesen spricht mich an mit einer Bedeutung, der ich nicht Herr werden kann. Diese Bedeutung kommt dem Anderen nicht von irgendeinem Kontext (System, Geschichte) her zu, sondern entspringt ganz aus ihm selbst. Dieses unsichtbare ethische Bedeuten und Sprechen des Anderen macht sein ‚Antlitz‘ aus.“[11]  Genau dazu vermögen (jüdisch) die Tora und die Bibel (christlich) Wege zu ebnen.

Hören wir doch einmal hinein in die kulminierenden Worte der Tora, der Weisung schlechthin, die der Präambel folgen:[12]

„Und du sollst Jahwe, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen bleiben, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du unterwegs bist; wenn du dich niederlegst und wenn du dich erhebst. Du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden und sie als Merkzeichen auf der Stirn tragen, und du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses schreiben und an deine Tore.“

Auf der Ebene des Deuteronomiums ist mit „lieben“ loyale Treue zum Bund[13] gemeint. Man sieht in den Aussagen des Textes ein bemerkenswertes Programm: Die Gesetze des Deuteronomiums „sollen auswendig gewusst werden; sie sollen eine zentrale Rolle spielen in der alltäglichen Erziehung; sie sollen zum ‚Markierungszeichen‘ (…) werden, sie sollen in privaten wie öffentlichen Räumen sichtbar vor Augen stehen.“[14]

Das Hören, Lesen und Verstehen lernen der Tora soll das Leben und das Alltagsleben des Einzelnen wie auch der Gemeinschaft prägen. Dabei ist die „immer neu anhebende Lesung der Schrift eine nie endende Offenbarung.“ „Die Tora spricht die Sprache der Menschen“, sagt ein Rabbi; das geschieht, damit die Auslegung nicht hinter jedem Ausdruck der biblischen Sprache „einen metaphysischen (oder allegorischen) Sinn suchen muß. Doch diese Begrenzung der Interpretation ist stets relativ, und die Grenzen sind verschiebbar.“ Der unabweisbare, aber großartige Gedanke hinter diesem Prinzip ist derjenige, dass sich die Tora derselben Sprache bedient, mit der wir denken, reden, miteinander sprechen.[15] Dabei hält die Schrift meist einen geheimnisvollen (oder latenten) Sinnüberschuss bereit. Im Akt des Lesens verbirgt sich mitunter eine „implizite Exegese – und Aufforderung zur Exegese“.[16]

Die Tora liegt uns zwar schriftlich vor, hat aber vornehmlich mündlichen Charakter – auch für uns Heutige; diese Anschauung vertritt jüdische und christliche Bibelauslegung.[17] „In der Thora begegnet ihr dem, der euch als Person anredet.“[18] Eine Klimax tröstlicher Bibellektüre erfährt man durch Worte bei Jeremia: „Ich gebe meine Tora in ihr Inneres, und auf ihr Herz will ich sie schreiben“ (Jer 31,33) und im Psalter: „Das ist mein Trost in meinem Elend, dass Dein Wort mich am Leben erhält“ (119,50); „Meine Augen schmachten nach Deinem Wort, sie fragen: Wann wirst Du mich trösten?“ (119,82); „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht auf meinem Pfad“ (119,105).

Nun mag es doch nicht mehr so schwer erscheinen, einen Bogen zu schlagen zur Reformation, an dieser Stelle vornehmlich zum Reformator Martin Luther. Die enorme Bedeutung, welche die Tora, kulminierend im „Höre Israel“ (Schma Jisrael) für das Judentum hat, ließe sich m.E. vergleichen mit der herausragenden Rolle, die das „Wort Gottes“, die Heilige Schrift, die Bibel für das Christentum einnimmt. Luther hat seinerseits Prinzipien und Ratschläge für die Bibellese hinterlassen, die nicht nur dogmatischen, theologischen, theoretischen Charakter haben, sondern auch für das Leben der Leser hilfreich, nützlich sein sollen z.B.: Die Bibel ist nicht zuerst Lese-, sondern Lebewort:[19]

„Denn das geschriebene Wort Gottes soll nicht (nur) gelesen, sondern gelebt werden; es will nicht der Spekulation, sondern der Meditation dienen und so der Praxis des Lebens zugutekommen.“[20] Das Wort Gottes meditieren heißt: „Nicht allein im Herzen, sondern auch äußerlich die mündliche Rede und Buchstabenwort im Buch immer treiben, lesen und wieder lesen, mit fleißigem Aufmerken und Nachdenken (…).“[21]

Wer sich vertiefend an die Schriftauslegung begeben will, dem gibt Luther ein Prinzip mit auf den Weg: „Der Ausleger (…) entspricht seiner Aufgabe darin, daß er der Selbstauslegung der Schrift ungehindert Raum gibt.“ Das meint die „Formel“: „Scriptura (sacra) sui ipsius interpres“. Damit wird freilich keine exegetische oder hermeneutische Anstrengung überflüssig; es soll aber daran erinnern, „sich auf den Vollzug der Selbstauslegung der Schrift nicht nur noetisch (mit dem Verstand), sondern in seiner ganzen Existenz einzulassen.“ Dazu gehört auch, jeden Text aus seinem Kontext heraus zu verstehen. Ferner betont Luther die „Regel, die Worte stets in ihrem einfachen, natürlichen Sinn zu verstehen.“[22] Außerdem ist es wichtig, den Geist vom Buchstaben, den geistlichen vom wörtlichen Sinn zu unterscheiden.[23]

Luthers starke Betonung der „Selbsttätigkeit der Hl. Schrift“[24] gipfelt in der Formel Sola Scriptura, die unter den reformatorischen „Solas“ die Grundlegendste zu sein scheint, weil sich die anderen, nicht weniger bedeutsamen, von ihr inhaltlich ableiten lassen:[25] Sola gratia (Allein durch Gnade); Sola fide (Allein durch Glauben); Solus Christus (Allein Christus); die Betonung Christi als Heilsbringer drückt sich in dem Schriftprinzip Was Christum treibet aus, ergo, was in der Bibel auf Christus hinweist.[26]

Es muss nicht extra betont werden, dass jüdische Schriftauslegung nur mit dem Schriftverständnis des Reformators Luther und somit der vermutlich wichtigsten Errungenschaft der Reformation in etwa vergleichbar ist. Das betrifft nicht zuletzt die Treue zur Tora, zur hebräischen Bibel insgesamt, seitens des Judentums, wie auch die Treue zum Wort Gottes, zur Schrift, zur Bibel, von christlicher Seite aus. „Die gottgeschenkte Selbsttätigkeit der Bibel ist der Schlüssel zu Luthers Selbstverständnis und zum wahren Verstehen der evangelischen Bewegung überhaupt.“ Dass Luther diese Bewegung verkörpert, „ist nur von der Erfahrung der Offenbarung Gottes in der Bibel zu begreifen. ‚Die Kirche kann nicht entstehen noch bestehen in ihrer Natur – außer durch das Wort Gottes‘ (…). Diese Worte Luthers in seiner ersten uns erhaltenen Predigt vom Jahre 1512 gelten gerade auch für unsere Zeit, nachdem sie bahnbrechend und wegweisend für das 16. Jh. gegolten haben.“[27]

Es dürfte kaum schwerfallen, bei sorgfältiger Lektüre der hebräischen Bibel, beim Studium der Tora, zu entdecken, wie Worte der Schrift lebendig und wirksam werden, gesprochen durch Propheten, die auf das Wort Gottes hörten und es sozialkritisch verkündeten. Oder wie Gebete einzelner Menschen oder einer Gemeinschaft ihre Nähe zum Wort, eingebettet in ihre persönliche Lebenssituation, zum Ausdruck bringen. Schließlich werden Reflexion über das Dasein – mit allen Zweifeln und Ängsten vor dem Scheitern – vom Wort Gottes begleitet, mitunter sogar durchdrungen, und Menschen reifen dadurch, wie es die Weisheitsliteratur in der hebräischen Bibel und im Talmud[28] zu zeigen vermag.

„The oral Torah speaks ‚in spirit and in truth‘, even when it seems to do violence to the verses and letters of the written Torah. From the Torah it extracts ethical meaning as the ultimate intelligibility of the human and even of the cosmic.”[29]

(Die mündliche Tora spricht „im Geist und in der Wahrheit“, auch wenn sie den Versen und Buchstaben der geschriebenen Tora Gewalt anzutun scheint. Aus der Tora extrahiert sie ethische Bedeutung als die ultimative Verständlichkeit des Menschlichen und sogar des Kosmischen.)

Judentum und Christentum halten in Gestalt ihrer heiligen Schriften kostbare Schätze in Händen. Würden diese auch Zugang zu den Herzen der Menschen gewinnen, möchte man sie verinnerlichen, käme man praktisch der Ethik des Anderen, der Liebe des Nächsten einen enormen Schritt näher.  „Das jesuanische ‚Doppelgebot‘ (Mk 12,29–31) ist (auch) jedem Juden eine Selbstverständlichkeit, (…) in der Praxis des Alltags, nie im Philosophieren (Meditieren) allein äußert sich die Gottesliebe.“[30]

Amen.


Pfarrer Thomas Bautz
(„im Unruhestand“)
Bonn
bautzprivat@gmx.de

 

Fussnoten:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Perikopenordnung.

[2] Eine hypothetische Verbindung könnte allzu konstruiert und einseitig sein! Fairerweise müssten auch die judenfeindlichen Schriften Martin Luthers erwähnt werden, hier nur die wichtigsten: Römerbriefvorlesung (1515–1516), WA 56; Von den Juden und ihren Lügen (Jan. 1543), WA 53, S. 412–552; Erste Psalmenvorlesung (1513–1515), WA 55/1 und 55/2. Es ist eine Schande, dass die Theologische Realenzyklopädie nur auf einer  Seite über Martin Luther dessen Judenfeindlichkeit (vorsichtig!) anspricht: TRE 21 (1991), Art. Luther, Martin (1483–1546),  513 –567: Luther I: Leben, 514–530 (Martin Brecht): (10.) Wirkungsbereiche, 522–523: 523; ergo ein winziger Teil aus Luthers Leben und Wirken! https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther_und_die_Juden. Wir werden aber Luthers Verdienste ebenfalls (in Auswahl) im Weiteren anführen.

[3] Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS): Dtn 6,4; cf. https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael#.

[4] https://www.hagalil.com/judentum/torah/zwi-braun/5-vaet-02.htm. Hervorhebung der beiden Buchstaben findet sich leider nur in wenigen Quellen, wie in der BHS. Die Wortbildung aus ihrer Zusammensetzung zu עד (Ed) erinnert ein wenig an Methoden der Kabbalah, einer mystischen Bewegung innerhalb des Judentums, die   religiöse, philosophische und esoterische Gedanken aufnimmt und dazu auch spielerische Deutungen aus dem hebräischen Alphabet ableitet.

[5] Cf. https://www.die-bibel.de/ressourcen/efp/reihe1/reformationsfest-5-mose-6.

[6] https://www.hagalil.com/judentum/torah/zwi-braun/5-vaet-02.htm.

[7] Roland Gradwohl: Bibelauslegungen aus jüdischen Quellen 4 (1989): „Höre, Israel“ (Dtn 6,4–9), S. 120–135: Leitworte des hebräischen Textes, 121–122: 121; so die sekundären Bedeutungen von „Vermögen“.

[8] visage (Angesicht/ Antlitz, besser: Gesicht, face) ist ein zentraler Begriff in Lévinas‘ philosophischer Ethik; Lévinas: Totalität und Unendlichkeit (52014; 4. Aufl. d. Studienausgabe): Register: Antlitz (visage), 456; vor allem 267–294; Lévinas: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht (42011; 3. Aufl. d. Studienausgabe): Register: Gesicht (visage), 43ff, 199ff; vor allem 43 (A. l): „das Gesicht des Anderen“, wo Thomas Wiemer als Übersetzer die Möglichkeiten einer Wiedergabe von visage diskutiert und die Wahl: Gesicht begründet; cf. Lévinas: Wenn Gott ins Denken einfällt. Diskurse über die Betroffenheit von Transzendenz (42004; 3. Aufl. d. Studienausgabe): Register: Antlitz (visage), vor allem 208 (A. m), wo der Übersetzer (Th. Wiemer) Gesicht und visage auf eine ethische Forderung bezieht: jemand blickt mich an und damit betrifft er mich ethisch (209; m).

[9] S. Federico Ignacio Viola: Der Kairos der Liebe. Das Konzept der Gerechtigkeit bei Emmanuel Levinas, Studien zu Judentum und Christentum 27 (2014): Das Verständnis der Ethik (1.) Unbedingtheit der Ethik (b) Das Gesicht, 29–31.

[10] Lévinas: Ethik als Erste Philosophie. Mit e. Nachwort v. Gerhard Weinberger (2022): Glossar (81–93): Alterität/ Antlitz, 81–82.

[11] Den Andern denken. Philosophisches Fachgespräch mit Emmanuel Levinas, hg.v. Franz Josef Klehr (1991): Den Anderen anders denken. Einführung in die Philosophie von Emmanuel Levinas, 1986 (Ludwig Wenzler), 13–15: 13.

[12] Cf. Zürcher Bibel, z.St.; Die fünf Bücher der Weisung (Martin Buber/ Franz Rosenzweig), z.St.

[13] S. Udo Rüterswörden: Bund (AT), (2006), wibilex pdf-Datei, S. 7–8: Bundestheologie (u.a. Jer 31

[14] Karin Finsterbusch: Deuteronomium. Eine Einführung (2012), 85.

[15] Emmanuel Lévinas: Jenseits des Buchstabens. Band 1: Talmud-Lesungen (1996): Vorwort, 7–18: 7; Original: Lévinas: L’au-delà du verset (1982).

[16] Lévinas: Jenseits des Buchstabens 1 (1996), 8.

[17] Logos und Buchstabe. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Judentum und Christentum der Antike, hg.v. Gerhard Sellin/ François Vouga TANZ 20 (1997): Das lebendige Wort und der tote Buchstabe. Aspekte von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in christlicher und jüdischer Theologie (Gerhard Sellin), 11–31; Spuren der Unterscheidung von mündlichem und schriftlichem Wort im Alten Testament (Ina Willi-Plein), 77–89.

[18] Lévinas: Jenseits des Buchstabens 1 (1996): Erste Lektion. Das Modell des Westens, 19–49: 46.

[19] Zit.n. Albrecht Beutel: In dem Anfang war das Wort. Studien zu Luthers Sprachverständnis, HUTh 27 (1991): (§ 9) Gottes geschriebenes Wort (1.) Zu Luthers Schriftverständnis (a) Die Schriftlichkeit der Schrift, 238–243: 242 (A. 200 u. 201); Belege dort nach der Weimarer Ausgabe (WA).

[20] Cf. WA 31,1; 67,24–27 (1530); zit.n. Beutel, op.cit.

[21] Cf. WA 50; 659,22–29 (1539); zit.n. Beutel, op.cit.; von uns sprachlich ans heutige Deutsch angepasst.

[22] Beutel: In dem Anfang war das Wort (1991): (§ 9) (1.) Zu Luthers Schriftverständnis (c) Die Klarheit der Schrift, 246–250: 247 (A. 226 u. 227); zur Kontextabhängigkeit: WA 18; 69,9–11 (1525); zit.n. Beutel, op.cit.

[23] „In Scripturis Sanctis optimum est Spiritum a litera discernere, hoc enim facit vero theologum“, WA 55 I, 4; TRE 30 (1999), Art. Schriftauslegung (III) (4.) Reformation (4.1.) Luther, 481–482: 481.

[24] Ernst-Wilhelm Kohls: Luther oder Erasmus. Luthers Theologie in der Auseinandersetzung mit Erasmus. Band II, ThZS 8 (1978): (III) (2.) Die Unterschiede zwischen Erasmus und Luther (a) (4) Das „sola scriptura“ bei Luther als Beschreibung der Selbsttätigkeit der Hl. Schrift, 32–34.

[25] Cf. https://www.biblisch-reformiert.org/5-Solas-der-Reformation.

[26] Angesichts dieser Formeln verlassen wir die Vergleichbarkeit mit der Rolle der Tora im Judentum.

[27] Kohls: Luther oder Erasmus (1978): Zusammenfassung (1.) Die gottgeschenkte Selbsttätigkeit der Bibel, 183–184 (A. 1300; S. 362); WA 1, S. 13, 38–39.

[28] Lernen, Torastudium (des Pentateuch, später: der Heiligen Schrift); https://judentum.hagalil.com/talmud/; https://de.wikipedia.org/wiki/Talmud.

[29] Emmanuel Levinas: Nine Talmudic Readings. Übers. u. mit e. Einf. v. Annette Aronowicz (1968 u. 1977; 1990): From the Sacred to the Holy: Five New Talmudic Readings (89–197): Preface, 91–93: 92–93.

[30] Gradwohl (1989): „Höre, Israel“ (Dtn 6,4–9): Wegweisung für unsere Zeit, 135.