
Lukas 2,1-14
Heiligabend | 24.12.24 | Lk 2,1-14 | Von Peter Skov Jakobsen |
Eine unansehnliche Gegend in der Welt, aber ein Ort, wo das Chaos der Macht immer ausbricht! Sie hörten die Namen Augustus und Quirinius, und sie wussten, dass der Wahnsinn der Macht über sie hereinbrach. Sie sahen Ruinenberge, Tod, Vergewaltigung, Hass und massive Lügen vor sich – und Schweigen, Ohnmacht breiteten sich unter ihnen aus.
Sie wussten sehr wohl, dass die Volkszählung keine demographische Untersuchung war, die dem Volk nutzen sollte – es war keine Wohlfahrts-Untersuchung. Es war nur die Macht, die eines ihrer sogenannten Wunder vollbrachte, nämlich den Herrschenden Reichtum aus der Armut des Volkes zu verschaffen.
Mitten in diesem Chaos wurde Christus geboren. Gott kommt in die Welt in der Gestalt eines ungeschützten Kindes. Sie hatten davon geträumt, dass dies geschehen sollte – sie hatten davon geträumt, dass das Böse von einem Kinde Widerspruch erfahren sollte, als Mensch geboren, und sie nannten ihn Friedensfürsten, Ewigkeitsvater, und er sollte kommen mit einem Reich des Friedens und der Gerechtigkeit. Er befreit Menschen von der moralischen Selbstberauschung und von den selbstsicheren Urteilen und Vorurteilen. Er befreit uns, wenn wir uns hinter Status, Einsicht und Macht verstecken.
Christus erscheint ohnmächtig, und doch weckt er Vertrauen auf die Liebe und Barmherzigkeit mitten in der Rücksichtslosigkeit.
Er weckt Traum und Phantasie, und die Sehnsucht pflanzt er in den Menschen, damit sie blühen möge. Seit ich als Junge Astrid Lindgrens Erzählung „Die Kinder aus Bullerby“ hörte, habe ich eine Hoffnung in mir gehabt. Seit dem war Schnee verbunden mit Spiel, Freiheit, Ausgelassenheit, Schönheit, und auf einer Schlittenbahn herunterzurasen mit Heulen und Jauchzen und sich dem Spiel und dem Lachen hinzugeben.
Nur eines ist ärgerlich, man muss den Schlitten wieder auf den Hügel hinaufziehen. Deshalb träumten die Kinder davon, dass man die Rodelbahn umkehren kann, so dass es immer bergab geht!
Diesen Traum nehme ich mit mir in die Welt – auch wenn es sich um Krieg handelt, um Terror, um Klima, um Flüchtlinge, um Armut und Demütigung. Ich trage den Traum mit mir, aber es ist Krieg in der Ukraine und Russland, in der Westbank und in Gaza.
Der Geburtstag Jesu ist Widerstand gegen Rücksichtslosigkeit und Bomben, Gewalt und Terror, Widerstand gegen Einsamkeit, Traurigkeit und Beleidigung.
Er ist eine Freude, die auch mit Verlust leben kann.
Seine Abwesenheit in der Welt ist nur zu ertragen, weil ich darauf vertraue, dass Freiheit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit immer wieder neu geboren werden und dass alles erst aufgeht, wenn ich es wage, mich einem Mitmenschen zuzuwenden und zuzugeben, dass deine Abwesenheit Finsternis ist.
Heiligabend und die Weihnachtstage sind Tage, wo das, was war, dem begegnet, was ist. Wir versammeln unsere Geschichte um uns, und etwas von ihr sehen wir als Verlust, anderes mit Weinen, und wir spüren, dass die Abwesenheit des Geliebten Finsternis ist. Die Verwunderung ist das Licht, das uns dazu führt, den anderen mit Ehrerbietung zu sehen, und uns wird klar, dass die Abwesenheit des Anderen Finsternis ist. Der Tag ist neu. Lasst uns aufbrechen und Angst und Leblosigkeit und massive Lügen durch Glück und Freiheit verscheuchen, mit Vertrauen und Gebet um Willen zum Leben. Amen.
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Bischof Peter Skov-Jakobsen
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