
1. Johannes 5, 9-13
2. Sonntag nach Weihnachten | 05.01.2025 | 1. Johannes 5, 9-13 | „Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben.“ | Winfried Klotz |
9 Wenn Menschen uns etwas bezeugen, schenken wir ihrer Aussage Glauben. Aber die Aussage Gottes hat ein ungleich größeres Gewicht, zumal es dabei um Jesus Christus geht, den Gott selbst als seinen Sohn bestätigt hat A.
- A) W zumal die Aussage Gottes darin besteht, dass er über seinen Sohn Zeugnis abgelegt hat.
10 Wer an den Sohn Gottes glaubt, weiß in seinem Innersten, dass Gottes Aussage wahr ist A. Doch wer Gott keinen Glauben schenkt, macht ihn damit zum Lügner: Er will nicht wahrhaben, dass Gott als Zeuge für seinen Sohn eingetreten ist.
- A) Od glaubt, hält an dieser Aussage fest. W glaubt, hat die Aussage / das Zeugnis in sich.
11 Und was bedeutet diese Aussage Gottes ´für uns`? Sie bedeutet, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat; denn dieses Leben bekommen wir durch seinen Sohn A.
- A) Od gegeben hat und dass wir dieses Leben nur durch seinen Sohn bekommen (w und dieses Leben ist in seinem Sohn).
12 Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht.
13 Ich habe euch diese Dinge geschrieben, um euch in der Gewissheit zu bestärken, dass ihr das ewige Leben habt; ihr glaubt ja an Jesus als den Sohn Gottes A.
- A) W ihr glaubt ja an den Namen des Sohnes Gottes.
Weihnachten liegt hinter uns, wir feiern den 2. Sonntag nach Weihnachten, aber zugleich steht die Botschaft von Weihnachten vor uns und stellt uns die Frage: Bist du gewiss, dass Jesus von Gott kommt? Oder anders: Ist der, der damals von Maria geboren wurde, Jesus von Nazareth, Gottes Sohn, durch den Gott ewiges Leben gibt?
Es mag jemand in heutigen Zeiten diese Frage für unbedeutend halten; jede und jeder denkt und glaubt, was sie/ er will, warum sich darum Gedanken machen? Aber diese scheinbar tolerante Einstellung ist Zeichen von Ignoranz; sollten wir dem nicht nachfragen, was unsere Geschichte und Kultur geprägt hat? Abgesehen davon, dass für Menschen, die sich Christen nennen, die entscheidende Frage ist: Wer ist, war Jesus? Denn das berührt die Grundlage ihres Glaubens.
Der erste Johannesbrief kreist ständig um diese Frage; der Verfasser ringt darum, dass der, der von Maria geboren wurde, Jesus von Nazareth, der Christus, der Retter und Herr ist. Im Umfeld der Gemeinden, die der Verfasser des Lehrschreibens vor Augen hat, sind Leute aufgestanden, die den irdischen Jesus mit seiner Geschichte, seinem Leben, Leiden, Sterben und seiner Auferweckung, getrennt haben von einer geistigen Größe „Christus“. Aus dem geschichtlichen Jesus, durch den Gott uns erlöst von den Sünden, haben sie einen geistigen Christus gemacht, eine Christusidee. Diese „Christus-Idee“ zu begreifen führte nach ihrer Lehre zur Erlösung. Wer das vertritt, macht Gott zum Lügner, das ist die Kritik des Verfassers des 1. Johannesbriefs. Gott selbst hat Jesus in die Welt gesandt und als seinen Sohn bestätigt. Aus der Todeswirklichkeit der Verfehlung gegen Gott und den Nächsten hat er uns durch Jesus befreit; durch den Glauben verbunden mit Jesus empfangen wir Leben aus Gott, ewiges Leben. Diese Gewissheit schenkt uns Gottes Geist, der von uns Besitz ergriffen hat, der in uns wohnt. Nicht eine Idee und Erkenntnis erlöst uns, sondern der, der für uns am Kreuz gestorben ist.
Glauben meint kein blindes Fürwahrhalten, sondern ist Antwort auf die gute Nachricht; Glauben findet seine Bestätigung durch den Geist, der uns geschenkt ist und lebt in der Gemeinschaft der Christen. Glauben gewinnt Gestalt in der geschwisterlichen Liebe, die der Liebe Gottes antwortet. Denn wir haben Gottes Liebe empfangen als er uns durch Jesus freigesprochen hat von unseren Irrwegen, uns seiner Familie eingefügt hat und das bestätigt hat durch den Heiligen Geist, den er uns gegeben hat.
Ich will das Gesagte noch einmal verstärken: Gemeinde Jesu ist kein Traditionsverein, der seine Fest feiert und seine Rituale begeht und damit die religiösen Bedürfnisse der Mitglieder befriedigt. Gemeinde Jesu ist ein lebendiger Organismus, vergleichbar einem Bienenstock, in dem es summt und brummt, die Bienen aus – und einfliegen, und Nektar und Pollen, die zu Honig werden, eingebracht werden. Honig – Bild für die geschwisterliche Liebe, ist die Frucht des gemeinsamen Glaubens und der Sendung durch den Geist. Gemeinsamer Glaube, Teilhabe an dem einen Geist Jesu, Liebe, die uns verbindet, das macht uns als christliche Gemeinde aus! Das ist Leben aus Gott, ewiges Leben! Kirche als Traditionsverein hat keine Zukunft, Kirche, die sich durch Säuglingstaufe reproduziert, hat keine Zukunft. Zukunft wird der Kirche von ihrem Herrn geschenkt, wenn sie die gute Nachricht ausrichtet, Jesus als Retter und Richter verkündigt, und damit den Hörenden die Möglichkeit zur Umkehr eröffnet. Umkehren dürfen, neu anfangen, nicht, weil wir es können, sondern weil uns dazu die Tür aufgetan, die Sicht gegeben wird, das ist die Medizin, die wir brauchen. Statt Beruhigung, statt Friede, Friede zu predigen, die süße Soße der Liebe Gottes über die Menschen auszugießen, braucht es und entspricht es Jesus, Sünde zu benennen und Umkehr zu ermöglichen. Das, weil Gottes Liebe dazu treibt.
„Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht“, sagt unser Bibelwort aus dem 1. Johannesbrief (V. 12).
Die Welt giert nach Leben, wir alle ersehnen erfülltes Leben, aber wie oft wird Leben gesucht auf Wegen, die zum Tod führen. Schon die Haltung „ich will Leben, und zwar sofort“ kann zum Absturz führen. Und sind nicht all die, die sich betrinken, berauschen, Drogen einwerfen oder spritzen, süchtig nach Leben?! Da bauen junge Leute ihr Haus, richten es ein, aber nicht mit dem, was ihrem Budget entspricht, sondern mit dem, was ihnen als exklusiv und zeitgemäß vorgegaukelt wird. Noch vor der Eheschließung soll alles perfekt sein. Dann kommt es zur Trennung; alles muss verkauft werden und trotzdem bleiben Schulden. „Wir wollten ein gutes Leben!“
Alle Welt giert nach Leben, nach gutem Leben; vielen reicht das Mittelmaß nicht. Zugleich verachten viele das Leben, das Gott denen gibt, die sich IHM anvertrauen in Jesus. Dieses Leben, verbunden mit Jesus, brauche ich vielleicht dann, wenn ich das Leben hier genossen habe und alt bin. Gibt es nicht viele Wege zu Gott und zum Leben? So scheinen sie zu denken; oder denken sie vielleicht gar nicht über das Leben nach?
„Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht.“
Manche scheinen der Meinung, die Verbindung mit Jesus sei eine Fessel, die gutes Leben verhindert. In der Tat verhindert die Bindung an Jesus Untreue, Lüge, Diebstahl, Hass, Ausschweifung und was es sonst an Bösem gibt. Und wenn sie es nicht verhindert, so wirkt die Verbindung zu Jesus doch wie ein Brandzeichen im Gewissen- und das ist gut! Das kann helfen zur Umkehr. Christliches Leben besteht immer wieder aus der Übung der Umkehr zu Gott und den Nächsten! Wie auch sollen wir zu einem guten Leben gelangen in einer kaputten Welt ohne Umkehr und Erneuerung, die doch Gottes gute Medizin sind, Gnadengaben unseres Gottes, der uns liebt! Der uns aus seiner Liebe Jesus gesandt hat, Mensch aus Fleisch und Blut und zugleich Gottes Sohn und Gesandter. Wer den Sohn hat, hat das Leben!
Wie komme ich zu diesem Vertrauen auf Jesus? Doch nicht in einem Schritt blinder Unterwerfung, sondern indem ich es wage, zu dem zu reden, der schon lange auf meine Stimme wartet und der mich hören will, obwohl ich Staub und Asche bin. Von dem die Bibel so vielfältig sagt, dass er sich finden lässt von denen, die ihn suchen. Unter dem Maulbeerfeigenbaum des Zachäus blieb er stehen und sagte: Ich muss heute dein Gast sein! Alle haben sich aufgeregt: Bei einem ausgemachten Sünder kehrt er ein. (Lk. 19, 1-10) So ist Gott, so handelt er in Jesus. Amen.
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Winfried Klotz, Pfr. i. R. Bad König/ Odenwald; verh. drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Theol. geprägt von Otto Michel und Hans J. Iwand, Mitglied Pfarrgebetsbund.