
Johannes 3,14–21
Das Evangelium in der Nussschale | Reminiscere | 16.3.2025 | Joh 3,14–21 | Fritz Neubacher |
Tim Tebow war Quarterback des NFL-Teams «Denver Broncos». Er betete während des Spiels. Er kniete dabei nieder und neigte sein Haupt. Die Geste wurde sein Markenzeichen und wird sogar «Tebowing» genannt.
Auch darüber hinaus stellte Tebow seinen Glauben offen zur Schau. Beim Finale der nationalen College-Meisterschaften 2009 versah er die bei Football-Spielern üblichen schwarzen Striche unter den Augen mit einer Bibelversangabe!
Da stand «John 3,16» – Also: Johannes 3,16.
Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete, dass nach der Partie über 90 Millionen Nutzer bei Google nach dieser Bibelstelle gesucht haben.
Heute ist diese Stelle Teil unseres Predigttextes.
Die größte Wrestling-Liga der Welt hat den Begriff «3:16» als Marke eintragen lassen.
«3:16» ist eine Referenz auf Johannes 3,16.
Rollen Stewart hatte anfangs nur das Ziel, möglichst oft im Fernsehen zu sehen zu sein.
Er ging als Zuseher in große Sportveranstaltungen, setzte sich eine Afro-Look-Perücke auf, die er bunt gefärbt hatte – und wenn die Kameras durch das Publikum streiften, blieben sie bei ihm hängen. Er wurde berühmt. Wegen seiner bunten Haare wurde er Rainbow Man genannt.
1980 wurde er Christ.
Er nutzte seine Popularität und machte mit Schildern auf Jesus aufmerksam. Auf diesen Schildern stand: John 3:16.
Rollen Stewart war bei Golfturnieren, Fußballmatches, Olympischen Spielen, Parteiveranstaltungen der Republikaner und der Demokraten, sowie bei der Hochzeit von Prince Charles und Lady Diana zu sehen.
An den Höhepunkt dieses John 3:16-Hypes erinnern sich vielleicht noch manche ältere Fußball-Fans unter uns: Bei der Weltmeisterschaft in Italien, 1990 wurden andauernd Schilder mit dieser Aufschrift in die Kameras gehalten. Niemand weiß mehr, wer Weltmeister geworden ist (außer unsere nord-westlichen Nachbarn), aber alle wissen, was in Johannes 3,16 steht.
Der verstorbene, ehemalige Leiter von Schloss Klaus, Lutz Kettwig hat bei uns hier in Attersee gepredigt, und dabei Johannes 3,16 das „Evangelium in der Nussschale“ genannt, weil in diesem Vers viele wichtige Wahrheiten der guten Nachricht auf engstem Raum zusammengedrängt stehen.
Lasst uns also eine Predigt lang auf diese berühmten Worte hören.
Bereit?
Das Thema dieses Bibelabschnitts ist: Wem vertrauen wir eigentlich, wenn es kritisch wird?
Wohin schauen wir hilfesuchend, wenn wir Hilfe brauchen?
Woran glauben wir, wenn die Sicherheiten brüchig werden?
Die alttestamentliche Lesung ist da sehr plastisch: Es kommen Giftschlangen ins Lager der Israeliten in der Wüste. Sie beißen die Menschen, und diese sterben.
Aber: Gott befiehlt dem Mose, eine bronzene Schlange auf einem Stab aufzuhängen, und wer zu dieser Schlange aufschaut, der bleibt am Leben.
So. Wenn also die Schlange der Krankheit in unser Lager kriecht – wohin schauen wir dann hilfesuchend? Natürlich schauen wir zu den Ärztinnen, zu den Physiotherapeuten und den Pharma-Produkten. Das ist auch gut so, aber: hinter all diesen Errungenschaften der modernen Welt steht – das Kreuz.
Darauf ist der Herr über Krankheit und Leiden und Tod, Jesus Christus erhöht.
Er ist es letztlich, der – durch Medikamente und Ärzte, oder durch einen Wink, oder durch sein Wort – heilen und helfen kann. Auf ihn sollen wir also schauen, von ihm Hilfe erhoffen.
Oder: Es kriechen die Schlangen der Zwietracht und des Streits in unser Lager. In den Beziehungen rumort es, in den Familien klaffen die Klüfte.
Wo schauen wir hin, auf der Suche nach Lösungen, nach Frieden und Liebe und Glück?
Eheberaterinnen, Therapeuten und Coaches können eine Menge Gutes! Sie aufzusuchen lohnt sich. Aber hinter all den guten Angeboten steht ein Kreuz aufgerichtet. An ihm ist der erhöht, der sein Leben verschenkt für seine Freunde! Er gibt die Kraft zum Lieben und die Stärke, die man braucht, um einen Kompromiss auszuhandeln, und zu leben!
Auf ihn sollen wir unsere hoffenden Blicke richten. Er kann helfen!
So ist es mit allen Krisen.
In Europa fühlen wir uns gerade von unserem guten, alten ‚Uncle Sam‘, von den USA im Stich gelassen. Die alte Freundschaft zählt anscheinend im Moment nichts mehr. Wir sehen uns um, und fragen: Wer wird uns helfen, wer wird uns beschützen? Die EU hat ihre Lösung gefunden: Wir brauchen mehr Waffen – die werden uns beschützen!
Mag sein, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass in Europa noch viele, viele Kreuze herumstehen, auf Berggipfeln und anderswo. Sie sind allesamt Hinweise dafür, dass Jesus an einem Kreuz erhöht war, und er der wahre Schutzherr Europas, ja des Kosmos ist. Er kann uns in Wirklichkeit helfen!
Die größte Krise, die Menschen ereilen kann, ist verloren zu gehen.
Ich war mal am Flughafen in Johannesburg in Südafrika buchstäblich verlorengegangen. Ich hatte den Anschlussflug verpasst, stand da, müde, in der riesigen Halle, und wusste nicht, wie weiter. Die riesigen Anzeigetafeln mit den Flügen waren keine Hilfe: Sie zeigten irgendwas, was für mich nicht relevant war, und mir einfach keine Information gaben, die mir helfen hätte können.
Da kam ein uniformierter Mann auf mich zu, sagte freundlich: „Are you lost?“ (bist du verlorengegangen?) Er nahm mich in ein Hinterzimmer des Flughafens mit. Dort knöpfte er mir 50 Euro ab, strich und kritzelte irgendwas auf meinem Flugticket rum, und schob mich zurück in die Abflughalle. Da stand ich, betrogen, einsam, und ohne Orientierung.
Für viele Menschen fühlt sich ihr Leben so an: Wir brechen hoffnungsfroh auf, aber wir werden müde, nicht alles läuft nach Plan, und irgendwann stehen wir in der Schalterhalle des Lebens, fühlen uns betrogen und allein, und wissen nicht, wohin.
Wir sind abgehängt, verloren, und zwar endgültig.
Das Hauptproblem ist die Vertrauenskrise:
Die Anzeigetafeln in unserer Gesellschaft sind voller Fake-News. Du kannst niemandem richtig vertrauen.
Du schaust dich hilfesuchend um – aber das darf niemand merken! Damit wirst du nämlich ein leichtes Opfer von Betrügern, die spezialisiert sind auf „Verlorengegangene“.
Also bleibst du allein mit deinem Problem.
Damals, am Flughafen in Johannesburg habe ich irgendwann zufällig ein kleines Kreuz entdeckt! Da hing tatsächlich über einem der vielen Ausgänge ein hölzernes Kreuz. Ich blieb stehen, schaute hoch – und im selben Moment war mir – wieder – klar:
Ich bin nicht verloren!
Ich bin gefunden! Jesus Christus, der Herr auch dieses Flughafens ist mein Retter! Ich gehöre zu ihm! Ich gehöre nicht zu niemanden – ich gehöre in seine Familie! Ich bin nicht niemand, ich bin wer: ein geliebtes Kind des himmlischen Vaters.
Okay, ich weiß gerade nicht, welches Gate ich nehmen soll und ob mein Ticket noch gültig ist, und eigentlich weiß ich noch tausend Sachen nicht, aber ich weiß etwas Wichtiges:
Ich bin nicht verloren. Ich bin gerettet!
Gefunden sein bedeutet: eine feste, belastbare Verbindung zu haben, zu dem Dreieinigen Gott.
Es bedeutet zu wissen, zu wem man aufschauen kann, wenn man Hilfe, Kraft, eine Lösung braucht.
Es bedeutet, den persönlich zu kennen, der am Kreuz gezeigt hat, wie sehr er mich will.
Genau so nämlich hat Gott den Kosmos – und damit auch mich – geliebt, dass er seinen Sohn hingab, damit wir nicht verloren gehen, sondern ein erfülltes, reiches Leben führen können – ein Leben, das mit dem Sterben nicht endet.
Was rettet?
Der suchende, hoffende vertrauende Blick zu ihm hinauf – zu dem Mann am Kreuz!
Johannes 3,16 ist eine Einladung zum Glauben:
Es sagt, dass Gott uns Menschen so unendlich gern mag, dass er in Jesus Mensch wird, und das Kreuz aufrichtet. Wir können in den Krisen unseres Lebens unseren Blick heben, und vertrauensvoll zu ihm aufschauen. Er rettet!
Vielleicht sagst du dir: Okay – das probiere ich.
Gratulation – ich glaube tatsächlich, dass Jesus das wollte! Der Text ist ja ein Teil eines Gesprächs von Jesus mit einem gewissen Nikodemus. Ich glaube, dass er ihm – und uns – sagen wollte: Probier das aus mit dem Vertrauen. Schau in deinen Notlagen und Verlorenheitsängsten zu mir. Ich kann dir helfen!
Vielleicht sagst du dir aber auch: Okay, interessant, aber – zu wenig. Ich brauche mehr Informationen, mehr Zeit, mehr Resonanz in mir. Gut – nimm dir die Zeit. Wir haben grade Passionszeit: Das ist eine super Gelegenheit sich mit Jesus intensiver zu beschäftigen. Im Mai findet übrigens ein Glaubenskurs statt. Besuche ihn!
Oder du sagst dir: Das weiß ich alles, und ich glaube das auch alles. Ich lebe längst im Vertrauen zu Gott. Dann hätte ich eine Challenge für dich:
Tim Tebow hat sich „Johannes 3,16“ unter seine Augen geschrieben.
Die Wrestling-Liga hat den Vers für eigene Werbezwecke schützen lassen.
Rollen Stewart hat Johannes 3,16 in die Kameras von Sport-Großveranstaltungen gehalten.
Was hast du für eine Idee, um das Evangelium in der Nussschale bekannt zu machen?
Amen.
Rektor i.R. Fritz Neubacher
St. Georgen im Attergau, Ö
Email: Fritz.neubacher@aon.at
Fritz Neubacher, Jahrgang 1958, Pfarrer der Evang. Kirche A. B. i. Ö.; bis 8/23 Rektor des Werks für Evangelisation und Gemeindeaufbau, seither im Ruhestand.