
Jesaja 40,26–31
Quasimodogeniti | 27. April 2025 | Jes 40,26–31 | Friedrich Seven |
Text: Jesaja 40, 26-31
26) Hebt eure Augen auf in die Höhe und seht!
Wer hat all dies geschaffen?
Er führt ihr Heer vollzählig heraus
und ruft sie alle mit Namen;
seine Macht und starke Kraft ist so groß,
dass nicht einer von ihnen fehlt.
27) Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst:
„Mein Weg ist dem Herrn verborgen,
und mein Recht geht an meinem Gott vorüber“?
28) Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?
Der Herr, der ewige Gott,
der die Enden der Erde geschaffen hat,
wir nicht müde noch matt,
sein Verstand ist unausforschlich.
29) Er gibt den Müden Kraft
und Stärke genug dem Unvermögenden.
30) Jünglinge werden müde und matt,
und Männer straucheln und fallen;
31) aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.
„Nein, Gott hat Euch nicht verlassen, ihr habt ihn in Wahrheit fast vergessen.“
So spricht der Prophet zu seinem Volk im Exil und er spricht in der poetischen Sprache der Priester und im Ton der prophetischen Mahnung.
„Hebt euren Blick und schaut zum Himmel, lasst euch auf Adelers Fittichen sicher führen und stimmt das Loblied auf Gottes Schöpfung an.
Habt ihr beim Vergleichen mit den fremden Göttern im Land des Exils euren Gott gar gewogen, ihn dabei als zu leicht befunden und vergessen?
Ist euch euer gegenwärtiges Elend, ist euch der Schmerz über das verlorene Jerusalem als einziger Maßstab geblieben?
Wer von den Göttern in Nebukadnezars Reich will sich schon messen mit dem, der Himmel und Erde geschaffen hat. Unser Gott hat die Welt geschaffen, damit ihr darin lebt, er hat die Völker geschaffen und wird ihnen gebieten, dass sie mit euch leben. Wer kann bestehen vor unserem Gott, der alles ins Leben gerufen und uns zu seinem Volk erwählt und gebildet hat.
Auf ihn sollt ihr warten, auf sein Kommen, seine Zukunft, damit auch das Exil zur Vergangenheit werden kann.
Wartet auf ihn in der festen Rüstung der Hoffnung: der Beharrlichkeit. Kraft wird euch zuwachsen von dem, den ihr erwartet. Ihr, die ihr euch nach dem Ende des Elends sehnt, hofft auf einen neuen Anfang mit Gott. Dazu habt ihr alles Recht; ihr tätet gut daran, würdet ihr nur hoffen. Er geht nicht an Euch vorüber, sondern geht mit Euch.
Erinnert euch um Gottes Willen an Euren Gott und an alles, was er für euch schon getan hat.
In eurer Gottvergessenheit werdet ihr euch nicht finden. Eure Geschichte ist auch Gottes Geschichte mit euch.“
Liebe Gemeinde, so wie der Prophet vor mehr als einem halben Jahrtausend vor dem Osterereignis in der Sprache von Schöpfung und Erlösung gesprochen hat, so können uns seine Worte heute, am Sonntag der Unschuldigen Kinder, an die neue Schöpfung erinnern, die uns der Osterglaube verspricht.
Vergesst nicht Karfreitag und Ostern, und lasst euch an jedem Freitag und Sonntag daran erinnern, dass das Alte vergangen und das Neue schon angebrochen ist.
So dürfen wir als die zum Osterglauben befreiten auch gegen den Augenschein nicht müde werden, mit dem Volk des Propheten auf den Frieden im Nahen Osten zu hoffen.
Einen Frieden, den wir uns für Palästinenser und Israelis erhoffen und für den wir auch heute beten wollen.
Hebt eure Häupter zum Blick über eure befriedeten Grenzen nach Osten hinweg auf die überfallene Ukraine und blickt die an, die aus den Schrecken des Krieges zu uns gefunden haben und uns im Alltag, am Arbeitsplatz, in den Schulen und in der Gemeinde begegnen.
Lasst uns beten für die, die darauf hoffen, dass unsere Grenzen nicht zu festen Mauern werden.
Lasst uns eine österliche, eine offene Gemeinde sein, nicht nur heute, wo wir mit dem Gottesdienst aus der Kirche auf den Marktplatz gezogen sind.
Wir laden ein zum Gottesdienst in der Kirche und zum Gottesdienst im Alltag der Welt, laden ein zur Tafel, ins soziale Kaufhaus, zur Schraubwerkstatt und zu den Gesprächsangeboten in und um unsere Gemeinde.
Wer in der Gegenwart unter ihrer sozialen und wirtschaftlichen Schattenseite leidet, der soll spüren, dass das österliche Licht keinen Burn-out kennt.
Freuen wir uns auf die schönen Gottesdienste im Osterfestkreis, heute durften wir schon die wunderbare Geschichte vom Jünger Thomas hören, am nächsten Sonntag vom Guten Hirten. Da werden viele von uns auf dem Kirchentag in Hannover dabei sein. Unsere Kantorei und die Jugendkirche nehmen dort aktiv an Gottesdiensten teil. Seien wir mit ihnen schon heute Mutig – stark – beherzt.
Werden wir wieder jung wie die Adler und freuen wir uns auf den Jubel am Sonntag Jubilate und auf das Gotteslob an Kantate, auch, darauf, dass es wieder neue Lieder geben wird und auch die alten Lieder beim Singen wieder neu werden.
Stimmen wir ein in eines der ältesten Osterlieder: Christ ist erstanden von der Marter alle, des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
[EG 99]
Amen!
Dr. Friedrich Seven
Pastor i. R.
E-mail: friedrichseven@t-online.de