
Lukas 17,11-19
Dankbarkeit | 14. So. n. Trinitatis | 21.09.2025 | Lk 17,11-19 | Poul Joachim Stender |
Dankbarkeit
Wohin ging Nora? In dem Schauspiel ‘Ein Puppenheim‘ von Henrik Ibsen verlässt Nora ihren Mann und ihre Kinder, um sich selbst zu verwirklichen. Man sieht sie verschwinden, und die Zuschauer bleiben zurück mit der Frage: Wo ging Nora hin? Heute haben wir die Geschichte von den zehn Aussätzigen gehört, die von Jesus geheilt wurden. Wir wissen, dass einer von ihnen hinging und Jesus für die Heilung dankte. Aber wo gingen die neun anderen hin? Das führt zu der Frage: Wo gehen wir hin, wenn etwas Großes und Schönes in unserem Leben geschehen ist? Wie viele von zehn Dänen danken Gott? Wir haben heute in unserer Kirche ein Elternpaar, das ein gesundes Kind bekommen hat. Wem wollen sie dafür danken? Unserer Kommune? Der Ministerpräsidentin Mette Frederiksen? Einander? Dem leeren Nichts? Nein, sie sind in die Kirche gekommen, um Gott zu danken für ihren wunderbaren Sohn. Sie haben ihren kleinen Jungen in die Kirche gebracht, um ihn teilhaben zu lassen am Christentum und ihm eine Welt zu geben, die so groß ist, dass sie Himmel und Erde umfasst. Es mag ja sein, dass viele das Gefühl haben, dass da nicht viel zu danken ist. Es gab keinen Millionengewinn im Lotto in dieser Woche. Die Karriere wurde nicht das, was sie hätte sein sollen. Der Körper tut irgendwo weh. Nichts hat man bekommen. Für alles hat man gearbeitet. Aber das stimmt nicht. Wir haben so unendlich viel von Gott bekommen und schon nur das. Dass wir heute lebendig in der Kirche sitzen können, singen und das Abendmahl empfangen und später vielleicht in den Wald gehen und sonnenwarme Brombeeren essen, all das ist eine Gabe der Ewigkeit. Achte auf das, was du fühlst, sagt man. Aber oft spüren wir sehr, was wir fühlen statt was andere fühlen. Gefühle können nicht für alles verwendet werden. Wenn die Leute sagen: „Mein Bauchgefühl sagt mir“, meinen sie meist, dass ihre Gefühle ihnen sagen, dass sie so und so handeln oder so und so meinen sollen. Aber nicht immer sollen wir auf unser Bauchgefühl hören. Das kann furchtbar in die Irre führen. Vielleicht sollten wir versuchen, weniger zu fühlen und dann mehr zu meinen, in dem Sinne, dass wir uns in die Gegebenheiten versetzen, die sich mit verschiedenen Verhältnissen verbinden, und uns von daher und nicht von unseren Gefühlen her eine Meinung bilden.
Das gilt auch für unser Verhältnis zum Christentum. Einige fühlen, dass dies nichts für sie ist mit all dem Reden von Jesus. Aber wenn wir uns in den christlichen Glauben versetzen, Fakten, Tatsachen, kann es sein, dass wir unsere Meinung ändern. Die Frage ist, ob das nicht auch in Bezug auf die Dankbarkeit gilt. Wenn wir uns in die Fakten, die Tatsachen in Bezug auf unser Leben, unser Land, unsere Situation versetzten und nicht nur nach unseren Gefühlen richteten, wären wir dankbarer als wir es sind. Es geht besser zu als wir glauben. Nimm ein Blatt Papier und schreibe alles Gute im Leben auf und alles, was schlecht ist im Leben. Die Liste mit den guten Dingen wird, wenn man es wünscht, bemerke, wann man es wünscht, die längste sein. Nicht das Glück macht uns dankbar. Das tut die Dankbarkeit, sie macht uns glücklich.
Der Geheilte im Evangelium, der Jesus für seine Heilung dankte, muss das Leben als ein Geschenk gesehen haben, eine Erwählung, und nicht als ein Recht. Er ist eine Person, die als Lebenseinstellung beschlossen hat, dankbar zu sein. Im Matthäusevangelium heißt es: „Suchet, so werdet ihr finden“. Wenn wir lange genug nach Fehlern beieinander suchen, werden wir sie sicher finden. Wenn wir lange genug beieinander nach Fehlern suchen, werden wir sie sicher finden. Wenn wir lange genug in unserem Inneren der Angst und Unruhe und dem Stress nachspüren, werden wir das sicher finden. Aber wir können auch die Worte ins Positive wenden. Wenn wir nach etwas suchen, wofür wir dankbar sein können, taucht es auf. Wir finden im Evangelium einen Mann, der von Jesus von einer schlimmen Krankheit geheilt worden war und dann den Sohn Gottes aufsuchte, um ihm zu danken. Und er fand ihn und dankte ihm innerlich für seine Heilung.
Dankbarkeit ist modern geworden. Wir werden aufgefordert, dafür zu danken, dass wir gesund sind. Für die, die wir lieben, für eine gute Ernte, dafür zu danken, dass wir gut durch den Tag gekommen sind. Auf der Dankeskarte können wir Dinge aufzählen, für die wir dankbar sind. Das Psychologie hat das Erbe der Kirche übernommen, aber Christus ausgelassen. Das Problem ist, dass der Dank an ein leeres Nichts geht. Aber da das Wort Dank von dem Wort Denken kommt, geht es darum, dass man dabei an den Geber alles guten Gaben denkt. Und wenn wir in den biblischen Schriften oder in der Kirche danach suchen, wem wir für das Gute in unserem Leben danken sollen, an wen wir dabei denken sollen, können wir die Antwort finden: Es ist Jesus Christus.
Ich begann mit der Frage. Wo gehen wir hin und danken für das Große in unserem Leben? Und ich schließe mit der Frage: Wo geht Jesus Christus hin? Simon Petrus fragt Jesus: Herr, wo gehst du hin? Und die Antwort ist: Christus geht zu uns. Christus geht immer zu uns. Er will uns helfen, uns beschützen, uns aufmuntern. Er ist an unserer Seite, und wenn wir es sehen wollen, sind wir nicht im Zweifel darüber, wem wir für alle gutem Gaben danken sollen. Amen.
Pastor Poul Joachim Stender
DK 4060 Kirke Såby
pjs(at)km.dk