
2. Korinther 4,6-10
Liebe Gemeinde,
am letzten Sonntag nach Epiphanias werfen wir einen letzten Blick auf den Weihnachtsfestkreis
des Jahres. ( Wenn ein Stern in der Kirche hängt, sollte der bei diesen
Sätzen durch Ein- und Ausschalten blinken ) Vom 1. Advent bis heute
hat uns der Stern über dem Altar begleitet. Jetzt sagt er uns Auf Wiedersehen.
Wir verabschieden uns, aber sein Licht und seine Botschaft bleiben uns im Gedächtnis.
Es geht heute noch einmal um das Licht. Wir haben die hintergründige Geschichte
von der Verklärung Jesu als Evangelienlesung gehört. Von Petrus,
Jakobus und Johannes wurde gesagt: Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen
sie niemand als Jesus allein. In der Epistel, unserem Predigttext aus dem
2. Korintherbrief, geht es auch um dieses Licht, das hintergründige Licht
des Lebens, nicht um die vordergründigen, technischen Lichtquellen.
Den Predigttext lese ich noch einmal nach der zeitgenössischen Bibelübersetzung Hoffnung
für alle:
So wie Gott einmal befahl: ´Es werde Licht!`, so hat er auch die Finsternis
in uns durch sein helles Evangelium vertrieben. Durch uns sollen alle Menschen
Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus sichtbar wird. (7) Diesen
kostbaren Schatz tragen wir allerdings in einem zerbrechlichen Gefäß.
Denn so wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in
uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.
Dann folgt ein richtiger Gefahrenkatalog des Lebens, der sich für den
Absender des 2. Korintherbriefes, Paulus, und für viele Menschen bis heute
wie eine Lebensbeschreibung anhört:
(8) Denn obwohl uns die Schwierigkeiten von allen Seiten bedrängen, lassen
wir uns nicht von ihnen überwältigen. Wir sind oft ratlos, aber nie
verzweifelt. (9) Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir
Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um. (10)
Indem wir täglich unser Leben für Jesus einsetzen, erfahren wir am
eigenen Leib etwas von seinem Sterben. Wir erfahren dadurch aber auch etwas
vom Leben des auferstandenen Jesus.
Wer über das Licht des Lebens nachdenkt, der tut das vor dem Hintergrund
der Schatten des Todes, der tut das im Zusammenhang der Finsternis dieser Welt,
die keine technische Lichtquelle vertreiben kann. In unserer Gemeinde steht
uns dieser Zusammenhang bei jedem Gang auf unseren großen alten Friedhof
vor Augen, aber auch bei jedem aufmerksamen Lesen der Zeitung und Wahrnehmen
der Nachrichten. Es gab auch in der letzten Zeit soviel Bedrängendes und
so viel Ratlosigkeit. Aber wir lassen uns nicht überwältigen und
verzweifeln nicht. Gott hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, deshalb
lassen wir uns nicht überwältigen und verzweifeln nicht. Auf die
Kraft Gottes können wir bauen, sein heller Schein in unseren Herzen ist
ungleich wertvoller als die Durchhalteparole energischer Menschen: Was uns
nicht umbringt, macht uns nur stärker!
Wir brauchen dieses Licht so nötig wie das tägliche Brot!
Jeder von uns hat dieses Licht empfangen, trägt es in sich und
muss es nur für sich aktivieren, in sich scheinen lassen
und für die Umgebung sichtbar werden lassen .!
Das wird in der Taufliturgie symbolisch zum Ausdruck gebracht. Die Taufkerze
wird ja nicht dem Baby überreicht wie sollte sie denn! Die Taufkerze
bekommen die Eltern oder Paten. Dabei sagen wir etwa folgendes: Empfangt das
Licht Christi. Christus, das Licht der Welt, er erleuchte Ihr Kind. Es soll
als Kind des Lichtes leben. Ihnen wird dieses Licht anvertraut, damit Sie das
Kind immer wieder neu in den Lichtkegel von Christus führen! Das heißt
doch: Wir alle müssen unsere Kräfte aktivieren gegen die Schatten
des Todes und der Finsternis im täglichen Leben.
Wir leben in unserer ganz normalen, alltägliche Welt mit all dem Jammern
und Klagen. Aber denken Sie daran: Keiner ist zum Jammern und Klagen verpflichtet!
Wir hören viel von Unzufriedenheit und Krankheit und sind davon auch selbst
bedroht. Aber vergessen wir es nicht: Wir selbst wohnen in dem kleineren Teil
der Reichen und Gebildeten dieser Erde. Wir alle wissen, dass es Armut, Unbildung
und Unterernährung und Kindersterben auch an Hunger gibt. Aber sind wir
da aktiv und tun etwas dagegen oder wissen wir nur, dass man etwas tun müsste
und könnte. Haben wir den hellen Schein in unseren Herzen, diese Gabe
Gottes, irgendwo aktiviert?
In einer Geschichte asiatischer Weisheit wird von einem König erzählt,
der zwei Söhne hatte in einem Land ohne festgelegte Erbfolge. Er wurde
alt und überlegte nun, wem von beiden er seinen Thron und damit das Land
anvertrauen sollte. Er stellte beiden die gleiche Aufgabe und gab jedem Geld
dazu, nicht sehr viel, aber auch nicht gerade wenig. Er ließ sie die
Aufgabe im Abstand von einer Woche erfüllen. Sie hieß: Füllt
die große Festhalle des Palastes. Das war der größte Raum
weit und breit. Der Ältere begann, hatte eine Woche Zeit und die gute
Idee, dass man die Halle mit Reißstroh wohl vollbekommen müsste,
wenn nur genug Bauern mit ihren Ochsenkarren die Zulieferung schaffen würden.
Alles wurde gut organisiert und er schaffte es. Am Ende der Woche war die Halle
voll mit Reißstroh. Als sie wieder ausgeräumt war, kam der jüngere
Bruder an die Reihe, der weit weg in einer Burg bewacht wurde, damit er nichts
von der Lösung des Bruders mitbekam. Als seine Woche begann, kam er am
Montagabend zum Vater, gab das allermeiste Geld zurück und sagte, er sei
fertig. Sie gingen in die große Halle, sie war leer. In der Mitte stand
eine dicke Kerze und das Licht füllte den weiten Raum. Dieser Sohn bekam
den Thron!
Solche Weisheit können wir erkennen. Wir können physikalisch erklären,
dass eine Kerze einen großen Raum mit Licht füllt. Wenn Menschen
bei Dunkelheit in unsere große gotische St. Stephani – Kirche kommen,
sind sie überwältigt, wie das kleine weiße Öllicht den
ganzen weiten Raum erfüllt. Aber Gottes Licht der Offenbarung ist noch
viel mehr. Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten,
der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. (V.6a ). Haben Sie diesen
hellen Schein bei sich aktiviert? Seit der Taufe ist die Voraussetzung dafür
geschaffen. Wenn ich diese modernen runden Plexiglassäulen mit Wasser
sehe, in denen Sauerstoffblasen aufsteigen, frage ich mich: Prickelt eigentlich
dein Taufwasser noch! Geht auch von mir etwas Gutes, Lichtvolles, Helfendes
und Tröstendes aus? Oder bin ich mit mir selbst beschäftigt und im
Gewohnten erstarrt? Erfahren die Menschen um mich herum nur etwas vom Sterben
dieser Welt oder auch etwas vom Leben des Auferstandenen und der eigenen Auferstehung?
Da muss ich Ihnen zum Schluss noch eine Geschichte erzählen, die einer
jungen Lehrerin aus unserer braunschweiger Gegend in einem Dorf bei Osnabrück
passiert ist. Die weitaus überwiegende Zahl der Kinder in ihrer Schule
ist katholisch. Da wird im Fach Deutsch in einem Text von einem Heiligen gesprochen.
Sie fragt vorsichtshalber, um sicher zu sein, das alle in der Klasse mit dem
Begriff etwas anfangen können, was das ist, ein Heiliger. Holger meldet
sich und sagt ohne lange nachzudenken: Ein Heiliger ist ein Mensch, durch
den die Sonne scheint! Sie hat mir diese Geschichte erzählt, weil sie
im ersten Moment so verblüfft war. Auch Sie dürfen verblüfft
sein, wenn ich uns mit diesem Predigttext aufrufe: Leben wir als Menschen,
durch die die Sonne scheint!
Amen.
Fürbittengebet vieler Einzelner
Die Liturgin / der Liturg teilt vor dem Gottesdienst so viele Blätter
aus, wie Bitten genannt sind und hat auf jedem Blatt eine markiert.
Aufforderung: Wir beten, hören nach jeder Bitte die Aufforderung Wir
bitten dich und sprechen dann gemeinsam : Herr erhöre unser
Gebet .
Herr, unser Gott, wir breiten vor dir aus, was uns heute bewegt:
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Dein Licht will alle erreichen. Mache noch viel mehr Menschen empfänglich
für dein Licht, seine Wärme und Klarheit.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Hilf all den Großen der Welt, deren Wirken und Leben in den Nachrichten
genannt wird. Lass sie leben und wirken nach deinem Willen.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Wir erbitten für alle Menschen, die öffentlich nicht genannt werden
und zuverlässig und selbstverständlich ihre Aufgaben erfüllen,
deinen Beistand und deinen Segen.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Steh allen bei, die Hilfe brauchen: Ratlosen und Untröstlichen, Kranken
und Arbeitslosen, Hilflosen und Ausgenutzten. und tritt für sie ein. Sende
ihnen Menschen, die Nähe wagen.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Wir danken dir für dein Licht und deine Wärme, deine Nähe und
deine Hilfe zum Leben, deinen Schutz und deine Weisungen.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Wir danken dir für alle fröhlichen Menschen, für jede lebendige
Familie, für ehrliche Freundschaft, selbstlose Hilfe, gute Nachbarschaft
und alle Zeichen von Nähe, die Mut machen.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Danke für unsere Gemeinde und deine Kirche! Danke dass wir Gottesdienste
feiern, dein Wort hören und Musik machen können.
Stille – Liturg: Wir bitten dich. Alle: Herr, erhöre unser Gebet
Wir preisen deine Güte und vertrauen uns deinem Schutz und deiner Gnade
an. ( alle sprechen gemeinsam das : ) Amen
Wenn das ´Vater unser` folgt, entfällt das Amen. Die Liturgen beginnen
ohne jede Aufforderung mit dem Gebet des Herrn.
( siehe: Heinz Fischer, Mit der Gemeinde beten. Neue Fürbitten;
Dienst am Wort 95, Verlag V & R. Göttingen 2002 )
Psalm 97
Weil der Sonntagspsalm 97 nicht im EG abgedruckt ist, wird er hier abgedruckt.
Er ist für das Wechselgebet in der Gemeinde eingerichtet. Vorschläge
für das Wechselgebet:
1. Liturgin
/ Liturg und Gemeinde
2. linke
Seite und rechte Seite
3. Frauen
und Männer
4. Konfirmanden
und Erwachsene (bei entsprechender Vorbereitung).
Psalm 97 – Letzter Sonntag nach Epiphanias
Der Herr ist König, die Erde frohlocke,
es sollen sich freuen die vielen Inseln!
Wolken und Dunkel sind rings um ihn her,
Gerechtigkeit und Recht seines Thrones Stütze.
Feuer geht vor ihm her,
verzehrt ringsum seine Feinde.
Seine Blitze erleuchten den Erdkreis,
die Erde sieht es mit Beben.
Berge zerschmelzen wie Wachs
vor dem Herrscher der ganzen Erde.
Die Himmel künden seine Gerechtigkeit,
alle Völker schauen seine Herrlichkeit.
Schämen möge sich, wer Bildern dient,
ein jeder, der sich der Götzen rühmt.
Vor ihm werfen sich alle Götter nieder.
Zion hört es und freut sich,
Judas Töchter jubeln, Herr, über deine Gerichte.
Denn du, Herr, bist der Höchste über alle Welt,
hoch erhaben über alle Götter.
Der Herr liebt, die das Böse hassen,
bewahrt das Leben seiner Frommen,
rettet sie aus der Hand der Frevler.
Licht erstrahlt dem Gerechten
und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.
Freut euch am Herrn, ihr Gerechten
preist seinen heiligen Namen.
(alle)
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt
und alle Zeit / und in Ewigkeit.
Amen.
Ein Lied zum Thema:
Es ist viel mehr verborgen
1. Es ist viel mehr verborgen als wir vor Augen sehn,
das ändert auch kein Sorgen, entkräftet kein System.
Durch das Geheimnis Glauben wird Neues offenbar,
weil jene Kräfte taugen, womit uns Gott versah.
2. Wie wir mit Dingen umgehn, die nicht vor Augen sind,
wie wir zu Fragen stehen und wer auf Antwort sinnt,
das bleibt für unser Leben nicht ohne Sinn und Zweck,
wenn wir im Glauben heben, was tiefer in uns steckt.
3. Nur Herzen sehen richtig, das Auge ist so blind.
Verborgenes wird wichtig, wie Kräfte in dem Wind.
Wenn Tat und Wille eins ist und Einsicht viel vermag,
bleibt Glaube doch Geheimnis, durch Gott wird`s
in uns Tag.
Mel.: Befiehl du deine Wege Heinz Fischer 1991
Thema Licht oder Geheimnis des Glaubens. 1. Kor. 4, 1 – 5
Propst Heinz Fischer, Helmstedt
info@propstei-helmstedt.de