Das Brot vom Himmel…

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Das Brot vom Himmel – und unsere Not | Predigt zu Johannes 6,24-35.37 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Propst Preben Kræn Christensen | aus dem Dänischen übersetzt von Eberhard Harbsmeier |

Wo wären wir eigentlich heute, wenn wir das Christentum nicht hätten? Denn wir sind Christen – durch und durch, mit Haut und Haaren. Normalerwiese denkt man vielleicht nicht darüber nach, dass wir so denken, handeln, fühlen, uns ausdrücken, wie wir das tun, allein weil wir Christen sind. Jeden Tag fällt für uns „Brot vom Himmel“.

Wie hängst das nun zusammen, denkt man dann? Oder man könnte fragen wie die Menge heute: „Wann bist du hergekommen?“

So fragen wir, wenn wir in unserem Leben in Not geraten, wenn das Dasein nicht so läuft, wie wir es geplant haben. Oder wir könnten fragen: Wo ist Gott mitten in unserer Krise, wo die Epidemie Grenzen schließt und Ängste unser Leben füllen? Aber Er ist hier. Christus ist die Luft, die wir atmen, die Nahrung, von der wir leben – er ist das Brot des Lebens! Und das regnet Tag und Nacht vom Himmel.

Das Gute ist bei Gott, und das Gute gehört Gott – es geht also nicht so sehr darum, was wir tun können, sondern was Gott getan hat und was er tut! Es geht um das Brot des Lebens! Und dies Brot ist nicht ein Brot, das sich an unsere Gaumen klebt und kleistert.

Das Brot des Lebens ist Gottes Gabe an uns – das Brot des Lebens ist die Güte Gottes, wie sie mit Jesus beschrieben ist, mit dem, was er gesagt hat, mit dem, was er getan hat, mit dem, was er ertragen hat, mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Dieses Brot dürfen wir essen – an ihm dürfen wir teilhaben. Und das ungeachtet deiner eigenen Verdienste oder deinem Mangel an Verdiensten. Das Brot Gottes ist hier und jetzt – und in alle Ewigkeit. Es ist für die Guten und die Bösen, Junge und Alte – da ist keine Kleinlichkeit, wenn er das Brot über Gerechte und Ungerechte regnen lässt. Das Brot und die Liebe sind die Antwort Gottes auf unsere Gebete.

Der unsichtbare Gott ist überall – mitten im Jahrmarkt des Lebens und unserer Uneinigkeit darüber, was das Gute und die Liebe ist. Da ist das Reich Gottes – der wird und das Brot des Lebens gerecht.

Im Verhältnis zur Umwelt können wir durchaus große Brötchen backen, aber wenn es um das Verhältnis zu Gott geht, dann er ist er es, der allein bestimmt und uns das Brot reicht und uns teilhaben lässt an ihm und seinem Reich. Mit dem Empfang seines Brotes empfangen wir zugleich die Vergebung der Sünden, und die Vergebung sollen wir dann an unseren Nächsten weitergeben. Und das ist gerade in dieser Zeit nötig, wo wir zusammenhalten müssen, auch wenn wir aus gesundheitlichen Gründen angemessenen Abstand zu einander halten sollen. Wir können etwas tun, und wir sollen etwas tun! Wie der dänische Theologe K.E. Løgstrup in seiner Doktorarbeit seinerzeit schrieb: Der Mensch braucht nur drei Dinge hier in seinem Leben, und das sind Brot, Wasser und Liebe! Brot und Wasser verstehen sich in diesem Zusammenhang von selbst – der Tisch und das Bad des Herrn – und beides sind Ausdruck dafür, dass Gott handelt. Ausdruck für die Liebe Gottes!

Die Erzählung von dem Brot des Lebens will nicht unser menschlichen Tun und Lassen verwerfen, sondern uns sagen, dass wir eine beständige Einladung haben zu dem Ort, der Nahrung und Liebe schenkt. Das besagt, dass unser Leben einen Sinn hat, der größer ist als der, den wir selbst konstruieren können. Das ist eine Gemeinschaft, die größer ist als die Beziehungen, die wir selbst wählen und schaffen. Da ist ein Ort, wo wir mit leeren Händen kommen dürfen. Ein Ort, wo wir alles umsonst bekommen, wo wie weder dürsten noch hungern müssen.

Im Lichte des Glanzes der Wirklichkeit Gottes – des Reiches Gottes – werden unsere Welt und unsere Herzen grau und farblos. Das Herz sehnt sich nach etwas anderem. Das gibt es auch, deshalb fragen wir immer wieder: Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Und immer wieder erhalten wir die Antwort: „Das Werk Gottes ist dies, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“.

Vertraut auf Gott und überlasst ihm die Macht. Die Macht, in unser Leben einzugreifen mit Vergebung, Gnade und Liebe.

Den Himmel können wir nicht beherrschen – der Himmel kann das Unmögliche. Und wir sollen lernen, das zu lieben, denn das liegt im tiefsten Grunde außerhalb unserer Natur. Aber wir würden in Kälte und dem Nichts der Einsamkeit enden, wenn nicht der Sohn Gottes aus dem Grabe aufersteht, in das auch wir ihn legen, um uns das Brot des Lebens zu reichen. Da kann du nur eines tun: Empfangen! Täglich empfangen wir Brot vom Himmel. „Herr gib uns immer dieses Brot!“ Amen.

Propst Kræn Christensen
DK-6710 Esbjerg V

E-Mail: pkch(at)km.dk