Das Licht wird heller, wenn man’s teilt

· by predigten · in Advent, Weihnachten und Neujahr, Archiv, Beitragende, Deutsch, Paul Kluge, Predigten / Sermons

Das Licht wird heller, wenn man’s teilt | ein adventliches Spielstück (nicht nur) für Kinder | Paul Kluge |

Der Raum ist so dunkel wie möglich Vier Kinder, kostümiert als· Europäer (Nord),· Indianer (West)· Chinese (Ost) und· Afrikaner (Süd),treten aus den vier Ecken des Raumes mit je einer Laterne nacheinander auf und bewegen sich zur Mitte.

Nord :

Ich bin ein Stern aus Norden,

und meine Haut ist weiß.

Bin immer satt geworden,

und vieles ich schon weiß.

Mit Mutter, Bruder, Vater

wohn‘ ich in einem Haus,

wir haben einen Kater,

der trinkt die Milch stets aus.

Ich hab‘ oft Langeweile

und weiß nicht, was ich mag,

die Großen sind in Eile

den lieben langen Tag:

Gibt es noch andre Sterne

in unsrer großen Welt?

Das wüsste ich ganz gerne,

und koste es auch Geld.

West :

Ich bin ein Stern aus Westen,

und meine Haut ist rot.

Ich glaub, es wär‘ am besten,

man schlägt mich auch noch tot:

Das Land ist uns genommen,

das uns zu essen gab.

Fremde sind angekommen,

uns blieb nur noch das Grab,

das man jetzt „Reservat“ nennt

mit Zäunen drum herum.

Doch wer sich etwas auskennt,

der weiß: Wir sind nicht dumm.

Die Erde wird sich rächen

für das, was man ihr tut,

man kann Natur nicht brechen,

das ging noch niemals gut.

Ich geh zu anderen Sternen

in unsrer großen Welt,

die will uns gut ernähren,

wenn man gesund sie hält.

Ost :

Ich bin ein Stern aus Osten,

und meine Haut ist gelb.

Den Reis kann ich wohl kosten,

der kostet wenig Geld.

Viel Arme gibt’s, auch Reiche

in unserm großen Land;

wir war’n fast alle gleiche

ohn‘ Anseh’n nach dem Stand.

Ich möchte gerne spielen

und toben völlig frei,

statt dessen muss ich üben

sogar Marschiererei.

Ich glaub nicht, dass nur Feinde

in andern Ländern sind,

ein jeder der Gemeinde

ist erst mal Menschenkind.

Es gibt noch andre Sterne

in unsrer großen Welt,

’ne einzelne Laterne

ein Eckchen nur erhellt.

Süd :

Ich bin ein Stern aus Süden,

und meine Haut ist braun;

ich wär‘ schon sehr zufrieden,

könnt‘ ich mal satt mich kau’n.

Ich möchte so gerne Lesen

und schreiben, Rechnen lern’n:

Zu teuer ist’s gewesen,

ist nur für weiße Herrn.

Wir waren sieben Kinder,

vier sind vom Hunger tot;

auch unsre Ziegen, Rinder

erleiden große Not.

Sie geben keine Milch mehr,

es wächst auch gar kein Gras.

Wo kommt für uns denn Hilf‘ her?

Ich glaub, ich weiß jetzt was:

Ich such‘ noch andre Sterne

in unsrer großen Welt,

vielleicht, dass in der Ferne

ein Stückchen Brot abfällt.

Nord :

Lasst uns in Frieden froh und frei

nur Menschenkinder sein,

ob gelb, rot, braun ist einerlei

und auch, ob groß, ob klein.

West :

Ich hab‘ von einem Stern gehört,

der leuchtet jedem Land,

und hat die Mächtigen empört,

weil er für „Frieden“ stand.

Ost :

Und „Freiheit“ auch für jeden Mann,

für Frau und für das Kind,

dass jeder richtig leben kann,

weil alle Menschen sind.

Süd :

Auch „Freude“ brachte jenes Licht

dem großen Erdenweit,

doch so was gibt es heute nicht,

das war vor langer Zeit.

Sie fassen sich an der rechten Hand, halten die Laternen in der linken und bilden so einen Stern. Während sie im Kreis gehen:

alle :

Was dieser Stern verkündet hat,

muss Wirklichkeit noch werden

in Nord und West, in Land und Stadt,

in Ost und Süd auf Erden.

Wir wollen durch die Straßen zieh’n

und auch auf dunklen Wegen,

um einmal diesen Stern zu seh’n,

der gibt uns Licht zum Leben.

Nord : Es ist so dunkel wie zuvor.

West : Nur unser Lichtlein scheint.

Ost : Hebt euern Stern doch mal empor!

Süd : Und tun wir es vereint!

Sie heben ihre Laternen und blicken sich um

Nord : Ich seh so viele ohne Licht –

West : Das kann nicht richtig sein!

Ost : So dunkel geht es wirklich nicht.

Süd : Wo ist denn euer Schein?

Nord : Ich geb‘ von meinem Licht was ab,

dass hell die Erde scheint.

West : Von meinem Frieden geb‘ ich ab,

der Mensch und Mensch vereint.

Ost : Und Freiheit teile ich euch aus,

dass jeder aufrecht geht.

Süd : Auch Freude komm in jedes Haus,

das auf der Erde steht

Sie geben von ihren Laternen den Nächstsitzenden Licht, diese geben es weiter.

Nord : Wie wird es hell mit einem mal!

West : Man kann einander sehn!

Ost : Ein tausendfacher Lichterstrahl!

Süd : Das Licht von Bethlehem!

Alle bilden noch einmal einen Stern und gehen im Kreis

alle :

Das Licht wird heller, wenn man’s teilt,

das Licht, das Friede heißt,

das Freiheit, Freude in sich eint

und uns an’s Leben weist.

Sie gehen, sich an den Händen haltend, gemeinsam ab, während das Publikum EG 56 singt


Paul Kluge, Pastor em.

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