Exodus 20,2–17

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Buß- und Bettag | 22. November 2000 | Ex 20,2–17 | Dorothea Zager |

Meditationsgottesdienst am Abend über die zehn Gebote in Gebetsform

ABENDGOTTESDIENST AM BUSS- UND BETTAG

Meditationsgottesdienst mit Abendmahl

Liturgische Farbe: violett

Wochenspruch: Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben. (Spr 14,34)

ORGELVORSPIEL

EINGANGSLIED

EG 144,1+6: Aus tiefer Not lasst uns zu Gott

EINGANGSVOTUM

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

GEM.: Amen.

EINGANGSSPRUCH

Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.

(1. Joh 1,8.9)

Kommt, lasst uns loben und anbeten!

GEM.: Ehr sei dem Vater und dem Sohn …

KOLLEKTENGEBET

Wir wollen beten.

Herr, unser Gott, du willst in unseren Herzen wohnen, behutsam und in aller Stille. Aber wir machen soviel Lärm und Hektik, daß wir dich gar nicht bemerken. Du willst kommen und in unserer Mitte sein, aber wir geben dir nur einen kleinen Platz am Rand.

Wir danken Dir, dass Du uns heute Abend eingeladen hast in Dein Haus. Du willst uns Stille schenken und Einkehr.

Hilf uns, dass wir diese Zeit und diese Stille nutzen und uns neu auf den Weg begeben zu Dir.

GEM.: Amen.

SCHRIFTLESUNG

Von der engen Pforte und der verschlossenen Tür (Lk 13,22-27)

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja!

GEM.: Halleluja!

GLAUBENSBEKENNTNIS

WOCHENLIED

EG 146,1+2: Nimm von uns, Herr, du treuer Gott

MEDITATION: DIE ZEHN GROßEN FREIHEITEN

nach Ernst Lange – Gedanken über die zehn Geboten

Auf die Frage, was das Christentum sei, antwortete ein Junge:

„Christentum ist das, was man nicht darf.“ So denken viele.

Und wenn man sie nach dem Grund für diese merkwürdige Ansicht fragt, reden sie von den Zehn Geboten:

Da heißt es doch immer Du sollst nicht !

Was für ein ungeheuerliches Missverständnis!

Gott ist kein Zwingherr, sondern der Befreier.

Er befreite sein Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten.

Dann führte er es zum Berg Sinai.

Und vom Berg Sinai aus machte er ihm klar, wie groß die Freiheit ist, die man mit Gott hat.

Er machte ihnen das klar in zehn Sätzen.

Acht von diesen zehn Sätzen beginnen mit: Du wirst nicht…

Zwei beginnen mit: Du wirst…

Keiner beginnt mit: Es ist verboten…

Sondern alle fangen an : Ich, Gott, und du, Mensch, wir gehören jetzt zusammen. Und wenn wir zusammenbleiben, dann wird dein Leben folgendermaßen aussehen: Du wirst keine anderen Götter haben.

Du wirst meinen Namen Ehre machen.

Dur wirst dich nicht zu Tode hetzen.

Dur wirst in deiner Familie ein menschliches Leben finden.

Die Zehn Gebote sind die zehn Artikel der großen Freiheit, die Gott schenkt.

Lassen Sie uns gemeinsam über die 10 Gebote der Freiheit nachdenken, mit einander beten, unsere Schuld vor Gott bekennen. Zwischen den einzelnen Geboten wollen wir jeweils einen Vers des Kyriegesangs 178.9 miteinander singen.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst keine anderen Götter haben!

Du wolltest, daß ich frei bin, Herr.

Aber ich habe die Freiheit vertan,

die du mir gegeben hast.

Es gab immer etwas, dem ich mehr zutraute als dir:

meiner eigenen Kraft

oder dem Einfluss anderer Menschen,

dem Geld, den Sternen oder der öffentlichen Meinung.

Nun bin ich ein Sklave meiner eigenen Angst

und Begierde geworden

und lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

und die Sklaverei wird immer schlimmer!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Unfreiheit verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder frei sein!

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst meinen Namen nicht mißbrauchen!

Du wolltest, daß ich Vertrauen habe, Herr.

Aber ich habe die Freundschaft mißbraucht,

die du mir geschenkt hast.

Da war immer die Versuchung, dich in meine Gewalt

zu bekommen:

dich zu bestechen mit frommen Leistungen,

deinen Namen im Mund zu führen,

auch wenn das Herz leer war,

dich zu benutzen, um den Menschen Eindruck zu machen.

Nun ist mir, als müsste ich entweder bewusst weiterheucheln

oder dich ganz aus meinem Herzen reißen;

und ich lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Und der Riss zwischen Reden und Tun wird immer größer!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Gotteslästerung verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder wie deine Freunde leben.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst den Feiertag heiligen!

Du wolltest, daß ich sorglos lebe, Herr.

Aber ich habe den Zusagen nicht getraut,

die du mir gemacht hast.

Da war immer die Angst, ich könnte etwas versäumen:

versagen bei der Arbeit,

zu kurz kommen beim Vergnügen,

von meinem Leben nichts habe.

Nun kann ich einfach nicht mehr zur Ruhe kommen

und lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Die Hetze wird immer mörderischer!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Ruhelosigkeit verkommen läßt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder Stille finden vor dir.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst Vater und Mutter ehren!

Du wolltest, daß ich ein wirklicher Mensch werde, Herr.

Aber ich habe die gute Ordnung zerstört,

die du geschaffen hast.

Da war immer die Sorge, ich könnte mich selbst verlieren:

vergewaltigt werden von meiner Familie,

ersticken im Sumpf dessen, was früher galt,

und nie ein selbständiger Mensch sein.

Nun bin ich wie Treibsand in der Wüste,

ohne Wurzel und Halt,

leichte Beute der Mode, Reklame, der Propaganda.

Und meinen Mitmenschen geht es genauso.

Die Unordnung wird immer verheerender!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Wurzellosigkeit verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder in Liebe zusammen leben.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst nicht töten!

Du wolltest, daß ich für meinen Nächsten da bin, Herr.

Aber ich bin ein einen heillosen Konkurrenzkampf

mit meinen Mitmenschen geraten.

Da war immer das Misstrauen,

andere könnten mir zuvorkommen:

mich übervorteilen,

mir meine Chancen verderben,

meinen Lebenserfolg zunichte machen.

Nun kann ich einfach keinen Frieden mehr halten,

und ich lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Der Kampf aller gegen alle wird immer mörderischer!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in Hass und Misstrauen umkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder in Frieden zusammen leben.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst nicht ehebrechen!

Du wolltest, daß Mann und Frau einander leben helfen, Herr.

Aber ich bin nicht gut umgegangen mit den Kräften der Liebe,

die du in mich gelegt hast.

Da war immer der Drang,

auf eigene Faust Befriedigung zu suchen:

die Freude vorwegzunehmen,

die Liebe zum „Geschlechtsverkehr“

und den Partner zur Sache herabzuwürdigen.

Nun habe ich die Herrschaft über meine Gedanken

Und Wünsche verloren,

und ich lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Die Freudlosigkeit wird immer ärger!

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer verdorbenen Liebe verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr

Sei doch barmherzig,

und lass uns wieder in Treue zusammen leben!

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst nicht stehlen!

Du wolltest, daß ich zufrieden leben kann, Herr.

Aber mir waren die Gaben nicht genug,

die du mir anvertraut hast.

Da war immer etwas, das ich noch dazu haben wollte:

Vom Besitz der anderen,

vom Erfolg der anderen,

von der Freude der anderen.

Nun ist mein Gewissen allzu weit geworden,

und ich lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Die Ungerechtigkeit unter uns wird immer hässlicher.

Wir haben es verdient, Herr,

daß wir in unserer Ungenügsamkeit verkommen

und dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns das Hergeben wieder lernen.

Kyriegesang EG 178.9

  1. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst nicht lügen!

Du wolltest, daß ich in Wahrhaftigkeit lebe, Herr.

Aber ich habe mutwillig die Brücken zerstört

zwischen mir und Meinen Mitmenschen.

Da war immer ein Grund für eine ganze oder halbe Lüge:

meine Bequemlichkeit,

der Blick auf die anderen, die es grade so machen,

der Mangel an Mut, meine Fehler zuzugeben.

Nun ist mir die Unwahrhaftigkeit

schon zur Gewohnheit geworden,

und ich lebe unter Menschen, denen es genauso geht.

Das Misstrauen zwischen uns wird immer unüberwindlicher.

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Verlogenheit verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und lass uns wieder Vertrauen zueinander gewinnen.

Kyriegesang EG 178.9

  1. und 10. Gebot

Ich bin der Herr, dein Gott:

du sollst nicht neidisch sein!

Du wolltest, daß ich froh bin, Herr.

Aber ich habe mir die Lebensfreude selbst zerstört

durch das Schielen nach den anderen.

Da war immer ein Anlass, mich ungerecht behandelt zu fühlen:

dieser war reicher als ich,

jener war beliebter als ich,

der dritte war besser als ich.

Nun ist mir der neidische Blick auf die anderen

zur zweiten Natur geworden,

und ich lebe unter Menschen, denen es ebenso geht.

Die Unzufriedenheit wird immer größer.

Wir haben es verdient, Herr,

daß du uns in unserer Kleinlichkeit verkommen lässt

und daß wir dich für immer verlieren.

Wir können uns nicht selbst helfen, Herr,

sei doch barmherzig,

und zeig uns das Geheimnis der Genügsamkeit!

Kyriegesang EG 178.9

SÜNDENBEKENNTNIS

Lassen Sie uns gemeinsam beten:

EG 794

Herr, erbarme Dich!

Christe, erbarme Dich!

Herr, erbarm Dich über uns!

BEICHTFRAGE

BEICHTANTWORT

ABSOLUTION

Im Namen Jesu spreche ich euch frei.

Die Schuld ist vergeben,

das Dunkel durchbrochen,

Gott hat begonnen, alles zum Guten zu werden.

Von neuem dürfen wir wagen,

als Kinder Gottes zu leben,

einander zu vertrauen,

Lasten zu tragen

und Hoffnung und Freude in der Welt zu stärken.

Christus spricht:

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. (Joh 14,27)

LIED VOR DEM ABENDMAHL

EG 146,3+4: Gedenk an deines Sohnes Tod

ABENDMAHLSLITURGIE

PFARRERIN: Der Herr sei mit Euch!

GEM.: Und mit Deinem Geiste.

PFARRERIN: Erhebet eure Herzen!

GEM.: Wir erheben sie zum Herren.

PFARRERIN: Lasset uns danksagen dem Herren, unserm Gotte!

GEM.: Das ist würdig und recht.

PRÄFATION

Es ist wahrhaft würdig und recht, daß wir Dir lobsingen und Dich preisen, Vater im Himmel. Seit Menschengedenken begleitest Du uns Menschen durch die Zeit. Erlebst immer wieder, wie wir uns von dir abwenden und eigene Wege gehen. Aber Du lässt uns nicht fallen. Immer wieder rufst Du uns zur Umkehr. Immer wieder schenkst Du uns Barmherzigkeit. Wir danken Dir für Deine Geduld. Darum preisen und loben wir dich und stimmen ein mit der ganzen Kreatur in den Lobgesang deiner Herrlichkeit:

GEM.: Sanctus

EINSETZUNGSWORTE

VATERUNSER

GEM.: Agnus Dei

EINLADUNG

AUSTEILUNG

DANKGEBET

Lieber himmlischer Vater, es macht uns froh, daß du uns einen neuen Anfang geschenkt hast. Wir sind voller Dank für Deine Liebe, die uns unsere Schuld nicht nachträgt, sondern vergibt. Bitte hilf uns, daß diese Erfahrung in unser Leben hineinwirkt. Lass sie ausstrahlen in unser Verhältnis zu den Mitmenschen, damit wir anderen so begegnen, wie Du uns begegnet bist in Jesus Christus deinem Sohn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

FÜRBITTENGEBET

(„Liturgieentwürfe für den Gottesdienst“, S. II 65/3)

SCHLUSSLIED

EG 482,1+4+7 Der Mond ist aufgegangen

SEGEN

Geht hin unter dem Segen des Herrn:

Der Herr segne Euch und behüte Euch.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über Euch und sei Euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht über Euch und gebe Euch Frieden +.

(Amen.)

GEM.: Amen.

ORGELNACHSPIEL

Die zehn großen Freiheiten

(Ernst Lange)

Du brauchst keine Angst zu haben!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Helfer sein.

Du brauchst dir nichts einreden zu lassen!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Lehrer sein.

Du brauchst mich nicht zu zwingen, dir zu helfen!

Ich, der allmächtige Gott, bin ganz freiwillig dein Freund.

Du brauchst dich nicht zu Tode hetzen!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Meister sein.

Du brauchst nicht in ständiger Auflehnung zu leben!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Vater im Himmel sein.

Du brauchst die anderen nicht als Konkurrenten zu behandeln!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Beschützer sein.

Du brauchst dich nicht „auszutoben“!

Ich, der allmächtige Gott, will der Stifter deines Glücks sein.

Du brauchst dich nicht unehrlich zu bereichern!

Ich, der allmächtige Gott, will dein Versorger sein.

Du brauchst nicht von der Wahrheit abzuweichen!

Ich, der allmächtige Gott, habe Vertrauen zu dir.

Du brauchst nicht neidisch zu sein!

Ich, der allmächtige Gott bin der Geber guter Gaben für dich.


Dorothea Zager

E-Mail: DWZager@t-online.de